KI >> Homo Deus

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closs
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#701 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von closs » Sa 21. Sep 2019, 20:28

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Den Dämon von Descartes hattes du gar nicht (mehr?) auf der Platte.
Ich hatte "genius malignus" auf der Platte und habe das als Synonym verstanden für "übelwollenden Gott resp. Demiurgen" - von der Funktion reden wir alle vom selben.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Wieso ich? DU weichst doch argumentativ von Descartes ab, worauf dich auch Claymore immer wieder hinweist.
Mein Satz bedeutete, dass Du ein anderes Denkgebäude als ich hast in Bezug auf das, was Descartes sagt. - Wie kann man das falsch verstehen. - Und gleich wieder die eigene Hermeneutik-Keule: "ICH verstehe ihn richtig, ALSO verstehst Du ihn falsch". - Das geht mir umgekehrt zwar oft genug genauso, aber immerhin versuche ich mich in die Hermeneutik des Gegenübers hineinzudenken - was nicht immer gelingt.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Hiermit hast du dich von dem bösen Dämon distanziert, weshalb er nicht mehr Teil deiner Version ist.
Nein - ich habe gemeint, was ich gesagt habe: "Ich habe ihn nicht eingeführt <= es ist irrelevant für mich, ob man zum Täuschenden 'übelwollender Gott' oder 'Genius malignus' oder jetzt 'Dämon' sagt> UND ich habe auf das Ergebnis abgehoben, worum es überhaupt geht". - Ob man jetzt "Übel-Gott", "Genius" oder "Dämon" oder "Trump" sagt, ist mir vom Ergebnis her gesehen wurscht - wir haben hier kein Descartes-Seminar, in dem wir jedes einzelne Wort auf die Goldwaage legen und von der Substanz ablenken. - Anders gefragt: Was siehst Du denn in der Substanz anders, als ich in meiner These ausgedrückt habe?

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Bei Descartes ist die Ursache der Täuschung nicht mein cogitans sondern die des übermächtigen cogitans des bösen Dämonen der bestimmt, was mein cogitans wahrnimmt.
Was liest Du denn? - Genau das sage ich doch.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Das IST Fall A in dem ausschließlich die Wahrnehmung sicheres Wissen ist, das ich bin, weil ich denke, dass ich bin und sonst nichts. Jeder weitere Gedanke IST Dämonenshit, weil er sich nur mit Dingen beschäftigen kann, die nicht echt sind, weil sie nicht zu meinem cogitans "authentisch" sind sondern nur zu dem cogitans des bösen Dämon ("authentisch" in deiner Terminologie und im Sinne deines Modells).
Diesen Fall A habe ich noch nie beachtet. - MEIN Fall 1 ist, dass der Mensch wahrnimmt und prinzipiell nicht wissen kann, ob diese Wahrnehmung "echt" ist oder nicht, und deshalb eines Glaubensentscheids pro oer contra bedarf. - Ist das Höchste "böse" (egal, ob man es Hinz, Kunz, Dämon oder Genius nennt), kann Wahrnehmung Täuschung sein (muss nicht mal - denn das Böse könnte auch mal so, mal so beschließen) --- ist das Höchste "gut", ist Wahrnehmung vom Prinzip her echt (wir reden dabei nicht optischen Täuschungen o.ä., sondern prinzipiell. - Das war's eigentlich schon.

Plan 2 wäre (siehe zeitgenössisch), dass man aus der wissenschaftlichen Überprüfung von Wahrnehmung schließt, dass damit diese Frage entschieden sei - was entschieden zu kurz gedacht ist, aber es reicht für den Alltag.

Alle anderen Versionen sind von Euch reingetragen. - Erneut: Wo ist das Problem bei meiner Version 1?

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Du siehst, zu zwingst mich schon wieder auf zwei Baustellen zu agieren, was äußerst unfair ist.
Nein - das sind Eure Baustellen - meine Baustelle ist ausschließlich die eben zitierte.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Ja welche falschen Schlüsse denn konkret?
Bspw. , dass Du aus der Tatsache, dass ich sage "Nur Cogito sum ist eine sichere Aussage" schließt, dass deshalb alles andere Täuschung sei - s.o.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
closs hat geschrieben: ↑
Sa 21. Sep 2019, 17:34
Das ist doch der ganze Grund für dieses Szenario: "Hey Leute, wir sind nicht Münchhausen, deshalb können wir es nicht selber entscheiden. - Was glauben wir jetzt?"

Ein logischer Schnellschuss deinerseits, denn zuerst müssen wir uns erst einmal dem Fall B zuwenden, bevor eine Entscheidung gefällt werden kann.
Was soll denn bei einer derart logisch zwingenden Aussage meinerseits noch rauskommen? - Was meinst Du?

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Das IST der Fall B für sich betrachtet. Hier SIND meine Wahrnehmungen zu MIR "authentisch" oder echt oder nenn' es wie du willst
Nee - das ist eine allgemeine Aussage: "Wahrnehmung kann nicht selber überprüfen, was sie kann und was nicht -> also muss eine Instanz her, über die man es per Res cogitans, hier per 'Glaubensentscheid' klärt".

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Im Fall A erscheint mir meine Wahrnehmung schließlich genau so echt zu sein, wie in Fall B. Insofern hast du damit ja Recht, wenn du sagst, dass ich das nicht unter- bzw entscheiden kann da es in beiden Fällen A und B per definitionem SO IST, WIE ES SCHEINT aber nur im Fall B SO IST, WIE ES IST.
Aber das wissen wir doch nicht - das "wissen" wir erst, nachdem wir das System "Glaube" installiert haben.

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Andreas
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#702 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von Andreas » Sa 21. Sep 2019, 20:49

Diese übergeordnete denkerische Position aus der eine Entscheidung zu treffen möglich wäre, kann per definitionem nicht die des cogitans des böswilligen Dämons sein und auch nicht die des cogitans des gutwilligen Gottes, weil es sonst keine drei cogitans in diesem Gedankenspiel gibt, so wie es zumindest von Descartes vorgegeben ist. In deiner Version ist der Dämon mal da, wenn du dich auf Descartes beziehst und mal nicht da, wenn es dir um dein Modell geht. Es könnte sich dabei nur um das cogitans von Descartes, oder closs, bzw. ihrer Leser handeln, die das Ganze Gedankenspiel irgendwie von außen betrachten. Stellt sich natürlich die Frage, wo verdammt noch mal "Außen" sein soll. Gibt es überhaupt eine andere Position, eine andere Situation, einen Fall C von dem aus Descartes, closs und alle anderen argumentieren und gegebenenfalls eine Entscheidung dieses Dilemmas treffen können? Die Lösung eines Dilemmas ist standardmäßig die dritte, vierte oder fünfte usw. Möglichkeit, die in jedem Dilemma immer unterschlagen werden, weshalb die beste Lösung immer ist, aus den vorgesetzten bzw. suggerierten Denkbarrieren auszubrechen: "Raus aus dem Dilemma!" Aber wohin? Und wie nennen wir das Kind? Merkst schon was?

Also schauen wir uns mal an, was in dem Gedankenspiel als Suggorate identifiziert werden kann. Da fallen mir sofort zwei Dinge ins Auge: der böse Dämon und Gott, denn beide entziehen sich meiner Wahrnehmung, sind bestenfalls jeweils tausenfach unterschiedliche Offenbarungsgrößen. Insofern kann niemand per Wahrnehmung etwas wissen, weil, wie oft zu hören war: "Nicht falsifizierbar! Hurra! Gott sei Dank, grade noch mal ins Untentschieden gerettet. Uff das war knapp." Nach dem Motto: Lieber Gott der Täuschung des bösen Dämons preisgeben, als der Wissenschaft das Wissen zu lassen - und schnell einen Boxenstop in meiner bloß nicht der Philosophie des 21. Jahrhunderts einlegen.

Fazit: den Dämon und Gott kann man schon mal aus der Nummer rausnehmen, weil sie sich gegenseitig aufheben - zumindest nach Descartes, was ihre Mächtigkeit und Quelle der Wahrheit angeht. Blieben noch die Kriterien böse und gut zu erwähnen, aber auch die heben sich gegenseitig auf, weil: wer zahlt schafft an, und irgendwo hörte ich sagen, dass Sünde bzw. böse ist, was sich nicht an der Quelle der Wahrheit orientiert - auch wenn man nie wissen kann, ob man sich jetzt von ihr weg- oder zu ihr hinbewegt, weshalb das ja kein Kriterium sein kann. Bei Descartes ist das in Fall A der Dämon und in Fall B Gott, bei dir immer nur Gott - und die Lücke bleibt daher, woher denn dann die Täuschung kommt. Obwohls die eigentlich in deinem Modell gar nicht braucht, weil man eh nie weiß ob man sich der Quelle der Wahrheit nun nähert oder sich von ihr entfernt, ob man zu ihr "authentisch" ist oder nicht. Man irrt also eh immer nur irgendwie, irgendwo durch die Pampa.

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#703 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von Thaddaeus » Sa 21. Sep 2019, 21:49

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 17:33
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 14:52
AlTheKingBundy hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 11:12
Vielleicht ist Qualia ja auch nichts besonderes oder sie existiert gar nicht, so wie es sich die meisten Menschen vorstellen.
Dazu findet sich in dem Buch des deutschen Philosophen Ansgar Beckermann Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes, die exakt passende Antwort. Als analytischer Philosoph ist Beckermann weit davon entfernt, irgendeiner Art von Esoterik verdächtig zu sein:
Und wenn jemand sagt, er wisse trotzdem nicht, worin der qualitative Charakter etwa eines Geschmacksurteils bestehe, können wir diesem Unverständnis so begegnen: Wir geben ihm einen Schluck Wein zu trinken, lassen ihn danach ein Pfefferminzbonbon lutschen und geben ihm dann noch einen Schluck desselben Weins mit der Bemerkung: Das, was sich jetzt geändert hat, das ist der qualitative Charakter deines Geschmacksurteils.
(Ansgar Beckermann: Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes, 3. Aufl., S.409.)
Und was hat das mit dem Thema zu tun?
Das hat mit dem Thema zu tun, dass es auf den ignoranten Einwand, man wisse nicht, worum es sich bei Qualia eigentlich handeln würde und die Frage wäre, ob sie überhaupt existieren, eine direkte empirische Widerlegung gibt.

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Andreas
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#704 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von Andreas » Sa 21. Sep 2019, 22:01

closs hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 20:28
Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Ja welche falschen Schlüsse denn konkret?
Bspw. , dass Du aus der Tatsache, dass ich sage "Nur Cogito sum ist eine sichere Aussage" schließt, dass deshalb alles andere Täuschung sei - s.o.
Dass alles, die ganze Realität eine Täuschung sein könnte, war von Anfang an Teil deines Modells, lange bevor du von dem cartesischen Dämon eine Ahnung hattest.

closs hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 20:28
Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 18:59
Den Dämon von Descartes hattes du gar nicht (mehr?) auf der Platte.
Ich hatte "genius malignus" auf der Platte und habe das als Synonym verstanden für "übelwollenden Gott resp. Demiurgen" - von der Funktion reden wir alle vom selben.
Nee, nee. Dass du vom cartesischen Dämon nichts wusstest, fiel mir auf, als immer wenn ich ihn ansprach, du ihn als meinen Dämon paraphrasiert hast und so mir in die Schuhe schobst.
closs hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:43
Andreas hat geschrieben:
Mi 17. Apr 2019, 00:11
Auch auf den Hinweis, dass du bei diesem Dämon Schutz suchst, bist du inhaltlich nicht eingegangen
Wie soll ich das können, wenn mit Dein Dämonen-Ansatz vollkommen fremd ist?
Erst seitdem ich dich mit einem Descarteszitat am 17 April dieses Jahres das erste mal darüber aufklärte, dass das nicht MEIN Dämon sondern der von Descartes ist, thematisieren wir ihn überhaupt bei dieser Thematik. Deine Antwort auf mein Descarteszitat war übrigens sehr bezeichnend: "Also daher kommt Dein Dämon." Dein großgeschrieben! :lol:

Davor gab es von dir all die Jahre niemals einen Dämon, in welcher Formulierung auch immer in deinem Modell, als verantwortlichen dafür, dass alles sprich die Realität nur Vorstellung, Einbildung sein könnte. Hunderte Beispiele von dir in der gleichen dämonenlosen und ebenso descarteslosen Strickart ließen sich zitieren. Diese Sätze quellen den Leuten hier schon aus den Ohren und jeder kann dir das bestätigen. Hier ein Beispiel aus dem Jahr 2014.
closs hat geschrieben:
Mo 21. Apr 2014, 16:04
sven23 hat geschrieben: Wenn dir jemand mit einer naturalistischen Axt den Schädel spaltet, hast du nicht mal Zeit, darüber nachzudenken, ob die Axt jetzt nur in deiner Vorstellung existieren würde.
Unglaublich, wie tief das steckt.

Niemand kann unterscheiden, ob die Axt, die seinen Schädel spaltet, eine naturalistisch-reale oder eine sonstwas-reale ist - in beiden Fällen tut's genauso weh und man stirbt genauso. - Und in beiden Fällen gibt es danach eine Wiederauferstehung oder nicht.

Nochmal: Wenn Du Dir heute Abend bei einem Gläschen Wein einen Nagel in den Fuß schlägst, tut es weh, Du gehst zum Arzt, die Krankenkasse muss blechen, etc. - Ob das, was da alles passiert, Realität im Sinne des Naturalismus ist oder Realität im Sinne dessen ist, was Du "Einbildung" nennst, ist für Dich unentscheidbar. - Auch Arzt und Krankenkassen und Nachbarn sind entweder eigene Wesen oder Teil Deiner "Einbildung" - es ist für Dich nicht entscheidbar. - Und ob es einen Closs oder einen Andreas oder einen Pluto mit all ihren schlauen Sprüchen als eigene Wesen gibt oder ob sie Teil Deiner "Einbildung" sind - es ist für Dich nicht entscheidbar. - ES SEI DENN: Per Setzung.

Was glaubst Du, wie lange ich zu meiner Definition von Realität gebraucht habe, bis sie gesessen hat? Lange. - Deshalb nochmal: Realität ist das, was unabhängig von unserer Wahrnehmung der Fall ist.
Dein Modell war von Anfang an dämonenlos. Warum, das habe ich am Schluss meines letzten Beitrages aufgezeigt. In deinem Modell der Realität überflüssig, weil du in deinem Modell das Böse in Bezug auf Gott definierst. Mein Schluss, den du als fehlerhaft und meiner Hermeneutik geschuldet ansiehst, ist nicht falsch, weil er ganz deiner Hermeneutik deines Modells geschuldet ist und aus deiner Feder stammt.

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#705 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von closs » Sa 21. Sep 2019, 22:57

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 22:01
Dass alles, die ganze Realität eine Täuschung sein könnte, war von Anfang an Teil deines Modells, lange bevor du von dem cartesischen Dämon eine Ahnung hattest.
1) Richtig - "KÖNNTE", aber nicht "IST".
2) Der Dämon interessiert nicht - bei uns lief dieses Phänomen unter "Gott ist nicht gut, sondern böse" (das ist es ja letztlich) oder "Genius malignus". - Den Begriff "Dämon" haben wir nicht verwendet. - Aber wie gesagt: Irrelevant.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 22:01
Nee, nee. Dass du vom cartesischen Dämon nichts wusstest, fiel mir auf, als immer wenn ich ihn ansprach, du ihn als meinen Dämon paraphrasiert hast und so mir in die Schuhe schobst.
Ja - weil er bei uns nicht vorkam - s.o. --- Wir haben allgemein auf den Plot hingearbeitet: "Was wäre, wenn das Böse das Höchste wäre?" - Genau das ist der Ansatz von Descartes - dass man sich im Deutschen dafür auf "Dämon" geeinigt hat, wusste ich nicht.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 22:01
Deine Antwort auf mein Descarteszitat war übrigens sehr bezeichnend: "Also daher kommt Dein Dämon." Dein großgeschrieben!
Ja - s.o.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 22:01
Davor gab es von dir all die Jahre niemals einen Dämon, in welcher Formulierung auch immer in deinem Modell, als verantwortlichen dafür
Richtig - ich habe mit dem Ergebnis gearbeitet: "DAS BÖSE". ---- Ob man den Übermittler davon Dämon nennt oder anders, ist zweitrangig.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 22:01
Dein Modell war von Anfang an dämonenlos.
Ja - weil es um das Phänomen an sich geht - es war bis zu Deiner oder Claymores Einführung des Dämons völlig irrelevant, darüber zu reden. - Du kommst mir vor, als müsste man drüber streiten, ob der Briefträger Hinz oder Kunz heißt.

Was ist denn substantiell anders, wenn man "übelwollender Gott" durch "Dämon" ersetzt?

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Andreas
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#706 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von Andreas » Sa 21. Sep 2019, 23:20

closs hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 17:34
Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 13:08
Fall A ist eine nicht nur intellektuelle sondern auch eine unmenschliche weil emotionale, spirituelle und ethisch-moralische Sackgasse, denn man verliert seine Empathie anderen Menschen gegenüber, weil das dann ja alles nur Zombies wären.
Klar - aber so wäre es halt, wenn Gott "böse" wäre.
Nix "wäre". Bei Descartes IST es so, bekommt doch der Dämon gleich am Anfang die Attribute "höchstmächtig" und "Quelle der Wahrheit", die sonst üblicherweise Gott hat. Gott lässt er nur die "Allgüte".

closs hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 17:34
Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 13:08
Ist es ein Gewinn, sein Selbstvertrauen in ein Ichvertrauen einzutauschen, oder den Rest seines Lebens mit dem einzig sicheren Gedanken "Ich denke, also bin ich" zu verbringen?
Ist es nicht - aber wer käme auf sowas außer einem "bösen" Gott.
Na Descartes und du in deinem Modell, denn hier wie dort kann der Mensch nichts wissen außer: "Ich denke, also bin ich." Alles andere ist bei Descartes Täuschung des Dämons, und bei dir von Anfang an die nur Vorgestellte oder Eingebildete Realität, für die du so lange gebraucht hast, um sie auszuarbeiten. Siehe oben.

closs hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 17:34
Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 13:08
Fall B bietet eine Fülle von Informationen und Kriterien: "Ich"

Die sonstigen Wahrnehmungen haben sich insofern verbessert, dass sie echte Informationen und Kriterien liefern, obwohl Täuschungen nicht gänzlich ausgeschlossen sind. Zudem ist der Mensch nicht mehr von Zombies umgeben sondern von echten Menschen die er lieben und von denen er geliebt werden kann.
Klar - das ist halt dann so, wenn Gott "gut" ist - was ja Descartes nie persönlich bezweifelt. -.
Auch im Fall A ist Gott gut. Der Descartes IM Fall A kann das aber nicht wissen, weil er nur weiß dass er ist, weil er cogito denkt. Sonst weiß er gar nichts.

Der Descartes des Falles A ist aber nicht derselbe Descartes der das Gedankenspiel aus einer übergeordneten Perspektive des Falles C aufschreibt. Dieser Descartes WEISS, dass im Fall A der Dämon IST, WEISS, dass dieser böse IST, WEISS, dass er die göttlichen Attribute "höchstmächtig" und "Quelle der Wahrheit" HAT, und WEISS, dass Gott nur die "Allgüte" geblieben IST, weil dieser Descartes selbst die Quelle der Wahrheit des Falles A IST und über den Fall A die höchstmögliche Macht HAT. Dieser Descartes ist FREI vom täuschenden Einfluss des Dämons, mächtiger als der Dämon und auch als Gott, mit dessen göttlichen Attributen er hantieren kann, wie mit Murmeln. DAS sind substanzielle Unterschiede. Dämmert's langsam? Wir hatten diesen Punkt in ähnlicher Form einmal als es um Hiob ging. Vielleicht erinnerst du dich noch daran. Stichwort: "Wer weiß was, und wer weiß was nicht?" Hiob weiß nichts von dem Deal zwischen Gott und Satan, aber Autor und Leser wissen es.

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#707 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von closs » So 22. Sep 2019, 00:03

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 23:20
Bei Descartes IST es so, bekommt doch der Dämon gleich am Anfang die Attribute "höchstmächtig" und "Quelle der Wahrheit", die sonst üblicherweise Gott hat. Gott lässt er nur die "Allgüte".
Aber de facto läuft es darauf hinaus, dass das Höchste böse ist - es gibt also sozusagen einen "bösen Gott" über dem "guten Gott". - Der Entscheider ist als das Böse.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 23:20
Na Descartes und du in deinem Modell, denn hier wie dort kann der Mensch nichts wissen außer: "Ich denke, also bin ich." Alles andere ist bei Descartes Täuschung des Dämons
Das Höchste könnte als Böses alles andere als das "Cogito" zur Täuschung machen - ob er es macht, wissen wir ebenfalls nicht. - Aber Descartes macht dieses Beispiel doch nicht, um einen Vortrag zu halten, dass alles außer Cogito Täuschung IST, sondern um zu zeigen, dass es nicht in unserer Hand ist zu wissen, ob unsere Wahrnehmung "Einbildung" oder "echt" ist. - Selbst schließt er diesen Fall glaubensmäßig zu jedem Zeitpunkt aus - er will nur projezieren, wie sehr alles von Gott abhängt - auch die Grundlagen der Wissenschaft: "Ist das Höchste gut oder böse?".

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 23:20
Dieser Descartes WEISS, dass im Fall A der Dämon IST, WEISS, dass dieser böse IST, WEISS, dass er die göttlichen Attribute "höchstmächtig" und "Quelle der Wahrheit" HAT, und WEISS, dass Gott nur die "Allgüte" geblieben IST, weil dieser Descartes selbst die Quelle der Wahrheit des Falles A IST und über den Fall A die höchstmögliche Macht HAT. Dieser Descartes ist FREI vom täuschenden Einfluss des Dämons, mächtiger als der Dämon und auch als Gott, mit dessen göttlichen Attributen er hantieren kann, wie mit Murmeln. DAS sind substanzielle Unterschiede. Dämmert's langsam?
Nee. - Descartes wird doch nicht dadurch mächtig, dass er bewusst ein selber ungeglaubtes Szenario präsentiert, um etwas zu demonstrieren. - Meinst Du, dass Descartes sich zu einer solchen mächtigen Rolle als Mensch ernsthaft aufschwingt - als würde er glauben, es wäre in seiner Macht?

Irgendwie dämmert mir immer noch vage, wo Du hin willst - auf diese Idee wäre ich nicht einmal im Traum verfallen.

Andreas hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 23:20
Vielleicht erinnerst du dich noch daran. Stichwort: "Wer weiß was, und wer weiß was nicht?" Hiob weiß nichts von dem Deal zwischen Gott und Satan, aber Autor und Leser wissen es.
Ja - ich erinnere mich vage, dass ich mich auch damals gewundert habe, was das mit der eigentlichen Substanz zu tun haben könnte.

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#708 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von Andreas » So 22. Sep 2019, 00:30

Nee, das ist doch alles Quatsch. Damals ging es um was anderes. Hab die Sache mit Hiob gefunden.

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#709 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von AlTheKingBundy » So 22. Sep 2019, 10:31

Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 21:49
Das hat mit dem Thema zu tun, dass es auf den ignoranten Einwand, man wisse nicht, worum es sich bei Qualia eigentlich handeln würde und die Frage wäre, ob sie überhaupt existieren, eine direkte empirische Widerlegung gibt.

Ähm, das nennst Du eine empirische Widerlegung? Ohweh...
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

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#710 Re: KI >> Homo Deus

Beitrag von Thaddaeus » So 22. Sep 2019, 10:53

AlTheKingBundy hat geschrieben:
So 22. Sep 2019, 10:31
Thaddaeus hat geschrieben:
Sa 21. Sep 2019, 21:49
Das hat mit dem Thema zu tun, dass es auf den ignoranten Einwand, man wisse nicht, worum es sich bei Qualia eigentlich handeln würde und die Frage wäre, ob sie überhaupt existieren, eine direkte empirische Widerlegung gibt.
Ähm, das nennst Du eine empirische Widerlegung? Ohweh...
Ähm, ja.
Und nur zur Erinnerung: Empirie komt von gr. ἐμπειρία (empeiría) und bedeutet Erfahrung bzw. Wissen aus Erfahrung.

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