Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

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Demian
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#161 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von Demian » Mi 22. Jan 2014, 14:03

Salome23 hat geschrieben:Ausser es betrifft dich selber und du angegriffen wirst -dann siehts wohl anders aus ..
Ich mein, es gibt ja verschiedenste Arten von Kriegsführung-wobei man die nicht unbedingt als Krieg -sondern auch als Streit benennen könnte- jedenfalls gehts um Auseinandersetzungen (Konflikte)[...]Alle Menschen-dich inbegriffen?

Verteidigung und Selbstschutz ist immer erlaubt. Kämpfen ist immer erlaubt. Kämpfen ist etwas ganz Anderes, als Krieg. Zum Beispiel kämpfe ich FÜR den Frieden - nicht gegen den Krieg, das ist ein großer Unterschied - und das beginnt bei mir selbst: in meinem Bewusstsein bin ich entweder im Frieden oder nicht. Jeder geht seinen Weg und lernt auf diesem Weg. Heutzutage gibt es noch viele Menschen, die Krieg für eine echte Option halten. Ich bin so sehr mit mir im Frieden, dass ich selbst mit dem Krieg im Frieden bin. Verstehst du, was ich meine? Das ist kein Problem für mich. Es ist erst ein Problem, wenn ich eines daraus mache.


Aber sicher doch 8-) - und immer schön locker am Hocker-alles klar, ist ja nur ein Spiel :roll:

Es ist ein Spiel, auch wenn manche das Leben mit tödlichem und atemlosen Ernst betrachten, dann bleibt es ein Spiel. Das ist Teil des Spiels. Meine Geburt, mein Lebensweg und mein Sterben sind Teil des Spiels. Wenn ich aber sinnerfüllt Leben möchte, dann ist es wichtig mit mir in Frieden zu kommen. Mit allem, was ist, in Frieden zu kommen. Erst dann kann ich wirklich das ganze Leben ausschöpfen und wirklich LEICHT dabei sein. Das ist die Gnade.
Zuletzt geändert von Demian am Mi 22. Jan 2014, 15:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Demian
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#162 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von Demian » Mi 22. Jan 2014, 14:39

Salome23 hat geschrieben: Warum geht es ins Zimmer? Weil es im Prinzip nach einem angenehmen Gefühl(Ruhe) sucht und das unangenehme vermeiden will- sonst wäre es ja bei den streitenden Eltern geblieben...

Wenn man in einem Konflikt involviert ist, dann kann sich ein Mensch häufig viel besser auf seine Gefühle einlassen, wenn man mit sich alleine ist und in sich geht. Dabei gibt es eigentlich drei Schritte, in meinen Augen: die Gefühle erst mal anzuschauen und zuzulassen. Sie zu spüren. Zweitens sie anzunehmen und zu bejahen. Drittens sie los zu lassen. Das ist im Grunde das, was man in der Meditation erlernt – und das tut man auch im Grunde in jeder Verhaltenstherapie, in jedem guten Gespräch, wenn man Musik hört oder sich mit Kunst beschäftigt. Eigentlich geht es nur darum alle Gefühle sein und alles an seinen Platz fallen zu lassen, wo es am Besten wirken kann. Dieses Handeln im Nichthandeln, wie es das „Wu-Wei“ beschreibt.


Anderes Beispiel: Du bist in einer Beziehung oder Ehe und diese ist auf Grund von "xxx" nicht mehr tragbar und somit löst du die Beziehung auf, weil sich ständig negative Gefühle (in der Beziehung) bei dir einstellten du aber positive Gefühle bevorzugst, die sich durch wieder einkehrende innerliche Ruhe bemerkbar machen […] Und nun sagst du, man soll sich diesen Schmerz(Unbehagen) anschauen und bewusst spüren?
Trotzdem in der Beziehung bleiben?

Weshalb hat man denn eine Beziehung? Ich würde sagen, weil es eine Resonanz zwischen Menschen gibt. Solange es diese Resonanz gibt, lebt man zusammen. Das ist keine Entscheidung des Verstandes, ich kann keine Resonanz erzeugen. Sie ist einfach da. Führt zu einer Anziehung oder nicht. Zu einer solchen Resonanz gehören bis zu einem gewissen Grad auch die Fähigkeit negative Gefühle schöpferisch in etwas Gutes zu verwandeln. Das ist einfach Teil einer Verbundenheit. Das kann im Grunde immer weiter gehen. In gewissem Sinne, wenn man eine spirituelle Perspektive einnimmt, sogar über das persönliche Leben hinaus.

Wenn man bei negativen Gefühlen einfach die Beziehung wechselt, dann hatte man eigentlich gar keine wirkliche Verbundenheit. Denn in jeder Beziehung gibt es irgendwann negative Gefühle, auch wenn man lieber positive hätte. Man drückt einander gewissermaßen die Knöpfe und das ist gut so. Für mich ist dahingehend entscheidend ob es eine Resonanz gibt und Wachstum möglich ist. Das gehört zur Tiefe einer Beziehung dazu. Die Ehe ist aber wieder ein Thema für sich.

Denk an deine Worte und nimm sie dir zu Herzen, wenn du mal höllische Zahnschmerzen hast.... und versuch sie ja nicht durch Arzneimittel zu unterdrücken :lol:

Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass man Schmerz nicht behandeln solle. Wenn ich Schmerz bewusst anschaue, spüre, annehme und dann loslasse, dann ist das bereits eine Behandlung. Das ist manchmal das Beste, was man in dieser Situation tun kann, wenn ich zum Beispiel kein Arzneimittel zur Hand habe. Wenn ich Schmerz nicht mit ein paar Pillen aus der Welt schaffen kann. Es gibt einen Schmerz, der aus dem Leben selbst erfolgt, den wir einfach nur erleben können.

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#163 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von Demian » Mi 22. Jan 2014, 15:10

Lena hat geschrieben:Jetzt möchte ich doch nochmals auf Dich zukommen lieber Demian. So wie Du es beschreibst, also das sanfte und liebevolle Leben, das kann ich für mich so ausleben. Von meiner Seite all das Gute in die Welt hineingeben. Hier helfen gute Bücher, gute Worte von guten Menschen. Thomas von Kempen Nachfolge Christi ist eines meiner liebsten Bücher. Doch jetzt kommt das Problem. Empfinde ich mich mit allem eins durch die Liebe, so habe ich auch eine Verantwortung und Mitgefühl mit jenen, denen es nicht gut ergeht. Aber nicht nur ein Gefühl - auch Mitleid, indem ich das Leid mit meinen Möglichkeiten lindere. Oft schon haben sich User für mich eingesetzt, vor allem in Foren wo es wenig fein zu und her geht. Sie haben das Unrecht durch ihr Rechtsprechen nicht gut gemacht, aber mir damit wohl getan. Sie haben es auf sich genommen, mit mir geteilt. Zu mir gehalten. Dadurch hatten sie sich auch "Feinde" geschaffen, all jene, die an ihrem Mittlerdienst wenig Freude hatten.


Das ist alles wunderbar, dem würde ich zustimmen.

Manchmal, ja sogar meist waren es solche Menschen, die bei vielem meine Ansichten nicht hatten teilen können. Doch ihr Gerechtigkeitssinn liess sie handeln.

Das verstehe und kenne ich ebenso. Im Grunde ist es egal, was man auf mentaler Ebene denkt und meint. Denn entscheidend ist das tiefer liegende Bewusstsein. Wenn ich in diesem tiefer liegenden Bewusstsein Liebe und Verbundenheit erfahre, dann nicht weil ich mental "Christ" oder irgendetwas Anderes bin. Ebenso wird man nicht dadurch besonders liebevoll, weil man die eigene Identität christlich definiert und einen christlichen Wortschatz gebraucht. Das Ego ist selbstgerecht. Es kann sich bewusst als Im-Recht-Seiend erleben, während der Mensch unbewusst mit sich völlig uneins ist. Wilhelm Reich sprach in dem Zusammenhang vom Charakterpanzer.

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#164 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von 2Lena » Do 23. Jan 2014, 22:21

Demian hat geschrieben: Im Grunde ist es egal, was man auf mentaler Ebene denkt und meint. Denn entscheidend ist das tiefer liegende Bewusstsein. Wenn ich in diesem tiefer liegenden Bewusstsein Liebe und Verbundenheit erfahre, dann nicht weil ich mental "Christ" oder irgendetwas Anderes bin. Ebenso wird man nicht dadurch besonders liebevoll, weil man die eigene Identität christlich definiert und einen christlichen Wortschatz gebraucht. Das Ego ist selbstgerecht. Es kann sich bewusst als Im-Recht-Seiend erleben, während der Mensch unbewusst mit sich völlig uneins ist. Wilhelm Reich sprach in dem Zusammenhang vom Charakterpanzer.

Ist nun ein Charakterpanzer gut oder schlecht?
Mir erscheint das als ein Haufen abgeladener "Schönrederei".
Von wegen tiefer liegendes Bewusstein ...
Als ob das ein Honiglecken oder helle Seligkeit wäre.

Angenommen, jemand spürt in seinem Bewusstsein das Flammeninferno in die Luft geflogener Öltanks. Er spürt den Kopfschmerz des Nachbarn, die Beklemmung der Tiere vor dem Schlachten, erlebt die Freuden und Unglücke der anderen, fühlt die Gedanken der Mitmenschen und Vieles dergleichen mehr. Glaubst du, so einer ist dabei recht strahlend, setzt sich hin und MEDITIERT etwa - damit er das "Seiende" erreicht?

Ist wirklich nur eine Frage ...

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#165 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von kamille » Do 23. Jan 2014, 22:37

2Lena hat geschrieben: Glaubst du, so einer ist dabei recht strahlend, setzt sich hin und MEDITIERT etwa - damit er das "Seiende" erreicht?
Hallo 2Lena.
Nein, so nicht.
Jesus war doch wohl durch das Einssein mit Gott in der Kenntnis der Befindlichkeiten der Menschen in seinem Umfeld. Er wußte um alles Leid, um alle Schmerzen und alle Boshaftigkeiten, er kannte alle Nöte und Sorgen und natürlich alle Sünden der Menschen.
Aber Jesus blieb sanftmütig und nur da, wo es unbedingt nötig war, da sprach er auch ernstere Worte (zu den Pharisäern).

Er war immer im geistigen Frieden, in der Ruhe, er wußte immer was zu tun ist .

Wir sind aufgefordert, IHM nachzufolgen, und darum ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren und zu korrigieren und Meditation ist ein allerbestes Hilfmittel, obwohl es auch andere gibt, z.B. große Reue.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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#166 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von Pluto » Do 23. Jan 2014, 23:10

2Lena hat geschrieben:Ist nun ein Charakterpanzer gut oder schlecht?
Es kann Beides sein.
Im Wesentlichen ist es ein Selbstschutz für die "zarte Seele". Ich habe mir so einen Charakterpanzer bewusst zugelegt, um in Foren weniger empfindlich zu reagieren.
Mir erscheint das als ein Haufen abgeladener "Schönrederei".
Mir scheint es ein sehr gutes Mittel zu sein, was die Gelassenheit fördert.
Von wegen tiefer liegendes Bewusstein ...
Man versteht es vielleicht besser, wenn man den Begriff durch eine Art Freud'schem Unterbewusstsein ersetzt.
Als ob das ein Honiglecken oder helle Seligkeit wäre.
Es ist ein Mittel (Werkzeug?) zum Selbstschutz... nicht mehr und nicht weniger.


Ist wirklich nur eine Frage ...
... welche ich versucht habe zu interpretieren. :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#167 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von Demian » Fr 24. Jan 2014, 02:41

2Lena hat geschrieben:Ist nun ein Charakterpanzer gut oder schlecht? Mir erscheint das als ein Haufen abgeladener "Schönrederei". Von wegen tiefer liegendes Bewusstein ... Als ob das ein Honiglecken oder helle Seligkeit wäre.

Was habe ich denn verschönigt?
Zuletzt geändert von Demian am Fr 24. Jan 2014, 04:13, insgesamt 1-mal geändert.

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#168 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von Demian » Fr 24. Jan 2014, 04:08

Pluto hat geschrieben:Man versteht es vielleicht besser, wenn man den Begriff durch eine Art Freud'schem Unterbewusstsein ersetzt.

Es gibt im Buddhismus den Begriff des „bhavanga sota“, des Lebensstromes. Jene Dimension des Bewusstseins, die allen Bewusstseinsprozessen zugrunde liegt. Es ist aber wichtig zu erkennen, dass damit kein dem Ichbewusstsein untergeordneter Teilbereich der Psyche gemeint ist im Sinne Freuds, sondern ein allem zugrunde liegender Grund. Poonjaji erzählte die Geschichte: Eine kleine Welle fragt eine ganz große, alte Welle, die ganz offensichtlich von weit her kommt: „Gibt es einen Ozean?“ Die alte Welle lächelt und antwortet: „Gesehen habe ich ihn nicht, aber ich habe davon gehört.“ Unser personales Ich ist ein Wellenspiel in diesem zeitlosen Ozean des Seins, von dem wir gewissermaßen nur „gehört“ haben, aber wir können es nicht begrifflich fassen, egal welche Worte wir gebrauchen.

Erfahren wird es jedoch als das universale Eine, von dem nichts mehr jenseits ist, das unser wahres Wesen ist. Wenn wir uns davon berühren und erfüllen lassen, dann erleben wir das als innere Hingabe, in der nicht mehr gilt „mein Wille geschehe“, sondern gewissermaßen „dein Wille geschehe“, im Sinne einer völligen Hingabe an dieses eine Sein – und nichts weiter als dieses eine „SELBST“, wie Ramana Maharshi es nannte, sind wir. „Es gibt keinen Moment, in dem das Selbst nicht existiert. Es ist immer gegenwärtig, hier und jetzt. Das Universum existiert innerhalb des Selbst.

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#169 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von Lena » Fr 24. Jan 2014, 10:12

Demian hat geschrieben:Wenn ich in diesem tiefer liegenden Bewusstsein Liebe und Verbundenheit erfahre, dann nicht weil ich mental "Christ" oder irgendetwas Anderes bin.

Henoch wandelte beständig, in enger Verbindung, in Gemeinschaft mit Gott. (Aus 1. Mo 5, 22-24)

All die Informationen die wir heute zur Verfügung haben, hatte er nicht.

Er lebte wohl in vollkommenem Gottesbewusstsein.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#170 Re: Ruben Habito: Zen leben - Christ bleiben

Beitrag von erbreich » Fr 24. Jan 2014, 10:27

2Lena hat geschrieben:Angenommen, jemand spürt in seinem Bewusstsein das Flammeninferno in die Luft geflogener Öltanks. Er spürt den Kopfschmerz des Nachbarn, die Beklemmung der Tiere vor dem Schlachten, erlebt die Freuden und Unglücke der anderen, fühlt die Gedanken der Mitmenschen und Vieles dergleichen mehr.
Was du beschreibst ist Meditation. :)

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