Konsequente Wortwörtlichkeit

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Bastler
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#11 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von Bastler » Di 18. Nov 2014, 09:25

Ich habe bei Deinen Auslegungen immer das Gefühl, dass diese folgendermaßen funktionieren:

1. Du teilst den Text in seine Worte auf.
2. Dann schaust Du Dir die Worte im Hebräischen an und legst eine Tabelle der verschiedenen Wortbedeutungen an. Dabei spielen nicht nur die direkten Wortbedeutungen eine Rolle, sondern auch ähnlich klingende hebräische Worte, die Du noch mit einbeziehst.
3. Und dann setzt Du das Puzzle wieder zusammen.

Und bei diesem dritten Punkt habe ich noch nicht die Kriterien erfasst. Nach welchem Prinzip setzt Du zusammen?

Wenn man die dritte Bedeutung des ersten Wortes mit der fünften Bedeutung des zweiten Wortes mit der Zweitbedeutung eines Wortes kombiniert, das so ähnlich (oder gleich) klingt, wie das dritte hebräische Wort, dann kommt eine Bedeutung heraus, die dem Anschein des ersten Lesens stark widerspricht.

Aber warum wählst Du gerade die dritte Bedeutung des ersten Wortes?
Warum die fünfte Bedeutung des zweiten Wortes?
Warum greifst Du beim dritten Wort auf ein ähnlich klingendes Wort zurück und nimmst dessen Zweitbedeutung?
Was ist da Deine Leitlinie?

Es entsteht eine ungeheuer komplizierte Auslegungstechnik, die heute nur noch unter großem Aufwand verstehbar ist - insbesondere für Menschen, die kein Hebräisch können. Für sie ist der Text fast unverstehbar.
Und Deine Auslegungsergebnisse sind keineswegs die üblichen Ergebnisse der jüdischen Bibelauslegung. Auch Hebräischkenner kommen zu anderen Ergebnissen, als Du - sogar innerbiblisch wurden die entsprechenden Stellen oft anders verstanden, als Du dies tust.

Wenn Du mich fragst, ob ich das kapiert habe, dann kann ich nur bescheiden sagen: Nein.
Und ich befürchte, dass ich mich da in guter Gesellschaft befinde. Kaum jemand wird das verstehen, solange Du nicht die Prinzipien offenlegst, nach denen Du Deine Auswahl triffst. Und auch dann wird das nur verständlich werden, wenn diese Prinzipien textbezogen und auf die Entstehungsgeschichte der Texte bezogen sind.

Lena
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#12 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von Lena » Di 18. Nov 2014, 10:34

Bastler hat geschrieben: Klingt ziemlich sympathisch.

Aber was machst Du dann mit Bibelstellen, die der Liebe zuwiderlaufen? Ignorierst Du sie? Oder gelingt es Dir tatsächlich, diese Bibelstellen so zu deuten, dass sie wider allen ersten Augenscheins dann doch von einem Gott der Liebe reden?

Solange ich den Fokus auf Jesus gerichtet halte - gelingt es mir. Ist doch er und sein Vater gleicher Wesensart. Der Mensch haut mich um. Der betet am Kreuz für seine Feinde. Und zuvor ist er umhergewandert und hat andern wohl getan. Gott hat Menschen gewollt. Warum aber sollte er die Zukunft mit solchen verbringen wollen, die ihn hassen? Es wäre die Welt mit ihren Höllen und niemals das Paradies.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Abischai
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#13 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von Abischai » Di 18. Nov 2014, 11:10

Bastler hat geschrieben:Okay - mein Satz ist schlecht konstruiert. Ich rechne einfach mit der Lesefähigkeit der Leser.
So geht'ts aber nun nicht. Denn einen Satz bewußt mehrdeutig zu gestalten ist eine geschickte Form der Manipulation. Ich weiß wohl, was DU damit nur gemeint haben kannst, aber bei dem Thema, solltest Du mit fehlerlosem Satzbau vorangehen!

"Hexen" gibt es heute wie damals. Und nicht nur gegen sie galt der Bann, auch viele andere. Aber bleiben wir bein den "Hexen". Man muß ergründen wer diese Leute waren und welchen "Nutzen" sie für die Gesellschaft hatten (immenser Schaden !) und was ein pilzartiges Durchdringen des Volkes mit dem Gedankengut der Hexen bedeutet hätte. Das hat absolut nichts mit Mittelalter und kirchlicher Hexenjagd zu tun, denn die wußten gar nicht, was "Hexen" überhaupt sind und haben ihren Terror nur damit begründet.

Um das Verständnis der Moderne in Resonanz zu bringen: Es gibt bösartige Serienmörder, Wiederholungstäter. potentielle Gefahren für das Volk. Und wehe die fliehen aus dem Knast! Zu verlieren haben die nichts mehr.
Da kommt bei manchen die alte Sehnsucht nach Hinrichtung wieder auf. Ungefähr so muß man sich die Notwendigkeit vorstellen, zur damaligen Zeit Hexen auszurotten aus Israel (!)
Für Gemanien gilt das übrigens nicht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

JackSparrow
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#14 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von JackSparrow » Di 18. Nov 2014, 11:15

Bastler hat geschrieben:Und bei diesem dritten Punkt habe ich noch nicht die Kriterien erfasst. Nach welchem Prinzip setzt Du zusammen?
Die Übersetzung muss möglichst mystisch klingen, wobei sich der Grad der Mystischkeit umgekehrt proportional zum Sinn des Textes verhält. Dieses Ziel lässt sich erreichen, indem man sich beispielsweise ein Gebot von Moses aussucht und daraus ein Gedicht über Gurkenplantagen macht.


Abischai hat geschrieben:Und nicht nur gegen sie galt der Bann, auch viele andere.
Man findet zum Beispiel ungehorsame Kinder viel häufiger als Hexen. Sie müssen vor die Tore der Stadt geführt und gesteinigt werden, denn Gott ist gerecht und liebt alle Menschen.

Abischai
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#15 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von Abischai » Di 18. Nov 2014, 11:29

Bibelkritik ist ein interessantes Thema. Aber wenn Ihr solchen Haß auf Gott habt, solltet Ihr ihm das lieber selbst sagen, denn dafür ist "Bibelkritik" nicht geeignet.
Es ist nutzlos, sich dafür an Gottes Eigentum schadlos zu halten.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#16 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von Salome23 » Di 18. Nov 2014, 11:37

...Aber wenn Ihr solchen Haß auf Gott habt....
:?:

Hier geht es um Inhalte der Bibel-eines Buches von Menschen verfasst... :roll:

JackSparrow
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#17 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von JackSparrow » Di 18. Nov 2014, 11:43

Abischai hat geschrieben:Bibelkritik ist ein interessantes Thema.
Ja, außer jemand kritisiert eine Bibelstelle. Da hört der Spaß auf.

closs
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#18 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von closs » Di 18. Nov 2014, 11:55

JackSparrow hat geschrieben:außer jemand kritisiert eine Bibelstelle. Da hört der Spaß auf.
Hilfreich ist die Reihenfolge: Erst verstehen, dann kritisieren.

2Lena
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#19 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von 2Lena » Di 18. Nov 2014, 12:43

Abischai: und was ein pilzartiges Durchdringen des Volkes mit dem Gedankengut der Hexen bedeutet hätte.
Oh mej Abischai...
Die bösen medizinischen Zauberer vernichteten als Konkurrenten so gut es ging alles Volkswissen, und weil da hauptsächlich weibliche Vertreter in der Medizin tätig waren, auch das ganze Wissen, das sie nun mühsam aus China und Indien und von den Schamanen importieren.

Schau mal nach bei den ersten Ursachen der Missionierung mit Gewalt. Schau dir die Gerichtsurteile an, die Gesetze, die das einführten ... Die legten den Grundstein für die noch verheerendere Entwicklung Jahrhunderte später.

Heute passiert Ähnliches in Afrika. Zwangsweise wurde missioniert - ohne Angleichung der Kultur. Nun sind die Leute "evangelisch", halten sich an deine schrägen Vorstellungen. Die Kinder können lesen, nehmen auch Harry Potter. Sie fühlen sich (kulturmäßig spirituell eingestellt) davon sehr angetan. Eifrige Christen vernichten die "Hexer und Hexen". Es kam zu vielen Todesurteilen unter den Jugendlichen. schuld bist "du" Abischai ... Achte auf Anführungszeichen. (Die Schuld wird rumgereicht, keiner klärt).

Ist ja klar, wer nicht kapiert dass die ganze Reihe bei Mose (Genesis) um die Entwicklung von Lebendigen geht, liest etwas von beim Vieh liegen, Hexen umbringen und dergleichen mehr ... die wörtliche Befolgung lautet: Todesurteil.
Das ist das Verbrechen an der Gesellschaft.
Da hat JackSparrow wohl den Vogel aufgesetzt:
Säufer alle steinigen, Kinder die nicht folgen auch ...

... bloß nichts Bezauberndes am Leben lassen.

Das ist das "andere Wort", dass lebendiges beleben solle.
Aber, wer weiß das schon ...

2Lena
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#20 Re: Konsequente Wortwörtlichkeit

Beitrag von 2Lena » Di 18. Nov 2014, 12:51

Danke Bastler für dein Zusammenfassen .. so ist es...
Bastler: Und bei diesem dritten Punkt habe ich noch nicht die Kriterien erfasst. Nach welchem Prinzip setzt Du zusammen?
Die Katholische Kirche hatte seit ihren Anfängen die allereifachsten Regeln dafür aus einer Fülle von Regeln herausgeschnitten: Glaube, Liebe, Hoffnung ...
Selbst das erschien den Lutheranern suspekt. Sie hatten ja nicht den hebräischen Text zum Nachvollziehen, sondern bestanden auf DEUTSCH. Sie waren stolz auf die "deutsche Bibel". Die katholische Kirche bezog sich bei ihrer Auslegung strikt auf die "Tradition" und viele alte Bücher in Griechisch, Latein, wo wieder ein etwas anderer Eindruck kommt. Ab der Reformation hieß es: "nur die Schrift". Zur Diagnose der Spätfolgen, wende dich bitte an Müneki.

Schau dir [ajin tachat ajin] mit dieser Regel an:
Beim Glauben entsteht die Wahrscheinlichkeit: Was kommt bei Aug um Aug raus?
Das ist nicht gut ... Probier es mit Liebe:
Eine Blickweise gegen die andere setzen ...[ajin tachat ajin]
Die Hoffnung ist, der andere versteht auch, er prüft, [ajin tachat ajin].
Damit hast du die "übliche" Predigt. Mit dem Schlagwort "Nächstenliebe" haut die planlos die Gegend, weil nur "Aug um Aug" gilt.
(Kein flexibler Text mehr, nur blau geschlagene Augen.)

Differenzierter sind die Auslegungsregeln in Hebräisch. Die siebenfache Auslegungsregel stammt von Rabbi Hillel (um die Zeit Christus). Sie geht nicht nur auf die Grammatik ein, an die man beim Auslegen denken soll, ist also praktisch Grammatiklehre. Enthalten sind zum Beispiel: einfache Form, welche Zweige gehen da ab, sind da andere Wurzeln vorhanden. Wie geht im Prinzip die ganze Rechenung, ist eine Gegenprobe mit dabei, etc. Werden auch diese Regeln "ausgelegt", dann erklärt sich das System als eine Art "Liebe deinen Nächsten", wie Hilles es noch kürzer sagte.

Umfangreicher:
Leichtes und Schweres heißt die erste Regel. Bei [kal] קל zum Beispiel heißt das einfach, oder geht es schon in Richtung fast nichts? Das sachliche Wort, das Nichts - ersetzt die Stimme, קל und schwillt an zum Donner קל. (merken wo kippt die Balance) Man ist praktisch gezwungen, durch die Art der Erzählung, die Sortierung vorzunehmen - auch den Wortschatz zu verstehen. Logisch ergibt sie sich dann eine Balance - zwischen Leichtem und Schweren. "Leichtes und Schweres", sagt die erste Regel.
Gleichzeitig war das der Hinweise, wie die Balance gemacht wird: Doch nicht schwer machen, Nichtigkeit aber vermeiden. Es ist gleichzeitig auch der Weg, wie die Dichter kontinuierlich Jahrhunderte ihre Texte aufbauten. Daher sind die Texte so kurz, sehr schwer - und ganz leicht zu merken. Sie machen es wie die Waage: Sicheres Fundament, leichte Waagschale.

Simpel dagegen ist die kirchliche Predigt von "Gut und Böse" oder Himmel und Hölle bei Dante, der zwar eindrücklich "einfach" viele Maler inspirierte, aber doch etwas differenzierter sich ausddrückte bei seinen Kenntnissen der Antike.

Danke für deine ERSTEN HINWEISE - wie das ankommt ...
Nein, es ist ganz und gar nicht schwierig - sobald der Wortschatz bekannt ist. Das ist wie die Scherze bei uns ... Aber erklär man jemand "schrittweise" einen Karnevalswitz ... Seziert ist er halbtot, arg kompliziert. Das Denken aber, das Lachen und Verständnis auslöst, das ist blitzschnell:
Man sagte Aug um Aug - und zwinkerte, ohne was zu sagen.
Nur was das eben *nicht übersetzbar* und beanspruchte Bände von Weltgeschichte.

Die Prinzipien, lieber Bastler, liegen seit 2000 Jahren vor und sind Jahrtausende alt. Nur wurden sie nicht angewendet, weil Hebräisch im Talmud erklärt ist, Allgemeinwissen. Das NT (obgleich Inhalt gleich AT) ist als Predigt da. Beide Lager sind besonders seit 500 Jahren im Kriegszustand. Beide kennen die Urgeschichte nicht.

Bastler: Und Deine Auslegungsergebnisse sind keineswegs die üblichen Ergebnisse der jüdischen Bibelauslegung.
Interessant ist auch hier deine "Diagnose".
Fatal ist, die Christen verstehen nicht das die Rabbiner sagten. Die Auslegung muss nämlich *ausgelegt werden, damit sie stimmt. Oft sind es "Gegenproben". Die kommen auch in der Bibel vor. Dort bilden solche Beispiele - Futter für die Internetseiten "biblische Widersprüche".

Ich meine zum Lösen braucht es am Anfang schon eine gehörige Portion "Sitzfleisch", Immunität gegen Geschrei, viel Fieselei, und jede Menge Glaube, Liebe, Hoffnung. Als "Bastler" bringst du das alles sicher auf ... Das dauert halt Zeit, bis das verstanden wird. Ich erschreckte mal im Supermarkt. Drei Witze eines Verses hatte ich daheim noch "cool" geschluckt. Als ich einkaufen war, zündete der letzte mir nicht direkt bekannte, versteckt und arg heftig, mitten beim Aussuchen von Obst.

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