Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

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Münek
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#881 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mi 17. Apr 2019, 01:30

closs hat geschrieben:
Di 16. Apr 2019, 23:28
Münek hat geschrieben:
Di 16. Apr 2019, 22:51
Mit seinem spirituellen Geschwurbel hat unser lieber Closs bei den "naturalistischen Superathies" nicht den Hauch einer Chance, ernst genommen zu werden.
Andersrum: Diese sollten mal mehr Aufklärung wagen
Das sagt ausgerechnet der, der zurück zu den geistigen Wurzeln des 18. Jh. will. :lol:

Die Aufklärung eines Ewiggestrigen a la Closs braucht niemand. Du hängst einer vergangenen Zeit nach, in der die Bibel als das "Wort Gottes" noch Lebensrichtschnur und spiritueller Wegweiser war.


Dieser Zug ist längst abgefahren. Es herrscht Götterdämmerung im christlichen Abendland.

closs hat geschrieben:und aus ihrem methodischen Sandkasten in echte Wirklichkeitsfragen hineingehen.
Was sind denn "echte Wirklichkeitsfragen", Du großer Philosoph? :)

Wenn Du von "Wirklichkeitsfragen" sprichst, weiß ich sofort, dass nicht die Wirklichkeit betroffen ist, sondern Spekulationen heilsgeschichtlicher und transzendenter Art. Merke: In Jenseitsfragen kann man nicht "hineingehen", weil sie a priori nicht beantwortbar sind.

closs hat geschrieben:Du hast anscheinend nicht die geringste Vorstellung, wo Du stehst.
Im Moment stehe ich nicht, sondern liege in meinem Heia-Bett mit dem Läppi auf dem Bauch.

Wenn ich in sechs Stunden aufstehe, stehe ich ontisch in meinem Schlafzimmer. Könnte aber auch geistig sein. Ich werde meine Frau fragen. Die weiß das, weil sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht.
:)

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Münek
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#882 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mi 17. Apr 2019, 01:50

closs hat geschrieben:
Di 16. Apr 2019, 23:28
Münek hat geschrieben:
Di 16. Apr 2019, 22:51
Mit seinem spirituellen Geschwurbel hat unser lieber Closs bei den "naturalistischen Superathies" nicht den Hauch einer Chance, ernst genommen zu werden.
Andersrum: Diese sollten mal mehr Aufklärung wagen und aus ihrem methodischen Sandkasten in echte Wirklichkeitsfragen hineingehen
Mit für nicht hinterfragbar erklärten Setzungen (Selbstimmunisierung) willst Du Dir eine Scheinwelt erschaffen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat.

Dass andere bei diesem leicht durchschaubaren, offenkundigen Spielchen nicht mitmachen wollen, wirst Du wahrscheinlich nicht verstehen.

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Andreas
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#883 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mi 17. Apr 2019, 01:52

closs hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:43
Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:11
Diesmal bist du nicht auf das Argument eingegangen, dass wenn du denkst, dass alles nur Vorstellung sein könnte, ich nur in deiner Vorstellung sein könnte. Wenn ich aber an deinem Grab stehe, ist deine Idee, dass ich nur deine Vorstellung wäre eindeutig widerlegt - dir gegenüber widerlegt
Falsch. - Denn WENN das Wahrnehmen des Menschen nur Vorstellung WÄRE, wäre es DEINE Vorstellung, dass Du vor meinem Grab stehst - damit ist NICHTS gelöst.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:11
dir gegenüber widerlegt, weil ich ja noch da bin, aber du weg bist und deine Vorstellung des Andreas, die der Dämon dir als Täuschung vorgaugelte auch. Ich muss also immer schon echt gewesen sein.
Denkfehler. - Denn es gibt immer nur EINE Perspektive - nämlich die des ICH.
Auf mein Argument dass das bei deinem Descartes ein egomaisches Einpersonenstück ist, bist du ja auch nicht eingegangen - ignoriert wie alles, was dir nicht in den Kram passt. Mensch ist wir und nicht ich, bevor du das Gegenteil nicht vernünftig begründest.
Das habe ich dir auch schon vor Jahren mal erklärt, hast es aber damals auch nicht begriffen. Wir diskutieren hier nicht als ein Ich sondern als zwei Iche. Also wenn ich nur in deiner Vorstellung existiere, dann kann ich nicht cogito denken, weil ich nicht echt bin. Wenn du nur in meiner Vorstellung existiert, kannst du nicht cogito denken, weil du nicht echt bist. Und nu? Wer von uns beiden führt hier das Selbstgespräch? Logische Antwort: Keiner, weil jeder nur in der Vorstellung des anderen existiert, also existieren wir beide nicht und keiner von uns denkt cogito. Dann muss es der Dämon sein, der cogito denkt und dann ist er als einzig unzweifelbares bewiesen und wir sind als seine eigene Selbsttäuschung gar nicht da. Das ist aber in sich unlogisch.

Die Wahrheit ist, genau umgekehrt. Nur ich kann dir dein cogito bestätigen und du meines. Das entspricht auch einzig deiner Echtheit und meiner Echtheit, weil wir beide die Fähigkeit des Cogitodenkenkönnens von unseren Müttern gelernt haben. Das ist nämlich logisch - im Gegensatz zu der Sache mit dem Dämon, die sich logisch selbst zerlegt. Außerdem gibt es solange keine Dämonen, bevor du die vernünftig begründet hast.

Wenn das cartesianische Dingens stimmen sollte gäbe es nur einen einzigen Menschen - aber welcher ist denn nun der echte dem alle anderen nur vorgetäuscht werden. Das müsste logischerweise Descartes sein, der diesen Gedanken lange vor uns beiden gedacht hat - oder es gab ihn nie, weil der Dämon ihn dir oder mir vortäuscht, weil der andere ja nur eine Täuschung ist und nicht echt. Du behauptest, dass du der einzig echte bist, weil du cogito denkst und verlangst allen ernstes von mir, deiner eigenen Vorstellung, dass ich cogito denken solle, weil das das einzig sichere wäre, das ich denken könne. Wie dumm ist das denn?

closs hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:43
Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:11
Auch auf den Hinweis, dass du bei diesem Dämon Schutz suchst, bist du inhaltlich nicht eingegangen
Wie soll ich das können, wenn mit Dein Dämonen-Ansatz vollkommen fremd ist?
Damit bestätigst du mir nur, dass du Descartes nicht mal selbst gelesen hast. Den Dämon hat sich nämlich der Descartes ausgedacht und nicht ich. Der einzige der den Descartes hier ständig als Argument anführt bist du. Ich glaube ja nicht an Dämonen.

closs hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:43
- Und diesbezüglich ist nicht mal geklärt, ob es mehr als EIN Ich gibt - zwar sehr unwahrscheinlich, aber wir reden ja grundsätzlich. - Das heißt: MICH hat es doch gar nicht gegeben, wenn ich für Dich eine Vorstellung bin. - Was soll da widerlegt sein? ----- Und falls Du auf MEIN Ich anspielst: Dann kriege ich doch gar nicht mit, dass es ein anderes Ich gibt, das an meinem Grab steht. Und Du weißt, wenn es um Dein Ich geht, gar nicht, ob es mich überhaupt ontisch gibt. - Deine Widerlegung ist nur möglich aus Sicht einer Instanz, die DARÜBER steht. - Aber wer sollte das sein? Sicherlich nicht Dein Nachbar, weil dieser ja nicht wissen kann, ob Andreas und Closs "echt" sind oder nur Vorstellungen von ihm - es kommt immer aufs Selbe raus. - Deine Argumente sind NICHT stark und leicht kippbar.
Du bist so eine logische Niete. Aber egal, du bist ja auch nicht echt. Der Trottel der 37122 Beiträge nur im meiner Vorstellung hier - ach nee das hier gibt's ja auch nicht, und meine Tastatur ist auch nicht echt in deiner Vorstellung ... Scheiße, Liebe ist unmöglich, alles ist sinnlos, weil es nur einen geben kann ... ich bring mich jetzt um und dich und alle anderen 7 Milliarden automatisch auch gleich ... und dann geh ich mit dem Dämonen einen saufen - ach Scheiße, das geht ja auch nicht, weil ich ja auch nicht wissen kann, ob der echt ist oder nur in meiner Vorstellung existiert. Dann sind wir halt alle gleich einfach nur tot - oder ich komme als einziger in den Himmel, weils ja außer mir niemand echten gab - sauf ich halt mit Gott - aber nur in deiner Vorstellung, weil du ja gerade liest, was nicht ich geschrieben habe, sondern dein Dämon.

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#884 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 17. Apr 2019, 09:28

Münek hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:30
Das sagt ausgerechnet der, der zurück zu den geistigen Wurzeln des 18. Jh. will. :lol:
Ja - dort IST die Wurzel der Aufklärung.

Münek hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:30
Es herrscht Götterdämmerung im christlichen Abendland.
Das ist was anderes - da ist was dran. - Säkular-Weltanschauungen sind dominant geworden im Vergleich zu spirituellen Weltanschauungen.

Münek hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:30
Was sind denn "echte Wirklichkeitsfragen", Du großer Philosoph?
Ontische Fragen statt methodischer Fragen.

Münek hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:50
In Jenseitsfragen kann man nicht "hineingehen", weil sie a priori nicht beantwortbar sind.
Tja - EINE Erkenntnis wäre bspw., dass die existenteill wichtigen Fragen vom Menschen wissenschaftlich nicht in den Griff zu kriegen sind - da wäre schon viel gewonnen.

Münek hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:30
Wenn ich in sechs Stunden aufstehe, stehe ich ontisch in meinem Schlafzimmer.
Da bist Du auf den Spuren von Descartes und Closs - die machen es genauso und können es deshalb problemlos so sehen, weil sie, wie Du, den Wahrnehmungs-Anschein als "echt" vereinbart haben. - Der Unterschied: Du lässt diesen philosophischen Vorlauf weg. Das darf man natürlich, aber dann darf man nicht beanspruchen, solche Dinge philosophisch reflektiert zu haben.

Münek hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:50
Mit für nicht hinterfragbar erklärten Setzungen (Selbstimmunisierung) willst Du Dir eine Scheinwelt erschaffen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat.
Pure Erfindung Deinerseits - wäre ich genauso, würde ich zu Dir dasselbe sagen: "Mit für nicht hinterfragbar erklärten Setzungen (Selbstimmunisierung) (bspw. ' Wir verstehen Jesus nur als Mensch") willst Du Dir eine Scheinwelt erschaffen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat".

Münek hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Dass andere bei diesem leicht durchschaubaren, offenkundigen Spielchen nicht mitmachen wollen, wirst Du wahrscheinlich nicht verstehen.
Davon abgesehen, dass hier fälschlich etwas leicht durchschaut wird, weil es nämlich NICHT durchschaut wird, ist das schon leicht zu verstehen. Denn meine nachhaltigen Hinweise auf bestehende nicht-falslifzierbare Vorannahmen in unserer BEIDER Systemen stören die Kreise der Ideologie, die Ihr vertretet. - Es konterkariert die Bemühungen der letzten Generationen, die materielle Welt zur einzig ontischen Welt zu machen (zu MACHEN!!!).

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#885 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mi 17. Apr 2019, 09:52

René Descartes' philosophische Werke. Übersetzt, erläutert und mit einer Lebensbeschreibung des Descartes versehen von J. H. von Kirchmann, Abteilung I-III, Berlin: L. Heimann, 1870 (Philosophische Bibliothek, Bd. 25/26 Abt. 2, S. 24 f hat geschrieben:
Ich will also annehmen, dass nicht der allgütige Gott die Quelle der Wahrheit ist, sondern dass ein boshafter Geist, der zugleich höchst mächtig und listig ist, all seine Klugheit anwendet, um mich zu täuschen; ich will annehmen, dass der Himmel, die Luft, die Erde, die Farben, die Gestalten, die Tone und alles Aeusserliche nur das Spiel von Träumen ist, wodurch er meiner Leichtgläubigkeit Fallen stellt; ich werde von mir selbst annehmen, dass ich keine Hände habe, keine Augen, kein Fleisch, kein Blut, keine Sinne, sondern dass ich mir nur den Besitz derselben fälschlich einbilde; ich werde hartnäckig in dieser Meinung verharren und so, wenn es mir auch nicht möglich ist, etwas Wahres zu erkennen, wenigstens nach meinen Kräften es erreichen, dass ich dem unwahren nicht zustimme, und mit festem Willen mich vorsehen, um nicht von jenem Betrüger trotz seiner Macht und List hintergangen zu werden. Aber dieses Unternehmen ist mühevoll, und eine gewisse Trägheit lässt mich in das gewohnte Leben zurückfallen. Wie ein Gefangener, der zufällig im Traume einer eingebildeten Freiheit genoss, bei dem späteren Argwohn, dass er nur träume, sich fürchtet, aufzuwachen, und deshalb den schmeichlerischen Täuschungen sich lange hingiebt, so falle ich von selbst in die alten Meinungen zurück und scheue das Erwachen, damit nicht der lieblichen Ruhe ein arbeitsvolles Erwachen folge, was, statt in hellem Licht, in der unvertilgbaren Finsterniss der angeregten Schwierigkeiten verbracht werden muss.

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#886 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 17. Apr 2019, 10:06

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Auf mein Argument dass das bei deinem Descartes ein egomaisches Einpersonenstück ist, bist du ja auch nicht eingegangen
Ähm - doch. - Es liegt in der Natur der Sache, dass das "Cogito" nur sich und seine Vorstellungen wahrnehmen kann - das geht gar nicht anders. - Alelrdings kann das Cogito auch beschließen/glauben, dass die Res externae "echt" sind - genau das tut Descartes. Er löst also ein "egomaisches Einpersonenstück" selber auf und erklärt, wie.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Mensch ist wir und nicht ich, bevor du das Gegenteil nicht vernünftig begründest.
Du knallst irgendeine Setzung in die Gegend rein, die nichts daran ändert, dass der Mensch nur sich und seine Vorstellungen wahrnehmen kann. - Dass Dein Argument geeignet ist, den Glauben zu befördern, dass die Res externae "echt" sind, steht auf einem anderen Blatt - konkret: Ja, wir alle glauben, dass der Mensch ein Gemeinschaftstier ist - aber wir WISSEN es nicht. - Wir "wissen" es erst dann, NACHDEM wir die Cogito-Sache gelöst haben und DANN systemisch weiterforschen und dann meinetwegen als Psychologen zuzm Ergebnis kommen "Mensch ist wir und nicht ich". - Du steigst zu spät ein.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Das habe ich dir auch schon vor Jahren mal erklärt, hast es aber damals auch nicht begriffen. Wir diskutieren hier nicht als ein Ich sondern als zwei Iche.
:lol: Falsch - genau das ist doch die Frage. - Erneut: Du steigst exakt zu einem Zeitpunkt ein, NACHDEM Descartes seine Arbeit gemacht hat.

Am Anfang geht es darum: "Sind die Posts, die mir hier unter dem Namen Andreas erscheinen, von einem 'echten' Andreas oder Teil meiner Vorstellung?". - Die Antwort lautet: "Ich WEISS es nicht, weil ich es nicht wissen KANN, aber ich GLAUBE es, weil ich aus spirituellen Gründen zur Erkenntnis gelangt bin, dass das, was rein kommt, 'echt' ist. Ich tue also so, als gäbe es die Res extensae - wohlwissend dass es anders sein KÖNNTE, was ich aber nicht glaube" - genau das macht auch Desacartes.

DU dagegen sagst: "Solche radikal-skeptizistischen Sachen können wir überspringen - ich setze dagegen: ' Mensch ist wir und nicht ich' ". - Klar kann man das machen - aber damit löst man nicht das descartsche Problem.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Also wenn ich nur in deiner Vorstellung existiere, dann kann ich nicht cogito denken, weil ich nicht echt bin.
Richtig - aber das ist irrelevant. - Denn wenn DUU jetzt feststellst, dass Du denkst, kann es ja sein, dass ich gar nicht existiere - genau das weißt Du doch nicht.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Wer von uns beiden führt hier das Selbstgespräch? Logische Antwort: Keiner
Falsch. - Derjenige, der das Cogito denkt, tut das. - und möglicherweise ist derjenige, der es tut, der einzige - jedenfalls kann er nicht das Gegenteil beweisen.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Keiner, weil jeder nur in der Vorstellung des anderen existiert
Nein - ich halte mich für ein Cogito und lebe somit in MEINER Vorstellung und komme darüber hinaus zum Schluss, dass ich selbst dann "bin", wenn ich mir abspreche, eine Vorstellung zu haben, weil ich es ja bin, der abspricht.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
also existieren wir beide nicht und keiner von uns denkt cogito. Dann muss es der Dämon sein, der cogito denkt und dann ist er als einzig unzweifelbares bewiesen und wir sind als seine eigene Selbsttäuschung gar nicht da.
Ich kann jetzt in etwa nachvollziehen, was Du meinst - aber da hast Du Dich logisch verrannt. - "Cogito" ist IMMER "ICH" und NIE "DU".

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Die Wahrheit ist, genau umgekehrt. Nur ich kann dir dein cogito bestätigen und du meines.
Nein, sorry: Du hast Descartes echt nicht verstanden - sowie die Logik, die dahinter steht. - Ich erkläre es gerne noch mal.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Das entspricht auch einzig deiner Echtheit und meiner Echtheit, weil wir beide die Fähigkeit des Cogitodenkenkönnens von unseren Müttern gelernt haben.
Nicht zwingend. - Richtig wäre: FALLS die Res extensae "echt" sind, haben wir das Cogito von den Müttern gelernt, weil es sie dann "in echt" gibt - sie können aber genauso Vorstellung von uns sein. ------ Descartes ist viel radikaler, als er anscheinend interpretiert wird.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Außerdem gibt es solange keine Dämonen, bevor du die vernünftig begründet hast.
Nochmal: Die Dämon-Sache ist DEIN Baby - Descartes kommt ohne das aus. -Das ist ein Verständnis-Hilfsmittel für DICH und hat mit der Sache nichts zu tun.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Wenn das cartesianische Dingens stimmen sollte gäbe es nur einen einzigen Menschen
Moment: Wenn das Ergebnis von Descartes stimmen sollte, leben wir in einer Welt, wie wir sie kennen. Denn das Ergebnis von Descartes ist "Wir können zwar nicht WISSEN, ob die Welt nur Vorstellung vom Cogito ist oder 'echt', aber wir können es auf basis SPRITUELLER (!!!!!) begründung entscheiden. Und ich, Descartes, habe deshalb entschieden, dass die Welt so ist, wie wir sie kennen - deshalb habe ich eine Super-Grundlage für naturwissenschaft, weil diese unter meiner eben genannten Vorannahme dann so richtig Sinne macht".

Worauf DU anspielst, ist: Ja, wäre die Welt solipsistisch (es gibt nur das EINE Cogito, von dem ich meine, dass es meines, und Du meinst, dass es Deines ist), könnten wir es nicht unterscheiden von der ' Welt, wie wir sie kennen' (alias Res extensa). - Das jeweilige ICH KÖNNNNNTE es nicht - geht nicht. - Also muss man entscheiden.

Und diese Entscheidung fällt leicht, weil wir beide spirituelle Gründe haben zu sagen: Nein, wäre es so, würde es nicht mit Gott zusammenpassen - oder meinetwegen mit gruppendynamischen/sozialen Grunderfahrungen - ALSO entscheiden wir, dass es so nicht ist.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Du behauptest, dass du der einzig echte bist, weil du cogito denkst und verlangst allen ernstes von mir, deiner eigenen Vorstellung, dass ich cogito denken solle, weil das das einzig sichere wäre, das ich denken könne. Wie dumm ist das denn?
:lol: Nein, wir reden ja miteinander, NACHDEM (!!!) wir bereits entschieden haben, dass es uns wechselseitig gibt. - Der Grund des Redens ist, dass dies kein WISSEN ist, sondern eine GLAUBE - denn selbst wenn Du morgen vor meiner Haustür erscheinst, weiß ich nicht, ob Du eine Vorstellung von mir bist oder "echt". ---- Denke ich darüber nach, falls Du morgen WIRKLICH vor meiner Haustür erscheinst? Nein, weil dieser Glaubensentscheid "Res extensae sind echt" längst gefallen ist - im Grunde spätestens bei Augustinus, dann bei Descartes und bei jedem Philosophen irgendwann (falls er sich mit dieser Frage beschäftigt, was er * räusper' tun sollte, wenn er nicht nur an der Oberfläche kratzen will.

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
Aber egal, du bist ja auch nicht echt. Der Trottel der 37122 Beiträge nur im meiner Vorstellung hier - ach nee das hier gibt's ja auch nicht, und meine Tastatur ist auch nicht echt in deiner Vorstellung ... Scheiße, Liebe ist unmöglich, alles ist sinnlos, weil es nur einen geben kann ...
Falsch - Du hast doch entschieden, dass dieses Nicht-Wissbare auflösbar ist in Glaube. - Descartes sagt doch nicht, dass es nur das EINE Cogito gibt, sondern dass das, was wir "Wissen" nennen, auf einem Glaubensentscheid beruht. - NIEMAND denkt ernsthaft daran, dass die Welt solipsitisch ist. #

Und deshalb gibt es (nach Deinem Glauben) den Trottel Closs und (nach meinem Glauben) den brillanten Andreas, weil wir beide allerbeste Gründe (übrigens per Cogito!!) haben, dass die Res extensea "echt" sind - wir können es nur nicht beweisen - wir würden es nicht merken, wenn "Cogito" das einzige wäre, was es auf der Welt gibt.

Du würdest es NICHT merken, wenn der Trottel 37122 Beiträge nur im Deiner Vorstellung schriebe - kannst Du nicht - es ist NICHT wissbar (außer eben systemisch - also wenn man "Wissen" systemisch definiert, was ja Wissenschaft tut). - Aber Du GLAUBST, dass der Trottel echt ist - und so tun es eigentlich alle (falls es einer NICHT tut, ist er leicht in einer Klinik untergebracht).

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 01:52
weil du ja gerade liest, was nicht ich geschrieben habe, sondern dein Dämon.
Nee - es wäre dann meine Vorstellung - dazu braucht es keinen daämon.

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#887 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 17. Apr 2019, 10:11

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 09:52
Ich will also annehmen, dass nicht der allgütige Gott die Quelle der Wahrheit ist, sondern dass ein boshafter Geist, der zugleich höchst mächtig und listig ist, all seine Klugheit anwendet, um mich zu täuschen
Ok - verstehe. - Da will Descartes offenbar Gott nicht unterstellen, dass ER der Verascher ist, sondern jemand sich dazwischen schiebt - das klingt etwas nach Demiurg. Also daher kommt Dein Dämon. --- Aber auf Cogito-Ebene wird er trotzdem nicht gebraucht, denn Vorstellungen des Cogito kann man auch autonom begründen. - Wie auch immer: Es ändert unterm Strich nichts.

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#888 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mi 17. Apr 2019, 10:20

closs hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 10:11
Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 09:52
Ich will also annehmen, dass nicht der allgütige Gott die Quelle der Wahrheit ist, sondern dass ein boshafter Geist, der zugleich höchst mächtig und listig ist, all seine Klugheit anwendet, um mich zu täuschen
Ok - verstehe. - Da will Descartes offenbar Gott nicht unterstellen, dass ER der Verascher ist, sondern jemand sich dazwischen schiebt - das klingt etwas nach Demiurg. Also daher kommt Dein Dämon.
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol:
Wiederholung deiner Behauptung, trotz meines Beleges, dass es Descartes' Dämon ist.

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#889 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 17. Apr 2019, 10:36

Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 10:20
Wiederholung deiner Behauptung, trotz meines Beleges, dass es Descartes' Dämon ist.
Hä - hast Du nicht Descartes zitiert? oder wen sonst? Ich verstehe Dich nicht.

Davon abgesehen: kannst Du mal gucken, ob Descartes im LAtienischen "Dämon" sagt oder meint er damit den Satan? - Wie auch immer: Das entlastet nicht davon, von ANFANG an zu denken. - Der Dämon ist also nicht zu denken als jemand, der einsteigt, NACHDEM schon klar wäre (was eben NICHT der Fall ist), dass die res extensae "echt" sind, sondern als Erklärungs-Instrument bei der Frage, OBBBBBB die Res extensae echt sind.

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#890 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mi 17. Apr 2019, 11:11

closs hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 10:36
Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 10:20
Wiederholung deiner Behauptung, trotz meines Beleges, dass es Descartes' Dämon ist.
Hä - hast Du nicht Descartes zitiert? oder wen sonst? Ich verstehe Dich nicht.
Klar habe ich Descartes zitiert. Deswegen ist es ja sein Dämon und nicht mein Dämon. Schau doch selbst nach, was da im Lateinischen steht. Ich bin doch nicht deine Sekräterin, die dir deine Arbeit abnehmen müsste. Vielleicht ist DEIN Dämon ja so lieb, und stellt dir eine Hilfskraft für die lästigen Aufgaben vor, wenn du schön bitte, bitte sagst.

Außerdem ist es völlig belanglos ob da Satan oder sonstwas im Lateinischen steht. Du checkst ja nicht mal, dass das Ganze ein Gedankenspiel ist, denn sonst würdest du über diesen Dingen darin stehen, und imaginär oder neudeutsch virtuell am Grab dessen stehen, der dich virtuell kannte, und virtuell gestorben ist, und du hättest ihm virtuell bewiesen, dass du nicht virtuell sondern zu seinen virtuellen Lebzeiten "echt" bist. Es geht ja nicht darum, dass dieser virtuelle Tote dir auch noch recht geben muss oder es selbst einsehen oder verstehen müsste. Er ist ja nicht "echt" tot sondern nur virtuell tot.

Du kannst innerhalb dieses virtuellen Gedankenspiel nicht nach belieben ins "echte" aussteigen, falls dir Logik noch irgendetwas bedeuten sollte. Deswegen ist der virtuelle Glaubensentscheid für Gott belanglos, weil Gott natürlich auch eine Täuschung des Dämons ist.

Ich steige nicht zu spät ein, weil der Dämon eine Vorannahme Descartes' ist. Vor-Vor-Vor-Annahme die deshalb auch ganz am Anfang seines Textes zu diesem Gedankenspiel steht und nicht am Ende. Es gibt kein Früher, bei dem man einsteigen könnte als da - und genau da steige ich mit meinem Argument ein, dass es dumm ist, von einem unbegründeten frei erfundenen Dämonen auszugehen, als von dem gut begründeten Wissen, dass sich die Menschheit bis Descartes mühsam erworben hat.

Der Dämon ist so mächtig, dass er die Kontrolle über alle Gedanken hat, und damit kannst du auch nicht wissen, dass du cogito denkst. Der Dämon täuscht ja alles was du denkst vor. Er täuscht dich, dass Du denkst, da sei ein Tisch und so täuscht er dich auch, wenn du denkst, dass es Gott gäbe, und auch dass du denkst, dass du cogito denkst. Alle deine Gedanken sind die Vortäuschung des Dämons, also auch dein gedachtes Ich, weil das ein Gedanke wie jeder andere Gedanke ist. Der Dämon hat über alle deine Gedanken die Kontrolle. Anderenfalls müssten Descartes oder Du angeben können, wo und warum die Täuschungen ausgerechnet beim Ich aufhören sollten - am besten mit irgendeiner Begründung. Da kommt aber nix, von niemandem.

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