Der Fluch des Christentums

Pluto
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#21 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Pluto » So 14. Dez 2014, 10:50

Yusuke hat geschrieben:Bei Christen rückt der Satan mehr in den Mittelpunkt und es ergibt sich eine Art "Star-Wars-Vorstellung": Gott (Gut) gegen Böse (Satan).
Ist es nicht anders herum, lieber Artur?
So weit ich weiß, war die Bibel zuerst da. Star Wars reflektiert den Kampf zwischen Gott und dem Teufel.

Eine andere Frage tut sich da auf:
Warum sind wir immer froh, wenn das Gute am Ende gewinnt? Liegt es vielleicht daran, dass die Menschen insgesamt gar nicht so durch und durch von Sünde und Bosheit durchdrungen ist, wie sie im NT immer wieder dargestellt wird.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Münek
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#22 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Münek » So 14. Dez 2014, 11:05

Yusuke hat geschrieben:Guten Morgen zusammen,

ich würde spontan noch einen weiteres Kritierium als Unterschied zwischen Christentum und Judentum einführen:

* Die Funktion des Satan/Teufel.

Für Juden ist eindeutig der allmächtige Gott der für das Gute und das Böse verantwortlich (vgl. Hiob 2,10) ist.
Bei Christen rückt der Satan mehr in den Mittelpunkt und es ergibt sich eine Art "Star-Wars-Vorstellung": Gott/ Jesus und "die Heiligen" (Gut) gegen Satan und die "Sünder" (Böse).

Volle Zustimmung. :thumbup:

der Satan tritt in der "Hebräischen Bibel" lediglich an drei Stellen in
Erscheinung - und NIE als Feind Gottes.

Weshalb die Christen diese mythologische Gestalt so "hochgejubelt"
haben (Gott dieser Welt), ist mit schleierhaft.

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Yusuke
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#23 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Yusuke » So 14. Dez 2014, 11:14

Pluto hat geschrieben:Ist es nicht anders herum, lieber Artur?
Du hast Recht, es ist andersherum. Aber ich bezog meinen Vergleich nicht auf neutestamentarisch vs Star-Wars Vorstellung, sondern jüdisch (rein-alttestamentarisch) gegen christlich (mehrheitlich neutestamentarisch). Ist das jetzt verständlicher?

Pluto hat geschrieben:Warum sind wir immer froh, wenn das Gute am Ende gewinnt?
Vielleicht durch die clevere Inszenierung von Hollywood? Wir wissen, wie "die Bösen" regieren und dadurch dass wir uns oftmals mit den Protagonisten identifizieren können, haben wir Angst vor "böser Herrschaft"? Allerdings gibt es ja auch andere Filme, wo zwar das Schema "Gut vs Böse" vorhanden ist, aber oft haben auch die "Bösen" eine tragische Nebengeschichte. Da wird es dann kompliziert. :D

Pluto hat geschrieben:Liegt es vielleicht daran, dass die Menschen insgesamt gar nicht so durch und durch von Sünde und Bosheit durchdrungen ist, wie sie im NT immer wieder dargestellt wird.
Eine interessante und sehr schwierige Schlussfolgerung, die du da stellst. Auf der einen Seite hast du Recht, es scheint durchaus so zu sein das der Mensch nicht durch und durch "böse" sein kann. Aber auf der anderen Seite erzählen uns die aktuellen Nachrichten und die Geschichte das exakte Gegenteil. Also sollte man vergleichen welche Position überwiegt denn? Tendenziell scheint es gefühlt die schlechte Seite des Menschen zu sein. Als Beispiel nehme man nur Freuds Schlussfolgerung von Lebens- und Todestrieb des Menschen.

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Yusuke
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#24 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Yusuke » So 14. Dez 2014, 11:30

Münek hat geschrieben:der Satan tritt in der "Hebräischen Bibel" lediglich an drei Stellen in
Erscheinung - und NIE als Feind Gottes.

Ja, wobei man erwähnen muss das Satan in der hebräischen Bibel durchaus "eigenständig" operiert und keinesfalls als Marionette Gottes auftritt (vgl. Hiob 2,3).

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#25 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von closs » So 14. Dez 2014, 11:43

sven23 hat geschrieben:Was um Himmels Willen ist denn der Unterschied?
Ein ganz wichtiger:

"Gott" ist das Wesen Gottes - völlig unabhängig davon, was wir davon wahrnehmen. - "Göttliche Selbst-Offenbarung" ist die Wahrnehmungs-Fähig-Machung Gottes im Dasein (und damit verwechselbar mit Gottes-Bildern, die vom Menschen geschaffen sind).

"Gott" können wir prinzipiell nicht wahrnehmen, weil sein Wesen jenseits unserer Wahrnehmungs-Möglichkeiten ist. - "Göttliche Selbst-Offenbarungen" sind zum Beispiel "Der Engel des Herrn" im AT oder Jesus im NT - man kann sie im Dasein wahrnehmen. - Gottes-Bilder des Menschen sind einerseits unvermeidbar (wenn etwas offenbart wird, nimmt man es wahr), andererseits können sie zum Selbstläufer werden, wenn sie nicht authentisch in Bezug auf die Wahrheit sind (Feuerbach).

sven23 hat geschrieben:Man kann auch die Existenz bestreiten.
Die Erbsünde "existiert" nicht, sondern ist Chiffre für einen geistigen Sachverhalt - nämlich die Trennung von Gott und Mensch.

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sven23
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#26 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von sven23 » So 14. Dez 2014, 12:24

closs hat geschrieben: "Gott" ist das Wesen Gottes - völlig unabhängig davon, was wir davon wahrnehmen. - "Göttliche Selbst-Offenbarung" ist die Wahrnehmungs-Fähig-Machung Gottes im Dasein (und damit verwechselbar mit Gottes-Bildern, die vom Menschen geschaffen sind).

Und wer entscheidet, was Selbstoffenbarung Gottes ist und was vom Menschen geschaffene Gottesbilder sind? Mein Verdacht: da gibt es keinen Unterschied. Das kann man auch sehr schön anhand der Bibel sehen.

closs hat geschrieben: - "Göttliche Selbst-Offenbarungen" sind zum Beispiel "Der Engel des Herrn" im AT oder Jesus im NT - man kann sie im Dasein wahrnehmen. -

Aber nur in der Literatur. Oder hast du schon mal einen Engel gesehen? :roll:

closs hat geschrieben: Die Erbsünde "existiert" nicht, sondern ist Chiffre für einen geistigen Sachverhalt - nämlich die Trennung von Gott und Mensch.

Das sieht die Theologie wohl etwas anders:
"Es sind jedoch deutliche Aussagen über die Verderbtheit der Welt enthalten, die mit der späteren Erbsündenlehre inhaltlich in Einklang gebracht werden können (vgl. Joh 1,9-11 EU; Joh 8,44 EU)."
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#27 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von closs » So 14. Dez 2014, 12:35

sven23 hat geschrieben:Und wer entscheidet, was Selbstoffenbarung Gottes ist und was vom Menschen geschaffene Gottesbilder sind?
Gott.

sven23 hat geschrieben: Oder hast du schon mal einen Engel gesehen?
Ich nicht - zumal sich das aufs AT bezogen hat. - Aber es gibt Wahrnehmungen dieser Art bei ganz besonderen Menschen - diese Wahrnehmungen bewerte ich nicht. - Entweder sie sind real oder Einbildung - WAS es ist, wissen wir nicht und können es nicht entscheiden.

sven23 hat geschrieben:"Es sind jedoch deutliche Aussagen über die Verderbtheit der Welt enthalten"
Oje - da müsste man jetzt wieder klären, worauf der Begriff "Verderbtheit" zurückgeht und welche Phasen der Kontaminierung er durchlaufen hat. - Im Sinne des heutigen Sprachverständnisses würde ich den Begriff "Verderbtheit" NICHT akzeptieren.

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#28 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von sven23 » So 14. Dez 2014, 12:55

closs hat geschrieben:Gott.

Aber der weigert sich, uns seine Entscheidung mitzuteilen.

closs hat geschrieben: Aber es gibt Wahrnehmungen dieser Art bei ganz besonderen Menschen - diese Wahrnehmungen bewerte ich nicht. - Entweder sie sind real oder Einbildung - WAS es ist, wissen wir nicht und können es nicht entscheiden.

Diese "besonderen" Menschen könnten aber auch Kandidaten für den Psychologen sein.


closs hat geschrieben: Oje - da müsste man jetzt wieder klären, worauf der Begriff "Verderbtheit" zurückgeht und welche Phasen der Kontaminierung er durchlaufen hat. - Im Sinne des heutigen Sprachverständnisses würde ich den Begriff "Verderbtheit" NICHT akzeptieren.

Schauen wir doch mal, was die Katholiken dazu sagen:
"Die Erbsünde (lat. "peccatum originale") ist die von Generation zu Generation weitergegebene Sündenfolge der "Ursünde" der Stammeltern Adam und Eva, durch die sie für sich und alle ihre Nachkommen die Freundschaft mit Gott verloren haben."
Quelle: Kathpedia

Die Erbsünde ist also eine quasi genetisch weitergereichte Sünde, die auf die Ursünde von Adam und Eva zurückgeht. Um das wieder gut zu machen, bedarf es mal wieder eines Menschenopfers.

"Da Gott nicht will, dass die Menschen verloren gehen, sandte er seinen Sohn Jesus Christus als Erlöser in die Welt, um die Erbsünde und alle weiteren Sünden wieder gut zu machen. Dies geschah durch den freiwilligen Opfertod Christi am Kreuz."
Quelle: Kathpedia
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#29 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von Pluto » So 14. Dez 2014, 12:56

closs hat geschrieben:Aber es gibt Wahrnehmungen dieser Art bei ganz besonderen Menschen...
Das ist ja Okay. Was ich nicht verstehe, ist, warum diese Menschen versuchen sich auf eine höhere geistige Ebene über andere zu stellen (ich sehe was, was du nicht siehst!)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Der Fluch des Christentums

Beitrag von closs » So 14. Dez 2014, 13:18

Pluto hat geschrieben:Was ich nicht verstehe, ist, warum diese Menschen versuchen sich auf eine höhere geistige Ebene über andere zu stellen
Tun sie nicht - sie machen sich nicht einmal öffentlich - wenn sie etwas unterscheidet, ist es, dass sie eine besondere Begnadung empfinden, die sie demütig macht.

Was anderes ist es bei Diskussionen wie hier im Forum - da geht es einigen (ich zähle mich dazu) durchaus so, dass sie sich fragen: "Wie kann es sein, dass die Beschränkung des materialistischen Weltbildes so weit um sich gegriffen hat". - Aber das darf nicht zu persönlichen Überlegenheits-Gefühlen führen.

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