Warum läßt Gott so viel Leid zu?

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sven23
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#811 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Fr 20. Dez 2013, 19:42

closs hat geschrieben:
Es ist komplett blödsinnig, Einzelteile der Bibel aus verschiedenen Richtungen puzzle-mäßig zusammenzutragen und damit die Bibel zu falsifizieren. Das ist zwar "in", passt hier aber nicht. - Hermeneutik funzt anders.

Genau, sie ist nämlich selbst ein Sammelsurium an zusammengepuzzelten Versatzstücken. Man sollte auch nicht den Fehler machen, zuviel hinein zu interpretieren. Sie eigenet sich zwar hervorragend dazu, wie alle mythenhaften und legendenhaften Erzählungen. Aber sie ist und bleibt eines der am meisten überschätzten Bücher der Weltliteratur. Und mehr als Literatur ist sie nicht, da sollte man sich nichts vormachen. ;)

Mit Hermeneutik sprichst du ein wichtiges Thema an. Man muß sich immer vor Augen halten, warum z. B. die Evangelien geschrieben wurden, welche Absicht dahinter steckte.
Die Absicht war sicherlich, eine neue Bewegung, eine neue Religion zu etablieren. Diesem Ziel wurde alles untergeordnet. Dafür benötigte man etwas Besonderes. Wanderprediger gab es sicher genug, auch an Märtyrern war kein Mangel. Aber ein Gekreuzigter, der von den Toten aufersteht, das war mal was neues.
Hermeneutisch taten die Schreiber alles, um diesen Auferstehungsmythos ins Leben zu rufen und manche glauben bis heute daran.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#812 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Fr 20. Dez 2013, 20:34

sven23 hat geschrieben:Mit Hermeneutik sprichst du ein wichtiges Thema an.
Hermeneutik geht aber nur, wenn ein geistiger Entwurf ("Setzung Gott") da ist, dem man sich per Erkenntnis nähern will. Hermeneutik ist kein Selbstläufer.

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Demian
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#813 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Fr 20. Dez 2013, 21:55

sven23 hat geschrieben:Aber sie ist und bleibt eines der am meisten überschätzten Bücher der Weltliteratur. Und mehr als Literatur ist sie nicht, da sollte man sich nichts vormachen. ;)

Das hängt nun von dir ab!

Mit Hermeneutik sprichst du ein wichtiges Thema an. Man muß sich immer vor Augen halten, warum z. B. die Evangelien geschrieben wurden, welche Absicht dahinter steckte.Die Absicht war sicherlich, eine neue Bewegung, eine neue Religion zu etablieren. Diesem Ziel wurde alles untergeordnet.

Das ist eine materialistische Interpretation - da es für dich keine echten spirituellen Erfahrungen gibt, muss natürlich irgendein hintergründiges Machtkalkül existieren. Illusionen allein können ja zu keiner richtigen Bewegung führen. Gegenfrage: projizierst du nicht dein eigenes Welt- und Menschenbild hinein?

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Zeus
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#814 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Zeus » Fr 20. Dez 2013, 22:40

Demian hat geschrieben:[...]Illusionen allein können ja zu keiner richtigen Bewegung führen.[...]
Wirklich nicht :?:
Über diese unvorsichtige Aussage solltest du, werter Demian, mal etwas nachdenken.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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Demian
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#815 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Fr 20. Dez 2013, 23:00

Zeus hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:[...]Illusionen allein können ja zu keiner richtigen Bewegung führen.[...]
Wirklich nicht :?:
Über diese unvorsichtige Aussage solltest du, werter Demian, mal etwas nachdenken.

Es ist eine Mischung aus echter Spiritualität ... und Klüngelei mit der Macht.
Aber Illusionen allein verändern nicht das Leben der Menschen derart umfassend.

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sven23
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#816 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 21. Dez 2013, 07:13

Demian hat geschrieben:
Es ist eine Mischung aus echter Spiritualität ... und Klüngelei mit der Macht.
Aber Illusionen allein verändern nicht das Leben der Menschen derart umfassend.

Gerade Illusionen können eine große Macht haben, da sie sich nicht mit der Realität herumschlagen müssen. ;)

"Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, nicht selbst zu existieren braucht." - Charles Baudelaire
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Demian
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#817 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Sa 21. Dez 2013, 07:33

sven23 hat geschrieben:Gerade Illusionen können eine große Macht haben, da sie sich nicht mit der Realität herumschlagen müssen. ;)

Ist es nicht eher ein Zeichen für die Geringschätzung der Seele, wenn man spirituelle Erfahrungen einfach grundsätzlich als „Illusionen“ abtut? Es könnten natürlich Illusionen sein. Der Verstand wird das letztlich nicht entscheiden können. Aber ob sie das sind oder nicht, muss eben immer wieder neu erforscht und erfragt werden. Weshalb sollten die intensivsten Erfahrungen – und eine richtige spirituelle Erfahrung ist außerordentlich intensiv – mehr Illusion sein, als das gewöhnliche, alltägliche, profane? Ich verweise auf „Das Heilige und das Profane: Vom Wesen des Religiösen“ von Mircea Eliade.

"Das Heilige und das Profane" sind zwei existentielle Situationen, die der Mensch im Laufe seiner Geschichte ausgebildet hat. Die ganze Vielfalt der geheiligten physischen und psychischen Erfahrungen und Handlungen der Menschen vor Augen zu führen und damit zugleich das Wesen des Heiligen verstehbar zu machen, ist Eliades Anliegen. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt er, wie räumlich und zeitlich voneinander entfernte Völker und Kulturen strukturell identische religiöse Symbole entwickelt haben. Die Gründung und Gestaltung des menschlichen Lebensraums, die mythische Deutung und Periodisierung der Zeit und Geschichte, die Ritualisierung menschlichen Tuns - dies alles gibt der menschlichen Existenz sakrale Bedeutung auch in den industriellen Gesellschaften, denn Elemente archaischer Religiosität bestimmen sogar das Denken und Verhalten des areligiösen Intellektuellen. Für Eliade ist "Das Heilig und das Profane" ein Beitrag zum Selbstverständnis des Menschen als eines historischen Wesens." Quelle

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#818 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von JackSparrow » Sa 21. Dez 2013, 12:07

Tiere markieren ihr Revier durch Exkremente. Menschen markieren ihr Revier, indem sie Dinge für "heilig" erklären. Das ist Evolution.

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sven23
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#819 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » So 22. Dez 2013, 13:43

closs hat geschrieben: In diesem Sinne ist Eigen-Erkenntnis die Vollendung des Vollkommenen - das Vollkommene erkennt bewusst, dass es vollkommen ist.


Die Theorie vom vollkommenen Menschen ist längst ad absurdum geführt. Selbst Gott, der zu bösem fähig ist, ist von Vollkommenheit ein gutes Stück entfernt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#820 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » So 22. Dez 2013, 15:28

sven23 hat geschrieben: Selbst Gott, der zu bösem fähig ist, ist von Vollkommenheit ein gutes Stück entfernt.
Dann sprichst Du nicht von Gott.

sven23 hat geschrieben:Die Theorie vom vollkommenen Menschen ist längst ad absurdum geführt.
Im Dasein selbstverständlich. - Sprichst Du etwa DAVON?

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