Glauben oder Handeln?

Rembremerding
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#181 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von Rembremerding » Mi 12. Aug 2015, 13:44

Novalis hat geschrieben:Ich selbst erlebte eine schwere Depression und Sinnkrise, sodass ich mir fast das Leben genommen hätte. Meine Worte hier sind gar nicht im Sinne eines naiven positiven Denkens gemeint - ich kenne sehr wohl die dunkle Nacht der Seele (wie es Johannes von Kreuz einmal nannte).

Gerade die lehrte mich die heilende Kraft der Akzeptanz.
Halleluja. Danken wir Gott und bitten wir weiter um seinen Beistand!

Akzeptieren ist mehr als tolerieren, es schließt Respekt mit ein.
Ich fasse das auch nicht als naives positives Denken auf, auch wenn es oberflächlich gelesen so erscheint. Denken allein genügt nicht, es muss zum Wissen, zur Wahrheit werden.
Gerade im gebrochen werden kann große Kraft durch Gott erwachsen. Wir sind zerbrechliche Gefäße und erst, wenn sie brechen, sich Spalten zeigen, kann unser inneres göttliches Licht nach außen strahlen, für andere, für Gott.
Für Dich und alle an Depression leidenden:
2Kor 4:6-7; EÜ
Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.
Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.

Savonlinna hat geschrieben:Jetzt weiß ich zwar nicht, ob wir einen Schritt weitergekommen sind, aber egal im Moment.
Oft muss man an einen Ort länger verharren, damit Geist und Seele einander folgen können. :)

Servus :wave:
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Samantha

#182 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von Samantha » Mi 12. Aug 2015, 13:57

Pluto hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Parties finde ich jetzt schon langweilig. Hohle Menschen und Oberflächlichkeit sind total langweilig.
Siehst du! :D
Und wie wird es erst in der Ewigkeit, wenn du auch nach hunderttausende von Jahren nicht mehr weggehen DARFST. :mrgreen:
Wieso sollte man nicht dürfen?
Da unterscheiden wir uns. Ich will nicht dürfen ... ;)

JackSparrow hat geschrieben:Dass du einerseits nicht weißt, was gasförmige Lebewesen sind und ob sie sprechen können, dir andererseits aber ein Gott gesagt haben will, dass er dich nicht über mein Frühstück zu informieren wünscht, erscheint mir durchaus etwas widersprüchlich.
Okay, Dein Frühstück war sch**ße.

JackSparrow hat geschrieben:Hat er dir mitgeteilt, wie viele Hellseher er im Einzelnen beschäftigt oder wo ich sie antreffen kann? Könntest du ihn fragen, ob er mir eventuell einen kleinen Börsentipp zukommen lässt? Gerne auch per privater Nachricht.
Diesen Kontakt pflege ich nicht, ist eher was für Dich ... geht aber am Ende nach hinten los.

Novas
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#183 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von Novas » Mi 12. Aug 2015, 14:07

Savonlinna hat geschrieben: Ich kann Folterqualen nie je liebenswert finden. Auch die Schmerzen der Kranken nicht.
Vielleicht meinst Du das auch nicht.

Nein, das kann niemand liebenswert finden. Doch wir können selbst das zur Gelegenheit nehmen, um Akzeptanz zu entwickeln und Dankbarkeit für all das Gute zu sein, das Schöne wertschätzen und spirituell zu wachsen, das heißt für mich: menschlicher und vielleicht auch „gottbeseelter“ zu werden.

Für mich ist Akzeptanz eher der erste Schritt des Glaubens, der zweite vielleicht die Bildung des Geistes und Öffnung des Herzens für eben jenes Leid, der dritte vielleicht das verändern und heilende Handeln in der Welt (das heißt ich lasse die 'Gegenwart Gottes' durch mich sichtbar werden, was für mich immer Mitgefühl und Liebe bedeutet, ich stelle mich dem Leid und nehme das 'Kreuz' auf mich, werde Jesus ähnlicher).

David Steindl-Rast formulierte es mal sehr passend:

Wenn das Ideal und das Ziel das Reich Gottes einer christlich geprägten Bildung ist, dann heißt es, die Verwirklichung des Reiches Gottes in einer zerrissenen und zerreissenden Welt anzugehen[...]Reich Gottes lässt sich nicht in Institutionen verwirklichen, sondern in lebendigen, gut vernetzten Gemeinschaften[…]Es geht um das Vernetzen der Personen von Herz zu Herz.
http://www.ordensgemeinschaften.at/1043 ... ankbarkeit

Akzeptanz meine ich also gar nicht fatalistisch und negativ - eher als den ersten Schritt, die Quelle der Kraft ohne die veränderndes Handeln und Heilung nicht möglich ist. Ganz ähnlich ist das auch in den vier edlen Wahrheiten des Buddha formuliert.

Die buddhistische Definition für Erleuchtung ist ganz simpel "Freiheit vom Leiden". Die kann aber nur erlangt werden, wenn wir uns mutig dem Leiden stellen, seine Ursachen verstehen lernen und es durch eine Veränderung unsres Denkens und Handelns verwandeln. Dazu gehört ganz zentral die Entwicklung von "Metta" (liebende Güte und Akzeptanz).

„Wachsam behüte dein Herz“ (Sprüche 4,23)
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#184 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von NIS » Mi 12. Aug 2015, 14:19

"Nichts ist wie Gott!" (NIS)

Wer Nichts heiligt, der ist unverwundbar! ;)
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#185 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von Novas » Mi 12. Aug 2015, 14:30

NIS hat geschrieben:Wer Nichts heiligt, der ist unverwundbar! ;)

Was ich übersetzen würde als „bedingungslose“ Akzeptanz und tiefe Annahme des Lebens, wie es ist. Eine Akzeptanz, die „nichts heiligt“ verstehe ich im Sinne Meister Eckharts hoffentlich richtig:

Der Ansatz eines Denkers ist nur ein Anfang. Alles kommt darauf an, wie er ausgeführt wird. Dann erst zeigt sich der Bezug eines Denkens auf das konkrete Leben. Dabei erst entfaltet ein Denker die Kunst der Argumentation. Hier sehen wir ihn an der Arbeit. Erst indem wir ein einzelnes Werk Eckharts anschauen, zeigt sich auch die sprachliche Meisterschaft, die ihn zu einem Meilenstein in der Geschichte der deutschen Literatur macht. Daher folgt hier nach einer Skizze von Eckharts Ansatz eine Probe, wie Eckhart gedacht und gesprochen hat.
Diese Predigt läßt sich wie ein Kunstwerk betrachten. Am besten reist man nach Soest, setzt sich still in die Wiesenkirche, die zur Zeit Eckharts gebaut wurde und die durch Klarheit und Konsequenz in der sichtbaren Welt am ehesten dem Denken Eckharts korrespondiert, und macht sich dort zunächst die Gliederung der Predigt klar. Nach wenigen einleitenden Worten gibt Eckhart ihre kristalline Dreiteilung: Arm sind wir, indem wir
1. Nichts wollen (Steer 168, 21–172, 21)
2. nichts wissen (Steer 172, 22–174, 22)
3. nichts haben (Steer 174, 23–176, 18)
[…]
1311 ging Meister Eckhart zum zweiten Mal als Magister nach Paris. Das war eine ehrenvolle Berufung. Nur zwei Deutsche hatten sie vor Eckhart erreicht: Albertus Magnus und Dietrich von Freiberg. Eckhart lebte 1311 im Dominikanerkloster Saint Jacques. In diesem Hause, in dem auch Thomas von Aquino und Albert gewohnt hatten, gab es 1311 ein kontroverses Thema: Eine Frau namens Marguerite Porete hatte ein Buch geschrieben. Dass eine Frau über Gott schrieb, noch dazu in der französischen Volkssprache, das war schon verdächtig. Dann handelte dieses Buch auch noch von radikaler geistiger Armut. Es hieß „Le miroir des simples ames“. Marguerite wurde gefangen genommen, es kam zu einem mehrjährigen Inquisitionsprozess. Margerite verweigerte den Widerruf. Der maßgebende Inquisitor war der Dominikaner Wilhelm von Paris; er wohnte wie Eckhart in S. Jacques. Er verurteilte Marguerite; sie wurde am 1. Juni 1310 auf der Place de Grève bei lebendigem Leibe verbrannt; ihr Buch mit ihr.

Dessen Text ist glücklicherweise erhalten. Es spricht von selbstvergessener Liebe der Seele zu Gott. Die Seele wird in reiner Liebe zu Nichts. Nichts hat sie mehr, nichts weiß sie mehr, nichts will sie mehr. Marguerite schreibt: Fragen wir eine solche Seele, ob sie ins Paradies wolle, so sagt sie: nein. Sie begehrt nichts. Weil sie „vernichtet” ist, kennt sie keine Zwecke mehr; ihr Leben bleibt frei von Zielen, von Tugenden und Geboten. Sie braucht keine Außenregulierung. Dies hielten Kirchendenker – und Kirchenbehörden für gefährlich, mit Grund. Sie beantworteten die Bedrohung ihres Systems, indem sie die junge Frau verbrannten. Der Zusammenhang mit Eckharts Armutspredigt ist unübersehbar. Kurt Ruh zufolge hat Eckhart, der angesehene Magister, den Gedanken der verurteilten Frau aufgenommen und ihn korrigiert, damit er orthodox akzeptabel würde. Aber wo in unserem Text erfolgt diese Korrektur? Jedenfalls akzeptierten die Kirchenbehörden auch nicht das „korrigierte” Armutskonzept.

Unsere Predigt gilt dem Vers Beati pauperes spiritu, Matthäus 5. Der Ausdruck „arm am Geiste” ist auffällig. Bibelgelehrte erklären ihn dahin: Jesus habe ursprünglich gesagt: „Selig sind die Armen, denn sie bekommen Land”. So steht der Satz bei Lukas; er hätte dann die ältere Fassung bewahrt. Dann hätte der historische Jesus Bodenreform versprochen, Landverteilung an die kleinen Leute. Die Umwälzung blieb aus, die machtvolle Wiederkehr Jesu verzögerte sich. Die Gemeinde musste den Ausspruch Jesu umdeuten; sie hat ihn spiritualisiert. Die armen Teufel von Palästinensern, mit denen der historische Jesus sprach, hätten mit „Armut im Geiste” nichts anfangen können. Aber diese sekundäre und kompliziertere Fassung steht bei Mathäus; Eckhart erklärt sie aus seiner Theorie der Armut, unbekümmert um philologisch-historische Fragen. Aber schauen wir sie uns näher an:

Ihr Hauptmotiv ist einfach. Augustin – De Trinitate VIII 3 und Confessiones IX, die sog. Vision von Ostia, – Augustin also hatte gesagt: Sieh die Körperwelt an und negiere sie. Komme zur Geistseele und negiere sie, dann siehst du Gott. Sieh das gute Brot und den guten Freund. Nimm die Einzelbestimmungen „Brot“ und „Freund“ weg, halte nur das Gutsein fest, und du begreifst Gott.
Augustins Gedanke war: Negiere die Einschränkungen und du erfasst das Unbeschränkte.
http://www.meister-eckhart-gesellschaft.de/texte.htm

Jetzt habe ich Dich hoffentlich richtig verstanden :) das ist hoffentlich nicht zu viel Information, aber wir wollen ja den Glauben verteidigen.
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#186 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von Rembremerding » Mi 12. Aug 2015, 14:36

Oder:
Wenn Gott Nichts ist und man ihn heiligt, dann ist das Nichts der Welt die Fülle und der Reichtum des Himmels.
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#187 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von NIS » Mi 12. Aug 2015, 14:48

@Novalis :thumbup:
"Alles entsteht im Geist und der Ursprung vom Geist ist das Nichts!" (NIS)

Der Ursprung des Geistes
Ich weiß, dass ich nicht weiß, also weiß ich bereits Etwas!

Ich weiß, dass ich glaube und erkenne die Wirklichkeit in der Allmacht Gottes!
Amen
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#188 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von Queequeg » Mi 12. Aug 2015, 14:50

Novalis hat geschrieben:
Die buddhistische Definition für Erleuchtung ist ganz simpel "Freiheit vom Leiden". Die kann aber nur erlangt werden, wenn wir uns mutig dem Leiden stellen, seine Ursachen verstehen lernen und es durch eine Veränderung unsres Denkens und Handelns verwandeln. Dazu gehört ganz zentral die Entwicklung von "Metta" (liebende Güte und Akzeptanz).

„Wachsam behüte dein Herz“ (Sprüche 4,23)

Ich möche ja eure besinnliche Unterhaltung nicht gerne unterbrechen, aber das hier:

Die buddhistische Definition für Erleuchtung ist ganz simpel "Freiheit vom Leiden".

das ist etwas unrichtig.

Denn Erleuchtung (das Erwachen, oder besser Bodhi) ist das Erkennen, dass das erlebte Ich (unser Selbst, also das Atman), keine selbständige und unabhängige Existenz besitzt. Also daher, es gab nie eine Art ewige "Seele" oder sonstwie ein beständiges Selbst, welches wir in Wirklichkeit wären. Es gibt kein real existentes Ich als Entität (anatman, anatta). Alles ist Leer (Shunyata) von etwas Dauerhaften und Eigenständigem, also auch leer von dem an das "Leiden" gehängte.
(Jetzt einmal grob umrissen.)

Die von dir genannte "Freiheit vom Leiden" ist ein Teil von Gefühlen und Gedanken in ständiger Veränderung, die kein wirkliches Ich bilden können. Hier wären wir dann auch schon bei der christlichen "unio mystica", also Erkenntnis von der Einheit des Menschen mit Gott. Hier dann der Mensch als niemals etwas eigenständig Existentes.
(Dem im Wasser schwimmenden Fisch ähnlich, der nicht weiß, das er im Wasser schwimmt.)

Wobei sich dann hier die Frage stellt, im Alleinen der Mystiker dieser Welt, ob der Mensch jemals wirklich ein von Gott getrenntes Wesen war oder ist, denn wenn alles in Ihm ist und in Ihm geschaffen wurde, dann ist unsere vermeintliche Trennung von Gott nur Wahn und Trugbild.

Hier vielleicht eines der schönsten und prosaisch vollkommensten Sutras, das die Erleuchtung beschreibt:

Die Nonne Chiyono studierte jahrelang,
aber konnte keine Erleuchtung finden.
Eines Abends trug sie einen alten Eimer
voll mit Wasser.
Während sie ging, beobachtete
sie den Vollmond,
der sich im Wasser des Eimers spiegelte.
Plötzlich rissen die Bambusstreifen,
die den Eimer zusammen hielten,
und das Gefäss brach auseinander.
Das Wasser schoss heraus,
das Spiegelbild des Vollmonds verschwand
und die Nonne Chiyono wurde erleuchtet.
Sie schrieb folgendes Gedicht:

,,Auf diese und auf jene Art
wollte ich den Eimer zusammenhalten,
hoffend, der schwache Bambus
werde nicht reissen.
Plötzlich fiel der Boden heraus.
Kein Wasser mehr
kein Mond mehr im Wasser.
Leere in meiner Hand.”

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#189 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von NIS » Mi 12. Aug 2015, 14:55

Die Freiheit
"Wer Nichts in der Hand hält, der hat auch Nichts zu verlieren!"
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#190 Re: Glauben oder Handeln?

Beitrag von Savonlinna » Mi 12. Aug 2015, 15:13

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Ich kann Folterqualen nie je liebenswert finden. Auch die Schmerzen der Kranken nicht.
Vielleicht meinst Du das auch nicht.
Nein, das kann niemand liebenswert finden. Doch wir können selbst das zur Gelegenheit nehmen, um Akzeptanz zu entwickeln

Formulierungen sind immer so zweischneidig, Novalis, und im Nu hat jemand einem einen Strick daraus gedreht, mit dem er einen erhängen will.
Du musst da bitte aufpassen. Wir können Folter nicht akzeptieren. Wahrscheinlich meinst Du auch das nicht. Aber es klingt eben erst mal so.

Für mich ist da erst mal nicht wichtig, wer von den Religionsgründern was wie formuliert hat. Ich bin alle diese schönen Worte Leid, satt bis zum Überdruss; manchmal wird mir schlecht bei ihnen. Die Buddha-Worte nützen mir da rein gar nichts, ich kenne sie fast mein Leben lang, und sie enthalten für mich nichts Konkretes. Die Bibelzitate kenne ich wahrscheinlich schon seit meiner Existenz im Mutterleib, mitsamt ihrem ewigen Aufsagen, damit kann man mich jagen.

Ein einziger Geigenstrich hingegen kann mir mitunter genau das vermitteln, was andere als "Reich Gottes" bezeichnen. Oder ein von innen erleuchteter Bus, der durch die Nacht fährt und Leute da hinbringt, wo sie hinwollen. Es hat überhaupt nichts mit Religion zu tun.

Ich begreife, dass man eine eigene Krankheit erst mal akzeptieren muss, um geistig oder seelisch überleben zu können. Man kann sie auch nutzen, um zu verstehen, dass die Krankheit ungeahnte Kräfte produziert, von denen man vorher nichts gewusst hat. Und ich weiß auch, dass bodenlose Verzweiflung einem das "Fliegen" lehren kann, wenn der Boden entschschwunden ist.
Seelische Qualen sind manchmal tatsächlich nicht einfach wegzupusten, man muss ihre Wurzeln suchen, und sie können schlagartig weggehen, wenn man die Wurzel gefunden hat.

Aber es gibt ja nicht nur das. Es gibt Leid, das ein Mensch dem anderen antut, und da gibt es für mich NICHTS zu akzeptieren.
Andererseits kann man das nur angehen, wenn man selber frei von Hass oder Rachsucht oder Gekränktsein wird, das habe ich längst verstanden. Auch wenn es schwer ist, davon frei zu werden.
Insofern beginnt da die Arbeit an einem selber, insofern hast Du Recht. Aber das Ziel ist nicht, Hass und Mord und menschliche Demütigung zu akzeptieren. Sondern ihnen klar entgegenzuwirken.
Aber das Instrument, mit dem man dem entgegenwirkt, muss natürlich tauglich sein. Ein Arzt kann schließlich auch nicht mit zitternden Händen operieren.

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