Baum der Erkenntnis und der Tod

Rund um Bibel und Glaube
jose77
Beiträge: 2191
Registriert: Fr 19. Jan 2018, 18:18

#21 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von jose77 » Fr 22. Mär 2019, 07:15

Münek hat geschrieben:
Do 21. Mär 2019, 22:48
jose77 hat geschrieben:
Do 21. Mär 2019, 21:23
Du zeigst nur, dass Menschen gerne etwas sein wollen, was sie eben nicht sind. Und dass Gott stinkig war, lese ich nicht.
Klar war Jahwe stinkesauer. Er verfluchte und bestrafte (Gen. 3:14 ff.).

Das waren doch mehr Konsequenzen. Wenn ich denke wie er auslöschen und vernichten wollte, als die Isrealiten das Kalb bauten. Hier spielt er noch halb verstecken und ruft, wo seid ihr?
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

Benutzeravatar
Ska'ara
Beiträge: 2912
Registriert: Mi 24. Aug 2016, 00:12

#22 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von Ska'ara » Fr 22. Mär 2019, 09:14

Münek hat geschrieben:
Do 21. Mär 2019, 21:14
[ahwe war stinkesauer (erzürnt), dass der Mensch nun wie ER die Gabe erlangt hatte, zwischen gut und böse zu unterscheiden. Wie kann es der Mensch wagen...? :)
Du vermenschlichst Gott wieder mal.
Diese Gabe wird dadurch erlangt, "weil" der Baum dort stand, nicht um eine Handlung herbeizuführen, sondern um eine Erkenntnis und eine freie Entscheidung zu ermöglichen.

Dass er die ganze Geschichte von Anfang an geplant und selbst eingefädelt hatte, scheint Jahwe in diesem Moment vergessen zu haben.
Du meinst, er hätte den Teufel bzw. die Schlange geplant bzw. die Handlung des Verführens? Du machst Gott damit böse und alle anderen unfähig zur Entscheidung. Auch hier setzt du Gott und Menschen auf eine Ebene.

PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#23 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von PeB » Fr 22. Mär 2019, 09:29

SamuelB hat geschrieben:
Do 21. Mär 2019, 16:16
Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
(1.Mose 2, 16-17)
Was ist mit dem Sterben gemeint? Tatsächlich tot umgefallen sind sie (später beide, hier ist nur der Mann angesprochen) immerhin nicht.
Ich sehe es - kurz gesagt - als das erste 'Blutopfer' für das Böse. Die Unschuld ist verloren. --> Spaß kostet.

Ich sehe es anders.
Die Fragestellung und die Darstellung sind stark verkürzt und vereinfacht. Eigentlich müsste zuerst einmal die Frage geklärt werden, was mit dem "Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" gemeint ist, bevor man die Frage der Konsequenzen angeht. Man sollte sich auch Gedanken darüber machen, was das Paradies ist - sicherlich nicht bloß irgendein Ort. Dann sollte man über die Schlange nachdenken - zu sagen, sie sei Satan, ist zu kurz gegriffen.
Ich versuche es mal mit einem Kurzabriss der Heilsgeschichte ;)

Das Paradies ist die geistige Welt der Nähe zu Gott ("Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war." 1. Mose 3,8). Innerhalb des Paradieses schafft Gott den Garten Eden, einen besonderen Ort, in den er den Menschen einsetzt. Der Mensch lebt dort quasi "engelsgleich" - ohne die Optionen "Gut und Böse", aber auch ohne Willensfreiheit. Es gibt im Garten Eden eine Versuchsanordnung: einen einzelnen roten Knopf mit der Aufschrift "KEINESFALLS DRÜCKEN" ("aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!" 1. Mose 3,3) und eine Schlange, die dem Menschen eindringlich rät, den roten Knopf zu drücken. Die Schlange symbolisiert hierbei den egoistischen Eigenwillen.

Es passiert, was passieren muss: der rote Knopf wird gedrückt (denn der egoistische Wille und die Fähigkeit zur Willensentscheidung setzen sich durch). In diesem Sinne symbolisiert das "Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" die eigentliche Menschwerdung. Diese Erkenntnis - die Ethik - unterscheidet den Menschen vom Tier. Die Ethik, respektive die Entwicklung von Moralvorstellungen, trennen den Menschen aber auch von Gott, weil die Erkenntnis der "bösen Tat" eine Selbstbezichtigung und Selbstverurteilung bewirken, die von Gott abtrennen - symbolisch hier dargestellt mit dem Feigenblatt zur Überdeckung der Nacktheit und mit dem Umstand, dass Adam und Eva sich - ob ihres schlechten Gewissens - vor Gott verstecken.

Ein Einwand wäre jetzt tatsächlich, dass Adam und Eva NICHT gestorben sind, nachdem sie vom Bau der Erkenntnis gegessen haben. Insofern wäre der Einwand von Münek, die Schlange habe nicht gelogen, als korrekt zu bezeichnen.
Aber: Adam und Eva wurden sterblich.

Wie ist das Sterben nun zu verstehen - durchaus im Zusammenhang mit der Vertreibung aus dem Paradies?

Einen Schritt zurück: eine echte Erkenntnis von Gut und Böse - also die Entwicklung moralischer Grundlagen - kann es NICHT geben, wenn es keine Konsequenzen für die böse Tat in Form einer Strafe gibt. Wenn keine Strafe folgt, erkenne ich meine Tat nicht als eine böse. Insofern ist der Tod die angekündigte Konsequenz des Verstoßes gegen die Anordnung Gottes.
Theoretisch hätte Gott auch anordnen können: ihr dürft den englischen Rasen nicht betreten, sonst lauft ihr blau an. Aber es ist leicht einzusehen, dass eine solche Anordnung - zumal die daraus resultierende Konsequenz - keine nachhaltige Wirkung auf den Menschen gehabt hätte. An eine blaue Gesichtsfarbe kann man sich schnell gewöhnen, wenn sie normal ist. Daraus resultiert dann KEINE Einsicht in Gut und Böse.
An den Tod kann man sich nicht gewöhnen - dieser überkommt jeden von uns zur Unzeit und ist immer unangenehm.

Also: nun sind Adam und Eva nicht sofort gestorben. Es handelt sich bei der "Vertreibung aus dem Paradies" um eine Begnadigung zu einer Bewährungsstrafe unter Bewährungsauflagen. Der Mensch wurde aus der (realen) geistigen Welt in der Umgebung Gottes in eine Blaupausen-Welt auf materieller Grundlage entlassen, in der das Sterben zum Normalfall gehört. Die Aussicht - bei Bewährung - ist die Rückkehr zur (realen) geistigen Welt Gottes - landläufig "Himmel", "Jenseits", "neues Jerusalem"...

Die Bewährung erfolgt durch die Einhaltung der Gesetze Gottes - denn der Verstoß bestand im Bruch eines ersten Gestzes ("Esst nicht vom Baum...")

Die Bewährungsauflagen im "Straflager materielle Welt" waren sowohl pauschal als auch individuell:
- pauschal: der Mensch als Spezies bewährt sich im Laufe der Generationenfolgen,
- individuell: der Mensch als Individuum bewährt sich im Laufe seiner Lebenszeit.

Die gute Nachricht (respektive: "die Gute Nachricht") zuerst:
- die pauschale Bewährungsauflage wurde bereits erfüllt; der Mensch als Spezies ist bereits erlöst; und zwar als Jesus dieses am Kreuz mit den Worten konstatierte: "Es ist vollbracht!"
Die schlechte Nachrift für diejenigen, die sich jetzt zurücklehnen:
- die individuelle Bewährungsauflage muss von jedem Einzelnen immer noch erbracht werden.

So weit in Kürze. :)

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#24 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von AlTheKingBundy » Fr 22. Mär 2019, 10:56

PeB hat geschrieben:
Fr 22. Mär 2019, 09:29
Der Mensch lebt dort quasi "engelsgleich" - ohne die Optionen "Gut und Böse", aber auch ohne Willensfreiheit.

Das ist auf jeden Fall falsch, oder hat Gott Adam und Eva dazu gezwungen vom Baum der Erkenntnis zu essen?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

EaYggdrasil
Beiträge: 565
Registriert: Di 19. Jun 2018, 17:36

#25 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von EaYggdrasil » Fr 22. Mär 2019, 11:34

Schon eine komische Geschichte.
Ein allwissender Gott erschafft die Menschen. Zu ihnen stellt er zwei Bäumchen. Von dem einen sagt er, dass sie nicht davon essen dürfen. Ein allwissender Gott wohlgemerkt. Er weiß ja schon vorher was passiert. Und dann bestraft er die Menschen für das, wovon er schon vorher wusste. Das muss man sich mal vorstellen. Und kommt mir nicht mit freiem Willen. Wenn er schon vorher weiß was die Menschen machen. So gibt es keine Erbschuld für die Menschen. Es geschah alles nach dem Willen dieses Gottes.
Wotans Raben werden kommen,
Wissen bringen in der Nacht.
Hör ihr Wispern, hör ihr Klagen.
Ob der Götter du gedacht.

jose77
Beiträge: 2191
Registriert: Fr 19. Jan 2018, 18:18

#26 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von jose77 » Fr 22. Mär 2019, 12:06

Komisch ist nicht die Geschichte, sondern das was die Leute interpretieren.

Gott hat nicht geplant, dass der Mensch die Frucht essen wird, sondern hat einfach beide Möglichkeiten geschaffen. Die Entscheidung zu Essen war nicht vorgegeben, sondern wurde erst durch den Menschen gefällt.

Die Veränderung des Bewusstseins des Menschen, brachte somit Konsequenzen. Er wurde sich seiner Sterblichkeit bewusst, er nahm war, dass er Essen brauchte, etc.

Christen haben dann daraus fälschlicherweise eine Erbschuld abgeleitet.
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#27 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von SilverBullet » Fr 22. Mär 2019, 12:16

“EaYggdrasil“ hat geschrieben:Schon eine komische Geschichte.
Naja, die „Götterwelt“-Stories sind doch eigentlich durch die Bank eigenartig.
Ich gehe sogar davon aus, dass die antiken Menschen unsere Versuche, diese Geschichten mit der Realwelt in Einklang zu bringen, als „schon sehr komisches Unterfangen“ ansehen würden.

Die Geschichten hatten Funktionen, die uns heute nicht zugänglich sind – vielleicht sogar nicht zugänglich sein können, weil uns das Lebensumfeld fehlt.
Darüber hinaus sind die Texte (oft) „übersetzt“ und „gedeutet“.

Ich habe hier den Link auf einen Text gefunden, der den jüdisch/christlichen Begriff „Gott“ in eine erstaunliche Szenerie setzt und zwar samt Monotheismus.
„Die Gemalin“ wird wohl oft als Baum dargestellt. Vielleicht deckt sich dies mit dem Baum aus diesem Thema und die Aktion im Paradies ist letztlich nur das Anbeten anderer Götter (in Kriegszeiten).

Vielleicht hatten die antiken Leute all diese Zusammenhänge parat, aber uns fehlen sie komplett.

Wenn man es genau betrachtet, dann widerlegt sich eine Religion, die auf Verbreitung über Textaussagen bzw. Weitererzählen baut, von selbst. Es werden immer mehr Erzähler daran basteln und es wird immer undurchsichtiger und schräger werden, so dass sich die antiken Leute genauso wundern (würden), wie die neuzeitlichen Frischlinge.

Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 832
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

#28 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 22. Mär 2019, 12:37

Ich möchte mal in Frage stellen, dass der Baum der Erkenntnis nur als Gehorsamstest in den Garten gestellt wurde. Ich denke, das wäre gar nicht nötig gewesen. Gott hat den Menschen erlaubt, von allen Bäumen zu essen. Für einen Test bräuchte es also nicht einen tabuisierten Baum. Als Test könnte alles dienen, was nicht Baum ist. Gott hat das Schlachten und Essen von Tieren nicht verboten, aber er hat sie scheinbar auch nicht explizit für diesen Zweck geschaffen. Sich etwas anderem als Baumfrüchten zur Speise zu bedienen, wäre also ebenfalls schon eine Übertretung der von Gott gesetzten Rahmen gewesen.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Benutzeravatar
Ska'ara
Beiträge: 2912
Registriert: Mi 24. Aug 2016, 00:12

#29 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von Ska'ara » Fr 22. Mär 2019, 12:45

PeB hat geschrieben:
Fr 22. Mär 2019, 09:29
Das Paradies ist die geistige Welt der Nähe zu Gott ("Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war." 1. Mose 3,8). Innerhalb des Paradieses schafft Gott den Garten Eden, einen besonderen Ort, in den er den Menschen einsetzt. Der Mensch lebt dort quasi "engelsgleich" - ohne die Optionen "Gut und Böse", aber auch ohne Willensfreiheit.
Sie hatten Willensfreiheit und genau deshalb entschieden sie auch, wenn auch falsch. Auch wenn sie sich anders entschieden hätten, wäre dies Willensfreiheit. Sie hatten es ja nicht schlecht, so dass sie sich gegen Gott entscheiden mussten, denn sie waren frei.

Die Schlange symbolisiert hierbei den egoistischen Eigenwillen.

Es passiert, was passieren muss: der rote Knopf wird gedrückt (denn der egoistische Wille und die Fähigkeit zur Willensentscheidung setzen sich durch).
Eine Willensentscheidung ist nicht grundsätzlich eine egoistische Sache. Wir werden durch den Egoismus ja nicht nicht fähiger, vollkommener oder freier. Das Leben wird bei Adam und Eva (und bei den Nachfahren) durch den Tod und andere Erschwernisse begrenzt. Der Mensch entscheidet sich aufgrund mangelndem Vertrauen, das auf Unwissenheit basiert, aber nicht nur. Der Mensch hätte aber nicht so entscheiden müssen, sondern setzt sich wissend über seine Unwissenheit hinweg, nur um eine Unabhängigkeit zu erlangen, die ihn eigentlich viel abhängiger macht und zwar von anderen Menschen. Der Mensch tut so, als wäre er klug, nur um eine natürliche Diskrepanz nicht zu spüren und verleugnet nicht nur Gott, sondern auch sich selbst. Die vorhandene Abhängigkeit ist ja nun mal da und soll nicht schaden, wird aber zum Nachteil, wenn Gott abgelehnt wird.

Mal ein vereinfachtes Beispiel:
Wenn wir heutzutage Wissen erweitern wollen, gehen wir ins Internet und sind uns bewusst, dass wir nicht alles wissen können. Wir vertrauen dem Internet und zerstören es nicht, nur um aus uns selbst heraus zu denken oder zu handeln, komme was wolle. Wir sichern uns ab und wollen Anleitung. Wir wollen also vertrauen, können uns aber auch dagegen entscheiden. Je weniger wir von Gott oder von anderen lernen wollen, desto mehr Fehler können wir machen, also uns selbst und anderen schaden.

PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#30 Re: Baum der Erkenntnis und der Tod

Beitrag von PeB » Fr 22. Mär 2019, 13:13

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Fr 22. Mär 2019, 10:56
PeB hat geschrieben:
Fr 22. Mär 2019, 09:29
Der Mensch lebt dort quasi "engelsgleich" - ohne die Optionen "Gut und Böse", aber auch ohne Willensfreiheit.

Das ist auf jeden Fall falsch, oder hat Gott Adam und Eva dazu gezwungen vom Baum der Erkenntnis zu essen?

Sie haben es nicht aus freiem Antrieb entschieden, sondern die Schlange (als äußerer Faktor) musste diesen Antrieb liefern.
Insofern auf jeden Fall richtig. ;)

Antworten