JackSparrow hat geschrieben: ↑Mo 7. Jun 2021, 15:12
Ich bin nicht der Meinung, dass sich Gefühle "unterdrücken" lassen.
Wenn sich meine angebliche Wut nicht in meinem Verhalten ausdrückt, dann bin ich
nicht wütend.
Ok, habe verstanden. Ich habe in meinem Leben unzählige Male alle möglichen Gefühle, Gefühlszustände etc. unterdrückt - mit bestem Erfolg. Das kann ich ganz offen sagen und auch dazu stehen. Anderseits habe ich auch schon alle möglichen Gefühle "rausgelassen" auf die ein oder andere Art, ganz bewusst oder auch kontrolliert auf bestimmte Weise.
Sofern ich mich nicht damit identifiziere - was ich SamuelB wohl verständlich machen konnte - ist es kein Problem. Das Problem gibt es nur, wenn ich mich damit
identifiziere. Dann kann ich es auch nicht unterdrücken bzw. kommt es dann sogar doppelt so schlimm an einer anderen Stelle wieder heraus. Das ist der entscheidende Punkt.
Es gibt auch etwas anderes, das nennt sich "beherrschen". Das ist kein Unterdrücken sondern ein "sich im Zaum halten". Man verleiht dann seinen Gefühlen einen zivilisierten, akzeptablen Ausdruck. Das ist aber etwas anderes. Die Wut verschwindet dann nicht sondern sie bleibt und man nimmt sie mit.
Indem man sich innerlich abgrenzt, kann man es auch überwinden. Man muss nur entschlossen sein, überzeugt sein, davon, dass es überhaupt möglich ist, und wollen natürlich auch, man muss sich mit aller Konsequenz dagegen stellen, mit einer Bereitschaft, es notfalls sein ganzes Leben zu machen, wenn es sein muss. So eine überzeugte Entschlossenheit kann dann auch überwinden und dann entsteht irgendwann auch kein Druck mehr, von dem man sich abgrenzen müsste.
So ist es auch mit andere Dingen, wie zB der Gier, der Lust auf irgendwas. Im Prinzip genau das Gleiche. Man hat eine körperliche, mentale, emotionale innere Reaktion, die einen Druck ausübt. Wenn man das ganz bewusst wahrnimmt, sich innerlich davon distanziert mit einem glasklaren, entschiedenen, bewussten und auch sehr begründeten
NEIN, kann man den Drang überwinden. Es darf aber auch nicht mehr die allerkleinste, winzigste Unsicherheit da sein. Bleibt man dabei und gibt nicht nach, verschwindet der Druck. Sprich: Die körperliche Erregung verschwindet, die Gedanken, die Gefühle verschwinden, sogar die Wahrnehmung kann sich schlagartig ändern, so dass ein Mensch, der einem gerade noch unangenehm war, plötzlich ganz normal oder sogar nett vorkommt oder etwas, das gerade besonders interessant und reizvoll erschien, auf einmal ganz banal und uninteressant wirkt.
Wenn man natürlich der Meinung ist, dass sowas nicht möglich ist, dann ist es einem auch nicht möglich.
Aber meine Frage an Dich -
ehrliche Antwort würde ich mir wünschen - angenommen - hypothetisch - es wäre doch möglich.
Würdest Du das überhaupt wollen?