Leben im Zölibat

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kamille
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#91 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von kamille » Di 22. Apr 2014, 07:39

barbara hat geschrieben:. Da hast du etwas gelesen, was ich gar nie geschrieben habe.
Sorry, wenn ich dich falsch verstand, war keine böse Absicht. :wave:
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Janina
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#92 Re: Vatikan wird abgewatscht.

Beitrag von Janina » Di 22. Apr 2014, 09:53

Catholic hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:....und eine Ehe oder sexuelle Partnerschaft ist nicht die einzige Möglichkeit, ein Leben innerhalb einer Gemeinschaft zu führen.
Aber es ist schwer, ohne Geselligkeit Sex zu haben.
barbara hat geschrieben:Es gibt ja auch viele de-facto-Zölibatäre, die schlicht niemanden finden...
Sicher. Das meine ich mit Defekt statt Vorbild.
Janina,ich habe nicht den ganzen Thread gelesen aber ich frage mich,warum Du jemanden,der bewusst zölibatär lebt für einen Menschen hälst,der einen Defekt aufweisst
Das lies doch den Beitrag.

Catholic hat geschrieben:(und was heisst da überhaupt Defekt)?
http://de.wikipedia.org/wiki/Defekt

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sven23
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#93 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von sven23 » So 13. Jul 2014, 10:36

Dem Zölibat liegt auch eine große Doppelmoral zugrunde. Einerseits fordert man sexuelle Enthalsamkeit, andererseits wurde und wird sexuelle Betätigung stillschweigend geduldet, wenn sie denn im Verborgenen bleibt.


"Die frommen Geistlichen pflegten schon im Mittelalter alles zu vögeln, was eine Vagina hatte, Ehefrauen, Jungfrauen, kleine Mädchen und wie wir nicht ohne Grund vermuten dürften, weibliche Tiere. Die Homosexualität florierte in den Klöstern seit deren Bestehen. Wo es an Männern mangelte, man den Nonnen nicht einmal die Beichtväter gönnte, mussten sie oft mit Kindern vorliebnehmen."

(Karlheinz Deschner, dt. Autor u. Kirchenkritiker, *1924)

Hier zielt Kahl vor allem auf Paulus ab.
"Das Neue Testament ist das Produkt neurotischer Spießer. Die menschliche Sexualität gilt nicht als Quelle von Lust, sondern als Quelle von Angst, nicht als Medium der Liebe, sondern als Medium der Sünde. Alles Naturhafte und Körperliche wird - teils offen, teils versteckt - geächtet."
(Joachim Kahl, dt. Theologe und Philosoph, *1941)



"Ich weiß nicht, mit welchem Recht die Kirche von Jugendlichen fordert, zehn Jahre lang ihre Sexualität zu ignorieren, bloß weil in unser Gesellschafts- u. Wirtschaftsordnung die frühe Ehe nicht mehr paßt."
(Sigmund Kripp, österr. Jesuit)

"Das schlimmste an der christlichen Religion ist ihre krankhafte und unnatürliche Einstellung zur Sexualität."
(Bertrand Russel)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#94 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von closs » So 13. Jul 2014, 12:03

sven23 hat geschrieben:Dem Zölibat liegt auch eine große Doppelmoral zugrunde.
Vom Wesen her NEIN - von der Praxis her durchaus - aber DAS ist wirklich überall so.

Deine Zitate sind dieses Mal überhaupt keine Herausforderung:

sven23 hat geschrieben:Karlheinz Deschner
Er hat da was rausgepickt, was sicherlich in vielen Fällen gestimmt hat - und vielen anderen Fällen nicht. Es sagt nichts über fundamental-theologische Überzeugungen aus.

sven23 hat geschrieben:Joachim Kahl,
Die Leib-Feindlichkeit in unserer Rezeption ist eher ein Produkt des 19. Jh. (Pietismus, etc.) . Wer einmal volkskundliche Schriften über das Leben im (christlichen !) (Spät-)Mitelalter liest, kommt nicht zu diesem Urteil - im Gegenteil. - Im Laien-Bereich war Sexualität das tägliche Brot - irgendwo mussten ja die vielen Kinder herkommen.

sven23 hat geschrieben:Sigmund Kripp
Da macht Kripp einen historischen Stockfehler. - Die angeblich geforderten 10 Jahre Sexualitäts-Fastenzeit gibt es auch erst seit der Neuzeit. - Denn seit dem AT bis zur Neuzeit waren Geschlechtsreife und Familiengründung ziemlich deckungsgleich. - Dass heute zwischen (früher als im AT und Mittelalter eintretende !) Geschlechtsreife und Familiengründung (wenn überhaupt) inzwischen durchschnittlich 20 Jahre liegen, ist Ausdruck zivilisatorischer Dekadenz - natürlich wäre es widernatürlich, diese 20 Jahre (bei Kripp sind es noch 10) ohne Sexualität zu überbrücken. - Dieses Problem ist aber nicht auf dem Mist der Religion gewachsen.

sven23 hat geschrieben:Bertrand Russel
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2Lena
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#95 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von 2Lena » So 13. Jul 2014, 12:11

Das ist alles traurig was du vorbringst. Die Zölibatlösung war vielleicht in den Zeiten als vor tausend Jahren die Kirch-Pfründe erblich waren, eine sinnvolle Lösung, um nicht das Land in persönliche Besitztümer aufzuteilen.

Wer mit viel Publikum zu tun hat, besonders im seelsorglichen Bereich, weiß vielleicht die Neutralität wirklich zu schätzen. Zudem gibt es einige "esoterische" Gründe für das Gelübde, auf die ich nicht näher eingehen will.

Ich glaube nicht, dass den Jugendlichen eine sinnvolle Eheplanung der Eltern geschadet hat. Diese in unserer Kultur auch ohne die kirchlichen Regeln vorhandenen Sitten - dienten der Konfliktvermeidung und der Sicherung der gemeinschaftlichen Arbeit innerhalb der Familie.

Die seltsamen "Beichtregeln", die irrige Ableitungen aus einer verkehrt verstandenen Bibelpredigt waren, haben zur "Verkorksung" beigetragen. Die weltliche Gegenreaktion mit der Aufklärungswelle schwappte dann wohl über in die verkehrte Richtung.

Heute ist der Umgang der Geschlechter alles andere als "keusch". Das trägt sehr hässliche Folgen. Die sind schlimmer als die Moralpredigten. Man hat kein Ziel, keine Achtung, kennt auch nicht die Ursachen der Verwahrlosung, steht vor Scherbenhaufen in fast allen Familien.

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#96 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von closs » So 13. Jul 2014, 12:14

:thumbup:

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sven23
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#97 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von sven23 » So 13. Jul 2014, 12:39

closs hat geschrieben: Er hat da was rausgepickt, was sicherlich in vielen Fällen gestimmt hat - und vielen anderen Fällen nicht. Es sagt nichts über fundamental-theologische Überzeugungen aus.

Die Praxis steht immer über der Theorie. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

closs hat geschrieben: - Im Laien-Bereich war Sexualität das tägliche Brot - irgendwo mussten ja die vielen Kinder herkommen.
Dank der Evolution ist der Mensch mit einem starken Sexualtrieb ausgestattet. Der läßt sich auch nicht durch Pfaffen zügeln. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Pluto
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#98 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von Pluto » So 13. Jul 2014, 13:12

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Karlheinz Deschner
Er hat da was rausgepickt, was sicherlich in vielen Fällen gestimmt hat - und vielen anderen Fällen nicht. Es sagt nichts über fundamental-theologische Überzeugungen aus.
Ich bin kein Freund von KHD (Er ist für mich ein Xenophob und Demagoge), aber wenn die Wirklichkeit so von der Theorie abweicht wie du bestätigst, dann stimmt was nicht — vermutlich ist dann die Theorie falsch, nicht die Praxis. :mrgreen:

closs hat geschrieben:Die Leib-Feindlichkeit in unserer Rezeption ist eher ein Produkt des 19. Jh. (Pietismus, etc.).
Wer einmal volkskundliche Schriften über das Leben im (christlichen !) (Spät-)Mitelalter liest, kommt nicht zu diesem Urteil - im Gegenteil. - Im Laien-Bereich war Sexualität das tägliche Brot - irgendwo mussten ja die vielen Kinder herkommen.
Das glaube ich nicht!
Wie viel Kinder hat Papst Alexander VI gezeugt?

Schon in der Antike (die Griechen waren eine Ausnahme) wurde Sex vor allem im Geistigen extrem tabuisiert — die weibliche Gebärmutter galt schon bei den Ägyptern als "Einbahnstraße". Nicht umsonst sind auch die antiken Geschichten voll von jungfräulichen Geburten — Siddhartha Buddha soll sogar durch die rechte Seite seiner Mutter Maya geboren worden sein.
So weit ging also die Tabuisierung des Sex; ganz so als wolle man in der Religion die Realität nicht wahrhaben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#99 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von closs » So 13. Jul 2014, 13:40

sven23 hat geschrieben:Die Praxis steht immer über der Theorie. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Praxis ist "Ist-Zustand" - Theorie ist "Soll-Zustand". - Der Soll-Zustand lässt sich durch den Ist-Zustand nicht manipulieren.

Pluto hat geschrieben:vermutlich ist dann die Theorie falsch, nicht die Praxis.
Nee - man kann unendlich weit vom Soll-Zustand abweichen - siehe Babel, Sodom, etc.

Pluto hat geschrieben:Das glaube ich nicht!
Vor allem das (späte) Mittelalter war sehr sinnenfreudig. - Badehäuser mit Männchen und Weibchen in EINEM Raum, etc. - man war da sehr locker.

Pluto hat geschrieben:Schon in der Antike (die Griechen waren eine Ausnahme) wurde Sex vor allem im Geistigen extrem tabuisiert
Aber nicht im (religiösen) Volk - Geistliche waren eine eigene Kaste und Ausnahme. Da ging es darum, näher an "Gott" zu sein als am Menschen. - Das war aber NICHT fürs Volk vorgesehen - das Volk (also um 90%+x) sollten als Mann und Frau zusammen leben.

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sven23
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#100 Re: Leben im Zölibat

Beitrag von sven23 » So 13. Jul 2014, 14:15

closs hat geschrieben:Praxis ist "Ist-Zustand" - Theorie ist "Soll-Zustand". - Der Soll-Zustand lässt sich durch den Ist-Zustand nicht manipulieren.

Es sollten aber auch keine Welten dazwischen liegen.

"Je mehr Licht man in die Kirchengeschichte bringt, desto dunkler wird's."

(Heinrich Wiesner, dt. Aphoristiker, 1925-)

"Die Hauptmacht der Kirche war ihre Kontrolle über die Schuldgefühle, dies gelingt nicht mehr."

(Eugen Drewermann (*1940), kath. Theologe und Kirchenkritiker, DIE ZEIT, 12. April 2006, S. 20)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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