#151 Der Messias ist gekommen oder noch nicht gekommen?
Verfasst: Fr 16. Apr 2021, 19:12
sven23 hat geschrieben: ↑Fr 16. Apr 2021, 17:00Und wie der Theologe Konzelmann schon vor Jahrzehnten sagte, lebt die Kirche davon, dass die Ergebnisse der Leben-Jesu Forschung (historische Jesusforschung) in ihr nicht publik sind.
Das Pikante aber ist, dass auch kirchenferne Gläubige, die sich explizit von den institutionalisierten Kirchen distanzieren, nicht viel mehr wissen (oder wissen wollen). Trotz aller Kirchenkritik folgen sie der Behauptung der Kirche, dass die biblischen Texte göttlich inspiriert und irrtumsfrei sind. Auf Basis dieses gemeinsamen Irrtums kommen dann viele mit ihrer eigenen Amateuexegese zu abenteuerlichen und bizarren Textinterpretationen.
Die Pfarrer trauen sich nicht, das was sie im Studium gelernt haben von der Kanzel zu predigen und sie vermeiden da schon auch jeden Ärger. Und der käme da bestimmt, da gerade die Konservativen in der Kirche besonders (vor-) laut sind.
Die Kirche selbst predigt allerdings auch nicht die göttliche Inspiratation mit Irrtumsfreiheit!! Bitte beachten. Das ist eigentlich nur der "Flügel der Evangelikalen" innerhalb des protestantischen Lagers. Und evangelikal wird da schnell mit evangelisch verwechselt.
Ich hatte die Diskussion (als "Jungbruder" einer Brüderschaft) in den späten 70er Jahren schon einmal mit einem Synodalen der Landeskirche. Die nickten aus meiner Sicht damals eine Art Waffenstilstandspakt mit den Evangelikalen ab (die Evangelische Kirche begrüßt aus ihrer geschichtlichen Erfahrung heraus ein weites Feld von Gläubigen...) . Der Grund war recht einfach. Kirchenintern wusste man, dass die Evangelikalen dogmatisch eigentlich eine Sekte sind. Aber eine, die in der Gemeindearbeit praktisch sehr aktiv ist, viel hilft und Gutes macht. Gleichzeitig war die Kirche gespalten zwischen einem Lager wie die Evangelikalen (die einfache Lösungen für das breite einfache Volk anbieten) und den progressiven Kräften, die z.B. die historisch-kritische Forschung ganz offen in ihren Glauben integrierten. Letztere haben aber in der praktischen Gemeindearbeit kein wirkliches Standbein gehabt (sie waren bloße Theoretiker wie die Studentenbewegung der End60er) und vor allem keine Ausstrahlung auf das normale Gemeindevolk. Das Mittelfeld zwischen dem konservativen und dem progressiven Lager wiederum ist aber sehr dünn besetzt (im Gegensatz zur viel pragmatischer orientierten Katholischen Kirche).
Naja, was sollten Sie da machen? Ich war eigentlich für den ehrlichen Weg. Ich verstand sie allerdings auch, weil dass hätte eine Abspaltung bedeutet und hätte die Kirche (m.E. nur in einer Überganszeit) erheblich geschwächt.