Ratzinger spricht nie von "geistiger Realität", unter der ich mir ohnehin nur eine Kaschierung persönlicher Deutung vorstellen kann.closs hat geschrieben:Spontan: Ja. - MEINE Begründung: Weil geistige Realität immer über der Zeit ist.Savonlinna hat geschrieben:Wer den Auferstandenen "erfährt", erfährt ihn gegenwärtig, nicht aber als historische Vergangenheit.
- Und dies ist ein Aspekt, der in der HKM nicht berücksichtigt werden kann (und übrigens auch nicht soll - die HKM ist für anderes da).
Er sagt, dass gerade die historisch-kritische Forschung zentral sei für das Geschehen in Zeit und Raum.
Darum darf sie niemals übergangen werden. ->
Ratzinger hat geschrieben:Da gilt zunächst, dass die historische Methode - gerade vom inneren Wesen der Theologie und des Glaubens her - eine unverzichtbare Dimension der exegetischen Arbeit ist und bleibt. Denn für den biblischen Glauben ist es wesentlich, dass er sich auf wirklich historisches Geschehen bezieht. Er erzählt nicht Geschichte als Symbole über geschichtliche Wahrheiten, sondern er gründet auf Geschichte, die sich auf dem Boden dieser Erde zugetragen hat. Das Factum historicum ist für nicht nicht eine auswechselbare symbolische Chiffre, sondern konstututiver Grund: Et inarnatus est - mit diesem Wort bekennen wir uns zu dem tatsächlichen Hereintreten Gottes in die reale Geschichte.
Wenn wir diese Geschichte wegschieben, wird der christiche Glaube als solcher aufgehoben und in eine andere Religionsform umgeschmolzen. Wenn also Geschichte, Fakitzität in diesem Sinn, wesentlich zum christlichen Glauben gehört, dann er sich der historischen Methode aussetzen - der Glaube selbst verlangt das.
Josef Ratzinger,Jesus von Nazareth, S.14
Jetzt aber kommt es, und ich gebe mir große Mühe, in den Text nichts hineinzuintepretieren:
Es scheint keineswegs zentral für Ratzinger zu sein, wo genau Jesus nun geboren ist oder wann er wo war, sondern dass die Erzähler die Geschichten zeitlich und räumlich verankern.
So irritiert ihn keineswegs, dass die verschiedenen Evangelisten unterschiedliche Stammbäume angeben, da diese Stammbaumaufstellungen jeweils einen bestimmten und darum unterschiedlichen Zweck verfolgen, aber immer den Zweck haben, das Geschehen historisch und sozusagen "fleischlich" zu verankern. ->
Ratzinger hat geschrieben:Lukas wandert bei seinem Stammbaum - im Gegensatz zu Matthäus - von Jesus zurück in die vorangegangene Geschichte; [...] der Stammbaum geht zurück bis zu Adam, ja, zur Schöpfung, denn zu dem Namen Adam fügt Lukas hinzu: von Gott.
So wird die universale Sendung Jesu herausgestellt: Er ist Sohn Adams - Menschensohn.
Durch sein Menschsein gehören wir alle zu ihm, er zu uns; in ihm beginnt die Menschheit neu und kommt an ihr Ziel.
ebenda, S. 37
Der von mir blau gefärbte Satz, closs, liegt mir sehr viel näher als Dein System. Hier kann ich klarer machen, dass ich keineswegs allein damit stehe, in dem Menschen selber das ausfindig zu machen, was Du als "Gott" beschreibst.
Du kanzelst das als nur "psychologisch" oder "pastoral" ab, aber vielleicht kann Dir Ratzinger die Augen offnen, dass es um die Menschheit geht, die an ihr Ziel kommen möchte.
Und dass dies im Menschen selber ausmachbar ist. Denn dieses Ziel muss in ihm selber ja irgendwo eingeschrieben sein.
Und vielleicht dies noch:
Auch hier, nach meinem Verstehen: "historisches Geschehen" bedeutet zwar datierbar, ist aber nicht gebunden daran, wann genau ein gewisser Wanderprediger geboren ist.Ratzinger hat geschrieben:Das Wirken Jesu ist nicht als ein mythisches Irgendwann anzusehen, das zugleich immer und nie bedeuten kann; es ist genau datierbares historisches Ereignis mit dem ganzen Ernst wirklich geschehener menschlicher Geschichte - mit ihrer Einmaligkeit, deren Weise von Gleichzeitigkeit mit allen Zeiten anders ist als die Zeitlosigkeit des Mythos.
ebenda, S. 38
Datierbar kann es zum Beispiel als 27.03.2016, p.Chr.n., 19:00, Hamburg-West sein.