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#1 Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Mo 8. Feb 2016, 14:42
von Novas
Wir hätten keinen Grund, in der vorliegenden Arbeit die Bibelexegese in ihrer monopolisierten Form als historisch-kritische Methode der Schriftauslegung von der Tiefenpsychologie her einer gründlichen Revision zu unterziehen, wenn nicht diese auf fast allen Lehrstühlen der Bibelwissenschaften als einzig etablierte Form des Umgangs mit den Grundtexten der jüdischen und christlichen Glaubensüberlieferung zutiefst ein Ausdruck eben jener Geisteshaltung wäre, die in der rationalistischen Verstandeseinseitigkeit des 19. Jahrhunderts vom Menschen und seiner Geschichte allein die Welt der objektiven Fakten als historisch wirklich gelten lassen möchte. In ihrer Abgetrenntheit vom Gefühl, in ihrer Isolation vom Subjekt, in ihrer Unfähigkeit, die innere, psychische Realität für unendlich wirklicher zu nehmen als die Ebene der äußeren Tatsachen, ist die Form von Exegese prinzipiell 'gottlos', sooft sie auch den Namen 'Gott' in ihrem Munde führen mag.


Eugen Drewermann


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#2 Re: Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Mo 8. Feb 2016, 19:33
von Pluto
Könntest du mal erläutern, worauf du mit diesem Zitat hinaus willst?
Wie denkst du darüber?

#3 Re: Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Di 9. Feb 2016, 02:06
von Novas
Das passt hier auch rein

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Hier hast Du Recht, sven. Eine Methode ist kein Glaubensentwurf. Erst wenn man eine Methode als einzig richtige erklärt, ist sie zur Ideologie mutiert und kann auch als "Glaube" bezeichnet werden.

Allerdings hat closs sich auf hier zitierte HKM-ler bezogen, und diese werden hier ja oft als Ideologie behandelt.

Ich bin wirklich froh über die Lichtschimmer der Vernunft, die von Dir ausgehen. ;) Das Problem der Bibelkritik scheint mir folgendes zu sein:

»Etwas kann sie bestimmt mit ihren Methoden nie feststellen, nämlich Handeln Gottes in der Geschichte. Sie kann immer nur festhalten, was Menschen von Gott geredet, gedacht und geglaubt haben und dass Menschen bestimmte Begebenheiten als Handeln Gottes verstanden. Insofern ist sie prinzipiell atheistisch und steht in Spannung zu den biblischen Texten.«
(Ulrich Luz)

und hier eine kleine Kritik der Bibelkritik:

»Die Bibelkritik ist [...] bankrott, weil sie die Aufgabe nicht erfüllen kann, die die meisten ihrer Vertreter als ihre Aufgabe ansahen: die Schrift so zu interpretieren, dass die Vergangenheit lebendig wird«. (Walter Wink)

Pluto hat geschrieben:Könntest du mal erläutern, worauf du mit diesem Zitat hinaus willst?
Wie denkst du darüber?

Wer allein die Welt der objektiven Fakten als historisch wirklich gelten lassen möchte, der ignoriert die innere, psychische Realität. Beispielhaft finde ich die tiefenpsychologische Exegese, welche den Graben zwischen Vergangenheit und Gegenwart über brückt und eine gemeinsame Grundlage aller Religionen sichtbar macht.

#4 Re: Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Di 9. Feb 2016, 07:09
von sven23
Na ja, der Strickwestentheologe Drewermann überstrapaziert die Tiefenpsychologie ein wenig. Man kann sie zwar begleitend verwenden, aber doch niemals als Ersatz für die historisch-kritische Methode.

#5 Re: Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Di 9. Feb 2016, 14:35
von closs
sven23 hat geschrieben:Na ja, der Strickwestentheologe Drewermann überstrapaziert die Tiefenpsychologie ein wenig. Man kann sie zwar begleitend verwenden, aber doch niemals als Ersatz für die historisch-kritische Methode.
Nein - "Ersatz" ist es ganz sicher nicht. ;)

#6 Re: Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Di 9. Feb 2016, 14:57
von Novas
sven23 hat geschrieben:Na ja, der Strickwestentheologe Drewermann überstrapaziert die Tiefenpsychologie ein wenig. Man kann sie zwar begleitend verwenden, aber doch niemals als Ersatz für die historisch-kritische Methode.

Er ist ein ganz echter und sogar ein ziemlich brillanter Theologe. Lese noch mal das obige Zitat. Er hat nicht von einem Ersatz, sondern von einer Ergänzung und Revision gesprochen.

#7 Re: Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Fr 12. Feb 2016, 16:16
von sven23
Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Na ja, der Strickwestentheologe Drewermann überstrapaziert die Tiefenpsychologie ein wenig. Man kann sie zwar begleitend verwenden, aber doch niemals als Ersatz für die historisch-kritische Methode.

Er ist ein ganz echter und sogar ein ziemlich brillanter Theologe. Lese noch mal das obige Zitat. Er hat nicht von einem Ersatz, sondern von einer Ergänzung und Revision gesprochen.

Wie soll die Revision der HKM denn aussehen? Macht er da konkrete Vorschläge?

#8 Re: Kritik der Bibelkritik

Verfasst: Fr 12. Feb 2016, 18:11
von Savonlinna
sven23 hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Na ja, der Strickwestentheologe Drewermann überstrapaziert die Tiefenpsychologie ein wenig. Man kann sie zwar begleitend verwenden, aber doch niemals als Ersatz für die historisch-kritische Methode.

Er ist ein ganz echter und sogar ein ziemlich brillanter Theologe. Lese noch mal das obige Zitat. Er hat nicht von einem Ersatz, sondern von einer Ergänzung und Revision gesprochen.

Wie soll die Revision der HKM denn aussehen? Macht er da konkrete Vorschläge?
Nicht die HKM soll revidiert werden, sondern die Bibelexegese.