Pluto hat geschrieben:Wenn man als Laie die Bibel liest, so liest man zunächst mal das was da steht und interpretiert es wörtlich.
Der
heutige Laie tut das.
Der Laie, der zur Zeit der Verfassung der Schriften diese las - oder besser hörte - wäre auf diese Idee nicht gekommen, weil das wörtliche Lesen damals ganz unbekannt war.
Man las sie als eine Art Märchen, die ihre Bedeutung nicht im Wörtlichen hat.
Aber auch heutige Laien wissen sehr wohl, dass Science-Fiction-Erzählungen niemals stattgefunden haben.
Pluto hat geschrieben:Nun meinen aber einige, man müsse die Bibel metaphorisch lesen; erst dann ergibt sie einen Sinn.
Solche Aussagen muss man mit Vorsicht genießen. Das sind auch nur Laien, die das sagen und denken sich solche Sachen oft aus.
Pluto hat geschrieben:Beispiel: Die leiblich Auferstehung Jesu'.
Die meisten Christen glauben fest an das Wörtliche dieser Geschichte
Falls es eher metaphorisch zu verstehen ist, was ist die Metapher?
Jetzt wird es verzwickt.
Wenn diese Erzählung in einen anderen Kulturraum transportiert wurde (in den europäischen) und man - weil man Laie ist - gar nicht wissen will, wie sie damals gemeint war, dann kann man diese Erzählung einfach umdeuten, aus ihr also eine andere machen.
Du wirst jetzt erschrecken, aber ich habe ausgerechnet in Ratzingers Jesusbuch eine Deutung gefunden, die mir einleuchtet und genau Deine Frage im Visier hat:
Achtung, ich
interpretiere jetzt Ratzinger, kann also falsch liegen. Ich interpretiere ihn im Sinne von Ernst Bloch - bin aber im jetzigen Stadium überzeugt davon, dass Ratzinger das genauso meint, und ich antworte auf Deine von mir blau gefärbte Frage:
Ratzinger meint nach meinem Verstehen
nicht, dass damals Jesus leiblich auferstanden sei.
Er lehnt die Forschung nicht ab, die besagt, dass es dafür keine Quellen gibt.
ABER: er sagt, dass "die Auferstehung", die in den literarischen Erzählungen als real beschrieben wird, "also als real erfunden wird", wenn man so will:
dass diese Auferstehung als eine leibliche einmal stattfinden wird. Es ist eine Utopie. Und diese Utopie wurde in einer Kollektiv-Schau damals von vielen kapiert.
Also eine Art Kollektiv-Vision, die - wie bei jeder Vision - schwer zu deuten ist. Zeigt sie Vergangenes auf, Zukünftiges oder gar Gegenwärtiges?
Eine dieser Deutungen, die von Ratzinger, scheint in die Richtung zu gehen, dass sie eine Zukunftsvision ist.
Für mich stimmt das mit dem zusammen, was die entschiedenen Atheisten Ernst Bloch und Ludwig Feuerbach sagten:
Solche Art Visionen deuten an, dass ganz konkret ein neuer Mensch - oder, wie bei Feuerbach, eine neue Menschheit - entstehen wird; das sei in uns angelegt.
Darum, sagt Ratzinger, haben die Evangelisten so viel Wert auf historisches Kolorit gelegt, reale Menschen entweder erwähnt oder erfunden: weil diese Vision
im historischen Rahmen realisiert werden wird, im Hier und Jetzt.