Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

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sven23
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#1 Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von sven23 » So 1. Nov 2015, 09:27

Die alten Schriften, die um den Wüsten- und Stammesgott JAHWE entstanden sind, kommen uns heute oft seltsam, verstörend, unverständlich und unethisch vor.

"Die Schriften des Alten Testaments sind aus religionsgeschichtlicher Sicht sicherlich interessante Dokumente. Aus heutiger ethischer Sicht jedoch sind sie an vielen Stellen eine Katastrophe. Der Gott Israels zeigt sich derart häufig von seiner schlechten Seite, dass er als Richtlinie für verantwortliches Handeln, als Grundlage einer Moralität schlichtweg nicht zu verwenden ist. Nur die Steinbruchmethode der Kirchen, die die (auch vorhandenen) positiv anmutenden Stellen den Gläubigen präsentiert, vermag den Eindruck zu stützen, als hätte uns dieser Gott heute noch etwas zu sagen.
In früheren Zeiten war dies nicht so. Eine Gesellschaft und eine Religion, die sich als die einzig wahre verstand und die Ausbreitung auch mit Gewalt als ihre Aufgabe sah, kann sich durchaus auf das Alte Testament berufen. Und christliche Missionare haben dies ja denn auch getan. Allein in Mittel- und Südamerika hat diese religiöse Ideologie, verbunden mit rein machtpolitischen Interessen, im 16. Jahrhundert Millionen von Toten gefordert. „Du sollst in dir kein Mitleid aufsteigen lassen“ (Dtn 25,12) – die christlichen Krieger haben sich daran gehalten."

Kubitza, Jesuswahn

Hat das AT den heutigen Menschen noch etwas zu sagen?
"Wer aber moderne und allgemein anerkannte Werte sucht wie Toleranz und Gerechtigkeit, findet stattdessen fast nur Intoleranz und religiöse Selbstgerechtigkeit. Man mache sich den Spaß und ersetze in den einschlägigen Texten
das Wort Amalekiter einfach einmal durch Franzosen; auch dem Letzten dürfte dann klar werden, wes Geistes Kinder sich da tummeln. Israelische Rabbis „diskutieren bis zum heutigen Tage darüber, ob die Aufforderung zur Vernichtung der Amalekiter ein verschlüsselter Befehl zur Beseitigung der Palästinenser ist.“ (Christopher Hitchens, Der Herr ist kein Hirte, S. 133f.) In Anlehnung an Stendhal und Nietzsche könnte man sagen:
Die einzige Entschuldigung dieses Gottes ist seine Nichtexistenz."

Kubitza, Jesuswahn

Doch wie steht es um die viel gerühmte Nächstenliebe?
"Die von Christen so hoch gehandelte Nächstenliebe findet sich im Alten Testament nur an wenigen Stellen. Und gemeint sind dort nur die Angehörigen des eigenen Volkes, die Anhänger der eigenen Religion."
Kubitza, Jesuswahn

In vielen Rechtssystemen findet sich ein seltsamer Anachronismus bezügliche der Bibel:
"Deshalb lässt ein Richter zwar auf sie schwören, benutzt sie aber in keinem Land und zu keiner Zeit als verbindliches Gesetzbuch."
Quelle

Zum Glück, muß man wohl sagen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Abischai
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#2 Re: Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von Abischai » So 1. Nov 2015, 11:22

Hast Du lange Weile?
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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sven23
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#3 Re: Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von sven23 » So 1. Nov 2015, 11:54

Abischai hat geschrieben:Hast Du lange Weile?
Wäre schön, wenn du endlich auch mal was Substantielles zum Thema beitragen könntest. Es gab mal so einen zarten Anflug von Bemühen, aber dann fällst du wieder in dein altes Schema zurück. Schade eigentlich.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

michaelit
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#4 Re: Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von michaelit » Fr 6. Nov 2015, 10:58

Hallo Sven,

die Bibel ist ein anderes Buch als das Werk das die Übersetzungen vermuten lassen. Gerade das Alte Testament muß immer mit Auslegung gelesen werden und weniger als wortwörtlich zu nehmendes und absolut verbindliches Gesetzeswerk. 2Lena hat darüber hier viel geschrieben.

Gott ist gleichzeitig verborgen und offenbar und will nicht daß jemand von uns verlorengeht, und dank dem Kreuz Jesu kann das ja auch gar nicht geschehen. Man muß dem Gedanken begegnen daß die Bibel irrtumslos ist, erst dann wird es möglich daß wir sie mit Gewinn und Einsicht lesen können als multidimensionale Dichtkunst.

Im Klartext heißt das, wenn Gott im Alten Testament etwa über die Amalekiter schimpft, daß in der Wahrheit nur ein Streitfall vorgelegen hat der friedlich und mit Worten und mit Weisheit entschieden wurde, nicht mit einem physischen Schwert. Das kommt aber nur in der Auslegung heraus, nicht bei einer wörtlichen Interpretation der übersetzten Bibel.

Irgendwann setzte bei den Juden Verwirrung und religiöser Eifer ein und man wollte die Bibel nicht mehr Auslegen sondern verstand sie nur noch wörtlich. So wird aber die Bibel zu einem Terror und kann ihre Funktion als Weisheitslehrstück nicht mehr erfüllen. Und so kommt man dann auch zu dem pharisäischen Verständnis von Religion das dann auch von Gott in Jesus Christus verurteilt wird. Es ist doch alles da wenn man die Schrift so versteht, die Sünde der primitiven und brutalen Oberflächlichkeit und der Mut und die Tugend Gottes in seiner pazifistischen Reaktion auf sie.

Wenn man nun ein moderner Atheist ist dann ist es meiner Ansicht nach auch oberflächlich dieses pharisäische Religionsverständnis Gott anzukreiden der es doch genauso wenig liebt wie ihr es tut. Wenn man einen Gott haben will dann muß es ein Gott der Liebe sein und den kann man in Jesus eben finden und dieser Gott liebt auch die Atheisten die ihn (noch) nicht kennen. Wenn Gott nun die Liebe ist droht keine Gefahr und wir können frei und freundlich leben und weben. Und es gilt auch nicht mehr daß der Mensch von vornherein so furchtbar und schlimm wäre und wir können einander wieder trauen. Es geht eher darum daß wir einander helfen, auch im Dialog mit den Muslimen, daß wir eine erleuchtete Religion vertreten und keinen Primitivismus.

LG

Daniel

JackSparrow
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#5 Re: Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von JackSparrow » Fr 6. Nov 2015, 12:41

michaelit hat geschrieben:Gerade das Alte Testament muß immer mit Auslegung gelesen werden und weniger als wortwörtlich zu nehmendes und absolut verbindliches Gesetzeswerk.
Wie legt man die Aussage aus, dass ungehorsame Söhne vor den Toren der Stadt gesteinigt werden müssen?

Gott ist gleichzeitig verborgen und offenbar und will nicht daß jemand von uns verlorengeht, und dank dem Kreuz Jesu kann das ja auch gar nicht geschehen.
Wieso sagst du es dann?

Man muß dem Gedanken begegnen daß die Bibel irrtumslos ist,
Jesus spricht: Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.

Soeben bat ich Jesus in seinem Namen, er möge mir bitte eine Tasse Kaffee bringen. Er tat es nicht.

michaelit
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#6 Re: Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von michaelit » Fr 6. Nov 2015, 13:51

JackSparrow hat geschrieben:
michaelit hat geschrieben:Gerade das Alte Testament muß immer mit Auslegung gelesen werden und weniger als wortwörtlich zu nehmendes und absolut verbindliches Gesetzeswerk.
Wie legt man die Aussage aus, dass ungehorsame Söhne vor den Toren der Stadt gesteinigt werden müssen?

Da mußt du mal die 2Lena fragen, die weiß das bestimmt. Ich fange gerade erst an mich mit dem Hebräischen zu beschäftigen. Ich weiß bis jetzt allerdings daß alle Wörter im Hebräischen noch viele gleichlautende oder ganz ähnlich lautende haben. Der übersetzte Bibeltext ist nur die Spitze des Eisbergs.

Gott ist gleichzeitig verborgen und offenbar und will nicht daß jemand von uns verlorengeht, und dank dem Kreuz Jesu kann das ja auch gar nicht geschehen.
Wieso sagst du es dann?

Was meinst du? Wieso ich sagen daß bei Jesus niemand verlorengehen kann?

Man muß dem Gedanken begegnen daß die Bibel irrtumslos ist,
Jesus spricht: Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.

Soeben bat ich Jesus in seinem Namen, er möge mir bitte eine Tasse Kaffee bringen. Er tat es nicht.

Jesus hat eben auch seinen eigenen Willen. Wir sollen ja auch nur darum bitten was in Gottes Willen ist.

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#7 Re: Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von Pluto » Fr 6. Nov 2015, 18:29

michaelit hat geschrieben:Wir sollen ja auch nur darum bitten was in Gottes Willen ist.
Woher sollen wir wissen, was Gottes Wille ist?

Johannes 16,23
Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Das Alte Testament - ein ethisches Defizit

Beitrag von michaelit » Fr 6. Nov 2015, 18:35

Durch Gottsuche, Philosophie, Theologie, Bibellektüre, Kirchenzusammensein und Gottesdienst. Ich persönlich bitte meistens einfach um Hilfe und darum daß alles gut wird. Spezifische Gebete um konkrete Anliegen mache ich selten weil ich oft nicht so recht den Glauben habe daß diese Gebete auch erhört werden. Ich habe das als Ausnahme gemacht als ich mal eine schlimme Pulpitis (Zahnmarkentzündung) hatte, genützt hat es wohl nicht soviel. Daher bete ich lieber allgemein um Gottes Nähe, seine Hilfe und seine Gegenwart in meinem Leben, also daß Gott mir selbst vermittelt was er von mir erwartet.

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