Leben im Zölibat

closs
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#101 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von closs » So 13. Jul 2014, 14:29

sven23 hat geschrieben:Es sollten aber auch keine Welten dazwischen liegen.
Nee - sollte es nicht. - Aber damit nähert man sich doch nicht der Substanz.

Das Zitat von Wiesner ist eine mainstream-gefällige Aussage, die man trifft, wenn man billigen Beifall haben will. - Drewermanns Aussage ist dagegen durchaus ernst zu nehmen - denn noch heute haben wir einen vollkommen missglückten "Schuld"-Begriff.

Die Aussage, dass das Dasein "das Fürstentum der Welt " sei, ist ein guter Schlüssel zum Verständnis der Heils- und somit auch Kirchen-Geschichte. - Man darf davon ausgehen, dass die Wahrheit im Dasein eine Fremdlings-Existenz führt. - "Viel Irrtum und ein bißchen Wahrheit" (Goethe) - das gilt für das ganze Dasein.

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sven23
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#102 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von sven23 » So 13. Jul 2014, 14:32

closs hat geschrieben:- "Viel Irrtum und ein bißchen Wahrheit" (Goethe) - das gilt für das ganze Dasein.

Inklusive Religion und Götterglaube.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#103 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von sven23 » So 13. Jul 2014, 14:40

2Lena hat geschrieben:Das ist alles traurig was du vorbringst. Die Zölibatlösung war vielleicht in den Zeiten als vor tausend Jahren die Kirch-Pfründe erblich waren, eine sinnvolle Lösung, um nicht das Land in persönliche Besitztümer aufzuteilen.


Ich denke mal, daß das Vermögen der Kleriker nach dem Tod wieder an die Kirche zurückfällt, war der Hauptgrund für das Zölibat. So kann der Bischof das Vermögen der Kirche bequem vermehren.

"Es ist gar viel Dummes in den Satzungen der Kirche. Aber sie will herrschen, und da muß sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen."
(Goethe, zu Eckermann)
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closs
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#104 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von closs » So 13. Jul 2014, 14:53

sven23 hat geschrieben:Inklusive Religion und Götterglaube.
Richtig - man ist selber dran. - Durch "Entscheiden" geht das nicht - es geht um "Erkennen".

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Demian
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#105 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von Demian » Mi 27. Aug 2014, 14:14

Janina hat geschrieben:Was meinst du, warum "ungebumst" und "untervögelt" keine Attribute für Vorbilder sind, sondern für Menschen mit enormen sozialen Defiziten?
Weil unsre Gesellschaft Geist auf den Geschlechtstrieb reduziert? Das ist ebenso einseitig, wie die pathologische Abkopplung des Leib-Seelischen durch das Zwangs-Zölibat.

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#106 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von Catholic » Mi 27. Aug 2014, 16:31

Das ist überhaupt eine interessante Beobachtung,denn wann kam im Christentum--wenn man von einer zeitweisen neoplatonischen Sichtweise in der christlichen Spätantike mal absieht -- eine eher leibfeindliche Sichtweise auf,...ab der Reformation und besonders ausgeprägt im würtembergischen Pietismus des 18. und frühen 19.Jahrhunderts.
Gerade im katholischen Hochmittelalter waren die Menschen in Europa keineswegs prüde,sie empfanden ein angemessen-gesundes Schamgefühl,aber sie waren alles andere als prüde.

closs hat geschrieben:Die Leib-Feindlichkeit in unserer Rezeption ist eher ein Produkt des 19. Jh. (Pietismus, etc.) ....

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#107 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von Demian » Mi 27. Aug 2014, 18:31

Wir alle wissen, dass die menschliche Sexualität ebenso von einem hochgradig liebevollen, erotisch-sinnliches Geist-Bewusstsein geprägt sein, als auch von destruktiven Kräften der Triebnatur bestimmt werden kann, die seit Menschengedenken Vergewaltigung, Mord und Totschlag hervor gebracht haben. Das Zölibat ist ein Versuch gewesen diese Kräfte zu kanalisieren, zu vergeistigen. In seinem Werk „Die Sünden der Marquise“ erzählte Marquise de Sade (auf den der heute in der Psychopathologie gebräuchliche Begriff „Sadismus“ zurück geht) wie sich die beispiellosen menschliche Grausamkeit aus dem Verstricktsein in unterbewusste Wünsche und Abgründe ergibt. Das Christentum hat immer versucht den bewussten – vernunft- und liebesfähigen - Geist, der nach dem Guten und Schönen strebt, dagegen zu setzen. Aber auch darin können sich Menschen verstricken, wenn die Triebe nicht erlöst, befreit und veredelt, sondern nur unterdrückt - bzw. diskriminiert - werden.

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#108 Re: Vatikan wird abgewatscht.

Beitrag von Demian » Mi 27. Aug 2014, 21:57

Janina hat geschrieben:Vielleicht ist das auch ein Grund, warum überhaupt noch jemand am Zölibat festhält: Weil sich die Kleriker im Alter, wenn eh nichts mehr geht, damit bereits ihr Leben versaut haben

Selbst Osho - der im Westen als "Sexguru" bekannt wurde - sagte mal folgendes: “Nur durch die Erfahrung aller Stufen kommst du zum wahren Zölibat, und das wahre Zölibat will richtig verstanden sein: Es ist nicht anti-sexuell, sondern nur a-sexuell. Es enthält keine Feindschaft, keine Anti-Haltungen. Auf der vierten Stufe kannst du Sex als Spass haben, als rein biologisches Spiel. Es ist also nicht so, dass du dann vom Sex ablassen musst; du kannst natürlich Sex haben. Du kannst ihn entweder lassen oder haben. Aber er hat die ganze alte Wichtigkeit, die ganze alte Zwangsherrschaft, all die alten Kämpfe, Eifersüchte verloren - all das ist weg. Wenn er wegfällt, fällt er weg; wenn er bleibt, dann nur als unverfängliche Freundschaft, ohne Haken und Ösen, ohne Auflagen.“

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#109 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von Catholic » Do 28. Aug 2014, 16:13

Demian,wenn ich Dich richtig verstehe meinst Du,dass jemand,der zölibatär lebt,seine Sexualität unterdrückt,vieleicht weil er sie für schlecht/sündig hält.

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#110 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von Janina » Do 28. Aug 2014, 16:20

Catholic hat geschrieben:Demian,wenn ich Dich richtig verstehe meinst Du,dass jemand,der zölibatär lebt,seine Sexualität unterdrückt,vieleicht weil er sie für schlecht/sündig hält.
Nicht zwingend, er kann ja auch ausreichend häßlich sein. Oder sein Pulver schon verschossen haben. :devil:

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