Unser Leben -- ein Staubkorn

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Halman
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#11 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von Halman » So 23. Mär 2014, 14:53

Pluto hat geschrieben:Da ist es durchaus nachvollziehbar, dahinter einen allmächtigen Schöpfergott zu sehen, der dies alles schuf. Aber der Gedanke, dass derselbe Gott ein winziges Staubkorn in Mitten dieses gigantischen Kosmos auserwählte, um darauf den Menschen in seinem Ebenbild zu schaffen, empfinde ich als eine höchst anmassende anthropozentrische Denkweise.
Nun, die Bibel ist von Menschen und somit vom menschlichen Standpunkt aus geschrieben worden. Aus unserer Perspektive erhoffen wir aus biblischer Sicht eine Hinwendung des Schöpfers zu uns. Im Grunde behandelt die Bibel die Beziehung des Menschen zu Gott.

Ich halte es für einen Kardinalfehler, die Bibel von Gottes Standpunkt aus zu lesen, als würden wir als Bibelleser die Welt aus einem derart bevorzugtem Bezugssystem heraus betrachten. Ich denke, die Bibel erschließt sich viel besser, wenn wir sie als eine relative, menschliche Sichtweise verstehen.

Nun zielte Deine Fragestellung nicht explizit auf die Bibel ab. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich dennoch darauf beziehe.

Pluto hat geschrieben:Warum suchte sich dieser Gott ausgerechnet unsere Erde dazu aus?
Angenommen es gibt unzählige Welten mit intelligenten Leben: Warum sollte Gott eine von ihnen vergessen?
Auf einer anderen Welt wird man vermutlich nichts von der Erde wissen. Dies bedeutet aber nicht, dass Gott uns nicht auch kennt.

Übrigens wird der Mesch in der Bibel gar nicht als Krone der Schöpfung dargestellt. Allenfalls sind wir die Krone der irdischen Schöpfung. Doch die Engel, bei den es sich populär ausgedrück um Außerirdische eines transzendenten Universums handelt, stehen laut biblischer Darstellung bereites weit über uns.
Wir Meschen werden mit Heuschrecken (Jes 40:22) verglichen und ganze Völker sogar mit Tropfen am Eimer (Jes 40:15). Doch Gottes Gedanken sind insbesondere in dem Sinne höher als unsere, indem er auch an uns denkt (Jes 55:7-9), da er weiß, dass wir nur Staub sind (Ps 103:13-14).

Was hälst Du von dieser Sichtweise?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

closs
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#12 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von closs » So 23. Mär 2014, 16:23

Halman hat geschrieben:Ich halte es für einen Kardinalfehler, die Bibel von Gottes Standpunkt aus zu lesen
Puuh - das müssten wir klären. - Ich halte es exakt umgekehrt für einen Kardinalfehler, die Bibel vom menschlichen Standpunkt aus zu lesen - weil dann jeder sein Süppchen kocht.

Wir könnten uns trotzdem einig sein, wenn wir uns darauf verständigten, dass man die Bibel nicht induktiv, sondern nur deduktiv lesen kann. - Könnten wir uns da treffen?

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Münek
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#13 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von Münek » So 23. Mär 2014, 18:12

R.F. hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: - - -
Warum suchte sich dieser Gott ausgerechnet unsere Erde dazu aus?
Würdest Du, lieber Pluto, gerne auf dem Pluto leben? Es sollen dort noch Plätze frei sein... :P
Vergiss aber nicht, ein bisschen Brennholz mizunehmen...

Teilweise Zustimmung,

der eiskalte Pluto wird auf jeden Fall nicht von Überbevölkerung geplagt
sein; also Platz satt ohne Ende.

Nur mit dem Lagerfeuerchen würde es nicht so ganz klappen.... :D

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Münek
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#14 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von Münek » So 23. Mär 2014, 18:30

R.F. hat geschrieben:
kamille hat geschrieben: - - -
Gott hat nun mal diese Erde ausgewählt und zwar als einzige aus dem Universum, denn er ist nur einmal ein Mensch geworden, und das hier auf der Erde. Es ist also erstmal egal, ob andere Planeten auch bewohnt sind oder nicht.
- - -
Es ist anscheinend das erste Mal, dass Gott über den Weg sterblicher Menschen die Gottfamilie vergrößern möchte. Aber “Söhne Gottes” gibt es schon lange vor der Erschaffung des Menschen. Übrigens sind diese der Schrift zufolge von den Menschen äußerlich kaum zu unterscheiden...

Hallo Erwin,

die Schrift lügt nicht! :thumbup:

Ich überprüfe das immer wieder. Aber wenn ich mich im Spiegel betrachte,
stelle ich zu meiner großen Erleichterung immer wieder fest, ich bin äußer-
lich von einem Menschen so gut wie nicht zu unterscheiden. ;)

Fazit: ...und die Bibel hat (in diesem Falle) doch recht!

LG Münek

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Halman
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#15 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von Halman » So 23. Mär 2014, 18:52

closs hat geschrieben:Puuh - das müssten wir klären. - Ich halte es exakt umgekehrt für einen Kardinalfehler, die Bibel vom menschlichen Standpunkt aus zu lesen - weil dann jeder sein Süppchen kocht.
Dieses Ergebnis erzielen wir doch dadurch, dass jeder die Bibel zwangsläufig aus seiner Perspektive heraus ausdeutet und behauptet, die Rezeption sei Gottes absolute Wahrheit. So wurden viele "Wahrheiten" aus der Bibel hergeleitet, auch solche, die im offenkundigen Widerspruch zum biblischen Gesamtkontext stehen.
Aus gläubiger Sicht ist es völlig verständlich, wenn jemand erklärt: "Die Bibel ist Gottes Wort." Aber sie ist "Gottes Wort in Mennschen-Schrift". Die Bibelschreiber schrieben ihre Erfahrungen aus ihrer relativen Perspektive ihrer Kulturkreise nieder. Wenn es heißt, die Erde (bzw. das Land) wurde überflutet, muss dies nicht zwingend global im heutigen Sinne verstanden werden. Es kann auch die bekannte Lebewelt umfassen.
Das im Sintflutbericht verwendete hebräische Wort eretz (ארץ), welches mit Erde übersetzt wurde, kann auch Land bedeuten.

Wenn ich sage, man sollte die Bibel aus menschlicher Perspektive lesen, meine ich damit nicht, dass jeder Rezipient sie nach Gutdünken ausdeuten solle, sondern dass er sich klarmachen sollte, dass er eine Übersetzung eines Grundtextes lies, der seinen Ursprung in altertümlichen bis spätantiken Kulturkreisen hat und somit von Menschen geschrieben wurde, deren Denken sich sehr von unserer modernen Denkweise unterscheidet.
Die Bibel ist nicht abstrakt, sondern konkret.

closs hat geschrieben:Wir könnten uns trotzdem einig sein, wenn wir uns darauf verständigten, dass man die Bibel nicht induktiv, sondern nur deduktiv lesen kann. - Könnten wir uns da treffen?
Okay, wobei die Bibel auch allgemeine Grundsätze enthält, bei dem der Leser nicht umhing kommt, sie auf seine konkrete Lebewelt zu übertragen. Daher scheinen mir beide Lesarten sinnvoll zu sein.

Die Bibel enthält Texte unterschiedlicher Gattung.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#16 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von closs » So 23. Mär 2014, 19:42

Halman hat geschrieben:Dieses Ergebnis erzielen wir doch dadurch, dass jeder die Bibel zwangsläufig aus seiner Perspektive heraus ausdeutet
Ja - geht ja gar nicht anders.

Wie soll man zum Ausdruck bringen, a) dass der Mensch nichts anderes hat als seine Wahrnehmung, er also alles nur aus seiner Perspektive deuten kann, und b) es ein Unterschied ist, ob er sich selbst oder den Heiligen Geist in den Mittelpunkt stellt. --?--- - Meine eigene Antwort auf diese Frage: Man kann es NICHT zum Ausdruck bringen - versteht (fast) keine Sau.

Halman hat geschrieben:Aber sie ist "Gottes Wort in Menschen-Schrift".
Ja - da sind wir uns sehr einig. - In diesem Sinne ist die Bibel für mich eine gleichnishafte Chiffre für göttliche Wahrheit. - Aber auch das ist nicht unbedingt mehrheitsfähig.

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Münek
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#17 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von Münek » So 23. Mär 2014, 23:52

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Aber sie ist "Gottes Wort in Menschen-Schrift".
Ja - da sind wir uns sehr einig. - In diesem Sinne ist die Bibel für mich eine gleichnishafte Chiffre für göttliche Wahrheit.

Hi Kurt,

auf welche Art und Weise ist denn den biblischen Schriftstellern die "göttliche
Wahrheit
" und dann auch noch in Form "gleichnishafter Chiffren" vermittelt wor-
den?

Wie hat man sich das vorzustellen? Gab es da etwa eine direkte göttliche Inter-
vention?

Einer "Verbalinspiration" stehst Du doch (soweit ich weiß) ablehnend gegenüber.
Stattdessen - so Deine wiederholt vorgetragene Behauptung - sei die Bibel "gott-
gewollt
". Das nenne ich eine - sorry - "unseriöse verbale Ausflucht"; denn mit sol-
chen "semantischen" Tricks kommst aus dem Dilemma nicht heraus.

Denn "Gottgewolltheit" ist ohne göttliche Einflussnahme auf die inhaltliche Gestal-
tung und Festlegung der biblischen Texte - und dann auch noch bedeutungsschwer
in Form von Gleichnissen - schlechterdings nicht möglich.

LG Münek

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#18 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von Pluto » Mo 24. Mär 2014, 00:26

Halman hat geschrieben:Ich halte es für einen Kardinalfehler, die Bibel von Gottes Standpunkt aus zu lesen, als würden wir als Bibelleser die Welt aus einem derart bevorzugtem Bezugssystem heraus betrachten. Ich denke, die Bibel erschließt sich viel besser, wenn wir sie als eine relative, menschliche Sichtweise verstehen.
Das denke ich auch. Sie liest sich für mich als ein weises Buch von inspirierten Menschen geschrieben.
Nun zielte Deine Fragestellung nicht explizit auf die Bibel ab. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich dennoch darauf beziehe.
Aber ja, sicher. Es passt sehr gut zum Thema.
Angenommen es gibt unzählige Welten mit intelligenten Leben: Warum sollte Gott eine von ihnen vergessen?
Auf einer anderen Welt wird man vermutlich nichts von der Erde wissen. Dies bedeutet aber nicht, dass Gott uns nicht auch kennt.
Sicher... aber die Bibel stellt die Erde in den Mittelpunkt der Schöpfung. Darauf basieren auch geozentrischen Vorstellungen der Gelehrten die bis zur Aufklärung (Galilei) galten. Auf dieser Basis können die anderen Planeten nur unserer Erde untergeordnet sein, was ich aber nicht glaube.
Wir Meschen werden mit Heuschrecken (Jes 40:22) verglichen und ganze Völker sogar mit Tropfen am Eimer (Jes 40:15). Doch Gottes Gedanken sind insbesondere in dem Sinne höher als unsere, indem er auch an uns denkt (Jes 55:7-9), da er weiß, dass wir nur Staub sind (Ps 103:13-14).

Was hälst Du von dieser Sichtweise?
Interessante Sichtweise, aber für mich sind das eher Metaphern die uns Demut lehren sollen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#19 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von closs » Mo 24. Mär 2014, 00:26

Münek hat geschrieben:Gab es da etwa eine direkte göttliche Intervention?
Nein - keine direkte Intervention. - Das ist ja genau der Hintergrund, warum ich das Wort "gottgewollt" verwende.

Mal ganz praktisch: Da sitzen Leute, die subjektiv das schreiben, was aus ihrem Verständnis heraus zu schreiben gibt. - Mehr nicht.

All das, was da (später als "Bibel" zusammengefasst) geschrieben ist, erbringt genug Gleichnisse/Chiffren, um das Göttliche bzw. den Weg zum Göttlichen zu er-kennen - oder zu ver-kennen. - Mit anderen Worten: Die Gleichnisse/Chiffren der Bibel können genauso gut ver-kannt werden. - Man sieht das sehr gut am Umgang vieler Glaubensgemeinschaften wie auch am Umgang von Agnostikern mit der Bibel.

"Gottgewollt" heisst somit, dass Gott eine ausreichende Grundlage schafft, ihn zur er-kennen - aber damit gleichzeitig auch eine ausreichende Grundlage schafft, ihn zur ver-kennen. - Gott WILL das (deshalb "gott-gewollt"). - Warum will er das? - Damit der Mensch lernt, zwischen gut und böse, er-kennen und ver-kennen zu unterscheiden.

Münek hat geschrieben:Denn "Gottgewolltheit" ist ohne göttliche Einflussnahme auf die inhaltliche Gestaltung und Festlegung der biblischen Texte - und dann auch noch bedeutungsschwer in Form von Gleichnissen - schlechterdings nicht möglich.
Da kommen wieder in den Bereich der "Fügung" hinein. - Da sitzen Leute, die subjektiv das schreiben, was aus ihrem Verständnis heraus zu schreiben gibt - dass sie es tun und tun können, ist göttliche Fügung (im Guten wie im Bösen).

Pluto
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#20 Re: Unser Leben -- ein Staubkorn

Beitrag von Pluto » Mo 24. Mär 2014, 00:49

R.F. hat geschrieben:Warum suchte sich dieser Gott ausgerechnet unsere Erde dazu aus?
Würdest Du, lieber Pluto, gerne auf dem Pluto leben? Es sollen dort noch Plätze frei sein... :P
Vergiss aber nicht, ein bisschen Brennholz mitzunehmen...[/quote]Ein verlockender Vorschlag lieber Erwin...
Allerdings vergisst du vielleicht, dass ich gerade erst umgezogen bin und nun so liebe Menschen um mich habe...
Nochmals umziehen schaffe ich nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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