Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Pluto
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#21 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 5. Jun 2013, 23:11

closs hat geschrieben:2. Das AT ist nur verständlich, wenn man das Dasein als heilsgeschichtliche Bühne versteht, die NICHT die einzige Ebene der menschlichen Existenz ist. - Konkret heißt dies: Ob jemand 100 Jahre alt wird oder als Baby von Soldaten getötet wird oder scheinbar oder tatsächlich auf Gottes Anweisung hin getötet wird oder schlicht und ergreifend einen Unfall hat: Alles endet mit dem Tod,
Ja natürlich müssen alle irgnedwann einmal sterben.

Aber hier geht es (imo) um was anderes. Gott setzt sich über sein eigenes Gebot des nicht-tötens hinweg. Du kannst natürlich sagen, das ist sein gutes Recht, er sei Neiemand Rechenschaft schuldig. Allerdings bin ich der Meinung, er handelt dann beliebig, und ein beliebiger Gott macht mir ehrlich gesagt Angst, ich könne schließlich der Nächste auf seiner geheimen Liste sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#22 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von closs » Do 6. Jun 2013, 00:21

Martinus hat geschrieben: Ganz einfach das AT und NT gelesen.
Mir ging's jetzt mehr ums Verstehen.

Pluto hat geschrieben: Allerdings bin ich der Meinung, er handelt dann beliebig, und ein beliebiger Gott macht mir ehrlich gesagt Angst, ich könne schließlich der Nächste auf seiner geheimen Liste sein.
So ist es. - Davon abgesehen, dass man neutestamentarisch gesehen keine Beliebigkeiten im Sinne eines göttlichen "Auftragsmordes" erwarten braucht, ändert sich trotzdem nichts: Der eine wird 100 Jahre alt, der andere knallt mit 18 mit seinem Motorrad an eine Baum. - Mit anderen Worten: Diese "geheime Liste" der Vorsehung gibt es natürlich.

Im Grunde sprichst Du das Thema "Hiob" an: Ein gottesfürchtiger Mann, dem man wahrlich nicht vorwerfen kann, etwas getan zu haben, wofür er sanktioniert werden müsste, wird mit Leid übersät. - Wie er subjektiv (!) zu Recht sagt, ohne einen Grund, den er selbst zu verantworten hätte. - Ein schweres Geschütz für unsere Zeit, die Dinge begründet und nur dann sanktioniert sehen möchte. - Insofern ist Deine Angst begründet.

Der nächste Schritt wäre nun, diese begründete Angst aufzuheben in ein höheres Bewusstsein, das in ein "Fürchtet Euch nicht" mündet. - Und das geht eben dann, wenn man das Dasein nur als Teil der menschlichen Existenz versteht - am besten gefällt mir dazu als Metapher immer noch "Bühne" am besten. - Man spielt seine Rolle und geht danach heim. - UND (ganz wichtig!! - allerdings auch unter Christen umstritten): Egal ob der Intendant einem die Rolle des Antagonisten oder des Protagonisten zugeteilt hat - man geht genauso heim. - Denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun - heilsgeschichtliche Rolle und persönliche Existenz - also Character and Actor - haben prinzipiell nichts miteinander zu tun. - Wenn sie koinzidieren, dann zufällig.

Allerdings hat sich das auch unter Christen noch nicht flächendeckend rumgesprochen - insofern immer wieder: Es gibt hier zwei Baustellen.

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#23 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von Martinus » Do 6. Jun 2013, 06:06

closs hat geschrieben:
Martinus hat geschrieben: Ganz einfach das AT und NT gelesen.
Mir ging's jetzt mehr ums Verstehen.

dazu fällt mir ein: "Allversöhnung"
Angelas Zeugen wissen was!

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#24 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von dvdk » Do 6. Jun 2013, 07:17

Martinus hat geschrieben: Ich hab es anders gelöst. Ganz einfach das AT und NT gelesen. :thumbup:
:lol:
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#25 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von dvdk » Do 6. Jun 2013, 07:31

Pluto hat geschrieben: Aber hier geht es (imo) um was anderes. Gott setzt sich über sein eigenes Gebot des nicht-tötens hinweg. Du kannst natürlich sagen, das ist sein gutes Recht, er sei Neiemand Rechenschaft schuldig. Allerdings bin ich der Meinung, er handelt dann beliebig, und ein beliebiger Gott macht mir ehrlich gesagt Angst, ich könne schließlich der Nächste auf seiner geheimen Liste sein.
Der Tod war schon beschlossen, bevor wir überhaupt geboren wurden. Das ist etwa so, als ob Gott gesagt hätte: ihr werdet geboren und werdet sterben. Aber nicht ihr bestimmt den Zeitpunkt eures Todes, sondern ich. Das ist nicht beliebig, sondern wurde schon von Anfang an geregelt.

Im Lukas 12 finden wir ein Beispiel von der falschen Selbstsicherheit eines reichen Mannes. Der fuhr eine reiche Ernte ein und dachte sich einen schönen Lebensabend. Und da sprach Gott zu ihm:
DU Narr! Noch in dieser Nacht wird man von dir dein Leben zurückfordern ...

Da wird das Leben zurückgefordert. Wie lange wir leben, bestimmen wir also nicht allein.
Windhauch ...

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#26 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von Pluto » Do 6. Jun 2013, 08:14

dvdk hat geschrieben:Der Tod war schon beschlossen, bevor wir überhaupt geboren wurden. Das ist etwa so, als ob Gott gesagt hätte: ihr werdet geboren und werdet sterben. Aber nicht ihr bestimmt den Zeitpunkt eures Todes, sondern ich. Das ist nicht beliebig, sondern wurde schon von Anfang an geregelt.
Aber gell, du verstehst schon, was das heißt?

Das bedeutet, wir leben in einer determinierten Welt, wo Gott unser Leben von Anfag an bestimmt. Wenn aber Gott unser Leben bestimmt, dann gibt keinen freien Willen und keine Wahl beim Essen der Frucht. Mir solls recht sein, da ich ohnehin nicht an den freien Willen glaube, aber für einen Christen würde das bedeuten, es gab gar keinen Sündenfall, und somit erübrigt sich auch der Kreuzestod Christi.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von closs » Do 6. Jun 2013, 09:15

Martinus hat geschrieben:dazu fällt mir ein: "Allversöhnung"
Ist bibeltreu - aber das Gegenteil davon ist auch bibeltreu. - Das Wort ist Spiegel dessen, der es deutet.

Kalea Solana hat geschrieben:Ich denke mal - im Gegensatz zu closs - ist Gott uns nahe und näher...
Warum "im Gegensatz" zu mir? ---- :o ----

dvdk hat geschrieben:Der Tod war schon beschlossen, bevor wir überhaupt geboren wurden.
So ist es.

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#28 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von dvdk » Do 6. Jun 2013, 10:47

Pluto hat geschrieben: Das bedeutet, wir leben in einer determinierten Welt, wo Gott unser Leben von Anfag an bestimmt. Wenn aber Gott unser Leben bestimmt, dann gibt keinen freien Willen und keine Wahl beim Essen der Frucht. Mir solls recht sein, da ich ohnehin nicht an den freien Willen glaube, aber für einen Christen würde das bedeuten, es gab gar keinen Sündenfall, und somit erübrigt sich auch der Kreuzestod Christi.
Komisch, dass immer wieder von ein Extrem in das andere gefallen wird. Das einzige, was ich festgestellt habe, ist, das wir geboren und sterben werden. Das war schon immer klar und ist kein Geheimnis. Wie ein Mensch die Zeit dazwischen verbringt, ist seine Sache.

Aber mal was anderes: wie bringst Du den Glauben an KEINEN freien Willen mit der Zufälligkeit der Evolution in Einklang? War die Evolution auch vorherbestimmt?
Windhauch ...

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#29 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von closs » Do 6. Jun 2013, 13:50

dvdk hat geschrieben: War die Evolution auch vorherbestimmt?
Wenn ich da mal antworten darf: Die Evolution ist sowohl vorherbestimmt als auch frei.

Sie ist frei, weil jegliche Weiterentwicklung nach uneingeschränkt eigenen Gesetzen geschieht. - Sie ist determiniert, weil aus Sicht des überzeitlichen göttlichen Seins der Endpunkt zu aller Zeit klar und gefügt ist. - Allmacht kann beides verbinden. - Aus Wahrnehmungssicht ist Evolution NICHT determiniert, aus Seins-Sicht ist Evolution gefügt. - Klingt gewöhnungsbedürftig, ist aber geistig problemlos erklärbar - und vor allem plausibel, um nicht zu sagen: zwingend.

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#30 Re: Inzest und die Bibel

Beitrag von closs » Do 6. Jun 2013, 13:59

Pluto hat geschrieben: aber für einen Christen würde das bedeuten, es gab gar keinen Sündenfall, und somit erübrigt sich auch der Kreuzestod Christi.
Falsch - den Sündenfall gab es als Notwendigkeit, damit der Mensch sein Bewusstsein über Trial and Error entwickeln kann, UM (nur) dadurch Gott bewusst zu erkennen. - Entwicklung steht für Zeit, die dafür gebraucht wird. - Der Kreuzestod Christi steht für die Wiedervereinigung von göttlichem Sein und menschlichem Dasein. - Dies ist nötig, weil der Mensch diese Wiedervereinigung (= vollkommene Hingabe zu dem, aus dem das Dasein kommt) nicht allein schaffen kann.

Im Paradies gab es keine geistige Entwicklung und konnte es auch nicht geben. - Diese Entwicklung musste erst einmal ermöglicht werden durch eine Tabula Rasa außerhalb des Paradieses, auf der der Mensch durch die Heilsgeschichte und in seiner Erinnerung an das, woher er kommt, sein spirituelles Bewusstsein SELBST entwickelt. - Sündenfall und Erlösung beschreiben die notwendige Phase der Selbst-Erkennung des Menschen UND deren Aufhebung in Gott. - Wobei Aufhebung NICHT Eliminierung, sondern Veredelung auf höherer Dimension bedeutet.

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