Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

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Naqual
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#361 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Do 20. Aug 2015, 17:52

Rembremerding hat geschrieben:Gerade in diesem atheistischen Forum....
Sehe ich gar nicht so. Von den Gründern und jetzigen Admins: Pluto steht für mich zwar (wenn ich mich nicht täusche) dem Atheismus nahe, aber wohl eher "agnostisch" angehaucht, Magdalena ist überzeugte Christin, sogar evangelikal geprägt. Die User sind ne "wilde Mischung" von allem. Leider fehlen Juden, Hindus und Moslems. ;)
Eigentliche gute Voraussetzungen für fruchtbare Diskussionen, oder....? :mrgreen:

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Zeus
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#362 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Do 20. Aug 2015, 20:24

Naqual hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Gerade in diesem atheistischen Forum....
Sehe ich gar nicht so. Von den Gründern und jetzigen Admins: Pluto steht für mich zwar (wenn ich mich nicht täusche) dem Atheismus nahe, aber wohl eher "agnostisch" angehaucht, Magdalena ist überzeugte Christin, sogar evangelikal geprägt. Die User sind ne "wilde Mischung" von allem. Leider fehlen Juden, Hindus und Moslems. ;)
Eigentliche gute Voraussetzungen für fruchtbare Diskussionen, oder....? :mrgreen:
Für Rembre bedeutet der fehlende Glaube an die segensreiche Wirkung der RKK im Allgemeinen und die "zur Verteidigung der Wahrheit notwendige" hl. Inquisition im Besonderen Atheismus.
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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Flavius
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#363 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Flavius » Fr 21. Aug 2015, 09:06

Habe gestern im Wartezimmer eine (neuere?) Ausgabe des Spiegels Folgendes gelesen. Dass -vor allem um die Jahre 1450 bis 1500 - auch Nicht-Religiöse" (aber einfach unbequeme) Menschen - des Bundes mit Dunklem o. des Nachts-als-Werwolf unterwegs gewesen-sein, bezichtigt wurden. (So konnte man auch manch Unliebsamen loswerden). Dies geschah in ländl. Gegenden - vor allem im Burgund. Die Angeklagten wurden oft nur von einem "Laien-"Tribunal " - also von "Dorf-Räten"- be- oder verurteilt. (Oft auch zum Verbrennen).
Will sagen, dass da weder die Religion, noch "religiöse Scharfmacher" DA den Hintergrund bildeten.
In diesen Fällen war der recht große Verlust von Schafen durch Wölfe der Auslöser und die treibende Kraft Jemanden Schuldigen dafür zu finden... Man suchte sich dann irgendwo Schuld-Böcke. Vor allem unter denen, die ohnehin irgendwie seltsam oder einen "ein Dorn im Auge" war. Das öffnete übler Denunzation Tor und Riegel. Alles eine aus heutiger Sicht ziemlich merkwürdiges Geschehen ( u. Gemorde auch- Ich glaube 1.300 bis 1.500 wurden hingerichtet/ meistens verbrannt) aber mit Religion hatte das überhaupt nichts (oder nur sehr, sehr randläufig zu tun). Oberflächliche falsch-religiös. Untermauerung für alles mögliche gab es schon immer). Z.B. Wollte ich den Acker meines verhassten Nachbarn (oder auch anderes), dann konnte man ihn so eventuell loswerden. Manche der Beklagten hatten aber einen guten Anwalt und/ oder kauften sich frei.
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).

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#364 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Pluto » Fr 21. Aug 2015, 10:29

Es ist eine traurige Tatsache, dass Menschen immer Vorbildern nacheifern. Das geschieht offenbar sowohl im Schlechten wie auch im Guten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#365 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Sa 22. Aug 2015, 11:26

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Wurde die Kirche bis Konstantin verfolgt, kämpfte sie danach darum nicht vom Staat vereinnahmt zu werden.
Pauschal würde ich Dir da NICHT zustimmen.

Es ist sehr wohl richtig, dass die Kirche immer darum gekämpft hat, nicht vom Staat vereinnahmt zu werden - die Krönung dazu war der Investiturstreit. - Andererseits hat es die Kirche immer geschafft, ihr materielles Interesse wahrzunehmen, also weltliche Macht auszuüben.

Was wäre die Alternative gewesen? - Die Antwort darauf ist theoretisch genauso einfach wie sie praktisch unmöglich ist - nämlich: Die Kirche hätte sich als reiner Betverein aus dem weltlichen Getriebe heraushalten können.
Hätte sie es doch bloß getan...
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#366 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Sa 22. Aug 2015, 11:56

Halman hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Urknalltheorie sowieso, stammt sie doch von Georges Lemaître Vielleicht sind sie sogar stolz darauf, dass diese Theorie aus ihrem "Hause" stammt.
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. :lol:
Diese Methapher passt im Fall von Lemaître nicht. In diesem Fall war es wohl eher wisenschaftliche Genialität.
Natürlich. :D
Darum kann man auch nicht dem kirchlichen "Haus" das Verdienst geben! :mrgreen:
Zum Thema fortschrittliche RKK:
1831 verbot Papst Gregory XVI die Straßenbeleuchtung im Vatikan mit der Begründung, dass Gott klar die Unterscheidung von Tag und Nacht etabliert hätte und somit das Anzünden von Gaslaternen nach Sonnenuntergang eindeutig gegen Gottes Wille verstoße.Quelle
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#367 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Halman » Sa 22. Aug 2015, 20:36

Zeus hat geschrieben:Zum Thema fortschrittliche RKK:
1831 verbot Papst Gregory XVI die Straßenbeleuchtung im Vatikan mit der Begründung, dass Gott klar die Unterscheidung von Tag und Nacht etabliert hätte und somit das Anzünden von Gaslaternen nach Sonnenuntergang eindeutig gegen Gottes Wille verstoße.Quelle
Tja, Papst Gregory XVI war seiner Zeit eben schon voraus und erkannte, dass der Lichtsmog ein Problem ist. :lol:
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#368 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Flavius » So 23. Aug 2015, 10:20

Ich rege an,

die Botschaft des Christentums (Frieden, Liebe zum Mitgeschöpf, "der sanfte Weg" statt Gewaltanwendung, Verantwortung für sich UND die Umwelt etc. ) von den Groß-Kirchen klar zu trennen. Es gibt da - teils große !- Unterschiede.
Deshalb treten auch viele aus (Groß-)Kirchen aus. Zuviel Widersprüchliches. Das eigene Programm Botschaft wird nicht immer gelebt. Es ist aber auch nicht alles soo schlecht wie es oft - mit teils großer Einseitigkeit, historische Errungenschaften ganz ignorierend! - dargestellt wird. --
Viele -ISM fangen gut an und dann schleichen sich Fehler ein- sie werden leider oft dogmatisch- gehen manch "faule od. auch vernünftige Kompromisse ein. Werden im Extremfall auch Unterdrücker oder grausam gegenüber Andersdenkende (Beispiele: Der Versuch der gewaltsamen Durchsetzung von Kommunismus forderte 100-120 Millionen Opfer in nur 110 Jahren). Teile des Islam - vor allem gewaltbereite Whahabisten (IS + Al-Qaida, Radikale "Glaubens"-Strömungen bei den Sunnitische u. Schiiten)- begehen gerade den gleichen Fehler. Kampf mit dem Schwert statt einem Überzeugen-Können durch Vorleben (oder dem Aufbau von überzeugenden Staatsmodellen). --- Der Glauben wird da oft nur instrumentalisiert.!! (Wäre ein längeres Thema für sich) -- Man kann aber Leute nur eine Zeitlang knechten. Irgendwann wehren sich "das Volk" bzw. mündige Mitdenkende, gegen ungute Bevormundung in Politik und anderen Institutionen (auch Kirchen => Austritte oder vermehrt Verlangen nach Veränderung - oft von untern kommend.)

--(Ich empfehle nochmals "Wer den Wind sät" von Michael Lüders zur heutigen Situation im Nahen Osten, Afghanistan,.. "dem arabischen Frühling" etc. Und der Fehler der Amerikaner dort u. der Israelis gegenüber den Palästinensern- > falsche Politik mittels Besiedlungen u. brutales Vorgehen gegen "Feinde" im Gazastreifen)
Auch die Kirche hat das "Programm" sicher nicht immer richtig und in allem korrekt umgesetzt. Die Kirche ist auch langsam und etwas träge geworden. (Haben aber andere auch nicht).
"Die Kirche" sollte man dann nochmals deutlich unterteilen in Basis und Partei-Spitze. -
Die Hierachie (Männer-dominiert) in Rom und die Befreiungs-Theologie von Boch oder Ernesto Kardinal waren wie von zwei verschiedenen Parteien. (Boch u. Kardinal setzten sich - unter Einsatz ihrer ganzen Kraft und des eigenen Lebens) entschieden für die Ärmeren, der Land- u-Boden-Beraubten und sonst wie Entrechteten ein. Der Vatikan stand insgesamt zu oft auf Seiten der Mächtigen. Der neue Papst bringt wenigstens eine wenig die Glaubwürdigkeitzurück. (Versucht auch - gegen eine mächtige versteinerte Hierachie im eigenem Lager - einige Korrekturen vor zu nehmen. Höchste Zeit!! Die kath. Kirche gräbt sich sonst vielleicht ihr eigenes Grab.
--
(Sobald Macht[/b] in's Spiel kommt, verwässern sich leider manche Vorsätze. Lese man mal "animal farm" von Aldois Huxley. Macht korrumpiert !! lässt oft faule Kompromisse zu - zu oft, nicht immer. Es ist aber definitiv kein kirchen-spezifisches Problem.)
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).

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