Kasten(un)wesen.

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
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Demian
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#21 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von Demian » Sa 26. Jul 2014, 22:36

Das Kastensystem hat das gleiche Problem, wie alle sozialen und religiösen Ordnungen: die Idee mag gut sein, aber die Umsetzung ist es meistens nicht. Im Prinzip war die Idee, dass alle Menschen ihren Fähigkeiten, Neigungen und Begabungen entsprechend gefördert werden, um dem Allgemeinwohl am Besten zu dienen. Selbst in unsrer Zeit sind wir noch weit davon entfernt, und wir haben heute ganz andere Möglichkeiten.

Wohin hättest du ihn denn gerne verschoben, ins Nirwana? :lol:

Du bist nahe dran. :) Der Buddhismus war eine Reformbewegung gegen die bestehende Religion des Brahmanismus und das repressive Kastensysten. Ähnlich setzte sich die Botschaft und das Wirken Jesu vom jerusalemer Tempelkult ab, beide haben eine neue Form von Gemeinschaft, ein neues Weltbild und eine geistig-soziale Bewegung in Gang gesetzt, die in viele Kulturen ausstrahlte und sich bis heute fortsetzt.

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sven23
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#22 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von sven23 » So 27. Jul 2014, 08:14

Demian hat geschrieben:Das Kastensystem hat das gleiche Problem, wie alle sozialen und religiösen Ordnungen: die Idee mag gut sein, aber die Umsetzung ist es meistens nicht.

Nein, auch die Idee, einen großen Teil der Bevölkerung von sozialen Aufstiegschancen auszuschließen, kann nicht gut geheißen werden, weder in Theorie noch in der Praxis.



Demian hat geschrieben: Du bist nahe dran. :) Der Buddhismus war eine Reformbewegung gegen die bestehende Religion des Brahmanismus und das repressive Kastensysten. .

Leider ist das Kastenunwesen bis heute Alltagsrealität und die Religion trägt eine gehörige Portion Mitverantwortung.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

2Lena
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#23 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von 2Lena » So 27. Jul 2014, 10:06

Demian: Der Buddhismus war eine Reformbewegung gegen die bestehende Religion des Brahmanismus und das repressive Kastensystem.
Deine Auskunft ist SEHR interessant.

Bitte schreib mehr darüber.
Wenn möglich, mit ein paar Literaturhinweisen
und "Jahreszahlen".
Mir helfen die ganz gut zur historischen Einordnung.

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Janina
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#24 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von Janina » Do 31. Jul 2014, 12:39

sven23 hat geschrieben:Nicht nur das Christentum hat, gestützt auf die Bibel, Sklaverei und Knechtschaft gerechtfertigt. Auch die drittgrößte Religion der Welt, der Hinduismus, hat ein System hervorgebracht, das als Kastenwesen bekannt ist. Obwohl es offiziell abgeschafft ist, bestimm es nach wie vor den Alltag der Menschen.

Besonders die unteren Kasten leiden unter Unterdrückung und Ausbeutung und haben kaum eine Chance des Aufstiegs.
Und? Ist das bei uns anders?
Wer einmal in Harz4 sitzt, kriegt keine anständige Arbeit mehr, ganze Dynastien sind inzwischen in der Harz4-Falle gefangen. Kein Job, keine Qualifikation, keine Aussicht, keine Motivation, kein Job...
Wenigstens gibt es damit jemanden, der Zeit genug hat, die Kinder aufzuziehen, die wir als Bildungsbürger nicht mehr kriegen. :devil:

Wie fest die Kastengrenzen zementiert sind, kann ja jeder mal ausprobieren, der als Harzler die Tochter eines Arztehepaares heiraten möchte.

Pluto
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#25 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von Pluto » Do 31. Jul 2014, 16:01

Janina hat geschrieben:Und? Ist das bei uns anders?
Nein.
Janina hat geschrieben:Wer einmal in Harz4 sitzt, kriegt keine anständige Arbeit mehr, ganze Dynastien sind inzwischen in der Harz4-Falle gefangen. Kein Job, keine Qualifikation, keine Aussicht, keine Motivation, kein Job...
Am anderen Ende gibt es den gläsernen Boden, durch den man nicht fallen kann.
Kennst du Jemand der nur einen Aufsichstratsposten inne hat?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#26 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von JackSparrow » Do 31. Jul 2014, 23:20

sven23 hat geschrieben:Daß sich niemand mehr ausbeuten lassen muß wäre doch ein erstrebenswerter Ansatz.
Wer nichts besitzt außer seiner Arbeitskraft, hat keine andere Wahl als sich ausbeuten zu lassen.

Und wer nichts besitzt außer einer großen Firma mit vielen Produktionsmitteln, hat auch keine andere Wahl, als anderer Leute Arbeitskraft auszubeuten.

Früher überlebten die Menschen, indem jede Sippe auf ihrem eigenen Territorium nach Nahrung suchte. Aber der Zug ist schon lange abgefahren.

Salome23
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#27 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von Salome23 » Fr 1. Aug 2014, 00:05

Janina hat geschrieben: Wer einmal in Harz4 sitzt, kriegt keine anständige Arbeit mehr,....
Was bitte ist deiner Ansicht nach eine anständige Arbeit?
Ich war aus familieren Gründen 17 Jahre daheim, war(ungewollt) Sozialhilfeempfängerin, machte eine Pflegeausbildung/Umschulung(welche teilweise vom Arbeitsamt, teilweise vom Arbeitgeber finanziert wurde) und habe nun eine anständige Arbeit. ;)

closs
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#28 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von closs » Fr 1. Aug 2014, 00:16

Salome23 hat geschrieben:Was bitte ist deiner Ansicht nach eine anständige Arbeit?
Da ist in unserer Gesellschaft viel im Argen.

Einerseits wird dumm von einer "Leistungsgesellschaft" gequatscht, gleichzeitig ist mehr als offensichtlich, dass Leistung und Geld NICHT adäquat verbunden sind. - Unser Prof. Sinn, der wahrlich kein Linker ist, hat hierzu treffenderweise gesagt: "Wir sind keine Leistungsgesellschaft, sondern eine Marktgesellschaft". - Genau so ist es.

Das heisst: Wenn ein zahlungskräftiger Markt besteht, dass man in der Nase pobelt, kann man viel Geld damit verdienen, wenn man sich als Nasen-Pobler einstellen lässt. Und wenn nur wenige dieses Job-Angebot annehmen wollen, steigt der Preis - dann bekommt man halt im günstigen Fall 250.000 Euro im Jahr fürs Nase-Pobeln. Mit Leistung hat das aber nichts zu tun - denn eigentlich kann es jeder ohne Ausbildung.

Umgekehrt besteht kein zahlungskräftiger Markt, wenn man als Mutter spätere Steuerzahler aufzieht. - Diese volkswirtschaftliche Leistung mit oft 14-Stunden-Tag wird nicht honoriert - und gleichzeitig wird trotzdem frech behauptet, wir seien eine Leistungsgesellschaft.

Wahrscheinlich ist unserer Gesellschaft überhaupt noch nicht bewusst, welch verkommene Strukturen sie in sich trägt.

Pluto
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#29 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von Pluto » Fr 1. Aug 2014, 00:40

closs hat geschrieben:Einerseits wird dumm von einer "Leistungsgesellschaft" gequatscht, gleichzeitig ist mehr als offensichtlich, dass Leistung und Geld NICHT adäquat verbunden sind. - Unser Prof. Sinn, der wahrlich kein Linker ist, hat hierzu treffenderweise gesagt: "Wir sind keine Leistungsgesellschaft, sondern eine Marktgesellschaft". - Genau so ist es.
Leistung und Markt sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen sich immer.
Das bedeutet, der Bäcker backt das Brot, aber er muss es auch verkaufen können, sonst ist seine Leistung "für die Katz".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#30 Re: Kasten(un)wesen.

Beitrag von closs » Fr 1. Aug 2014, 00:53

Pluto hat geschrieben:Leistung und Markt sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen sich immer.
Im braven Normalfall ist das tatsächlich so. - Aber es gibt inzwischen so viele Ausnahmen, dass der Normalfall nicht mehr normierend ist.

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