Gottes Wille/Plan

Rund um Bibel und Glaube
Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#151 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von Punch » Mo 16. Dez 2019, 16:00

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 15:42
Punch hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 14:42
auf dem Fundament des deutschen Klassizismus und dem klassischen Humanismus, dessen Wurzeln wohl auch hervorragen Christen waren, aber Humanismus ist heute für viele Christen ein Wort aus dem Wörterbuch des Teufels, leider, leider. Denn zur Zeit des Renaissance-Humanismus gab es da einmal hoffnungsvolle Anfänge.

Das habe ich auch noch nie verstanden, was Christen gegen den Humanismus haben. Dieser resultiert doch quasi aus dem Christentum oder anders formuliert, das (biblische) Christentum könnte die Axiome des Humanismus bilden. Vielleicht verstehen Christen den Humanismus als weltliche Konkurrenzlehre, watt für a Plödzinn.

Habe ich und viele andere Menschen wohl auch nicht und niemals so richtig verstanden.

Vielleicht haben viele christliche Hardliner, Biblizisten und Fundamentalisten einfach nur teuflische Angst vor dem einfachen Wort: Menschlichkeit, und dem unendlichen Potential das dahinter steht....

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#152 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von Naqual » Mo 16. Dez 2019, 18:15

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 15:42
Das habe ich auch noch nie verstanden, was Christen gegen den Humanismus haben. Dieser resultiert doch quasi aus dem Christentum oder anders formuliert, das (biblische) Christentum könnte die Axiome des Humanismus bilden. Vielleicht verstehen Christen den Humanismus als weltliche Konkurrenzlehre, watt für a Plödzinn.

Eher spontane Eindrücke hierzu:
Ich denke nicht, dass "Christen" gegen den Humanismus sind, sondern - gerade in der Foren-Welt - besonders spezielle Christen, die ihre eigenen ausgefeilten religiösen Ideologien insbesondere dazu herzunehmen um sich von anderen abzugrenzen und abzusetzen. So eine Art "religiös-elitäres Wunschdenken".

Der Humanismus ist aus der westlichen (und christlichen) Ideenwelt heraus entstanden. Nicht aus anderen fernen Kulturen.
Zum Entstehungszeitpunkts des Humanismus gab es andere Probleme: der einzelne galt wenig, der Staat alles. Auch und gerade der Autoritäre Staat. Besonders auch viele Christen fanden den Humanismus nun durchaus attraktiv insbesondere in seiner politischen Anwendung und Verwirklichung christlicher Ideale. Die Amtskirchen weniger, da schien es eher energische Skepsis gegegeben zu haben. M.E. ganz natürlich, denn das zugrundliegende Denken der Herrschenden und ihrer Vertreter war damals zentralistisch und übermäßig obrigkeitstreu. Der Einzelne zählt in diesem Denken nichts und hat sich dem Staat und/oder der kirchlichen Gemeinschaft unterzuordnen. Die umgesetzten Staatsformen aus dem humanistischen Denken heraus sind jedoch die pluralistischen Demokratien. Die in Vielfalt eine Balance zwischen den Individuen und dem Staat anstreben.
Besonders Christen, für die die Bibel wörtlich von Gott diktiert (bzw. "fehlerfrei" ist) wird's dann natürlich ein wenig eng im Spannungsfeld zumindest zwischen dem AT und dem Humanismus. Die politischen Mittel des antiken jüdischen Volkes haben nämlich mit dem Humanismus schlicht nichts zu tun (genauso wie in anderen Ländern der Zeit). - Auch wenn hier bereits viele staatlichen Verbesserungen gegenüber manche andere umliegende Staaten zu der Zeit eingebaut sind (z.B. Schutzrechte für Sklaven gegen lebensgefährliche Bedrohungun durch den Halter).

Wobei wir heute das umgekehrte gesellschaftliche Problem haben wie zur Entstehungszeit des Humanismus. Heute gibt es erheblich zuviel Individualismus auf Kosten des Denkens in und für Gemeinschaften, deren Teil man eigentlich ist. (Hier setzt als Gegenbewegung - wenn auch auf schadhafte Weise - der Rechtspopulismus an: z.B. "Amerika First" oder Johnsons Vorstellungen zum Brexit. Dahinter liegt schlicht der Gedanke sich selbst besser als Teil einer möglichst begnadeten Gesamtgesellschaft zu betrachten, die mühelos auf Kosten anderer agieren darf, da dieser Gruppenegoismus als natürlich und lebensnotwendig betrachtet wird.)

Der weiter vorne vorhandene Exkurs mit Erbreich über die ewige Verdammnis gehört auch dazu. Die Vorstellung von einer ewigen Verdammnis ist schlicht nicht humanistisch. Hier ist ein unbewusstes psychologisches Spannungsfeld in vielen Gläubigen vorhanden mit erheblichem Verdrängungsaufwand.
Ein hinduistischer Denker (mir ist der Name gerade entfallen, denke es war Vivekananda oder so) hatte es auf den Punkt gebracht, da er hier freier denken kann ohne die entsprechende europäisch-religiöse Sozialisierung: "Was soll das für ein barmherziger Gott sein, der endliche Sünde mit unendlicher Strafe belegt?" Philosopisch gesehen ist sein Argument genial in aller Kürze.

erbreich
Beiträge: 888
Registriert: Di 24. Dez 2013, 11:28

#153 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von erbreich » Mo 16. Dez 2019, 18:39

Punch hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 16:00
Vielleicht haben viele christliche Hardliner, Biblizisten und Fundamentalisten einfach nur teuflische Angst vor dem einfachen Wort: Menschlichkeit, und dem unendlichen Potential das dahinter steht....
Nun ja, wenn jemand unter dem Begriff THEISMUS die Herrschaft eines tyrannischen Gottes (Theos) versteht, der beispielsweise... 
Naqual hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 18:15
...endliche Sünde mit unendlicher Strafe belegt...
...sich selbst aber aufgrund seines Glaubensbekenntnisses als von dieser Strafe befreit denkt, dann ist es naheliegend, dass dieser seinen Gott nicht gegen einen Menschen - der in seiner Vorstellungswelt kaum weniger tyrannisch sein könnte als sein Gott -  eintauschen möchte, denn wie könnte er von dem tyrannischen Menschen die Begnadigung erwarten, die er von seinem Gott in Anspruch nehmen zu können glaubt? Unter solchen Voraussetzungen muss der HUMANISMUS fast zwingend noch mehr Angst machen als ein THEISMUS mit einem rachsüchtigen Gott an der Spitze der Hierarchie. 
 

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#154 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von AlTheKingBundy » Mo 16. Dez 2019, 18:47

Das Problem vieler Christen ist, dass sie sich an denen rächen wollen, die nicht genauso ticken, wie sie selbst. Deswegen das Motto: "ich gerettet, du in Feuer und Verdammnis gebettet."

Eine Rachegott ist da natürlich zwingend erforderlich.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Benutzeravatar
lovetrail
Beiträge: 4855
Registriert: Sa 1. Jun 2013, 20:00

#155 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von lovetrail » Mo 16. Dez 2019, 18:51

Naja, so schwer ist das eigentlich nicht zu verstehen: Der Humanismus in seiner extremen Ausformung streicht Gott durch und setzt an dessen Stelle den Menschen. Gegen Menschlichkeit an sich ist ja nichts zu sagen und das kommt ja auch von Christus her, aber wenn der Mensch vergötzt und Gott als vermeintlicher Tyrann diskreditiert wird, dann steht einiges im Argen. Und das kann dann durchaus inhumanistische Züge annehmen...

P.S Irgendwie schmerzt es mich, wenn zwar die biblisch belegte Versöhnung aller bekannt wird, aber gleichzeitig der Anspruch Jesu buddhistisch verwässert.

Ich hoffe dass niemand den Schluss daraus zieht, dass das eine notwendigerweise zum anderen führen würde.

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#156 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von Punch » Mo 16. Dez 2019, 19:01

lovetrail hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 18:51
Naja, so schwer ist das eigentlich nicht zu verstehen: Der Humanismus in seiner extremen Ausformung streicht Gott durch und setzt an dessen Stelle den Menschen. 

Erschreckend, du weiß wirklich nicht, was der Humanismus in seinen Wurzeln ist, und bezweckt. 

Was verstehst du eigentlich unter Humanismu? Wie drefiniertst du den Humanismus für dich selbst? Was lernst du daraus und was nicht?

Denn du selbst erklimmst immer wieder neue Höhen der Absurdität, allein dieser Satz hier offenbart, das du nicht begriffen hast, was Humanismus überhaupt bedeutet:
Der Humanismus in seiner extremen Ausformung streicht Gott durch und setzt an dessen Stelle den Menschen. 
[sic!]

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#157 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von Punch » Mo 16. Dez 2019, 19:09

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 18:47
Das Problem vieler Christen ist, dass sie sich an denen rächen wollen, die nicht genauso ticken, wie sie selbst. Deswegen das Motto: "ich gerettet, du in Feuer und Verdammnis gebettet."

Eine Rachegott ist da natürlich zwingend erforderlich.

Was meinst du, so unter dem Strich?

Sind wir alle Sisyphos? Egal ob nun Christen, Moslems, Juden, Taoisten und welcher Verteter welcher Religion auch immer, und egal ob Atheisten, Agnostiker, Realisten, Skeptizisten, Kommunisten, Anarchisten oder wie die weltanschaulichen Richtungen auch immer heißen mögen.

Wir alle rollen den Stein bergauf, nur scheinen mir einige dabei glücklicher als andere, auch wenn oben auf dem Berg nicht der wartet, den sie erwartet haben, falls wir jemals "oben" ankommen sollten.

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#158 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von AlTheKingBundy » Mo 16. Dez 2019, 19:29

Ich würde mal so sagen: einige rollen den Stein immer wieder bergauf und er rollt dann immer wieder bis zum Tal hinab. Andere rollen ihn hinauf und der Stein rollt zwar wieder ein Stück hinunter, aber bleibt immer a bisserl höher stehen als zuvor. Die Funtamentalisten und Realitätsverweigerer gehören zu den Talrollern. Glücklicher sind diejenigen, die ein Stück voran kommen.

Mal anders. Religion/Weltanschauung kann etwas wundervolles sein. Wenn man sich moralisch hochwertigen Direktiven unterordnet und nach diesen handelt. Bravo. Wenn Religion dann mit ein wenig Hoffnung auf das Transzendente einhergeht, was vielleicht gar nicht existiert, auch gut. Die Kehrseite ist allerdings der religiöse Fanatismus, der glaubt im Namen ihres Gottes all diejenigen ausrotten zu müssen, die nicht nach ihrem Götterbild ticken, ob nun im Diesseits oder Jenseits. Eine weitere Kehrseite sind die Gefangenen der Matrix, die in ihrer Filterblase festhocken und fern ab jeder Realität leben.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#159 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von Punch » Mo 16. Dez 2019, 19:50

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mo 16. Dez 2019, 19:29
Ich würde mal so sagen: einige rollen den Stein immer wieder bergauf und er rollt dann immer wieder bis zum Tal hinab. Andere rollen ihn hinauf und der Stein rollt zwar wieder ein Stück hinunter, aber bleibt immer a bisserl höher stehen als zuvor. Die Funtamentalisten und Realitätsverweigerer gehören zu den Talrollern. Glücklicher sind diejenigen, die ein Stück voran kommen.

Mal anders. Religion/Weltanschauung kann etwas wundervolles sein. Wenn man sich moralisch hochwertigen Direktiven unterordnet und nach diesen handelt. Bravo. Wenn Religion dann mit ein wenig Hoffnung auf das Transzendente einhergeht, was vielleicht gar nicht existiert, auch gut. Die Kehrseite ist allerdings der religiöse Fanatismus, der glaubt im Namen ihres Gottes all diejenigen ausrotten zu müssen, die nicht nach ihrem Götterbild ticken, ob nun im Diesseits oder Jenseits. Eine weitere Kehrseite sind die Gefangenen der Matrix, die in ihrer Filterblase festhocken und fern ab jeder Realität leben.

Interessante Aspekte!

Schließt sich automatisch die Frage an, was ist Wahrheit, gibt es überhaupt DIE Wahrheit, ich meine jetzt eine für alle Menschen allgemeinverbindliche Wahrheit?

Eine der unbestechlichsten Definitionen zum Wahrheitsbegriff fand ich bei Nietzsche, wie immer in einer poetisch bildhaften Sprache:

Was ist also Wahrheit?
Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauche einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken (!!!): die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen in Betracht kommen.


Kommt der Schnauzbart damit einer Wahrheit nahe, die viele von uns nicht so gerne hören (wollen).

 

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#160 Re: Gottes Wille/Plan

Beitrag von AlTheKingBundy » Mo 16. Dez 2019, 20:04

Philosophischer Sprengstoff die Frage nach der Wahrheit. Irgendwie für mich stark verknüpft mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Dieser liegt irgendwo zwischen Realitätsnähe und kompletten Selbstbetrug, zwischen Moral und Unmoral, zwischen Kontrollverlust oder Kontrolle über die Sau in einem, zwischen reinem Stoffwechsler und dem was einem überhaupt zum Menschen macht. Scheißen können wir alle, aber echte Selbstverwirklichung? Ich weiß nicht, wer es gesagt hat, aber in etwa: Selbstverwirklichung ist schwer und selten, Selbsttäuschung dagegen einfach und gewöhnlich.

Eine allgemeingültige Wahrheit gibt es absolut erkennbar für den Menschen (leider) nicht, weil wir Subjekte sind, weil wir laut Bauplan in erster Linie triebhaft gesteuerte Subjekte sind in deren Natur es liegt, sich selbst zu betrügen. Vielleicht besteht Wahrheit darin, nach größtmöglicher Objektivität zu streben (hier auch, was ist das?), sich vom eigenen Ego so gut es geht zu lösen. Erde an Nietzsche, Kant, bitte helft!
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Antworten