Ist Matth. 1 und 2 göttlich inspiriert?

Helmuth
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#251 Re: Ist Matth. 1 und 2 göttlich inspiriert?

Beitrag von Helmuth » Sa 4. Aug 2018, 19:35

Ich beginne mal wieder einen Statusbericht abzugben. Um die Länge der Beiträge nicht überzustrapazieren werde ich mehrere Einheiten (pro Ungereimtheit bzw. neueren Wissensstandes) vornehmen.

Ungereimtheit 1 zielte auf die verschiedenen Stammbäume zwischen Mt.1 und Lk. 3 ab. Dabei skizziert Mt. 1 eine Linie von David über den Sohn Salomo und mündet in Josephs Stiefvater Jesu. Die Richtigkeit wird nicht angezweifelt sondern der Faktor der Inspiration.

Der Stammbaum des Lk geht ebenfalls von David aus und, führt über den Sohn Nathan hin zu Eli (andere Schreibweise Heli). Dieser kann mit etwas Mühe als der Vater Marias gedeutet werden, somit ist Eli der leibliche Großvater des Herrn Jesus.

Das erklärt damit logisch die Unterschiedlichkeit und ich ringe mich auch zu dieser Sichtweise durch, dass in Jesus über Maria jüdisches Blut in sich floss. Es gibt noch eine recht gewagte Variante des Kirchenvaters Eusebius aus dem 4. Jh.:

https://www.unifr.ch/bkv/kapitel43-6.htm

Dieser Erklärungsversuch einer unbekannten Briefquelle eines zitierten Afrikanus beschreibt eine familiäre Verflechtung aus einer Witwe in zweiter Ehe und einer darauffolgenden Leviratsehe deren Söhnen als Halbbrüder, d.h. unterschiedlicher Väter. So wird versucht eine Harmonie der beiden Stammbäume herzustellen- Sie klingt auf den ersten Blick gut, jedoch gibt Lukas die Erbfolge anders an. Insoferne kann diese Darstellung wegen des falschen Bezugs zu Lukas verworfen werden.

Die Problematik bleibt nun bestehen, warum Mt. die Königslinie zeichnen will, die den leiblichen Nachweis gar nicht erbringt, da er unmittelbar nach der Auflistung die Jungfrauengeburt Jesu durch Maria beschreibt. Er zielt also offensichtlich auf den messianischen Anspruch anhand der Königslinie ab, da der König David als Erwählter Gottes auch den Sohn Salomo zu dessen designierten erbberechtigten Thronfolger auserwählt. Ergo muss die Linie über ihn weitergeführt werden.

Der Stolperstein sind nun die Weissagungen nach dem Propheten Jeremia (Jer. 22,19-20 und Jer. 36,30), welche die weitere Erbfolge dieser Linie wegen des Abfalls der Könige verwirft. Welche Schlüsse wollen wir nun daraus ziehen?

- Es wurde übersehen, möglicherweise wusste man das damals nicht.
- Hatte man es aber gewusst, wäre es eine bewusste falsche Darstellung.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Verfasserschaft zwar klar dem Apostel Matthäus zugeschrieben wird, die wissenschaftlichen Meinungen gehen aber dahingehend auseinander, dass es sich auch um spätere Aufzeichnungen handelt. Wie sollen wir uns nun dazu stellen?

- War Matth. der Verfasser trifft obiges auf ihn in gleicher Weise zu
- Ist Matth nicht der Verfasser bleibt die Problematik trotzdem dieselbe.

Die rein historische Auseinandersetzung ist hier also eigentlich gar nicht so maßgeblich und somit für diesen Aspekt eher gegenstandslos, das innerbiblische Zeugnis divergiert einfach zwischen AT und NT.


Fazit:

Summa summarum ist also der skizzierte Stammbaum in Mt. weder die Darstellung der fleischlichen Abstammung noch die messianische Linie von Jesus. Einzig allein das Ergebnis nach Mt.1.1 stimmt, dass Jesus dem Fleische nach Jude war und somit ein Sohn Davids. Das allerdings stimmt dann nicht nach dem Evangelium nach Mt. sondern nach den präziseren Recherchen des Historikers Lukas.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Travis
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#252 Re: Ist Matth. 1 und 2 göttlich inspiriert?

Beitrag von Travis » Sa 4. Aug 2018, 19:35

Helmuth hat geschrieben:Erschwerend kommt hinzu, dass die Verfasserschaft zwar klar dem Apostel Matthäus zugeschrieben wird, die wissenschaftlichen Meinungen gehen aber dahingehend auseinander, dass es sich auch um spätere Aufzeichnungen handelt.
Dazu bitte mal Belege. Ich würde mir die Bücher besorgen, die Du ggf. anführst. Also, wo und von wem werden speziell die ersten Kapitel des Math. Ev. in ihrer Verfasserschaft angezweifelt?
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

Helmuth
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#253 Re: Ist Matth. 1 und 2 göttlich inspiriert?

Beitrag von Helmuth » Sa 4. Aug 2018, 19:36

Travis hat geschrieben:Dazu bitte mal Belege. Ich würde mir die Bücher besorgen, die Du ggf. anführst. Also, wo und von wem werden speziell die ersten Kapitel des Math. Ev. in ihrer Verfasserschaft angezweifelt?
Kauf dir nicht unentwegt Bücher, das bringt nichts, außer dass deine Heimbiblothek übergeht. ;)
Der Erkenntnisgewinn ist dafür zu gering, dazu kennst du meine Auffassung. Überdies ist es ohnehin nur Stückwerk.

Prof. Schreiber z.B. vertritt solche Positionen, von dem ich zuvor einen Vortrag auf Youtube Video hierher verlinkt habe. Dabei gehe ich gar nicht so weit wie er. Seine Auffassung entspricht nicht der meinigen. E steht halt in der Meinungsvielfalt auf seiner Position aufgrund seiner Studien.

Prof. Zimmer wiederum vertritt wieder eine gänzlich andere Sicht bzgl.der Inspirationsfrage in Form einer 3-stufigen Autroitätshierarchie. Es ist also theologisch alles andere als klar, was als Inspriation allgemeinhin überhaupt zu verstehen ist. Jesus dienen wir dabei alle meint er und darin stimme ich wieder zu.

https://www.youtube.com/watch?v=5QlC5sSbaZ0

Folgt man Prof Zimmer steht die Schrift unter der Autorität Gottes auf Stufe 2. Gott sebst und nur er steht darüber auf Stufe 1. Und auf Stufe 3 sind dann die Theologen mit all ihren Lehraufassungen platziert. Alles also ein wenig komplex all die Gedankengänge zu verfolgen. Aber jeder hat für sich seine Argumentationsweise und Position.

Angewandt auf unser Thema bleibt damit die Hinterfragung der Texte weiterhin diskutierbar. Die Lehre von der sog. Inspration kam nach seiner Darstellung überhaupt erst ab dem 17. Jh auf, insofern ist es nach seiner Auffassung ein theolgisches Werk und nicht Wesen des Wort Gottes selbst.

Die Schrift ist Bestandteil der Schöpfung, Gott selbst nicht, so seine Grundaussage aus dem Vortrag. Und meine Position ist eben, dass Mt. 1 der AT-Weissagung gem Jeremia widerspricht was den messianischen Stammbaum betrifft. Auch das ist also eine Positon aufgund meiner Studien.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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#254 Re: Ist Matth. 1 und 2 göttlich inspiriert?

Beitrag von Travis » Sa 4. Aug 2018, 19:37

Helmuth hat geschrieben:Kauf dir nicht unentwegt Bücher, das bringt nichts, außer dass deine Heimbiblothek übergeht.
Ich wähle gründlich aus.

Helmuth hat geschrieben:Der Erkenntnisgewinn ist dafür zu gering...
Du würdest Dich wundern.

Helmuth hat geschrieben:Prof. Schreiber z.B. vertritt solche Positionen, von dem ich zuvor einen Vortrag auf Youtube Video hierher verlinkt habe.
Was bedeutet "solche Positionen"? Welche Argumente führt er an? Wo sieht er, zum Beispiel entgegen der textkritischen Tatsache nicht vorhandener Stilunterschiede, Argumente für begründeten Zweifel? Teilst Du auch mit, an welcher Stelle welches seiner Videos er zu den ersten zwei Kapitel des Math. Ev. auf welche Weise etwas sagt? Dann kann ich mal reinhören. Ich fragte ja nach Quellen.

Helmuth hat geschrieben:Und meine Position ist eben, dass Mt. 1 der AT-Weissagung gem Jeremia widerspricht was den messianischen Stammbaum betrifft.
Darauf habe ich bislang keinen Bezug genommen, da bisher nichts wirklich neues vorgebracht wurde. Selbst der Stammbaum bei Lukas spricht gegen Deinen vermeintlichen Widerspruch aus Jer 36,30, da dort Serubbabel ben Schealtiël ebenfalls eingereiht ist.

Über den Niedergang und Aufstieg des Hauses Davids wird in der Schrift umfangreich berichtet, weshalb Dein Aufhänger an dieser Stelle seltsam gezwungen anmutet. Da Dir Jer 33,17 oder die Segnungen der Königslinie Davids in Sacharja vermutlich ebenfalls bekannt sind, lässt deren Fehlen hier nichts gutes ahnen.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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#255 Re: Ist Matth. 1 und 2 göttlich inspiriert?

Beitrag von Magdalena61 » Sa 4. Aug 2018, 20:10

Helmuth hat geschrieben:Nachdem die Beiträge vom 9.7. - 30.7. verlorengegangen sind, müssen wir hier wieder anknüpfen.
...

Die zweite Serie an Zusammenfassungen ging leider verloren. Aber es schafft auch Raum eventuell die eine oder andere neue Sichtweise einzubringen. Schau mer mal.
Hi Helmuth, einen Teil der Posts haben wir gefunden. Könntest du mal checken, ob es eventuell alle sind?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Helmuth
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#256 Re: Ist Matth. 1 und 2 göttlich inspiriert?

Beitrag von Helmuth » So 5. Aug 2018, 00:14

Magdalena61 hat geschrieben: Hi Helmuth, einen Teil der Posts haben wir gefunden. Könntest du mal checken, ob es eventuell alle sind?
Bist ein Schatz :Herz:

Nein alle sind's nicht, denn ich hatte bereits alle 5 Ungereimtheiten in einer Beitragskette, es ist aber zumindest die erste da. Aber wie du sagst kann gerne mal was Neues kommen. Das erwarte ich mir eigentlich von den Diskutanten (ehrenhafterweise auch von den Diskuonkeln), nicht nur von mir. ;)

Danke dir wiederum für deine Mühe. Komm nach Wien und lass dich von mir kulinarisch dafür verwöhnen. :thumbup:
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