Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

2Lena
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#21 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von 2Lena » Mi 27. Aug 2014, 13:49

Danke Salome23, endlich sagt wer, was beim Lesen eines ganzen Kapitels herauskommt.

Die Geschichte ist wesentlich vielseitiger, als sie in den übersetzten Evangelien beschrieben wird. Da sind Hinweise über Hinweise - aber alle verschlüsselt. Die Bruchstücke dazu darf man sich aus den historischen Daten zusammenholen, denn das Konzept im NT sind die Lehren.
Die lauten dann - statt der allgemein vorhandenen Kriegshetze - "Herz zeigen!"

Simon von Kyrene half Jesus das Kreuz tragen.
Als "Gesetz" gesagt geht es beim Inhalt um das Hören auf hilfreiche Ratschläge, Mithilfe, mitfühlend sein.

Zum Kreuz mit dem Durchsetzen der neuen Weltanschauung:
Mythen beschreiben in Kurzform als Erzählung die uralte Vergangenheit. Der Name Kyrene allein schon blättert eine Menge an Entwicklungsgeschichte auf. Er erinnert an eine Nymphe Kyrene, ein machtvolles Weib, das sich lieber mit Tieren abgab, als vor dem Webstuhl zu sitzen. Sie beeindruckte Apollo. Er entführte sie nach Nordafrika. Sie gebar Aristaios, der den Menschen beibrachte, den Ölbaum zu nutzen und Imkerei zu betreiben, richtig zu jagen und die Felder zu bebauen. Dieser Einfluss ist wichtig, denn hier erinnert sich der Leser an die Vergangenheit, aus der immer wieder auf bessere Gesetze hingewiesen wurde. Das "goldene Zeitalter" wurde gefeiert, wie der Verlust vom Paradies bedauert.

Gleichzeitig ist Kyrene eine Stadt in Nordostlybien, die auch bei der Entstehung des Christentums eine Rolle spielte, durch die Kulturen wie sie dort gesehen wurden. Unter den Ptolomäern, makedonischen Generälen von Alexander dem Großen, gab es Familienverbindungen bis nach Indien. Dort waren die ernsthaften Bewegungen zu finden, von den Opferkulten wegzukommen. Das war sehr schwierig und mit Konflikten verbunden in der Region in Afrika, die sich streng an die mosaischen Gesetze hielt. In Hungersnöten und Kriegen waren diese Ansichten nicht allein grausam, sondern auch hinderlich. Die Einen wurden reich und schufen sich volle Bäuche, das Völk hungerte. Mit Kyrene gab es durch Herrschaftsbeziehungen die Unterstützung der Änderung der Anschauungen.

Nach Christus, das wissen wir, gab es die Opferkulte nicht mehr. Doch damals wurde der Brauch gehalten, dem äußeren nach, aber die inneren Werte wurden nicht verstanden, die Liebesgesetze nicht gepflegt, sondern das alles war schräg, bzw. in einem Mischzustand (ala Hemul), der nicht die andere Rolle akzeptiert (zumindest vorläufig sieht er es nicht ein, dass da mehr ist als ein hergezauberter "Bibelspruch").

Zum Teil gab es Bewegungen, welche die Gesetze versuchten richtig zu sehen. Der Fehler wurde immer deutlicher, je mehr die Opferkulte und Riten fundamentalisiert wurden. Die Leute waren in Angst. Mörder gingen um. Es wurde nach völlig falschen Linien verurteilt. Lange schon hatte sich der Krieg auch in mehrere andere Richtungen hingezogen. Doch das sind alles nur winzige Teilaspekte... zudem liegen viele weiteren Zusammenhänge vor.

P.S. zur Formulierung "das Blut komme über uns...."
Blut, dami, ist in Hebräisch u.a. auch Kapital. Hergeleitet von [dama] ist es angleichen, fließen. Gemeint ist u.a., wie das Angleichen an Jesus über die Leute kommen solle.

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sven23
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#22 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von sven23 » So 7. Sep 2014, 10:20

Samantha hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Judäa war damals eine sehr unruhige Provinz, in der es immer wieder zu Aufständen kam, die alle ziemlich konsequent (und blutig) niedergeschlagen wurden. In den 100 Jahren vor Jesus gab es etliche "Messiasse", die sich als "König der Juden" deklarierten und teils wie Partisanen mit Waffen gegen römische Soldaten und Bürger vorgingen.
Waren diese Messiasse anders? Die Bibel gibt doch Hinweise auf den echten Messias, so dass man ihn auch eindeutig erkennen konnte.

Naqual hat die Situation sehr treffend geschildert. Jesus war nur einer von vielen Wanderpredigern der damaligen Zeit, die den Menschen Hoffnungen auf bessere Zeiten machten.
Seine Hinrichtung war aus damliger Sicht legitim, denn aus jüdischer Sicht beging er Gotteslästerung, aus römischer Sicht war er Aufrührer, beides war mit der Todesstrafe bedroht.
Erst die posthume Glorifizierung durch Paulus und die Evangelisten verschaffte dem biblischen Jesus den Durchbruch. Aber vermutlich wäre das Christentum wie so viele andere Bewegungen wieder in der Versenkung verschwunden, wenn Konstantin es nicht zur Staatsreligion erhoben hätte.
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#23 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von 2Lena » So 7. Sep 2014, 10:28

Geh weiter, Svenilein, red nicht so in die Luft hinein:
Jesus war nur einer von vielen Wanderpredigern der damaligen Zeit, die den Menschen Hoffnungen auf bessere Zeiten machten.
Du hast keinen blassen Schimmer von den *Inhalten des NT, mit den Lehren welche die damalige Welt gewaltig veränderten.

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#24 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von closs » So 7. Sep 2014, 10:31

sven23 hat geschrieben:Seine Hinrichtung war aus damliger Sicht legitim, denn aus jüdischer Sicht beging er Gotteslästerung, aus römischer Sicht war er Aufrührer, beides war mit der Todesstrafe bedroht.
Natürlich - wer würde das bestreiten?

sven23 hat geschrieben:Erst die posthume Glorifizierung durch Paulus und die Evangelisten verschaffte dem biblischen Jesus den Durchbruch.
Das widerspricht sich aber nicht. - Es war doch geradezu progmatisch, dass sich Jesus/Gott gegen weltliche Gesetze positioniert.

sven23 hat geschrieben:Aber vermutlich wäre das Christentum wie so viele andere Bewegungen wieder in der Versenkung verschwunden, wenn Konstantin es nicht zur Staatsreligion erhoben hätte.
Natürlich. - Es wurde aber so gefügt, damit es NICHT in der Versenkung verschwindet.

Was mich dabei immer beschäftigt hat: Warum wurde es durch weltliche Verbrechen (Konstantin) vor der Versenkung bewahrt? - Ich vermute, weil das Christentum selbst mit dem Bösen kontaminiert sein soll. - Das wäre jetzt aber ein ziemlich dialektisches Thema.

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#25 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von sven23 » So 7. Sep 2014, 10:47

2Lena hat geschrieben:Geh weiter, Svenilein, red nicht so in die Luft hinein:

Reimen am morgen vertreibt Kummer und Sorgen. :lol:

2Lena hat geschrieben: Du hast keinen blassen Schimmer von den *Inhalten des NT, mit den Lehren welche die damalige Welt gewaltig veränderten.

Natürlich, und besonders das Konzept der Feindesliebe war ein Erfolgmodell der letzen 2000 Jahre.
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#26 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von sven23 » So 7. Sep 2014, 10:51

closs hat geschrieben:Natürlich - wer würde das bestreiten?.

Wird immer mal wieder gerne bestritten, besonders daß er Gotteslästerung beging aus tradionell jüdischer Sicht. Man gibt eher den Juden die Schuld als den Römern. Der Antisemitismus läßt grüßen.

closs hat geschrieben: Das widerspricht sich aber nicht. - Es war doch geradezu progmatisch, dass sich Jesus/Gott gegen weltliche Gesetze positioniert.

Das haben andere auch, und zwar noch viel radikaler.


closs hat geschrieben: Natürlich. - Es wurde aber so gefügt, damit es NICHT in der Versenkung verschwindet.

Das kann man im nachhinein leicht behaupten.

closs hat geschrieben: Was mich dabei immer beschäftigt hat: Warum wurde es durch weltliche Verbrechen (Konstantin) vor der Versenkung bewahrt? - Ich vermute, weil das Christentum selbst mit dem Bösen kontaminiert sein soll. - Das wäre jetzt aber ein ziemlich dialektisches Thema.

Auch hier wieder: im nachhinein läßt sich alles in jede beliebige Richtung interpretieren.
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#27 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von closs » So 7. Sep 2014, 11:14

sven23 hat geschrieben: Man gibt eher den Juden die Schuld als den Römern.
Beides ist Unfug. - Jesus musste in seiner Mission den Daseins-Tod sterben - da gibt es keine "Schuldigen".

sven23 hat geschrieben:Das haben andere auch, und zwar noch viel radikaler.
Bestimmt - aber es geht doch um das "WARUM hat sich Jesus gegen die Weltlichkeit gewandt?"

sven23 hat geschrieben:Das kann man im nachhinein leicht behaupten.
Das ist keine große Leistung, wenn man - christlicher-weise - davon auszugehen hat, dass ALLES gefügt ist. - Das große Thema wäre hier "Heilsgeschichte". - Weltliche Geschichte ist keine spirituell eigentständige Größe, sondern lediglich Matrix - Unterlage für Heilsgeschichte. - Insofern sind geschichtliche Geschehnisse geistig gesehen vollkommen irrelevant.

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#28 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von sven23 » So 7. Sep 2014, 11:24

closs hat geschrieben: Beides ist Unfug. - Jesus musste in seiner Mission den Daseins-Tod sterben - da gibt es keine "Schuldigen".

Es gibt keine Zwangsläufigkeit eines Sündenbock-Opfertodes. Das ist im nachhinein so konstruiert worden, um aus der offensichtlichen Niederlage noch einen Sieg zu machen.


sven23 hat geschrieben:- Das große Thema wäre hier "Heilsgeschichte". - Weltliche Geschichte ist keine spirituell eigentständige Größe, sondern lediglich Matrix - Unterlage für Heilsgeschichte. - Insofern sind geschichtliche Geschehnisse geistig gesehen vollkommen irrelevant.

Das entwertet das Leben und leistet einem gewissen Fatalismus Vorschub. So wird verständlich, wie man zu solch "geistigen" Erkenntnissen kommt: Abgesehen davon, daß sie der Nächsten- und Feindesliebe fundamental widersprechen.

"Was hat man denn gegen den Krieg? Etwa dass Menschen, die doch einmal sterben müssen, dabei umkommen"?
(Augustinus, 354-430, abendländischer Theologe u. Kirchenlehrer)

"In solch einem Krieg ist es christlich und ein Werk der Liebe, die Feinde getrost zu würgen, zu rauben, zu brennen und alles zu tun, was schädlich ist, bis man sie überwinde. Ob es wohl nicht so scheint, dass Würgen und Rauben ein Werk der Liebe ist, weshalb ein Einfältiger denkt, es sei kein christliches Werk und zieme nicht einem Christen zu tun: so ist es doch in Wahrheit auch ein Werk der Liebe".
(Martin Luther über 'Heilige Kriege')
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#29 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von closs » So 7. Sep 2014, 11:31

sven23 hat geschrieben:Es gibt keine Zwangsläufigkeit eines Sündenbock-Opfertodes.
Doch - unter geistigen Gesichtspunkten schon.

sven23 hat geschrieben:Das entwertet das Leben und leistet einem gewissen Fatalismus Vorschub.
Wenn man es missversteht, JA.

sven23 hat geschrieben:Abgesehen davon, daß sie der Nächsten- und Feindesliebe fundamental widersprechen.
Auch das ist in der Geschichte oft genug passiert. - Insofern weisen Deine Zitate darauf hin, dass es innerhalb immer wieder massive Verstöße gegen das Gebot der Nächstenliebe gab. - Das Böse sucht sich seine Futter an den Trögen des Guten - deshalb war es so oft innerhalb der Kirche(n) erfolgreich.

Samantha

#30 Re: Jesus als politischer Verbrecher hingerichtet?

Beitrag von Samantha » So 7. Sep 2014, 11:32

Catholic hat geschrieben:Hallo Samantha,

zumindest die jüdischen Schriftgelehrten hätten die Unterschiede erkennen können.
Und wie bereits erwähnt:
Jesus war in den Augen der römischen Besatzer ein potentieller Aufrührer und da haben die konsequent gehandelt.
Die Schríftgelehrten wollten vielleicht nicht erkennen, weil sie einen anderen Messias erwartet hatten. Die Juden wollten aus der Unterdrückung durch die Römer befreit werden, und sie wollten keine zusätzliche Benachteiligung hinnehmen. Sie wollten daher einen starken "Führer", der nicht nur geistige Speisen liefert. Die Juden hatten teilweise Angst vor weiteren Sanktionen und wollten keinen friedlichen Jesus.


Salome23 hat geschrieben:
25 Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!

Und warum hätte das GANZE Volk dies überhaupt gewollt haben? Aus welchem Anlass heraus, wo sie doch dachten, Jesus sei ein Prophet
45 Und als die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, erkannten sie, dass er von ihnen redete.
46 Und sie trachteten danach, ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten.
Das Volk war gespalten. Die meisten werden Jesus nicht gekannt oder akzeptiert haben. Nur ein Teil des Volkes war auf seiner Seite. Zu Jesus zu stehen würde bedeuten, sich gegen Gewalt zu stellen, sich nicht immer unterzuordnen, Steuern zu zahlen. Die Juden zahlten nur unwillig Steuern und einige waren bereit zu Gewalt.

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