Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
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Andreas
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#911 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Do 18. Apr 2019, 09:44

closs hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 17:17
Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 11:11
Ich steige nicht zu spät ein, weil der Dämon eine Vorannahme Descartes' ist.
Nein - es ist ein Erklärungsversuch dafür, dass der mensch nicht wissen kann, ob ihn seine Wahrnehmung täuscht. - Jetzt mal ehrlich: Meinst Du (wie die materialisten des 20. Jh), dass Descartes die Entität der Res extensae SETZT? Falls ja: Das wäre eine Katastrophe, wie viel erklärt.
Also wenn ich dich richtig verstanden habe, könne der Mensch nicht wissen, ob alles nur Vorgetäuscht oder echt sei, da man dies auf Subjekt-Ebene prinzipiell nicht entscheiden könne. Im Grunde sei also nichts falsifizierbar. Abgesehen vom Ich-bin-denkenden Ich (cogitans) - gäbe es überhaupt kein sicheres Wissen, darüber, was der Fall sei. Nur nach dem subjektiven Glaubensentscheid, dass die äußere Wirklichkeit (res extensa) keine Täuschung sei, gäbe es höchstens so etwas ähnliches wie Wissen (System-Wissen), das aber immer auf Glaube, eben dem subjektiven Fürwahrhaltenwollen dieses Glaubensentscheides basiert - es könnte aber dennoch alles nur eine Täuschung sein. Das sei prinzipiell nicht falsifizierbar, da jeder nur auf Subjektebene herum krebsen kann.

Deshalb müsse jeder Mensch wissen, dass er nichts wisse. Damit sei der an Gott glaubende Christ keinen Deut besser oder schlechter dran als jeder andere Mensch, sei er Atheist, Naturalist, Materialist, Wissenschaftler oder Historischer Theologe und Jesu-Leben-Forscher. Diese meinen nur, dass sie keinen Glaubensentscheid getroffen hätten - hätten sie aber doch, weil niemand redlicher Weise an Descartes Grundsatzfrage und seinem subjektiven Glaubensentscheid für oder gegen das Alles-Nur-Vorgetäuschte vorbeikäme. Wer die Wirklichkeit für die Wirklichkeit hält, hat sich glaubend für sie entschieden - ob er es nun weiß und sich eingesteht oder es nicht weiß und daher leugnet spielt keine Rolle.

Kommt das ungefähr hin?

JackSparrow
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#912 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von JackSparrow » Do 18. Apr 2019, 10:16

closs hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 08:49
Nein - wenn zwei Möglichkeiten logisch offenstehen, kann man nicht eine davon "Zusatzannahme" nennen.
Es stehen nicht zwei Möglichkeiten logisch offen. Das ist ja gerade deine Zusatzannahme.



Man nimmt etwas wahr und weiß nicht, welche von zwei Möglichkeiten damit abgedeckt sind. Das ist etwas ganz anderes.
Man nimmt etwas wahr und bekommt dann von einem Hobbyphilosophen dualistischer Prägung erzählt, dass zwei verschiedene Möglichkeiten in Betracht kämen.

Von seinen zwei Möglichkeiten weiß der Hobbyphilosoph dualistischer Prägung a priori, also ohne dass er sie voneinander unterscheiden könnte, also per göttlicher Offenbarung, und göttliche Offenbarungen sind per Definition logisch, was der Hobbyphilosoph in weiser Voraussicht mit Hilfe einer weiteren dogmatischen Zusatzannahme vorausgesetzt hat. Erscheint mir verständlich.

closs
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#913 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Do 18. Apr 2019, 12:33

Andreas hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 09:44
wenn ich dich richtig verstanden habe, könne der Mensch nicht wissen, ob alles nur Vorgetäuscht oder echt sei, da man dies auf Subjekt-Ebene prinzipiell nicht entscheiden könne.
So ist es - das ist der Kern des Radikal-Skeptizismus.

Andreas hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 09:44
Im Grunde sei also nichts falsifizierbar.
Jein - system-intern geht das schon, also: NACH meinem Glaubens-Entscheid, dass die Res extensae "echt" sind, kann ich munter Wissenschaft und somit Wissen betreiben, also auch falsifizieren. - Im Grunde sagt Popper etwas Ähnliches, wenn er "die Welt, wie wir sie wahrnehmen", als Grundlage nimmt, ohne sie radikal-skeptizistisch zu hinterfragen. - Das ist KEINE Kritik meinerseits, sondern eher ein Hinweis, dass Popper METHODIKER ist und nicht Philosoph.

Andreas hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 09:44
Nur nach dem subjektiven Glaubensentscheid, dass die äußere Wirklichkeit (res extensa) keine Täuschung sei, gäbe es höchstens so etwas ähnliches wie Wissen (System-Wissen), das aber immer auf Glaube, eben dem subjektiven Fürwahrhaltenwollen dieses Glaubensentscheides basiert
Richtig. - Wobei es natürlich normativen Charakter annimmt, weil es sich pragmatisch bewährt. - Insofern sind hier Descartes, Ratzinger, Theißen und Popper auf derselben Linie.

Andreas hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 09:44
Damit sei der an Gott glaubende Christ keinen Deut besser oder schlechter dran als jeder andere Mensch, sei er Atheist, Naturalist, Materialist, Wissenschaftler oder Historischer Theologe und Jesu-Leben-Forscher. Diese meinen nur, dass sie keinen Glaubensentscheid getroffen hätten
Ja.

Andreas hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 09:44
Kommt das ungefähr hin?
Sehr gut sogar. - Siehst Du irgendwo eine Lücke?

closs
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#914 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Do 18. Apr 2019, 12:35

JackSparrow hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 10:16
Es stehen nicht zwei Möglichkeiten logisch offen.
Doch - Du hast lediglich gesetzt, dass es nur eine sein soll.

JackSparrow hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 10:16
Man nimmt etwas wahr und bekommt dann von einem Hobbyphilosophen dualistischer Prägung erzählt, dass zwei verschiedene Möglichkeiten in Betracht kämen.
Die transzendent denkenden Philosophen des Abendlandes waren qualitativ keine Hobby-Philosophen - dasselbe gilt für Theologen.

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Scrypton
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#915 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Scrypton » Do 18. Apr 2019, 14:50

JackSparrow hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 10:16
closs hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 08:49
Nein - wenn zwei Möglichkeiten logisch offenstehen, kann man nicht eine davon "Zusatzannahme" nennen.
Es stehen nicht zwei Möglichkeiten logisch offen. Das ist ja gerade deine Zusatzannahme.
Exakt; doch selbstimmunisierend weigert er sich, das zu begreifen.
Doch... es ändert ja nichts. Insofern absolut richtig.

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sven23
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#916 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Do 18. Apr 2019, 16:13

PeB hat geschrieben:
Mo 15. Apr 2019, 08:28
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:52
PeB hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 10:03
Meine Eltern waren Kriegsteilnehmer. Als ich ca. 12 Jahre alt war, haben sie mir begonnen von ihren Erlebnissen zu erzählen. Das war ca. 30 Jahre nach den Ereignissen. Die Information war zu diesem Zeitpunkt noch verifizierbar - durch viele Augenzeugen. Hätte ich zu dem Zeitpunkt Fehlinformationen von meinen Eltern erhalten und veröffentlicht, wäre das aufgefallen.
Na ja, über die psychologischen Verdrängungsmechanismen einer ganzen Generation sind ja schon viele Bücher geschrieben worden.

Und das Resultat? Das kannst du überprüfen.
Frage: Tradieren wir im Jahr 74 nach Hitler grundsätzlich eine falsche Faktenlage über den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus?
Bestimmt keine grundsätzlich falsche Geschichte, denn dafür ist die Quellenlage zu gut. (wenn man mal von verwirrten Neo- und Altnazis absieht)

PeB hat geschrieben:
Mo 15. Apr 2019, 08:28
Zusatzfrage: tradierten die Christen im Jahr 74 nach Christus grundsätzlich eine falsche Faktenlage zu Leben und Wirken Jesu?
Wie es aussieht, wurde an der Jesussaga nach seinem Tod munter weitergesponnen. Leider haben wir ausser den Evangelien keine außerbiblischen Quellen, so daß wir uns fast ausschließlich auf diese stützen müssen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#917 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Do 18. Apr 2019, 17:09

closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 15:56
Meine Definiton von HKM ist immer noch die allgemeingültige.
Das wäre NOCH schlimmer. - Wie auch immer: "Leit-Disziplin" kann nur technisch und äußerlich gemeint sein, solange die HKE nicht erwägt, auch die historische Möglichkeit von "Jesus war auch göttlich" einzubeziehen.
Das ist eben die laienhafte Vorstellung des Glaubensideologen closs. Die Forschung läßt sich davon nicht beeindrucken:

„Die Bibel ist von Menschen geschrieben, sie ist ein menschliches Buch, und darum kann sie nicht anders gelesen und verstanden werden und nicht nach anderen Methoden ausgelegt werden als jedes andere Buch.“
(Heinz Zahrnt, dt. Theologe, 1915-2003)

Der Theologieprofessor Werner Stenger nimmt Nietzsches Philippika als Ansporn für die bei ihm Studierenden, indem er warnend den Finger hebt, Nietzsche habe aufgedeckt, dass "Theologen in der Gefahr stehen, für ihre Auslegung der Bibel solche Privilegien zu beanspruchen"(6) und er meint mit Privilegien den Fehler, den mancher Theologe macht, wenn er "als Glaubender den Büchern der Bibel eine größere Autorität über sich einräumt als anderen Büchern" und dann versucht ist, "die biblischen Texte bei der Auslegung methodisch grundsätzlich anders zu behandeln als andere schriftliche Dokumente aus Vergangenheit und Gegenwart.""

Norbert Rodenbach

Der Quellenwert der Jesusüberlieferung wird mit genau denselben Methoden überprüft wie jeder andere antike Text über jede andere Person.

katholisch.de



closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
- Das ist NICHT zu verstehen als Aufruf, die HKE möge sich ändern, sondern aus Hinweis, dass man in der Theologie keine führende Rolle spielen kann, wenn man das, was der Theologie Sinn gibt, verleugnet.
Für die glaubensideologische Abteilung streitet das ja auch niemand ab. Aber mit Wissenschaft hat das eben nichts zu tun.

closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 15:56
Ähm, Kaoniker interessieren sich ausschließlich für den späteren Sinn, also das mythologisch verklärte Endprodukt.
Nein, das ist mindestens irreführend. Das hat Dir jemand eingetrichtert und jetzt steckt es fest.
Vielleicht sollte man es dir mal eintrichtern, damit du es begreifst und behälst. Das ist nämlich der entscheidende Unterschied zwischen historisch-kirtischer und kanonischer Auslegung. :roll:

closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 15:56
Eine "säkulare" Vorannahme ist nichts, was die ergebnisoffene Untersuchung von Texten behindern würde.
Das gilt doch für die Vorannahme "Jesus war auch göttlich" ebenso.
:lol: :lol: :lol:
Da bemerkt man wieder die glaubensideologische Kontamination. Natürlich ist die Vorannahme der Göttlichkeit eine präjudizierende Einschränkung, wie sie größer nicht sein könnte.

closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 15:56
Eine Sonderbehandlung kann es für clossens Lieblingsliteratur nicht geben.
Wie kommst Du darauf, dass die Vorannahmen der HKE der Maßstab sind?
Sie sind es und sie bleiben es.
siehe oben.

closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 15:56
Nicht mal das, denn viele Dogmen lassen sich nur mit Vergewaltigung der biblischen Texte rechtfertigen.
Das darf man meinen - besser wäre, erst mal die Dogmen in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen.
Gerade dann erkennt man doch, dass sie mit der Bibel und erst recht nicht mit Jesus begründbar sind.

closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 15:56
Das ist der übliche Trick der Glaubensideologen, den Roland auch gerne anwendet. Wir sind doch alles Glaubensideologen, weil wir ja im Grunde gar nichts über die Welt wissen können.
Das sage ich NICHT und kenne es so auch nicht von Roland - Du baust Dir wieder mal Deine Welt. - Nein, um diese Deine Aussage geht es NICHT - es geht vielmehr darum, dass man sich der Grundlagen dessen bewusst ist, was man dann "Wissen" nennt.
Von closs kennen wir es zur Genüge. Zuerst wird "ich weiß, dass ich nichts weiß" zitiert, dann Descartes in Stellung gebracht und weinerlich geschlussfolgert: ach, im Grunde wissen wir doch gar nichts.
Dem widerspricht der Philosoph Markus Gabriel ganz entschieden. Seiner Ansicht nach ist der Skeptizismus die am besten falsifizierte Denkrichtung überhaupt.


closs hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 15:56
Da muss man nichts vereinbaren, es ist einfach so.
Du hast überhaupt nicht verstanden, was Wissenschaft ist - Anton wäre hier der beste Ansprechpartner für Dich.
Anton hat es nicht geschafft, dir deinen ontischen Wirklichkeitsfetischismus auszutreiben. Das ist aber nicht seine Schuld, sondern allein deine.
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sven23
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#918 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Do 18. Apr 2019, 17:45

Roland hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:50
Die HKM ist Leitmethode, solange sie sich nicht zu Gott äußert. Wenn sie (entgegen der Texte, die sie auslegt) behauptet es geben kein Handeln Gottes, verlässt sie den Boden der Wissenschaft und wird zur Ideologie.
Dann kannst du sicher auch Belege für deine Behauptung bringen?

Roland hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:50
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:45
Dir ergeht es wie closs: euch gefallen die Ergebnisse nicht, und das ist der springende Punkt.
Es sind die aufgrund der beschriebenen Vorannahmen zu erwartenden Ergebnisse.
Nein, die Vorannahme, die Texte so zu behandeln wie jeden anderen antiken Text, ist keine Einschränkung. Dass die Texte ein Sammelsurium an Fragmenten, Widersprüchen und Überarbeitungen ist, ist nicht Schuld der Forschung, sondern ihr Verdienst, dies erkannt zu haben.


Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:07
Sie sind nicht unglaubwürdig. Unglaubwürdig ist nur ihre atheistisch-glaubensideologische Auslegung, entgegen des Gesamtkontextes aller Jesusworte.
Glaubensideologen wollen ja gar nicht unterscheiden zwischen authentischen Jesusworten und ihm nachträglich in den Mund gelegten. Das unterscheidet sie von der Forschung.


Roland hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:50
Du darfst ja dennoch glauben, man habe sich das alles nur ausgedacht. Ist halt nur extrem unwahrscheinlich.
In allen Religionen ist das sogar extrem wahrscheinlich. :lol:



Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:07
Weil die HKE apriori davon ausgeht, dass das in den Texten beschriebene Handeln Gottes nicht stattgefunden haben kann. Die HKE ist also nicht apriorifrei. Voraussetzungslose Exegese kann es nicht geben.
Diejenigen, die ein Handeln Gottes voraussetzen, nennt man Glaubensideologen und nicht Forscher oder Wissenschaftler. :lol:

Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:07
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:45
Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:07
Ähm, hast du die Texte mal gelesen, in denen Jesu Taufe im Kontext beschrieben wird?
Du solltest es tun, statt nur Kubitzas Erfindungen darüber zu konsumieren, von denen NICHTS in den Texten zu finden ist.
Jesu Taufe und die spätere christliche Taufe, sind zwei verschiedene Dinge.
Dann hast du da noch entscheidenden Informationsdefizite:

Die Johannestaufe symbolisierte Vergebung von Sünden und rief den Getauften zur Umkehr wegen der Nähe des Reiches Gottes auf. Quelle: wikipedia
Immer noch die Texte nicht gelesen? Ich helfe dir: in allen 4 Evangelien (Mk. 1, 9-11; Mt. 3, 13-17; Lk 3, 21- 22; Johannes 1,29-34) bezeugt Gott bei der Taufe die Gottessohnschaft Jesu.
Du ignorierst, wie alle Glaubensideologen das gerne tun, die Entwicklung der Texte. Erst als es in den Urgemeinden zu Irritationen über die Sündentaufe Jesu gab, kamen die Schreiber auf die Idee, dies mit göttlichem Segen von oben geschehen zu lassen. Dieser Umstand wird gerade als Beleg für die Authentizität der Sündentaufe angesehen.


Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:07
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:45
Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:07
Dass die HKE es so darstellt, überrascht mich nicht. Sie spielt damit dem Vater der Lüge direkt in die Hände (Joh. 8, 44). Ratzingers Antichrist-Vergleich ist mehr als berechtigt.
Vielleicht ist Ratzinger der wahre Antichrist, weil er uns weimachen will, diejenigen, die die historische Wahrheit erforschen, seien die Antichristen.
Ganz falsch. Wer Jesus nicht als den Christus ansieht, sondern entgegen des NT als sündigen, irrenden Wanderprediger, kann logischerweise auch kein Christ sein. So einfach ist das.
Kein Christ und Antichrist ist ja nochmal ein kleiner Unterschied.
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sven23
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#919 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Do 18. Apr 2019, 18:04

Roland hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 19:44
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:26
Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:11
Wir verlassen uns BEIDE auf unseren Glauben.
Das ist auch so ein Trick der Glaubensideologen nach dem Motto: im Grunde wissen wir doch gar nichts über die Welt. Also hat unser Glaube die gleiche Relevanz wie der "Glaube" der Wissenschaft. Aber wie der Name schon sagt: das eine ist Glaube, das andere Wissen.
Der Zusammenhang war ja, dass ICH mich auf die Augenzeugenberichte der Bibel verlasse – und DU auf die Vermutungen und Hypothesen einer Exegesemethode, die diese Berichte auslegt, "als ob es Gott nicht gäbe" bzw., alsob er nicht gehandelt hat.
Als "Wissen" kann man weder das eine, noch das andere bezeichnen. Münek ist da offenbar einen Schritt weiter als du, er sagt über diese Frage muss Wissenschaft schweigen. Richtig!
Da gibt es überhaupt keinen Dissens zwischen mir und Münek, denn wie ich schon 100 mal sagte, kann die Wissenschaft keine Aussagen über die Existenz von Göttern machen. Das gilt für alle Götter, denn wie du weißt, gibt es neben deinem Lieblingsgott noch ein paar andere. :lol:



Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:11
Dass es ein "literarisches Wunder " ist, ist eine Behauptung, ich behaupte, es ist ein historisches.
Und beweisen können wir unsere Behauptungen beide nicht.
Genauso wenig wie man beweisen kann, dass der Wolf Rotkäppchens Großmutter gefressen hat. :lol:

sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:26
Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:11
Selektiv und naiv ist das Herauspicken von zwei Verslein, nicht der von mir nun mehrfach skizzierte Gesamtkontext der Jesusworte.
Was hast du immer mit den 2 Verslein, die für authentische Jesusworte gehalten werden?
Es ging um deine Aussage, Jesus sei nur ein Apokalyptiker und Endzeitprophet gewesen, der vor dem nahenden Gottesgericht warnte. Diese Behauptung basiert auf dem Herauspicken von zwei Verslein, die entegegen des Gesamtgefüges der Jesusworte gedeutet werden.[/quote]
Die Legende besteht ja gerade aus dem Gesamtgefüge. :lol:

Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:26
Du ignorierst die Geburts- und Auferstehungslegenden, die allein dazu dienten, eine posthume Legimtation für den Gottessohn zu liefern.
Dass das Erfindungen sind ist eine bloße Behauptungen, die durch nichts belegt ist.
Ähm, dann solltest du dich mal mit den Forschungsergebnissen beschäftigen. :roll:

Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:26
So ist z. b. der Kindermord des Herodes eine dreiste Erfindung des Matthäus.
Herodes war für seine Grausamkeit bekannt. Hat sogar eigene Söhne hinrichten lassen. Es kann sich so zugetragen haben, wie es Matthäus schildert, Bethlehem war damals nicht mehr als ein Dorf, mit vielleicht 1000 Einwohnern und die Zahl der getöteten Kinder entsprechend gering. Ein lokales Ereignis, das von Josephus nicht erfasst wurde, der dagegen viele andere Schandtaten des Herodes auflistet.
"Dreiste Erfindung" ist also wiederum nur eine Behauptung, ohne jeden Beleg.
Der Beleg ist der gesunde Menschenverstand. Herodes war ein unbeliebter Vasall der Römer. Auch Josephus machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Herodes und ließ kein Detail seiner Grausamkeiten aus. Hätte es den Kindermord gegeben, hätte Josephus ihn mit Sicherheit nicht verschwiegen, sondern genüßlich geschildert. Aber Glaubensideologen ignorieren alles, was ihre Ideologie gefährden könnte. Das unterscheidet sie von neutraler und ergebnisoffener Forschung.


Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:11
sven23 hat geschrieben:
So 14. Apr 2019, 11:26
Roland hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 11:11
Kreativer Umgang mit der Wahrheit ist eine verniedlichende Umschreibung für "Lüge".
Jedoch gibt es dafür keinerlei Belege, nur ideologisch bedingte Hypothesen und Vermutungen. Was widerum eine verniedlichende Umschreibung ist für "Verschwörungstheorie".
Dann hast du dich noch nie mit der neutestamentlichen Forschung beschäftigt. Ich vermute mal, da bist du mit closs ein Bruder im Geiste: du willst es auch gar nicht, weil das Kartenhaus in sich zusammenfallen könnte.
Wenn dem so wäre, hättest du ja schlagende Beweise aus der neutestamentlichen Forschung zur Verfügung die unbestreitbar den christlichen Glauben als das Ergebnis von Lug und Trug entlaven.
Jedoch entpuppen sich all deine Argumente als ideologisch bedingte Hypothesen und Vermutungen und das Gebäude des christlichen Glaubens ist eben kein Kartenhaus sondern steht argumentativ so fest, wie eh und je.
Nur, wenn man sich glaubensideologische Tomaten vor die Augen hält. :lol:
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Thaddäus
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#920 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Thaddäus » Do 18. Apr 2019, 18:58

closs hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 12:35
JackSparrow hat geschrieben:
Do 18. Apr 2019, 10:16
Es stehen nicht zwei Möglichkeiten logisch offen.
Doch - Du hast lediglich gesetzt, dass es nur eine sein soll.
Diese absurde Behauptung ist dir bereits mehrfach widerlegt worden.
Es wird nichts gesetzt, wenn die klassische Philologie bei ihrer Erforschung von ILIAS und ODYSSEE nicht berücksichtigt, die Götter Homers hätten tatsächlich so gewirkt, wie es Homer beschreibt. Die Mythenforschung und Literaturwissenschaft setzen nichts, wenn sie nicht berücksichtigen, das geflügelte Pferd Pegasus und der Minotauros seien keine realen Wesen der Geschichte gewesen.

Wenn man überhaupt davon ausgeht, der Zimmermann und apokalytptische Wanderprediger Jesus aus Nazareth, den seine Familie ausdrücklich für verrückt hielt, sei eine historische Person gewesen, dann war er auf jeden Fall ein Mensch, Angehöriger der Gattung homo sapiens. Das war er auf diesebe unbezweifelbare Weise wie Ramses II, Julius Caesar oder Napoleon. Ob Ramses, Caesar, Napoleon oder Jesus darüber hinaus auch göttlich waren muss nicht nur von der Wissenschaft ausdrücklich nicht berücksichtigt werden, sondern muss im Zweifelsfalle erwiesen werden von jenen, die behaupten, sie seien es. Wenn jene ihre Behauptung nicht beweisen können, dann dürfen sie gerne daran glauben. Ontologisch bleibt das ohne jede Konsequenz, - denn es gibt keinerlei gute wissenschaftstheoretische Gründe solches wissenschaftlich zu berücksichtigen.
So, wie es keinerlei Gründe gibt, die tatsächliche Existenz der homerischen Götter anzunehmen, um ILIAS und ODYSSEE philologisch zu erforschen.

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