Alles Teufelszeug? VIII

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Münek
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#31 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Sa 23. Dez 2017, 10:41

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist insofern legitim, als sie die Botschaft Jesu vom nahen Gottesreich als authentisch ansieht.
Das tut auch Ratzinger - das Problem ist nicht das, sondern dessen Interpretation.
Die historisch-kritische Bibelwissenschaft sieht hier kein Problem, sonst gäbe es den Konsens über Jesu Irrtum nicht. Dass sich Gläubige wie Ratzinger und Berger nicht mit diesem Ergebnis abfinden wollen, ist allein ihrem Glauben geschuldet, der es nicht zulässt, dass sich ein Gottessohn mit seiner zentralen Botschaft dermaßen getäuscht haben könnte.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Allein auf die Quellen kommt es an
Das ist HKM und ok. - In Bezug auf QUELLEN-Analyse (also NICHT Jesus-Analyse) ist die HKM die nr. 1.
Ob sich Jesus von Nazareth selbst als himmlischer präexistenter Sohn Gottes und Teil einer göttlichen Triade angesehen hat, kann nur von der historisch-kritischen Exegese auf der Basis der überlieferten Quellen ermittelt werden. Jedenfalls hat er in den Evangelien nie wörtlich von sich selbst gesagt: "Ich bin der Sohn Gottes."

closs
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#32 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 23. Dez 2017, 10:59

sven23 hat geschrieben:Es gibt nur eine historische Jesusforschung, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt.
Das hängt einzig davon ab, wie man Wissenschaft wissenschafts-theoretisch definiert - also kein Argument. - Davon abgesehen - angenommen, Du hättest recht: Was nutzt dann eine Wissenschaft, die nicht an das rankommt, worum es geht?

sven23 hat geschrieben: Auch dazu hat dir Thäddaus mal was geschreiben.
Versteh doch: Sie ist eine wirklich sehr intelligente Frau, die zudem eine fleißige Studentin ist/war, die viel gelernt hat - aber das heißt doch nur, dass sie ihre Ideologie dementsprechend gut vertreten kann. - Wer sagt, dass die Naherwartung Jesu (in Deinem Sinne) Faktum sei, hat sehr viel Grundlegendes NICHT begriffen. Und genau das scheint sie nicht zu begreifen.

sven23 hat geschrieben:Dann erkär mal die von mir angeführten Beispiele physikalisch.
Wenn Jesus über das Wasser läuft, passiert etwas physikalisch, weil es sonst nicht auf materieller Ebene geschehen könnte - das gilt für alle anderen Beispiele auch. - Was Du evt meinst, könnte sein, dass es den uns bekannten physikalischen Gesetzen widerspricht - klar, das kann schon sein.

sven23 hat geschrieben:Wenn man einen wissenschaftlichen Anspruch hat, muss man sich auch mit den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Du erweckst immer und immer wieder den Eindruck, dass es Dir nicht um das geht, was wirklich war, sondern um die Wissenschaft selbst.

Münek hat geschrieben:Ob sich Jesus von Nazareth selbst als himmlischer präexistenter Sohn Gottes und Teil einer göttlichen Triade angesehen hat, kann nur von der historisch-kritischen Exegese auf der Basis der überlieferten Quellen ermittelt werden.
Nein. - Natürlich kann sie etwas in sich SChlüsssiges ermitteln, aber nicht, ob das dem entspricht, was war.

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Bibelwissenschaft sieht hier kein Problem, sonst gäbe es den Konsens über Jesu Irrtum nicht.
Natürlich sieht sie kein Problem, weil es ein Ergebnis ihrer Hermeneutik ist. - Aber das sagt doch nichts darüber aus, ob sie sich irrt oder nicht.

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sven23
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#33 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » Sa 23. Dez 2017, 11:34

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es gibt nur eine historische Jesusforschung, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt.
Das hängt einzig davon ab, wie man Wissenschaft wissenschafts-theoretisch definiert - also kein Argument. - Davon abgesehen - angenommen, Du hättest recht: Was nutzt dann eine Wissenschaft, die nicht an das rankommt, worum es geht?.
Doch, ein zwingendes Argument, zu dem dir Thaddäus schon die passenden Worte geschrieben hat. Man kann nicht erwarten, mit nicht wissenschafter "Methode", wie der kanonischen Exegese zu wissenschafltich belastbaren Ergebnissen zu kommen.
Und deine ewige Behauptung, die Forschung könne "geistiges" in den Texten nicht untersuchen, ist völlig abwegig und wird durch die Theologen in der Forschung ganz klar widerlegt.
Deshalb lies nochmal, was Thaddäus geschrieben hat, es ist für das Gesamtverständnis enorm wichtig.

Dem, was ist oder war, kann man sich nur nähern. Man kann sich dem, was ist oder war nur nähern, durch methodische Forschung. Methodische Forschung, die auf Glaubensentscheiden beruht, wie die kanonische Exegese, setzt voraus, was sie allererst belegen müsste. Damit ist sie methodisch-wissenschaftlich unzulässig. Methodisch-wissenschaftlich und redlich können nur Methoden sein, die objektiv sind, indem sie intersubjektiv nachvollziehbar sind und minimalen Vernunftanforderungen genügen, zu denen gehört, dass nicht vorausgesetzt werden darf, was erst bewiesen werden muss. Die historisch-kritische Forschung genügt diesem Anspruch, die kanonische Exegese nicht. Die Evolutionstheorie genügt diesem Anspruch, der Kreationismus nicht. Die Relativitätstheorie genügt diesem Anspruch, die kreationsistische Kritik an ihr nicht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Auch dazu hat dir Thäddaus mal was geschreiben.
Versteh doch: Sie ist eine wirklich sehr intelligente Frau, die zudem eine fleißige Studentin ist/war, die viel gelernt hat - aber das heißt doch nur, dass sie ihre Ideologie dementsprechend gut vertreten kann. - Wer sagt, dass die Naherwartung Jesu (in Deinem Sinne) Faktum sei, hat sehr viel Grundlegendes NICHT begriffen. Und genau das scheint sie nicht zu begreifen.
Die Naherwartung ist ein "Faktum", das mit wissenschaftlicher Methodik auf Basis der Texte ermittelt wurde. Es gibt keine 100%ige Sicherheit, aber allemal wahrscheinlicher, als reine Glaubensentscheidungen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dann erkär mal die von mir angeführten Beispiele physikalisch.
Wenn Jesus über das Wasser läuft, passiert etwas physikalisch, weil es sonst nicht auf materieller Ebene geschehen könnte - das gilt für alle anderen Beispiele auch. - Was Du evt meinst, könnte sein, dass es den uns bekannten physikalischen Gesetzen widerspricht - klar, das kann schon sein.
Und dann wären es für jeden sichtbare Wunder. :roll: Wo ist das Problem?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn man einen wissenschaftlichen Anspruch hat, muss man sich auch mit den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Du erweckst immer und immer wieder den Eindruck, dass es Dir nicht um das geht, was wirklich war, sondern um die Wissenschaft selbst.
Sorry, wenn du wenigstens diese Basics nicht mal begriffen hast, dann erklärt das einiges, unter anderem auch die HP-Diskussion.
Es ist auch völlig abwegig, der theologischen historischen Jesusforschung zu unterstellen, es ginge ihr nicht um den historischen Jesus, wie er "wirklich" war.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Bibelwissenschaft sieht hier kein Problem, sonst gäbe es den Konsens über Jesu Irrtum nicht.
Natürlich sieht sie kein Problem, weil es ein Ergebnis ihrer Hermeneutik ist. - Aber das sagt doch nichts darüber aus, ob sie sich irrt oder nicht.
Auf Grundlage der Texte ist der Irrtum schon vorhanden.
Nur bei clossscher Hermeneutik nicht. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Scrypton
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#34 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Scrypton » Sa 23. Dez 2017, 12:12

closs hat geschrieben:
Stromberg hat geschrieben:Natürlich könnten Wunder, wenn es sie denn wirklich gäbe, festgestellt werden.
Das kommt darauf an, wie man "Wunder" definiert.
Ein Ereignis übernatürlichen Ursprungs. Sven nannte ja bereits Beispiele dafür! :)

closs hat geschrieben:
Stromberg hat geschrieben:Gott wird so definiert, dass er nicht beweisbar ist. Das setzt voraus, dass er nicht in die Welt eingreift.
Fehlschluss.
Behauptung.
Begründe!

closs hat geschrieben:
Stromberg hat geschrieben:Beweise? Wären prinzipiell möglich.
Nicht per NAturwissenschaft
Falsch, Sven nannte bereits Beispiele.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Allein auf die Quellen kommt es an
Das ist HKM und ok. - In Bezug auf QUELLEN-Analyse (also NICHT Jesus-Analyse) ist die HKM die nr. 1.
Das ist auch der Grund weshalb es absolut sinnbefreit ist, in die Quellen-Analyse subjektive 'spirituelle' Geschichten hinein zu zaubern und darauf dann auch noch als 'reale Möglichkeit' zu pochen.

closs hat geschrieben:Es bleibt dabei, dass eine historisch-kritische Hermeneutik zu anderen ERgebnissen kommt als eine spirituelle.
Willkürliche Wunschvorstellungen kommen in der Regel immer zu anderen Ergebnissen als Forschung auf nackter Faktenlage.

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#35 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 23. Dez 2017, 12:15

sven23 hat geschrieben:Doch, ein zwingendes Argument, zu dem dir Thaddäus schon die passenden Worte geschrieben hat. Man kann nicht erwarten, mit nicht wissenschafter "Methode", wie der kanonischen Exegese zu wissenschafltich belastbaren Ergebnissen zu kommen.
Es war nicht zwingend, sondern hermeneutisch und somit parteilich. - Daran ändert sich nichts, dass man "Wissenschaft" so definiert, dass nur die eigene Hermeneutik übrigbleibt - das sind unredlich Versuche, die auf Dauer nicht verfangen. - Du siehst doch, was in der Theologie diesbezüglich los ist: Die weltanschaulich ausgerichteten HKM-ler fühlen sich aufgeklärt, die Theologie seufzt darüber.

sven23 hat geschrieben:Deshalb lies nochmal, was Thaddäus geschrieben hat
Es ist eine Mixtur aus richtig und falsch, was sie schreibt:

1)"Dem, was ist oder war, kann man sich nur nähern". - Richtig.

2)
sven23 hat geschrieben:"Man kann sich dem, was ist oder war nur nähern, durch methodische Forschung".
Das ist so nicht richtig: Ja - Methodik ist gut - aber das hat die kanonische Exegese auch. - Nein - "dem, was GEISTIG ist", kann man sich eigentlich nur geistig, also nicht intersubjektiv nachvollziehbar, nähern. Man kann - und das macht die Fundamental-Theologie aber eben NICHT die HKM - dem nähern, indem man beschreibt, was man bereits HAT!!! - Aber man kann diese "Haben" nicht wissenschaftlich erwirken.

sven23 hat geschrieben: die kanonische Exegese, setzt voraus, was sie allererst belegen müsste.
Belegen tut sie es ja (was denn sonst), aber sie kann es nicht "beweisen".

sven23 hat geschrieben:Methodisch-wissenschaftlich und redlich können nur Methoden sein, die objektiv sind, indem sie intersubjektiv nachvollziehbar sind und minimalen Vernunftanforderungen genügen, zu denen gehört, dass nicht vorausgesetzt werden darf, was erst bewiesen werden muss.
Das trifft doch die HKM genauso!!! - Nur dass die HKM keine bewusste Glaubensentscheidung macht, sondern durch ihre Definitionen von "Vernunft" Prämissen schafft, die einem Glaubensbekenntnis gleichkommen. - Konkret: Wer "Vernunft" anthropogen versteht UND auch noch die Bibel damit kritisch-rational liest, hat zwar eine Methodik, aber nur einen Zugangs-Korridor zur Bibel, der alles Geistige (im transzendenten Sinn des Wortes) irrelevant finden muss. - Mit anderen Worten: Sie kann nur kritisch-rational intersubjektiv Nachweisbares nachvollziehbar machen, was aber genau an der Substanz der Bibel vorbeigeht - sagt dann die theologische Seite.

"Methodisch" ja, "intersubjektiv nachvollziehbar" ja - aber substantiell auf einen bestimmten Korridor beschränkt. - Man macht einen "Glaubensentscheid" für diesen Korridor, den sie voraussetzt, den sie aber "allererst belegen müsste" (um Thaddäus zu zitieren). - Soweit denkt aber Thaddäus nicht - nicht weil sie es intellelektuell nicht schafft (das tut sie ganz gewiss), sondern weil sie in ihrer Hermeneutik befangen ist.

sven23 hat geschrieben: Die historisch-kritische Forschung genügt diesem Anspruch, die kanonische Exegese nicht.
BEIDE genügen dem Anspruch der Redlichkeit, aber natürlich dem Korridor-Anspruch von Thaddäus. - Das ist umgekehrt dasselbe: Die HKM entspricht nicht dem kanonischen Anspruch.

sven23 hat geschrieben: Die Evolutionstheorie genügt diesem Anspruch, der Kreationismus nicht.
Biologisch richtig.

sven23 hat geschrieben:Die Relativitätstheorie genügt diesem Anspruch, die kreationsistische Kritik an ihr nicht.
Physikalisch richtig. - Aber dass Thaddäus letzteres mit HKM und Kanonik vergleicht, ist IHR Mangel - sie hat da trotz aller Intelligenz nichts verstanden. - Und was sagst Du: "Zwingend". - Warum? Weil Du im selben Fahrwasser bist, nur dass Thaddäus dieses universitärer erklärt.

sven23 hat geschrieben:Die Naherwartung ist ein "Faktum"
Es ist ein Faktum insofern, dass man nicht leugnen kann, dass es behauptet wird - aber es ist kein historisches Faktum, sondern ein hemeneutischer Versuch, die Geschichte diesbezüglich zu deuten.

sven23 hat geschrieben:Und dann wären es für jeden sichtbare Wunder. :roll: Wo ist das Problem?
Das Problem wäre, dass man, erstens, jahrhundertelang Hypothesen entwickeln würde, wie es naturwissenschaftlich erkärbar sein könnte. - Zweitens würde man sich daran gewöhnen und es würde sich trotzdem nichts ändern - dann gibt es halt Wunder, ansonsten Business as usual. - So ersetzt man keine persönliche geistige ERkenntnis.

sven23 hat geschrieben:Es ist auch völlig abwegig, der theologischen historischen Jesusforschung zu unterstellen, es ginge ihr nicht um den historischen Jesus, wie er "wirklich" war.
DIR habe ich es unterstellt. - Natürlich geht es der HKM darum, mit ihren methodischen ERgebnissen möglichst nah an das zu kommen, was Jesus wirklich gedacht hat - aber die redlichen Vertreter der HKM wissen, dass die HKM hier ihre Grenzen hat. - Deshalb beschränken sie sich doch (eigentlich) auf die Sachebene.

sven23 hat geschrieben:Auf Grundlage der Texte ist der Irrtum schon vorhanden.
Immer wieder die Gleichsetzung "Mein Verständnis-Korridor = Wahrheit".

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#36 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Scrypton » Sa 23. Dez 2017, 12:37

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Doch, ein zwingendes Argument, zu dem dir Thaddäus schon die passenden Worte geschrieben hat. Man kann nicht erwarten, mit nicht wissenschafter "Methode", wie der kanonischen Exegese zu wissenschafltich belastbaren Ergebnissen zu kommen.
Es war nicht zwingend
Doch genau das war es. Das dumme ist nur, dass du es entweder nicht verstanden oder schon wieder halb vergessen hast.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:"Man kann sich dem, was ist oder war nur nähern, durch methodische Forschung".
Das ist so nicht richtig
Natürlich ist es das. Das zuzugeben würde allerdings bedeuten, deinen Unfug aufgeben zu müssen. Und das kannst du ja nicht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: die kanonische Exegese, setzt voraus, was sie allererst belegen müsste.
Belegen tut sie es ja
Die kanonische Exegese belegt weder dass es einen Gott gibt noch, dass Jesus göttlich war ja noch nicht mal belegt sie, dass Jesus selbst glaubte göttlich gewesen zu sein.
Kommen von dir abgesehen von irgendwelchen Wunschvorstellungen auch mal Belege oder wie lange willst du sich selbst im Kreise drehen?

sven23 hat geschrieben:Methodisch-wissenschaftlich und redlich können nur Methoden sein, die objektiv sind, indem sie intersubjektiv nachvollziehbar sind und minimalen Vernunftanforderungen genügen, zu denen gehört, dass nicht vorausgesetzt werden darf, was erst bewiesen werden muss.
Exakt.
Diese Anforderung wird von der HKM erfüllt während die kanonische Exegese genau daran scheitert. Auch ein closs kann nichts substantielles vorlegen, das von der HKM willkürlich vorausgesetzt wird aber erst bewiesen werden müsste.

Dieses Verhalten findet sich in der kanonischen Exegese immer wieder.

closs hat geschrieben:Nur dass die HKM keine bewusste Glaubensentscheidung macht
Eben.
Sie ignoriert willkürliche Wunschvorstellungen, die mal so und mal so sein können. Dass die HKM deine drolligen Wünsche nicht als Möglichkeit offen stehen lässt scheint dich ja schwer getroffen zu haben.

closs hat geschrieben:"Methodisch" ja, "intersubjektiv nachvollziehbar" ja - aber substantiell auf einen bestimmten Korridor beschränkt.
Um das an dieser Stelle mal klar festzuhalten:
Beschränkt nur in so fern, irgendwelche subjektiven Wunschvorstellungen von dir oder anderen nicht in ihre Forschungen mit einzubeziehen. Sowas aber auch.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die Evolutionstheorie genügt diesem Anspruch, der Kreationismus nicht.
Biologisch richtig.
Und damit nachweislich richtig.

sven23 hat geschrieben:Die Naherwartung ist ein "Faktum"
Dass wird unser closs niemals schlucken. Aber trotzdem richtig natürlich.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und dann wären es für jeden sichtbare Wunder. :roll: Wo ist das Problem?
Das Problem wäre, dass man, erstens, jahrhundertelang Hypothesen entwickeln würde, wie es naturwissenschaftlich erkärbar sein könnte.
Sven nannte auch Beispiele, die von vorn herein >>nicht<< naturwissenschaftlich zu erklären wären. Deine Ausrede zieht hier nicht.

closs
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#37 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 23. Dez 2017, 13:50

Stromberg hat geschrieben: sven23 hat geschrieben:
Die Naherwartung ist ein "Faktum"

Dass wird unser closs niemals schlucken. Aber trotzdem richtig natürlich.
Damit bringst Du das ganze Dilemma auf einen Punkt: Hermeneutische oder gar ideologische Wahrnehmungs-Ergebnisse = Faktum. - Anthropozentrismus (oder sogar Narzissmus?) pur.

Das kann man natürlich machen - das wirklich Unterträgliche ist, dass man dies "setzungslos" und "aufgeklärt" nennt. - Das ist Orwell pur.

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#38 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Roland » Sa 23. Dez 2017, 15:55

Andreas hat geschrieben: Stimmt. Ganz so einfach bleibt es leider nicht, weil man das eine, z.B. den historischen Kontext mit dem anderen, dem Inhalt der Texte in Beziehung setzen sollte, falls man bereit ist, die Ergebnisse der HKM zur Kenntnis zu nehmen.
Genau. Und Wissenschaftlern ist natürlich bekannt, dass die "Ergebnisse" von heute die Irrtümer von morgen sein können. Das gilt sogar in den Naturwissenschaften und es gilt noch sehr viel mehr in Geschichtswissenschaften.

Andreas hat geschrieben: Die Inhalte (Aussagen der Texte) sind Glaubensaussagen und Glaubensgrundlagen. Wenn die Inhalte der Erzvätererzählungen nicht mit dem historischen Modell übereinstimmen, welches wir von der erzählten Zeit rekonstruiert haben, muss man damit ja irgendwie umgehen. Wenn es zur erzählten Zeit, des "Aramäers" Laban noch gar keine Aramäer gegeben hat, sonder damals dort nur tatsäliche Hinterlassenschaften von Hurritern nachgewiesen wurden und das Kamel bzw. Dromedar damals als Reittier dort noch nicht bekannt war, wird Abram als damals tatsächlich gelebt habende Person in Frage gestellt.
Das ist so ein Beispiel dafür, dass oft vorschnell etwas als Fakt hingestellt wird. Wenn man heute das Volk der Aramäer erst ab etwa 1300 v.Chr. nachweisen kann, ist damit noch lange nicht sicher, dass es dieses Volk vorher nicht gegeben hat. Laban lebte etwa um 1500 v. Chr. und auch das ist nicht ganz sicher, eine Geburtsurkunde wurde nicht gefunden :) .
Bibelkritische Wissenschaftler sind dann schnell bei der Hand der Bibel Anachronismen zu unterstellen um sie in einem unzuverlässigen Licht dastehen zu lassen. Und wer weiß schon so genau, wer vor 3500 Jahren auf welchen Tieren geritten ist. Da werden dann ein paar Indizien und Vermutungen zusammengestellt um an der Historizität einer biblische Gestalt Zweifel zu säen.

Und ich kritisiere das nicht mal. Es ist nur wichtig zu wissen, dass Zweifel an diesen bibelkritischen Geschichten genauso möglich und erlaubt sind.

Andreas hat geschrieben: Wie entscheidend ist der historische Kontext (Geschichte) im Vergleich zu den Erzählungen (Geschichten) für den Glauben?
Das kann man pauschal nicht sagen. Ob Laban ein Aramäer war oder nicht, und ab wann man auf Kamelen geritten ist, das ist z.B. nicht sehr entscheidend für den Glauben. Aber im Bezug auf Jesus Christus ist mE das historische Faktum für Christen absolut entscheidend.

Andreas hat geschrieben: Ist der Glaube an Gott widerlegt, wenn der historische Kontext nicht zu den Erzählungen passt oder stecken in den Geschichten für den Glauben tragfähige Wahrheiten, die auf einer anderen Wahrheitsebene angesiedelt sind, als der historischen?
Wenn die naturalistischen Jesusgestalten wahr wären, die von liberalen Theologen erfunden wurden und meist mehr über die jeweiligen Autoren aussagen als über Jesus selbst, dann würde sich der christliche Glaube in philosophischen Wahrheiten und Weisheiten erschöpfen, die ein sandalentragender Wanderprediger verbreitet hat. Ratzinger hat recht, "dass wegen so braver Moralismen niemand zum Kreuz verurteilt worden wäre."
Nein, Jesus war historisch derselbe, wie ihn die Evangelien beschreiben. Er erhob den Anspruch Gottes Sohn zu sein und konnte das durch sein Wirken untermauern. Und es gibt keinen einzigen zwingenden Grund, der dem entgegensteht. Im Gegenteil, gerade der Jesus der Evangelien ist logischer und historisch verständlicher, als all die "Jesus-Romane" der liberalen HKM-Theologen.

Andreas hat geschrieben: Brechen für mich Inspiration und die Offenbarung Gottes zusammen, wenn ich sie nicht mehr als Geschichtsdokumentationen verstehe?
In Teilen ja! "Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig…" 1. Kor. 15, 17

Andreas hat geschrieben: Ist mein Glaube vom kategorischen Unglauben an die historischen Modelle abhängig oder lässt er mir genug Spielraum dafür, dass ich insofern umdenke bzw. umglaube, dass Gott nicht auf diese Weise wirkt, wie es oft in der Bibel dargestellt wird?
Wo die historischen Modelle den Kern des christlichen Glaubens auf den Kopf stellen, da glaube ich der Bibel und nicht den Vermutungen von Historikern, ja.
Denn wie gesgt: Historiker können den Raum der Hypothese nicht überschreiten.

Mehr noch: letztlich ist meine Haltung durchaus vergleichbar mit der des Kardinals Faulhaber. Bei einem Festessen soll er einmal neben Albert Einstein gesessen haben. Es entwickelte sich ein Dialog, und Einstein soll den Kardinal gefragt haben: "Eminenz, was würden Sie sagen, wenn die Mathematik bewiese, dass es keinen Gott gibt?" Darauf Faulhaber: "Herr Professor, ich würde geduldig warten, bis Sie Ihren Rechenfehler gefunden haben!"

Andreas hat geschrieben: Ist es nicht vielleicht sogar eine glaubwürdige Erleichterung für den Glauben, wenn die zum Teil recht grausam geschilderten "Machttaten" Gottes nur Geschichten sind und keine Geschichte? Wären Interpretationen die in eine solche Richtung gehen "naturalistische" Interpretationen oder "geistliche" Interpretationen?
Schwierige Frage. Wir können uns Gott mE nicht so zurecht machen, wie wir ihn gern hätten und bestimmte Stellen einfach weginterpretieren, damit wir "Erleichterung für den Glauben" erfahren.
Manchmal müssen wir bestimmte Frage auch mal (vorerst) offen lassen.

Andreas hat geschrieben: Es erscheint mir, dass Gott durch die Bibel auf diese Weise wirkt, dass die geistigen Horizonte von einst mit meinem modernen Horizont zusammenfallen. Das ist ein Prozess, ein Weg, der nicht nur kuschelig ist, aber auch ein gerüttelt Maß von Geborgenheit und Heimat zu bieten hat - und das brauche ich halt auch für meinen Seelenfrieden. Da schaut's beim Natural- und Materialismus ziemlich mager damit aus.
Richtig. Der hat eben im Letzten nur absolute Hoffnungslosigkeit zu bieten.
Und dass sich Gott, der Schöpfer aller Dinge, an Weihnachten für uns Menschen ganz klein gemacht hat, das bringt Hoffnung pur!
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#39 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Sa 23. Dez 2017, 16:22

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ob sich Jesus von Nazareth selbst als himmlischer präexistenter Sohn Gottes und Teil einer göttlichen Triade angesehen hat, kann nur von der historisch-kritischen Exegese auf der Basis der überlieferten Quellen ermittelt werden.
Nein. - Natürlich kann sie etwas in sich SChlüsssiges ermitteln, aber nicht, ob das dem entspricht, was war.
Es geht in der Exegese immer nur um mehr oder weniger hohe Wahrscheinlichkeiten. 100%ige Sicherheit gibt es nie.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Bibelwissenschaft sieht hier kein Problem, sonst gäbe es den Konsens über Jesu Irrtum nicht.
Natürlich sieht sie kein Problem, weil es ein Ergebnis ihrer Hermeneutik ist.
Es ist kein Ergebnis ihrer "Hermeneutik", sondern ihrer professionellen Textanalyse.

closs hat geschrieben:Aber das sagt doch nichts darüber aus, ob sie sich irrt oder nicht.
Doch - wenn sich nahezu alle Exegeten einig sind, tendiert die Möglichkeit eines Irrtums gegen Null.

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#40 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 23. Dez 2017, 18:29

Münek hat geschrieben:Doch - wenn sich nahezu alle Exegeten einig sind, tendiert die Möglichkeit eines Irrtums gegen Null.
Denkfehler. - Natürlich ist man sich einig, wenn man denselben Fehler macht. - Davon abgesehen: Mich würde mal wirklich interessieren, ob das überhaupt stimmt, dass es in dieser Frage in der HKM Konsens gibt.

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