Die Bibel = Gottes Wort?

Ruth
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#1 Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von Ruth » So 10. Feb 2019, 11:10

Ich weiß - es ist ein Dauerthema, das schon öfter hier aufgegriffen wurde. Ich wollte auch zuerst meinen "Senf" dazu in einem bestehenden Thread mit einbringen. Weil ich es aber wichtig finde, diese Frage immer mal wieder zu untersuchen und neue Erkenntnisse zu sammeln, anstatt die Bibel als (einziges) "Wort Gottes", welches unanfechtbar ist, fest zu zementieren, stelle ich diese Frage mal wieder in einem neuen Thread.

Das Thema soll eine Einladung sein, für alle, die dazu bereit sind, mal GANZ NEU, ohne Vorgaben von alten Mustervorlagen, nachzudenken und prüfen. Wer dazu nicht bereit ist, darf sich gerne abwenden und seinem eigenen festgelegten Mustern verankert bleiben. Ich will niemanden zu irgendetwas "bekehren", sondern nur zum Nachdenken anregen, ohne festgelegte uralte Vorgaben. --


Interessant finde ich, dass die Bibel von sich selbst nirgendwo eine deutliche Ansage macht, dass die Bibel Gottes Wort sei :!:

Es gibt zwar etliche Verse, die als Beweis für diesen Anspruch zur Bestätigung dieser Aussage verwendet werden. Aber das sind alles Interpretationen zu Aussagen, wie man mit Worten von Gott umgehen sollte und was sie bewirken. Dass "Wort Gottes" aber in einem Buch oder "Heiligen Schriften" festgehalten sind und damit fehlerfrei, findet man in der Bibel nirgendwo.

Ich glaube nicht, dass die Schreiber der einzelnen Bücher der Bibel auf die Idee gekommen sind, dass ihre geschriebenen Worte später einmal als (einzig fehlerfreies) "Wort Gottes" dargestellt werden würde. Paulus, der Hauptautor des NT, hat Briefe an verschiedene Gemeinden geschrieben. Ich denke, er wäre entsetzt, wenn er gewußt hätte, dass seine Briefe später als "Wort Gottes" verbreitet wird.

Auch die Taten und Predigten/Aussagen von Jesus wurde nicht von ihm selbst aufgeschrieben, sondern von Menschen, die einfach die Geschichten, die über Jesus im Umlauf waren, zusammen gefasst haben. Zum Teil über Dritte/Vierte ... usw.

Wenn man also mal alles, was in der Bibel steht, in die heutige Zeit übersetzt und vergleicht mit den Aussagen der Gott-Gläubigen und Jesus-Nachfolgern in der heutigen Zeit, kann man so manche Schätze finden, die man unter der vorhandenen "Betonschicht" vorher gar nicht wahrnehmen konnte.

Man kann mit Fragen an die alten Texte herangehen, zB: was würde es für meinen Glauben bedeuten, wenn ich die eine oder andere Stelle unabhängig von dem Anspruch" die Bibel ist Gottes (unfehlbares) Wort" verstehe und anwende (?)

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AlTheKingBundy
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#2 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von AlTheKingBundy » So 10. Feb 2019, 11:25

Ruth hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:10
Interessant finde ich, dass die Bibel von sich selbst nirgendwo eine deutliche Ansage macht, dass die Bibel Gottes Wort sei :!:

Falsch:

2Tim 3,16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit,
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Martinus
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#3 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von Martinus » So 10. Feb 2019, 11:44

"Dein Wort ist Wahrheit" sagte Jesus.
Angelas Zeugen wissen was!

Ruth
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#4 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von Ruth » So 10. Feb 2019, 11:49

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:25
Ruth hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:10
Interessant finde ich, dass die Bibel von sich selbst nirgendwo eine deutliche Ansage macht, dass die Bibel Gottes Wort sei :!:

Falsch:

2Tim 3,16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit,

Ich weiß - das ist der Hauptvers, der zu dieser Behauptung immer herhalten muss. ;)

Und das Ganze beruht auf dem kleinen Wörtchen "ist" - welches zB in der Lutherübersetzung gar nicht zu finden ist. In der Einheitsübersetzung anders ausgedrückt wurde.

2. Tim 3,16 EÜ hat geschrieben: Jede Schrift ist, als von Gott eingegeben, auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,

2. Tim. 3,16 LUT hat geschrieben:Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,

Ich verstehe das so, dass alle Schrift, welche von Gott eingegeben ist, sich dadurch auszeichnet, dass sie etwas bewirkt - nämlich Veränderung. Man kann die von Gott eigegebene Schrift also durch ihre Wirkung erkennen. -

Aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das "ist" dahingehört, und tatsächlich "alle Schrift" als von Gott eingegeben darstellen soll. Wer hat dann festgelegt, welche von den vielen Millionen (religiösen) Schriften auf dieser Welt nun wirklich dazu gehören ?

Um die Bibel zu dem Buch zu machen, das es heute darstellt, wurde von (nicht nur gläubigen) Menschen etliches aussortiert, manches ergänzt. Genau diese kleine Gruppe hat festgelegt, dass es "Wort Gottes" sei. Wo steht denn in der Bibel, dass genau diese Menschen von Gott dazu berufen wurden, die Schriften auf genau diese ausgewählten Schriftstücke festzulegen ?

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#5 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von EaYggdrasil » So 10. Feb 2019, 11:58

Martinus hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:44
"Dein Wort ist Wahrheit" sagte Jesus.
Wenn aber Jesus der Logos ist, dann ist ja Jesus die Wahrheit und nicht unbedingt die Bibel.
Wotans Raben werden kommen,
Wissen bringen in der Nacht.
Hör ihr Wispern, hör ihr Klagen.
Ob der Götter du gedacht.

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#6 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von janosch » So 10. Feb 2019, 12:20

EaYggdrasil hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:58
Martinus hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:44
"Dein Wort ist Wahrheit" sagte Jesus.
Wenn aber Jesus der Logos ist, dann ist ja Jesus die Wahrheit und nicht unbedingt die Bibel.

:thumbup:
Ja genau, Buchstaben sogar töten, aber der Geist macht lebendig! ;)

Damit wird erkläret, was oder wer der HG ist! :clap:

Man oh man...schon wider...vone in Atheist! :o

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AlTheKingBundy
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#7 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von AlTheKingBundy » So 10. Feb 2019, 12:32

Ruth hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:49
Um die Bibel zu dem Buch zu machen, das es heute darstellt, wurde von (nicht nur gläubigen) Menschen etliches aussortiert, manches ergänzt. Genau diese kleine Gruppe hat festgelegt, dass es "Wort Gottes" sei. Wo steht denn in der Bibel, dass genau diese Menschen von Gott dazu berufen wurden, die Schriften auf genau diese ausgewählten Schriftstücke festzulegen ?

Eine sehr gute Frage. Es gibt aber einige Bibelbücher, die klar vorab formulieren, dass sie im Auftrag Gottes niedergeschrieben wurden. Allerdings kann man auch das in Frage stellen. Auch ist unklar, ob es nicht noch andere Schriften gibt, die von Gott eingegeben wurden. Man kann hier nur ein Gottvertrauen an den Tag legen, dass dafür "gesorgt wurde", dass die wichtigen Schriften überliefert wurden.
Beste Grüße, Al

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(Albert Einstein, 1879-1955)

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#8 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von AlTheKingBundy » So 10. Feb 2019, 12:35

EaYggdrasil hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:58
Martinus hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:44
"Dein Wort ist Wahrheit" sagte Jesus.
Wenn aber Jesus der Logos ist, dann ist ja Jesus die Wahrheit und nicht unbedingt die Bibel.

Die ersten Verse des Johannesevangleiums sind der Klassiker falscher bzw. dogmatisch gefärbter Auslegung. Dort steht nicht, dass Jesus identisch ist mit Gott, wobei hier die falsche Gleichung aufgestellt wird: Gott = Wort = Jesus. Jesus ist das Sprachrohr Gottes oder wie er so oft sagte: in Vollmacht unterwegs. Bevollmächtigter und Vollmachtgeber sind immer unterschiedliche Personen.
Beste Grüße, Al

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#9 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von Ruth » So 10. Feb 2019, 12:50

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 12:32
Ruth hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 11:49
Um die Bibel zu dem Buch zu machen, das es heute darstellt, wurde von (nicht nur gläubigen) Menschen etliches aussortiert, manches ergänzt. Genau diese kleine Gruppe hat festgelegt, dass es "Wort Gottes" sei. Wo steht denn in der Bibel, dass genau diese Menschen von Gott dazu berufen wurden, die Schriften auf genau diese ausgewählten Schriftstücke festzulegen ?

Eine sehr gute Frage. Es gibt aber einige Bibelbücher, die klar vorab formulieren, dass sie im Auftrag Gottes niedergeschrieben wurden. Allerdings kann man auch das in Frage stellen. Auch ist unklar, ob es nicht noch andere Schriften gibt, die von Gott eingegeben wurden. Man kann hier nur ein Gottvertrauen an den Tag legen, dass dafür "gesorgt wurde", dass die wichtigen Schriften überliefert wurden.

Oder man fixiert seinen Glauben nicht mehr auf das Werkzeug, sondern auf den, der das Werkzeug benutzt: Gott.

Ich denke, eine lange Zeit wurde mehr die Richtigkeit der "Heiligen Schrift" durchleuchtet, diskutiert und zurechtgebogen, um damit die Richtigkeit als "Wort Gottes" zu belegen. Man fixierte sich auf Worte, um etwas festzulegen, was über allen Worten steht.

Dabei gibt und gab es, durch alle Zeitepochen hindurch, Menschen, die den Anspruch erhoben haben, das Wort Gottes vernommen zu haben - und es für allgemeingültig zu erklären. Immer wieder kann man beobachten, dass letztendlich kaum noch Gott, und sein Wort dabei wichtig war. Man war viel zu sehr darauf fixiert, die Worte als die Richtigen zu belegen, indem man nach den Ursprüngen der Worte suchte - anstatt dem, der (angeblich) diese Worte gesprochen hat.

Darum halte ich es für viel wichtiger, nach der Wirkung der Worte zu schauen, als daher, ob sie "richtig" seien. Denn nur so werden die Gedanken weg von den begrenzten Menschen/Worten hin zum grenzenlosen Gott gelenkt. Und damit wird das Herz frei und offen für direkte Impulse von Gott.

Fehlerlos ist dabei ÜBERHAUPT NICHTS, was irgendwie mit Menschen in Berührung kommt. Weder der Ausgangspunkt von Worten, noch das Ergebnis, welches dabei herauskommt. Da hilft nur, an der Quelle zu bleiben, in ständiger Verbindung/Beziehung zu Gott, um sich neu ispirieren zu lassen, direkt aus der Quelle heraus.

Mimi
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#10 Re: Die Bibel = Gottes Wort?

Beitrag von Mimi » So 10. Feb 2019, 13:40

Ruth hat geschrieben:
So 10. Feb 2019, 12:50
Fehlerlos ist dabei ÜBERHAUPT NICHTS, was irgendwie mit Menschen in Berührung kommt. Weder der Ausgangspunkt von Worten, noch das Ergebnis, welches dabei herauskommt. Da hilft nur, an der Quelle zu bleiben, in ständiger Verbindung/Beziehung zu Gott, um sich neu ispirieren zu lassen, direkt aus der Quelle heraus.
Das Wort zum Sonntag! :thumbup:
Genau meine Erfahrung und Ansicht.
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

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