Naqual hat geschrieben: ↑Fr 28. Mai 2021, 18:44
Muss mich kurz mal einmischen.
Gerne, dein Input ist immer inspirierend.
Naqual hat geschrieben: ↑Fr 28. Mai 2021, 18:44
Maryam hat nach meinem Verständnis (und Erinnerung) eine gnostische Haltung.
Die gnostischen Strömungen sind aber erst im 2. und 3. Jahrhundert entstanden. Umstritten ist die Frage, ob das Christentum die Gnosis beeinflußt hat oder die Gnosis das Christentum. Jesus war sicher kein Anhänger dieser Denkrichtung. Er war ganz und gar im Judentum verhaftet und demzufolge Anhänger eines strikten Monotheismus.
Gnostiker hielten Jesus nicht für den Sohn des Gottes der Juden, sondern für eine Inkarnation des Christus, das Kind der vollkommenen Gottheit, also des "guten" Gottes.
Sein Gegenspieler ist ja der Demiurg, der Schöpfergott, der das Weltall eigenmächtig erschuf. Er wird in den gnostischen Schriften mit Jahwe identifiziert.
Naqual hat geschrieben: ↑Fr 28. Mai 2021, 18:44
Der Gott der Juden ist eigentlich der Böse, auf alle Fälle ein dummdreister arroganter Kerl, ein grausamer Despot. Bei mir haben die Gnostiker viel Sympathie, da die philosophisch und religiös viel auf dem Kasten hatten und vor allem logisch stringenter argumentieren konnten. (z.B. das Theodizee-Problem löst sich in Luft auf, wenn der Schöpfergott der Dummböse ist. Oder der Verbot von der Frucht des Baumes der Erkenntnis zu essen ziemt sich nur für einen, der eifersüchtig darüber wacht, dass die anderen gar keinen Durchblick bekommen können).
Das ist das große Dilemma der unterschiedlichen Gottesbilder.
Geht man von AT-Gott aus, dann relativiert sich das Theodizeeproblem in der Tat. Denn Gott hat hier keine Probleme mit dem Leid der Menschen. Im Gegenteil verursacht er selber immer wieder Leid.
Geht man von einem "guten" Gott aus, wie die Gnostiker, dann wird das Theodizeeproblem wieder akut. Die Lösung der Gnostiker war es, alles Negative dem Demiurgen in die Schuhe zu schieben. Allerdings zu dem Preis, dass man es nun mit 2 Gottheiten, bzw. mit 2 Prinzipien, zu tun hatte. Das lehnte die Kirche aber energisch ab, ebenso wie den Dualismus von Gut und Böse.
Naqual hat geschrieben: ↑Fr 28. Mai 2021, 18:44
Jesus vertritt nun den einzig wahren wirklichen Gott
Ja, aber der konnte nun mal im jüdischen Verständnis und in seinem eigenen Verständnis nur Jahwe sein.