Wenn es darüber kilometerlange Literatur gibt, sollte es dir doch möglich sein, ein Quelle zu benennen, die belegt, dass das Vaterunser in der Kirche "umstritten" ist.
Jesus vertrat einen jüdischen Partikularismus, die Christen haben jedoch einen christlichen Universalismus daraus
gemacht und Jesu Lehre auch hier wieder verfälscht, ja in ihr Gegenteil verkehrt.
Dass Jesus Jude und nur Jude sein wollte, zeigt sich auch noch beim Vaterunser, dem
zentralen Gebet, welches bis heute in jedem Gottesdienst gebetet wird. Man möge sich
den bekannten Text hier noch einmal genau durchlesen:
Vater unser in den Himmeln, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel,
also auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. (Mt 6,9–13)
In diesem Gebet findet sich nicht ein einziger spezifisch christlicher Gedanke. Jesus
kommt in diesem Gebet selbst gar nicht vor, in der Mitte steht Gott und die Bitte um das
Kommen des Reiches (nicht die Ankunft oder die Wiederkunft irgendeiner
Messiasgestalt). Gott ist der unumschränkte Herr über Himmel und Erde, daneben kann
es keinen anderen geben. Auch Jesus maßt sich keine solche Stellung an, wie die Bitte
Und vergib uns unsere Schuld belegt, denn mit ihr stellt sich Jesus in die Reihe der
Bittenden und bekennt indirekt, dass auch er selber schuldbeladen ist, also keineswegs
der Sündlose, als den ihn die Kirche später dogmatisiert. Im Vaterunser wird Gott
aufgefordert, die Menschen vom Bösen zu erlösen, von einer Erlösung durch Jesus
hingegen findet sich kein Wort. Und auch die Schlussformel Denn dein ist das Reich
betont erneut die Souveränität Gottes, neben der kein Zweiter Platz hat.
Kubitza, Der Jesuswahn