Alles Teufelszeug? IX

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Münek
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#1001 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von Münek » Do 14. Jun 2018, 03:52

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Glaubensbasierte Exegesen tragen für mich den Stempel "unseriös", weil deren apriorische Setzung das Ergebnis vorwegnimmt - gemäß den kirchlich-dogmatischen Vorgaben.
Du kapierst genauso wenig wie Sven,
Vorsicht - Sven und ich sind zwei sehr helle Köpfchen. Uns kannst Du kein X für ein U vormachen. Da nützt es auch nichts, wenn Du ab und an Deinen unverständlichen "Schwurbelmodus" einsetzt. Der ist sofort als undurchschaubar durchschaubar.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mir ist nicht bekannt, dass die HKM eine Glaubensposition pro oder contra einnimmt.
Nicht in Bezug auf gängige Religionen, aber in Bezug auf ihre eigenen "Glaubenssätze" (= Hermeneutik).
Häh? :o

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das nenne ich neutral.
"Neutral" nenne ich, wenn jede Hermeneutik erkennt, dass sie ein "Was-wäre, wenn meine Hermeneutik die wirklichkeitsnächste wäre"- Szenario ist. - "Es könnte ganz anders sein" (Theißen).
Was redest Du da? "Neutral" in meinem Sinne meint, dass sich die historisch-kritische Exegese aus der Frage heraushält, ob der Gott der Bibel existiert oder nicht.

Closs hat geschrieben:Richtig - aber das sollte doch für Dich überdeutlich machen, dass die Kommission damit nicht meinen KANN, dass damit die substantiell-geistige Interpretation in Bezug auf die Wirklichkeit Jesu vor 2000 Jahren gemeint sein kann!!!!
Ich denke, die "Päpstliche Bibelkommission" hat sich unmissverständlich artikuliert. Nimm einfach zur Kenntnis, was in ihrem Dokument steht und hadere damit nicht.

Deine groteske Behauptung, man könne apriorifrei nicht interpretieren, widerspricht klar den Vorgaben der Bibelkommission.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Er ist der Auffassung, dass die publik gewordenen Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese dazu geführt haben, dass die Kirchenbänke immer leerer werden. Das ist sein Vorwurf.
Das stimmt und hat mit der Verunsicherung der Menschen im Kontext der Wissenschaftsgläubigkeit zu tun.
Nein - ich glaube, die allermeisten Menschen, die der Kirche den Rücken zukehren, haben mit Wissenschaftlichkeit nichts am Kopf.

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Eigene geistige Empfindungen werden wissenschaftlichem Halbzeug untergeordnet, weil dieses die Leitwährung unserer Gesellschaft geworden ist.
Ich weiß, das ist Dein Credo. Hat nur mit der Wirklichkeit der Menschen nichts zu tun.

closs hat geschrieben:Wir haben eine allgemeine Extrem-Verdummung, was spirituell-geistige Dinge angeht, was insofern verständlich ist, als dass die Leitreligion der Naturalismus ist, der sich zu seiner Rechtfertigung der Wissenschaft weltanschaulich-interpretierend bedient.
Solange Du die Nicht-Falsifizierbarkeit Deiner "Jenseits-Gottes-Hypothese" als STÄRKE hinstellst, stehst Du ganz schwach da. Folgt man Deiner Auffassung, ist der Beliebigkeit Tor und Tür geöffnet:

"Ich setze mit großem Glauben (auf irgendwas) - und baue darauf meine Hermeneutik auf." Und dann stimmts. Pippi Langstrumpf.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ratzinger hat sich in seinem Jesusbuch sehr deutlich ausgedrückt. Er lehnt eine Exegese ab, in "der Gott nichts sagt und nichts zu sagen hat". Es ist klar, dass er vor diesem Hintergrund der "historisch-kritischen Exegese" nichts abgewinnen kann ("Antichrist") und stattdessen von den Exegeten einen Glaubensentscheid fordert.
Richtig - eine hermeneutische/interpretierende Exegese der Bibel ohne Gott ist so ähnlich, als würde man Frauen nur unter der Bedingung interpretieren, dass sie einen Pimmel haben. :lol:
Warum Deine Vergleiche immer daneben liegen, ist mir ein Rätsel.

Die historische-kritische Exegese ist eine WISSENSCHAFTLICHE Diziplin. In der haben Götter, Engel, Teufel, Dämonen, Höllen- und Himmelfahrt etc. keinen Raum. Da können die alten Herren Berger und Ratzinger schimpfen so viel sie wollen.

closs
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#1002 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » Do 14. Jun 2018, 19:04

Münek hat geschrieben:Deine Behauptung war, dass Grundlage der Theologie ein "spirituelles VERSTÄNDNIS" sei. Ich habe dem entgegen gehalten, dass Grundlage der Theologie ALLEIN der GLAUBE an einen allmächtigen väterlichen Gott und dessen Sohn sei. Deine Antwort war, das sei dasselbe. Ist es natürlich nicht.
Die christliche Religion ist eine Teilmenge dessen, was man übergeordnet "spirituelles Verständnis" nennt.

Münek hat geschrieben:Also: Erst "VERSTEHEN" (Eltern-, Religions-, Katechumenen- und Konfirmandenunterricht) - und erst dann (vielleicht) GLAUBEN.
NEIN!!! - Solche organisierten Lehr-Dinge können hilfreich sein, sind aber nicht der Kern.

Münek hat geschrieben:Nein - die historisch-kritische Exegese ALS SOLCHE ist gemeint - in der gibt es kein apriorisch und apriorifrei.
Streng genommen ist das richtig - aber dieses "streng genommen" entspricht nicht dem, wie HKE im Allgemeinen nach außen kommuniziert wird. - Nach außen (= Öffentlichkeit - also auch Du und ich) erscheint HKE als hermeneutische Größe mit interpretativem Deutungs-Anspruch. - Immer wieder: "Jesus HATTE eine Naherwartung (in Deinem Sinne)" ist keine apriorische Aussage, sondern eine hermeneutische Aussage. - Die HKE könnte allenfalls sagen: "Nach dem, was wir nach unserer Methodik aus der Meinung der Verfasser lesen, hatte Jesus eine Naherwartung (in diesem Sinne)".

Theißen macht es ja auch so - aber er wird so nicht verstanden. - Wenn man ihm etwas vorwerfen kann, dann das: Er weiß, dass streng-wissenschaftliche Aussagen, die gerade deshalb, weil sie streng wissenschaftlich sind, immer modell-beschränkt sind, gerne ontisch umgedeutet werden - siehe Thaddäus, die ziemlich wörtlich sagt, dass wissenschaftliche Ergebnisse WIRKLICHKEITS-getreu seien - nein, sie sind MODELL-getreu. - Mit anderen Worten: Theißen müsste alle zwei Seiten schreiben "Achtung - MODELL!!!".

Münek hat geschrieben:Deine Behauptung war, die historisch-kritische Exegese sei der "Steigbügelhalter der Theologie". Das hättest Du gern.
Aus Sicht der Theologie wird das so weitgehend verstanden - deshalb Ratzingers Charme-Offensive 1993: Wenn Ihr apriorifrei bleibt und uns Deutungen in Bezug auf die Wirklichkeit nicht streitig macht, seid Ihr unverzichtbar.

Münek hat geschrieben: Mal ist sie "Hilfswissenschaft", mal nur an der "Peripherie" und jetzt "Steigbügelhalter"
In Bezug auf geistige Schlussfolgerungen aus dem apriorifreien Feld ist das so. - Die HKE ist nur dann mehr, wenn Jesus wirklich nur ein Mensch und sonst nichts gewesen wäre. - Aber genau das weiß man nicht.

Eigentlich müsste sich die HKE wünschen, dass es so ist, weil das ihre Bedeutung eminent steigern würde.

Münek hat geschrieben:"Neutral" in meinem Sinne meint, dass sich die historisch-kritische Exegese aus der Frage heraushält, ob der Gott der Bibel existiert oder nicht.
Was soll dieser Feigenblattsatz, wenn HKE nur so interpretieren KANN, als gäbe es weder Gott oder Jesus als göttliche Entität? - Das ist wie ein Fisch im Marianengraben, der nur schwimmen kann, und dann sagt: "Ich halte mich aus der Frage heraus, ob es eine Gasathmosphäre und trockenes Land gibt oder nicht" ---???

Münek hat geschrieben:Deine groteske Behauptung, man könne apriorifrei nicht interpretieren, widerspricht klar den Vorgaben der Bibelkommission.
Man kann spirituell-apriorifrei (nur so ist es gemeint) nicht interpretieren, was Jesus gedacht hat, falls er eine Person spirituellen Interesses ist. - Wir reden nicht von rein sachlichen Interpretationen wie "Wenn Paulus 51 n.Chr. in Korinth war, kann er zu dieser Zeit nicht in Rom gewesen sein".

Münek hat geschrieben:ich glaube, die allermeisten Menschen, die der Kirche den Rücken zukehren, haben mit Wissenschaftlichkeit nichts am Kopf.
Das nicht, aber: "Wissenschaftlichkeit" (= Ersatz der Wirklichkeitsebene durch Modellebene) ist zur Glaubensgröße geworden - man spricht nicht umsonst von "Wissenschafts-Gläubigkeit". - Diese wird im Rahmen einer "Objektivierung" der Gesellschaft meinungsmachend breit vertrieben.

Münek hat geschrieben:Solange Du die Nicht-Falsifizierbarkeit Deiner "Jenseits-Gottes-Hypothese" als STÄRKE hinstellst, stehst Du ganz schwach da.
Nee - das ist keine Stärke, sondern ein natürlicher Mangel. - Anders gesagt:

Bei innernaturalistischen Fragen ("Naturwissenschaft") wäre Nicht-Falsifizierbarkeit sogar ein No Go. - Das heißt dann immer noch nicht, dass etwas Nicht-Falsifizierbares falsch sein muss, aber man steht dann echt in der Ecke (siehe Homöopathie). - Aber in GEISTIGEN Dingen, wo es gerade darum geht, ÜBER dem Naturalistischen etwas HÖHERES zu beschreiben, was viele Menschen spüren, geht es nicht anders.

Münek hat geschrieben:Die historische-kritische Exegese ist eine WISSENSCHAFTLICHE Diziplin. In der haben Götter, Engel, Teufel, Dämonen, Höllen- und Himmelfahrt etc. keinen Raum. Da können die alten Herren Berger und Ratzinger schimpfen so viel sie wollen.
Siehe oben: Marianengraben.

Um es verkürzt, aber inhaltlich ziemlich genau auf den Punkt zu bringen, denkt die Theologie (und ich auch) folgendes:
* Es gibt zwei Möglichkeiten: Jesus war nur Mensch oder er war auch göttlich.
* Niemand kann wissen, welcher dieser beiden Fälle WIRKLICH war.
* Falls Jesus nur ein Wanderprediger war, hat die HKE in ihren INTERPRETATIVEN Aussagen recht.
* Falls Jesus göttlich war, dann NICHT.
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Hier geht es weiter zu Teil X: Betreff: Alles Teufelszeug? X

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