Ruedi hat geschrieben: ↑Di 9. Mär 2021, 12:07
Naqual hat geschrieben: ↑Di 9. Mär 2021, 11:40
Ruedi hat geschrieben: ↑Di 9. Mär 2021, 09:36
Mir kommt hier Jesaja 1 in den Sinn. Da werden die Israeliten getadelt, weil sie zwar die die Gesetze leben, aber ohne Liebe.
Im AT kann man gut sehen, wie eine Änderung der Schwerpunktsetzung erfolgte. Gerade bei den (späteren) Propheten galt auf einmal die innere Einstellung, während vorher nur auf den (äußerlichen) Vollzug von Regeln geachtet wurde.
Das ist deine Interpretation, die ich so nicht bestätigt sehe.
Naja, es ist genau genommen nicht meine, sondern die von namhaften Theologen, die die Entwicklung der Opfer im AT genauer unter die Lupe genommen haben. Bin aber zu faul nachzuschlagen.
Nimm aber z. B. Amos als einer der Propheten (die Propheten sind ja meist erheblich später nach den Schriften der Tora aufgetaucht).
Amos 5, 21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.
22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.
Das hob nicht die Gesetze auf, sondern es ging um die durchaus zweifelhafte und sündige Motivation der Angesprochenen.
Psalm 51, 16 Denn du hast nicht Lust zum Opfer, ich wollte dir's sonst wohl geben, und Brandopfer gefallen dir nicht. 17Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten.
Also das lässt sich schon belegen auch, was ich geschrieben hatte.
Wobei man viele Regeln im Gesetz nicht einfach mit Nächstenliebe erklären kann. Z.B. was hat das mit Nächstenliebe zu tun, wenn manche Juden laut Gesetz am Gewand eine bestimmte vorgeschriebene Art von Bommeln tragen muss?
Wahrscheinlich nichts, eher mit der Liebe zu Gott.
Auf gewisse Art ja. Also von Menschen aus. Der Betroffene meint, damit Gott zu dienen und dann hat er zumindest gute Intentionen. Persönlich denke ich aber, dass es Gott ziemlich gleichgültig ist ob ich Bommeln trage oder nicht, Jude bin oder nicht. Es geht ums Herz!
Warum gilt das mosaische Recht nicht mehr für Christen, wenn dieses aus der Nächstenliebe heraus erklärt werden kann? Dann wäre es immer noch vollumfänglich gültig.
Hier tun sich in der Bibel durch das Christentum (!) Widersprüche auf, die nicht lösbar sind.
Am Sinai war kein Christ dabei.
Und wenn du die Diskussionen von Paulus und dem Bruder von Jesus nachliest, könnte dies die Frage beantworten.
Auch in der Bibel, wird unterschieden zwischen Israeliten, Fremden die bei ihnen leben, und völlig Fremden. Fremden die nicht bei den Israeliten leben, werden nie Vorschriften gemacht, wie sie zu leben haben.
Es gibt einige Grundsätze die in der Bibel stehen, die an alle gerichtet waren. Wie nicht morden, nicht stehlen, keine Unzucht uä.
Diese bilden ja auch heute noch die Basis unserer Moral und Gesetzgebung, und helfen die Gesellschaft vor dem Zerfall zu bewahren.
Paulus hat diesbezüglich eine verwirrte Ansicht, was für wen gültig ist, und eckte in Jerusalem deswegen auch immer an.
Du hast Recht mit Deinen Ausführungen, aber es löst das Problem nicht.
Das jüdische Gesetz war nur für Juden. Für die anderen Gottgläubigen (Noahiten, Nachfahren Noahs) galt ne erheblich abgespeckte Version: 7 noachidische Gebote. Wenn ich analog eines bekannten Scherzes rumwitzeln wollte, könnte ich ganz wahrheitsgemäß sagen: Gute Nachricht, Ehebruch ist nicht dabei!
Das Problem, das ich oben aufgeworfen habe ist nur dieses:
wenn die Gebote nur ein Ausdruck der Nächstenliebe sind, dann wäre es ein großer Blödsinn, wenn diese nur den Juden gelten sollten. Äußerungsformen der Nächstenliebe kann man nicht einfach für bestimmte Völker abschaffen (Die genau genommen sogar die 99,99 Prozent Mehrheit weltweit sind.).
Im NT geht das dann ja sogar soweit dieses Denken, dass der Vollblut-Paulusianer Lukas in der Apostelgeschichte den Juden Petrus belehrt werden lässt, er könne unreine Speise essen, weil es diese in Gottes Augen gar nicht gebe. Die Geschichte hat zwei Probleme: zum einen die Glaubwürdigkeit des Berichts (Petrus musste erst zu Paulus Zeiten davon belehrt werden, dass man nicht koscheres Essen essen darf, obwohl er lange genug direkter Schüler von Jesus war) und zum anderen, dass Petrus Jude war und von daher nicht vom Gesetz befreit werden konnte. Und in unserem Kontext: wenn die Speiseriten Ausdruck der Nächstenliebe sind, warum ist dann Schweinefleisch zu essen für Juden böse für Nichtjuden aber gut?