Errettung? Vor was eigentlich?

[Demian]

Wenn schon, dann würde ich Medizin studieren

(Sag mal, Du bist nicht zufällig ein an Gott glaubender "Sozialwissenschaftler". Oder?)

[kamille]

Dieser "frohe Botschafter" starb wie er lebte, wie er lehrte - nicht um "die Menschen zu erlösen", sondern um zu zeigen, wie man zu leben hat.

Ja, das zeigte Jesus, so ein Leben ist ein erlöstes Leben.

Dieses erlöste Leben hat er in jedem Menschen verankert, es ist der innere Geist im Menschen, der das "verkörpert". Es liegt nun am Menschen, sich seinem inneren Geist zuzuwenden, lernt, aus diesem Geist zu leben.

Wer also Jesus nachfolgt, wird dieses erlöste Leben in sich finden. Das ist die Erlösung, die es vorher nicht gab, Jesus hat sie uns gebracht indem er es vorlebte, darüber lehrte und starb, wie er lehrte.

Die Erlösung liegt fix und fertig in uns.

[Demian]

Das wiederum glaube ich nicht. Für mich ist Jesus ein jüdischer Mystiker, kein per unbefleckter Empfängnis geborener Gottkönig. Nicht nur, weil ich das für unvereinbar mit einem rationalen Denken halte, sondern auch, weil ein Mensch viel anfassbarer und begreifbarer ist. Seine Menschlichkeit macht ihn nicht geringer, sondern verständlicher. In seinem Lebensweg und seiner Person kristallisiert sich ein Urvertrauen. Wenn man sagt, dass er der "Christus" ist, dann meint man doch, dass er die Welt transparent macht, auf eine letzte Wirklichkeit hin, die in jedem Menschen wohnt. Das Christusbild selbst ( mit Wittgenstein: der Sinn des Lebens ) ist aber universal; so würde ich das im Hinblick auf andere Weisheitstraditionen verstehen.

Das ist die Erlösung, die es vorher nicht gab, Jesus hat sie uns gebracht indem er es vorlebte, darüber lehrte und starb, wie er lehrte.

[kamille]

weil ich das für unvereinbar mit einem rationalen Denken halte,

Ja, der Verstand ist die eigentliche Hürde, das Gefängnis, in dem die Menschen so gerne sitzen.
Für mich ist der Verstand wie ein unkluger Magen, der in seinem Hunger glaubt, einen Elefanten ganz verspeisen zu können.

Für mich ist das totale Unterwürfigkeit, Abhängigkeit.
Selbst wenn man im Schweigen der Meditation einen Funken Geisteslicht bekam, stürzt sich der Verstand darauf wie ein Geier auf ein Aas, abscheulich.
Man kann aber lernen, den Verstand so zu überzeugen, dass er bei geistigen Fakten stille sein soll, das man eine Antwort aus dem Geiste erwartet, und der Verstand diese niemals anrühren und interpretieren darf.
Hat man das kapiert, dann kann die Intuition ganz ruhig neben dem Verstand fließen, und er wird dann staunen, was bei Gott alles möglich ist, denn er weiß, dass er keinen Elefanten verdauen kann.

[Demian]

Der Verstand ist für mich - im Gegenteil - eine Befreiung. Ich halte es da eher mit Bultmann.

Ja, der Verstand ist die eigentliche Hürde, das Gefängnis, in dem die Menschen so gerne sitzen.
Für mich ist der Verstand wie ein unkluger Magen, der in seinem Hunger glaubt, einen Elefanten ganz verspeisen zu können.

[Heliaia]

In seinem Lebensweg und seiner Person kristallisiert sich ein Urvertrauen.

sehe ich auch so ...
ohne ein Urvertrauen kann man den anderen kaum wahrlich begegnen ..ihn als Denselben erkennen
Kinder können das ,sie gehen vorbehaltlos aufeinnander zu (Ausnahmen bestätigen die Regel)
jemand der den anderen in seinem Inneren als ebenbürtig erkennt - kann ihn nicht mehr verurteilen -so sehe ich zumindest die Grundhaltung des Nazareners

[Zeus]

Dieser "frohe Botschafter" starb wie er lebte, wie er lehrte - nicht um "die Menschen zu erlösen", ...

Ja, das zeigte Jesus, so ein Leben ist ein erlöstes Leben.

Wieso erlöst? Von was? Erlöst von dem Zwang zu arbeiten um Frau und Kinder zu ernähren?

...sondern um zu zeigen, wie man zu leben hat

Heute würde man Jesus & Begleiter wohl als arbeits- und besitzlose Herumstreuner ohne festen Wohnsitz beschreiben, die von Spenden und Einladungen leben, ausgiebigem Essen und Trinken nicht abgeneigt sind und sich in schlechter Gesellschaft bewegen
(Mt 11,19):
"Siehe, was ist dieser Mensch (Jesus) für ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner (Steuerpächter, aber Synonym für Betrüger und Gauner) und Sünder!"

Um gerecht zu sein, schön gepredigt er ja, wenn auch etwas weltfremd (Beispiel Bergpredigt). Aber als Prophet war er ein Versager. Er hat das nahe Gottesreich ankündigt. In diesem zentralen Punkt seiner Verkündigung hat er sich geirrt, denn das Gottesreich kam nicht. Und auch auf Jesu Wiederkunft warten die Christen seit 2000 Jahren vergeblich.

Dieses erlöste Leben hat er in jedem Menschen verankert,

Bestätigt durch den Spruch des Oscar Wilde

Arbeit ist der Fluch der trinkenden Klasse

Liebe Grüße
Zeus

[kandyra]

Wieso erlöst? Von was? Erlöst von dem Zwang zu arbeiten um Frau und Kinder zu ernähren?
Liebe Grüße
Zeus

war`s so schlimm?
ich behaupte ja nach wie vor, das mit Erlösung das Aufwachen gemeint ist, denn erlöst oder nicht, wir sind immer noch da in derselben Situation....können sie aber nach den Erwachen anders sehen.

[Zeus]

Wieso erlöst? Von was? Erlöst von dem Zwang zu arbeiten um Frau und Kinder zu ernähren?
Liebe Grüße
Zeus

war`s so schlimm?

Für mich persönlich im Algemeinen nicht. Aber manchmal schon. Die Arbeit im Urwald war nicht unbedingt ein Erholungsurlaub.
Ich dachte eher an die Millionen Menschen die ein Leben lang schuften müssen um nicht zu verhungern.


LG
Zeus

[kandyra]

Aber manchmal schon. Die Arbeit im Urwald war nicht unbedingt ein Erholungsurlaub.
Zeus

Du warst ein Urwaldmensch..?
was tut man denn da so? Holzen?