Missionierung unerwünscht?

PeB
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#31 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von PeB » Sa 8. Dez 2018, 09:36

Münek hat geschrieben:
Fr 7. Dez 2018, 22:21
Wenn Du hier mehr wissen willst, kommst Du um das Studium von Fachlektüre nicht herum.
Ich wollte nur dahin führen, dass es sich hier um einen Zirkelschluss handelt, der darum ungültig, weil unwissenschaftlich ist:
1. das Markusevangelium ist das älteste, WEIL dort Begebenheiten der anderen Evangelien nicht geschildert werden.
2. die in anderen Evangelien über Markus hinaus geschilderten Begebenheit sind gefälscht, WEIL sie nicht in Markus stehen.

Es geht mir auch nicht um den Abfassungszeitpunkt der Evangelien.
Es geht mir um die Frage, welches Evangelium einem Tatsachenbericht am nächsten kommt.
Ich behaupte: alle 4.

Demnach könnte man die Frage stellen, warum das Markus-Evangelium so knapp gehalten ist.
Neben der gängigen Antwort - weil es das älteste und damit "reinste" sei - kann man auch auf andere Antworten kommen.
Beispielsweise: es war an eine Leserschaft gewandt, die vorgebildet war und der Autor formulierte daher nur das aus, was er darüber hinaus noch für wichtig hielt.

Pluto
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#32 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von Pluto » Sa 8. Dez 2018, 11:34

PeB hat geschrieben:Ich behaupte: alle 4.
Und ich halte dagegen und sage KEINES. Doch Markus kommt wohl der Wahrheit am Nächsten.

PeB hat geschrieben:Demnach könnte man die Frage stellen, warum das Markus-Evangelium so knapp gehalten ist.
Neben der gängigen Antwort - weil es das älteste und damit "reinste" sei - kann man auch auf andere Antworten kommen.
Beispielsweise: es war an eine Leserschaft gewandt, die vorgebildet war und der Autor formulierte daher nur das aus, was er darüber hinaus noch für wichtig hielt.
Naja... Bibelforscher haben, neben dem Genannten, ganz andere Gründe anzunehmen, dass Markus' das Erste Evangelium war. Siehe auch Wikipedia Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelium_nach_Markus
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#33 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von sven23 » Sa 8. Dez 2018, 17:56

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 09:36
Es geht mir auch nicht um den Abfassungszeitpunkt der Evangelien.
Es geht mir um die Frage, welches Evangelium einem Tatsachenbericht am nächsten kommt.
Ich behaupte: alle 4.
Das sieht die Forschung anders. Das etwas spröde Markusevangelium ist bei Theologen meist das unbeliebteste, weil es noch mehr den Menschen Jesus in den Vordergrund stellt. Ganz entschieden anders sieht das beim Johannesevangelium aus, das sich deutlich in Inhalt und Sprache von den synoptischen Evangelien unterscheidet.

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 09:36
Demnach könnte man die Frage stellen, warum das Markus-Evangelium so knapp gehalten ist.
Neben der gängigen Antwort - weil es das älteste und damit "reinste" sei - kann man auch auf andere Antworten kommen.
Beispielsweise: es war an eine Leserschaft gewandt, die vorgebildet war und der Autor formulierte daher nur das aus, was er darüber hinaus noch für wichtig hielt.
Das ist sehr unwahrscheinlich. Gerade die Bergpredigt hätte der Autor niemals verschwiegen, wenn er sie gekannt hätte.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#34 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von PeB » Sa 8. Dez 2018, 18:10

Pluto hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 11:34
Naja... Bibelforscher haben, neben dem Genannten, ganz andere Gründe anzunehmen, dass Markus' das Erste Evangelium war. Siehe auch Wikipedia Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelium_nach_Markus
Der Naturalist sollte nichts Abschließendes darüber sagen. ;)

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#35 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von PeB » Sa 8. Dez 2018, 18:13

sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 17:56
Das sieht die Forschung anders.
Und du siehst es so wie "die Forschung"? Alternativ könntest du dir ein eigenes Bild machen oder nach alternativen Forschern suchen.
Lehrmeinungen sind immer ganz problematisch: weil man ihnen als Student folgen muss, wenn man reüssieren will.

sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 17:56
Das ist sehr unwahrscheinlich. Gerade die Bergpredigt hätte der Autor niemals verschwiegen, wenn er sie gekannt hätte.
Vermutung.

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sven23
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#36 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von sven23 » Sa 8. Dez 2018, 18:33

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:13
sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 17:56
Das sieht die Forschung anders.
Und du siehst es so wie "die Forschung"? Alternativ könntest du dir ein eigenes Bild machen oder nach alternativen Forschern suchen.
Lehrmeinungen sind immer ganz problematisch: weil man ihnen als Student folgen muss, wenn man reüssieren will.
Das Problem ist halt, wenn man einen wissenschaftlichen Anspruch hat, kommt man an der historisch-kritischen Forschung nicht vorbei. Da hat sich seit David Friedrich Strauss nicht viel geändert.
Albert Schweitzer kam zu dem Schluss:

Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.

Die Diskrepanz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung wird durch die moderne Forschung bestätigt.
Daraus ergibt sich natürlich ein kaum überwindbarer Graben zwischen Wissenschaft und Glaubenideologie/Glaubensdogmatik.
Der Theologe Lindemann bringt die Schizophrenie auf den Punkt: Es geht nicht darum, ob Jesus der Sohn Gottes war, sondern dass wir daran glauben, dass er es war.

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:13
sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 17:56
Das ist sehr unwahrscheinlich. Gerade die Bergpredigt hätte der Autor niemals verschwiegen, wenn er sie gekannt hätte.
Vermutung.

Eine Vermutung mit hoher Plausibilität. Man könnte natürlich auch andere Ausreden finden.
Der unbekannte Schreiber litt an Alzheimer und hat die Stelle einfach vergessen oder er fand, dass die Bergpredigt zu viel Nächsten- und Feindesliebe enthielt und hat sie absichtlich verschwiegen. :lol:
Im Ernst: die Forschung liefert die einzig plausible Erklärung: er kannte die Bergpredigt einfach nicht.
Ebenso verhält es sich bei den Geburtslegenden, die erst durch Matthäus und Lukas ausgeschmückt wurden.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#37 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von PeB » Sa 8. Dez 2018, 18:50

sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
Albert Schweitzer kam zu dem Schluss:
Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.
Das darf er.
Ich komme zu einem anderen Schluss:
wenn man die Evangelien widerlegen WILL, wird man dafür Gründe konstruieren können.

sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
Die Diskrepanz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung wird durch die moderne Forschung bestätigt.
Beispiel?
War Augustus nicht Kaiser zur Zeit der Geburt Jesu? War Tiberius nicht Kaiser zur Zeit der Kreuzigung? War Pontius Pilatus nicht Statthalter in Judäa?
…
Von welchen Diskrepanzen redest du?

sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
Daraus ergibt sich natürlich ein kaum überwindbarer Graben zwischen Wissenschaft und Glaubenideologie/Glaubensdogmatik.
Nein, daraus ergibt sich eine Hypothese, der man zustimmen kann oder nicht.

sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:13
sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 17:56
Das ist sehr unwahrscheinlich. Gerade die Bergpredigt hätte der Autor niemals verschwiegen, wenn er sie gekannt hätte.
Vermutung.
Eine Vermutung mit hoher Plausibilität. Man könnte natürlich auch andere Ausreden finden.
Genau, beispielsweise:
- die frühesten überlieferten Schriften (Codex Sinaiticus, Codex Vaticanus) enthalten nur einen Teil des ursprünglichen Bestandes des Mk-Ev.
- die angesprochene Leserschaft kannte die Bergpredikt ausreichend, so dass sie nicht erneut mitgeteilt werden musste.
- der Autor konzentrierte sich schicht auf den Menschen Jesus
...

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#38 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von jose77 » Sa 8. Dez 2018, 19:34

Es soll ja Leute geben die behaupten das AT sein ein Vorschatten auf Jesus.
Ich sage, das NT ist das grösste Plagiat das jemals erschaffen wurde. Und eine schlechte Abkupferung dazu.
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

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sven23
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#39 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von sven23 » So 9. Dez 2018, 08:25

jose77 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 19:34
Es soll ja Leute geben die behaupten das AT sein ein Vorschatten auf Jesus.
Die Schreiber des NT waren ja auch krampfhaft bemüht, Jesus posthum im AT zu verankern, indem sie AT-Propheiungen auf ihn projizierten und nachträglich die Geburtslegenden erfanden, von denen Markus noch nichts wußte.
Denn die Kritiker fragten natürlich nach einer Legitmation für die angebliche Göttlichkeit Jesu. Die Juden selbst durchschauten natürlich mehrheitlich das Spiel und lehnten die Vergottung ab.

jose77 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 19:34
Ich sage, das NT ist das grösste Plagiat das jemals erschaffen wurde. Und eine schlechte Abkupferung dazu.
Könnte man so sagen: Man zog dem jüdischen Wanderprediger sozusagen seine eigene Religion unterm Hintern weg und mißbrauchte ihn als Projektionsfläche für eine neue Religion.
Jesus selbst wollte nie eine neue Religion gründen oder hat auch keine weltweite Heidenmissionierung angeordnet. Ganz im Gegenteil.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#40 Re: Missionierung unerwünscht?

Beitrag von sven23 » So 9. Dez 2018, 09:06

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
Albert Schweitzer kam zu dem Schluss:
Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.
Das darf er.
Ich komme zu einem anderen Schluss:
Auch das ist erlaubt. Was nicht erlaubt ist, ist, für diese Schlussfolgerung die wissenschaftliche Absolution einfordern, wie closs das immer tut.
Manche verwechseln ja auch die Textgattung "Evangelien" mit historischen Tatsachenberichten. Als solche waren sie selbst von ihren Verfassern aber nie angelegt, es waren Glaubenspropagandaschriften, die Glauben wecken sollten. Die Phantasie der Schreiber schoss aber im Laufe der Zeit so ins Kraut, dass von den 60 Evangelien nur 4 übrig blieben, die in den biblischen Kanon aufgenommen wurden.

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:50
wenn man die Evangelien widerlegen WILL, wird man dafür Gründe konstruieren können.
Ich denke, das ist der falsche Ansatz. Die Theologen, die in der Forschung arbeiten, treten ja nicht an, um die Evangelien zu widerlegen. Die meisten wären sicher froh, wenn die Ergebnisse anders wären. Aber die Quellenlage ist nun mal wie sie ist und die Befundlage kann nicht durch Glaubensentscheide wegdiskutiert werden.
Diesen "Luxus" können sich Kanoniker leisten, dafür sind sie in der historischen Forschung nicht zu gebrauchen.


PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
Die Diskrepanz zwischen historischem Geschehen und Überlieferung wird durch die moderne Forschung bestätigt.
Beispiel?
War Augustus nicht Kaiser zur Zeit der Geburt Jesu? War Tiberius nicht Kaiser zur Zeit der Kreuzigung? War Pontius Pilatus nicht Statthalter in Judäa?…Von welchen Diskrepanzen redest du?
Von der Unterscheidung zwischen historischem Geschehen und der Überlieferug. Denn das "kritisch" in historisch-kritisch bedeutet hier nichts anderes als "unterscheidend".

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
Daraus ergibt sich natürlich ein kaum überwindbarer Graben zwischen Wissenschaft und Glaubenideologie/Glaubensdogmatik.
Nein, daraus ergibt sich eine Hypothese, der man zustimmen kann oder nicht.

Nicht, wenn man wissenschaftlichen Anspruch hat und die Befundlage berücksichtigt.

https://www.uni-due.de/EvangelischeTheo ... hode.shtml



PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:50
sven23 hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:33
PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:13

Vermutung.
Eine Vermutung mit hoher Plausibilität. Man könnte natürlich auch andere Ausreden finden.
Genau, beispielsweise:
- die frühesten überlieferten Schriften (Codex Sinaiticus, Codex Vaticanus) enthalten nur einen Teil des ursprünglichen Bestandes des Mk-Ev.
Das ist unwahrscheinlich. Warum hätten spätere Redaktoren solch wichtige Passagen rausstreichen sollen? Diese Passagen hätten doch nur die Glaubwürdigkeit der späteren Schriften erhöht. Die Tendenz besagt das genaue Gegenteil. Es wurden später immer neue Passagen eingefügt.
Die Wunder werden mit zeitlichem Abstand immer weiter gesteigert.


PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:50
- die angesprochene Leserschaft kannte die Bergpredikt ausreichend, so dass sie nicht erneut mitgeteilt werden musste.
Dann hätte Matthäus ja auch darauf verzichten können. Unwahrscheinlich.

PeB hat geschrieben:
Sa 8. Dez 2018, 18:50
- der Autor konzentrierte sich schicht auf den Menschen Jesus
Genau das ist der Grund, warum das Markusevangelium bei den meisten Theologen so unbeliebt ist. Und alles noch in einem holprigen Griechisch verfaßt. Da kommt beim Gläubigen keine Freude auf. Ganz im Gegensatz dazu steht das Johannesevangelium, in dem die Vergottung am weitesten fortgeschritten ist, das aber als weitgehend freie Erfindung eines unbekannten Schreibers gilt. Wegen Inhalt und Sprache ist es Ratzingers Lieblingsevangelium.

https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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