Bevorzugt Gott die Unmündigen?

closs
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#71 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » Di 3. Sep 2013, 07:48

sven23 hat geschrieben:Da will man überhaupt nicht mehr mündig sein.
Im Grunde müssten wir noch mal von vorne anfangen und überprüfen, was im Urtext steht und was in der Übersetzung. - Garantiert steht im Urtext NICHT das, was man in unserem Sprachgebrauch als "unmündig" (im Sinne von unselbstständig) versteht.

Das ist das alte Thema, dass einige von der Bibel als DAS Wort sprechen und andere die Bibel-Texte aus Konnotationen der Jetzt-Zeit interpretieren - sich aber k(aum)einer Gedanken macht, was Sprache überhaupt ist. - Mit anderen Worten: Gott will nicht, dass der Mensch "unmündig" ist im Sinne der heutigen Bedeutung.

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sven23
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#72 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von sven23 » Di 3. Sep 2013, 12:06

closs hat geschrieben: Mit anderen Worten: Gott will nicht, dass der Mensch "unmündig" ist im Sinne der heutigen Bedeutung.

Das ist deine Interpretation, die sich aber durch die Bibel nicht belegen läßt, eher im Gegenteil.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#73 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » Di 3. Sep 2013, 13:59

sven23 hat geschrieben:Das ist deine Interpretation, die sich aber durch die Bibel nicht belegen läßt, eher im Gegenteil.
Wir sind hier voll im Sprachsalat. - Richtig ist, dass dieser Begriff auch unter Christen sehr befremdend interpretiert wird - so weit gehend, dass man den Begriff der "Torheit" als Freibrief für sich nutzt.

Es ist wie so oft eine Katastrophe: Die Agnostiker sprechen zurecht Punkte an, die Christen verwenden dazugehörige Begriffe sehr oft falsch. - Und trotzdem ist es nicht so gemeint. - Und somit steht es nicht 1 zu 1, sondern 0 zu 0. - Ein Leerspiel.

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Magdalena61
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#74 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von Magdalena61 » Do 5. Sep 2013, 00:56

sven23 hat geschrieben:Und mit dem entsprechenden Spiritus wird selbst aus Umündigkeit noch etwas unglaublich Positives. Da will man überhaupt nicht mehr mündig sein. :lol:
:) Ich versuche mal frei zu interpretieren, wie ich das verstehe.

"Unmündige" sind Menschen, die aus irgendwelchen Gründen nicht in die Selbständigkeit entlassen wurden oder werden, beipielsweise Sklaven.
Es sind Menschen, die der herrschenden Schicht untertan zu sein hatten: Dem Kaiser, dem König, den religiösen Führern, ihren Besitzern (Arbeitgebern) etc.

Diese Herrscher kontrollierten nicht nur den Alltag des Volkes, sondern schrieben ihm sogar vor, was es zu denken und zu glauben hatte. Normalerweise ist es richtig, wenn Lehrer, die eine gute Ausbildung genossen hatten, ihre Erkenntnis weitergeben und dem einfachen Landarbeiter mundgerecht "vorkauen", was Sache ist.
Doch wie nicht nur aus der Bibel heraus unschwer zu erkennen ist, regierten, herrschten und lehrten die ursprünglich Beauftragten nicht (alle) im Sinne Gottes. Mt. 20, 25-28

Ei- gent- lich hätten die Professionellen das Volk-- die Unmündigen-- unterweisen sollen. ABER:
Mt. 11,12(Luther): ... von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an sich.
-- Es geht noch einige Zeit weiter mit der Kritik, danach beschreibt Jesus die Reaktion Gottes auf den Hochmut/ den Egoismus/ die Halsstarrigkeit der Mächtigen sowie deren geistliche Blindheit als Folge ihrer Sünde und ihrer unbussfertigen Haltung:
Mt. 11, 25-27 (Luther): Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen.
Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.
Danach diese wunderbaren Worte Jesu an die "Unmündigen", an die Versklavten, an die Knechte derer, die "sagen, sie seien Juden und sind es nicht":
("Leute, vergesst diese studierten Pfeifenköpfe, die verstehen nicht, wovon sie reden; bei denen sind doch Hopfen und Malz verloren. Der Vater hat mich engagiert, ich bin eure neue Anlaufadresse... ich kenne euch, eure Probleme und den Willen Gottes und habe taugliche Lösungen anzubieten....
Ich beute euch nicht aus, ich liebe euch. Ich bin sanfmütig und demütig, vor mir braucht ihr euch nicht zu fürchten, kommt zu mir, kommt alle her, ich helfe euch wirklich und nachhaltig"):
Mt. 11, 28-30 (Luther): Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Hemul
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#75 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von Hemul » Fr 6. Sep 2013, 22:31

Martinus hat geschrieben: Ja er mag die Unmündigen.Das Wort "Unmündige" ist aus der Sicht der damaligen Zeit zu betrachten.
Gott mag die Hochmütigen nicht, sondern die Demütigen. Er verbirgt die Wahrheit vor „Weisen und Intellektuellen“ — Menschen, die sich auf ihre Weisheit und Bildung verlassen und stolz und überheblich daher kommen.

Hi Martinus!
Wie wahr, wie wahr. Nicht umsonst steht in 1.Korinther 1:19-21 folgendes:


19 Ich lasse die Weisheit der Weisen vergehen und die Klugheit der Klugen verschwinden.

20 Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt?

21 Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. :clap:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#76 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von sven23 » Sa 7. Sep 2013, 06:53

Hemul hat geschrieben:
21 Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. :clap:

Also nicht nachdenken, einfach Augen zu und glauben.

Interessant ist auch, daß man die Verkündigung als Torheit bezeichnet.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#77 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » Sa 7. Sep 2013, 08:26

sven23 hat geschrieben:Interessant ist auch, daß man die Verkündigung als Torheit bezeichnet.
Noch interessanter ist, dass dieser Begriff in heutiger Konnotation von vielen Christen als Freibrief genommen wird, (um es einmal ärgerlich direkt zu sagen) es als überlegenes Privileg zu sehen, wenn man doof aus der Wäsche guckt.

So ist aber Christentum nicht gemeint. - Da wurde wieder mal ein sensibler Begriff im eigenen Verständnis veralbert und verroht - der Hinweis von Martinus, dass damit etwas gemeint sei, das die Demut über den Hochmut setzt, kommt der eigentlichen Bedeutung dagegen sehr nahe.

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#78 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von sven23 » Sa 7. Sep 2013, 09:24

closs hat geschrieben:
So ist aber Christentum nicht gemeint. -

Da bin ich mir gar nicht mal so sicher. In den Anfängen des Christentum hatten die Glaubensgründer sicher auch mit sehr viel Kritik und Ablehnung zu schaffen und versuchten ihr Glaubenskonstrukt gegen Kritik von aussen zu immunisieren.
Und Kritik kam sicher nicht von den einfach gestrickten Leichtgläubigen, sondern eher von intellektueller Seite, die man in der Folge immer wieder mit entsprechenden Texten zu diskreditieren versuchte.
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#79 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von closs » Sa 7. Sep 2013, 09:49

sven23 hat geschrieben:Und Kritik kam sicher nicht von den einfach gestrickten Leichtgläubigen
Bei Kant bedeutet "Kritik" so etwas ähnliches wie "Untersuchung". Heute heisst Kritik "Anfechtung" - nix dagegen.

NUR: Anfechtung sollte erfolgen, NACHDEM man etwas verstanden hat. - Heute fungiert Kritik üblicherweise als Statthalter für Nicht-Verstehen. - Da ist ein Paradigmenwechsel fällig.

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sven23
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#80 Re: Bevorzugt Gott die Unmündigen?

Beitrag von sven23 » Sa 7. Sep 2013, 10:08

closs hat geschrieben:
NUR: Anfechtung sollte erfolgen, NACHDEM man etwas verstanden hat. - Heute fungiert Kritik üblicherweise als Statthalter für Nicht-Verstehen. - Da ist ein Paradigmenwechsel fällig.

Vorrausgesetzt, daß es was zu verstehen gibt. ;)
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