Roland hat geschrieben:Jesusforschung war über die Jahrhunderte immer von verschiedenen Geistesströmungen beeinflusst und heute kann man sagen: Die Hauptquellen können ernst genommen werden.
Werden sie ja auch, aber nicht als historische Tatsachenberichte, sondern als Glaubenspropagandaschriften.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Absurd ist wohl eher die Vorstellung, dass der römische Präfekt, der als grausam galt und in seiner Amtszeit Tausende hat kreuzigen lassen, sich mit einem kleinen Aufrührer persönlich abgibt…
Nein, Rechtssprechung gehörte vielmehr zu den Aufgaben des römischen Statthalters. Daran ist nichts absurd.
Wer soll denn glauben, dass er sich persönlich mit jedem kleinen Aufrührer abgegeben hat? Da ist wohl viel christliche Ausschmückung und Legende im Spiel.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: …bzw. sogar die Verantwortung dafür ablehnt.
Das wiederum gehört zum Besonderen am Prozess gegen den Gottessohn. Pilatus hält Jesus für unschuldig, gibt aber dem Getümmel unter den Juden nach.
Das ist die christliche Darstellung, die die römische Besatzungsmacht von Schuld freisprechen soll, (alle Obrigkeit ist von Gott eingesetzt) und die Juden belasten soll. Unterm Strich kann man sagen: Mission erfüllt, der christliche Antijudaismus war geboren und wurde in den kommenden 2000 Jahren nach Kräften kultiviert. Das bittere Ende kennen wir alle.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: "In den ersten Jahrhunderten gab es sechzig Evangelien, die fast alle gleich unverdaulich waren. Man verwarf sechsundfünfzig wegen ihrer Kindlichkeit und Albernheit. Gäbe es hierfür keinerlei Anhaltspunkte bei denjenigen, die man behalten hat?"
(Denis Diderot, franz. Schriftsteller, Aufklärer u. Philosoph, 1713-1784).
Und wieder taucht Sven ins positivistische 18. Jahrhundert ab.
Kindlich und albern ist das, was Denis Diderot schreibt, denn erstens sind viele apokryphe Schriften noch heute wertvoll, ..
Nein, Diderot trifft genau den Punkt. Man will nur die kindliche Albernheit nicht wahrhaben, weil man darin sozialisiert wurde und die kritische Distanz verloren hat.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Ein "wahrer" Gläubiger stirbt als Märtyerer, so die Botschaft der christlichen Schreiber.
Nein, das Wort Märtyrer gibt’s gar nicht im NT.
Was ja nichts an dem Vorgang als solchem ändert.
Wenn dein Glaube stark genug ist, für ihn den Tod zu erleiden, dann ist dir die Belohnung sicher.
Der Vorbildcharakter wurde ja von der Kirche dann auch kräftig unterstrichen.
Roland hat geschrieben:
Das nur im Entferntesten zu vergleichen mit islamistischen Selbstmordattentätern ist kaum zu überbietende Niedertracht.
Du verstehst den Zusammenhang nicht. Beiden Märtyrern ist gemeinsam, dass sie bereit sind, für ihren Glauben und eine erhoffte Belohnung zu sterben. Bei Selbstmordattentätern beteht die Niedertracht darin, andere mit in den Tod zu reißen.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Historisch gesichert ist seine Hinrichtung nicht, es könnte wie auch in vielen anderen Fällen christliche Legende sein.
Das ist so euer Hauptargument: Es könnte vielleicht gar nicht stimmen…
Auch das ist als Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Es ist doch schon sehr seltsam, dass es über Paulus, den Hauptpromotor der neuen Sekte, keine außerbiblischen Erwähnungen gibt. Die Quellenlage ist also noch schlechter als bei Jesus selbst.
Roland hat geschrieben:
Genau, haufenweise gut belegter Daten, Fakten und Argumente für die Historizität der Auferstehung
Ja, aber nur in deiner Phantasie.
Roland hat geschrieben:
. Milliarden Menschen haben erfahren, dass Jesus lebt.
Was meinst du mit "erfahren"?
Roland hat geschrieben:
Mit dem Ergebnis, dass man sich heute immerhin wieder dunkel an die eigentlichen Quellen dessen erinnert, was wir über Jesus wissen: Die Evangelien!
Da irrst du dich. Die Evangelien und die Texte des NT waren von Anbeginn der historischen Jesusforschung Ausgangspunkt der Untersuchung. Was anderes haben wir nun mal nicht.
Roland hat geschrieben:
Kläglich muss man den Versuch beschreiben das NT zu zerfleddern, zu fälschen, zu verweltlichen und seiner eigentlichen Botschaft zu berauben.
Das klingt mir zu sehr nach Verschwörungstheorie.
Welche Motive sollten die forschenden Theologen haben, die Basis ihres Berufsstandes zu zerstören?
Die Ergebnisse sind nun mal so, wie so größtenteils seit 250 Jahren sind. Wissenschaft ist nicht bestechlich.