Der orgiastische Tod

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Demian
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#1 Der orgiastische Tod

Beitrag von Demian » So 15. Dez 2013, 21:44

Parallelen zwischen Orgasmuserleben und Todesvorstellungen

"Vorstellungen zu Tod oder Sterben und zum Orgasmus weisen Ähnlichkeiten auf. Nicht selten werden sie weltanschaulich oder künstlerisch miteinander in Zusammenhang gebracht. Die französische Umschreibung für den Orgasmus La petite mort, „der kleine Tod“, spiegelt die Assoziation Orgasmus und Tod sprachlich wider. Derartige Entsprechungen finden sich in philosophischen und religiösen Zusammenhängen, in der Malerei sowie in der Dichtkunst und in der Literatur, siehe auch Kapitel Auszüge aus Roman und Dichtung.

Nach Schriften des tibetischen Buddhismus durchläuft der Mensch im Orgasmus dieselben Bewusstseinsphasen wie während des Sterbens. Die im Tantra-Yoga gelehrten Konzentrationstechniken basieren auf der Vorstellung von „acht Phasen der Auflösung“, die während des Orgasmus in kurzer Abfolge durchlaufen werden. Dabei geht es im Wesentlichen um die Übung, sich von dem euphorischen Erleben nicht überwältigen zu lassen, sondern bewusst zu bleiben und so das Orgasmuserleben teilweise zu steuern. Nach tantrischer Auffassung wird dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöht, während des Sterbeprozesses ebenso bewusst bleiben zu können und sich der Befreiung vom stofflichen Körper einverständig hinzugeben. Im „Hevajra-Tantra“ wird der Orgasmus als mahâsukha (etwa: höchste Glückseligkeit) bezeichnet und mit der Erleuchtung und dem Eingang ins Nirwana identifiziert. Parallel dazu ist im tibetischen Buddhismus von mahâsukha-kâya, dem „Körper höchster Glückseligkeit“, die Rede, der noch bedeutender sei als dharmakâya, der „Körper der wahren Wirklichkeit“. Manche tibetischen und indischen Tantralehren gehen so weit, den Orgasmus als Möglichkeit zu außerkörperlichen Erfahrungen anzusehen.

Einige Forscher sehen in den neurobiologischen Vorgängen beim Orgasmus Parallelen zu Nahtoderfahrungen, dem Beinahe-Sterben, von dem viele Menschen ähnliche Erfahrungen berichteten, etwa sie seien auf der Schwelle zum Tod für einen kurzen Moment „aus ihrem Körper getreten“ und haben das als eindrucksvolle Glückserfahrung erlebt.
" Quelle

Hieronymus Bosch: Der Flug zum Himmel

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closs
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#2 Re: Der orgiastische Tod

Beitrag von closs » So 15. Dez 2013, 23:00

Nur als Anmerkung: Im Französischen sagt man zu Orgasmus "Petit Mort" - Kleiner Tod.

2Lena
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#3 Re: Der orgiastische Tod

Beitrag von 2Lena » Mo 16. Dez 2013, 08:15

Eine Geschichte, die in Frankreich erzählt wurde
Ein paar junge Negerlein sitzen seit Tagen vor einer Kirche.
Zuerst beachtet sie niemand.
Schließlich fragt einer, warum sie den Aussichtspunkt nie verlassen:
"Wir warten, dass unsere Seelen nachkommen!"

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Demian
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#4 Re: Der orgiastische Tod

Beitrag von Demian » Mo 16. Dez 2013, 17:27

2Lena hat geschrieben:Eine Geschichte, die in Frankreich erzählt wurde[...]

Willst du uns das erklären ... sind Neger so? :roll:

2Lena
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#5 Re: Der orgiastische Tod

Beitrag von 2Lena » Mo 16. Dez 2013, 19:39

Demian hat geschrieben:Willst du uns das erklären ... sind Neger so?
Sie haben viel Gefühl für die Seele und gute Beobachtungen.
Die Geschichte war nicht echt, sondern ein Vergleich.
Jemand auf Reisen braucht oft lange, um sich an einen Ort zu gewöhnen. Viele schwere Ereignisse lassen die Seele nicht nachkommen. Manchesmal ist sie mit ihren Träumen voraus.

Das aus dem Körper kommen als etwas Tolles darzustellen finde ich gar nicht gut.
Solche Ereignisse sind sehr - sagen wir mal - sehr nervenaufreibend.

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Demian
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#6 Re: Der orgiastische Tod

Beitrag von Demian » Mo 16. Dez 2013, 20:34

2Lena hat geschrieben: Das aus dem Körper kommen als etwas Tolles darzustellen finde ich gar nicht gut.
Solche Ereignisse sind sehr - sagen wir mal - sehr nervenaufreibend.

In meinen Augen ... ist der Tod, wie die Geburt, eine ganz natürliche Sache ... besonders nervenaufreibend kann ein langwieriger Sterbeprozess sein - da bin ich für ein Menschenrecht auf freiwillige Sterbehilfe – frei nach Rilke: jeder Mensch hat ein Recht auf seinen eigenen Tod. Schwierig kann das Sterben wohl werden, wenn man sich an das Leben klammert. Psychologisch gesehen stirbt das Ego - und das möchte unbedingt am Leben bleiben.

"O Herr, gib jedem seinen eignen Tod.
Das Sterben, das aus jenem Leben geht,
darin er Liebe hatte, Sinn und Not.

Denn wir sind nur die Schale und das Blatt.
Der große Tod, den jeder in sich hat,
das ist die Frucht, um die sich alles dreht. ...

Denn dieses macht das Sterben fremd und schwer,
daß es nicht unser Tod ist; einer der
uns endlich nimmt, nur weil wir keinen reifen.
Drum geht ein Sturm, uns alle abzustreifen.
"

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