Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

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west-östliche Weisheitslehre
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Demian
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#1 Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von Demian » Mo 17. Mär 2014, 22:46

"Lass dein Gebet aus dem Persönlichen über das Persönliche hinaus wachsen. Gebet ist wunderschön, wenn es kein Bitten und Betteln ist. Im sich Vertiefen des Gebets, wird das Persönliche daraus verschwinden, wird kein Unterschied mehr sein zwischen Gebet und Meditation. Es ist einfach Sein in der Gegenwart Gottes. Erst bist du in der Gegenwart Gottes, und dann ist da nur noch die Gegenwart Gottes und niemand mehr, der in der Gegenwart Gottes wäre. So beschreiben es auch christliche Mystiker. Es ist weit jenseits alles Persönlichen.

Gebet ist die Kunst, in der Gegenwart Gottes zu sein und zu leben – keine Sache der Worte. Da ist Dankbarkeit und Lobpreisung. Und es gibt auch für mich Situationen, wo Unterstützung notwendig ist: Ich bin mir der Begrenzung hier in der Form sehr bewusst, und nehme Zuflucht zum Größeren. Manchmal kann es auch Form und Worte annehmen, manchmal ist es ohne jede Form, ohne Worte. Im Gebet ist für mich immer eine große Verbeugung. Darin ist das ganze Mensch-Sein ausgeschüttet, in all seinen Aspekten, mit Lächeln und Lachen und Tränen und Begrenzung in dieser Form. Im Gebet ist für mich kein Erreichen-Wollen, sondern ein sich Öffnen. Ich erfahre die Möglichkeit des Gebets als eine sehr große Kostbarkeit im Mensch-Sein. Es ist auch ein großes Potenzial, eine Hilfe in diesem Hinübergehen und Hinübergehen.

Für mich ist Gott beides. Er ist einerseits Ich und in meinem Menschsein ist er auch Du. Ich kann durchaus – und tue das auch – ein Tara-Mantra oder das Vaterunser beten, obwohl ich gleichzeitig weiß und zutiefst erfahre, dass da keine Trennung ist. Trotzdem ist auch das Du in mir da und ich finde das wunderschön, ich genieße das regelrecht. Und wahrscheinlich ist es Jesus ähnlich gegangen. Er spricht ja davon, dass er und der Vater eins seien, und gleichzeitig spricht er den Vater im Himmel im Gebet an. Das ist so schön, denn dadurch, dass keine Trennung zwischen Gott und mir besteht und ich gleichzeitig die Möglichkeit habe, Du zu sagen, ist da das Potenzial, in der Hingabe immer noch tiefer und tiefer zu gehen. Das ist so wunderbar! Es ist etwas Mystisches und ich kann es nicht logisch erklären, es klingt sogar absolut widersprüchlich. Das macht mir natürlich erst recht Freude! Denn immer da, wo Paradoxien sind, geht es lang. Jedenfalls ist mein Erfahren so. Ich kenne überhaupt keine Trennung mehr zwischen dem Göttlichen und meinem Wesen. Und zugleich – nicht einmal abwechselnd, sondern gleichzeitig – ist da dieses riesige Du. Ich empfinde riesige Dankbarkeit und auch Andacht und Hingabe und Liebe, ganz viel Liebe und Feuer. Dieses Du hat dieses Ich längst aufgefressen, und trotzdem…"


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kamille
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#2 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von kamille » Di 18. Mär 2014, 07:34

Wenn du das Geheimnis des Buddhismus wissen möchtest,
Hier ist es: «Alle Dinge sind im Herzen!» Ryōkan

Dann verstehe ich nicht, warum es im Buddhismus keinen Gott gibt, denn der ist im Herzen zu finden.
Vielleicht muß man noch tiefer gehen als Buddha, um Gott tatsächlich zu finden, denn das ist dem Menschen möglich.
Ich habe IHN da gefunden und wer bin ich schon.

Gruß von kamille
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Lena
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#3 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von Lena » Di 18. Mär 2014, 11:14

Ich kenne überhaupt keine Trennung mehr zwischen dem Göttlichen und meinem Wesen.

Das müsste sie sich von Menschen im Alltagsleben sagen lassen. Es selber gesagt, klingt etwas sehr unbescheiden..., vorsichtig ausgedrückt.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

JackSparrow
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#4 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von JackSparrow » Di 18. Mär 2014, 13:29

Wenn man sich als erleuchteter Guru vermarkten will, muss man solche Sachen sagen. Göttliche Dinge verkaufen sich besser als gewöhnliche Dinge.

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Demian
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#5 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von Demian » Di 18. Mär 2014, 21:59

Lena hat geschrieben:Das müsste sie sich von Menschen im Alltagsleben sagen lassen. Es selber gesagt, klingt etwas sehr unbescheiden..., vorsichtig ausgedrückt.

Es geht nicht nur um das eigene Wesen, sondern um das Wesen der Dinge. Die wahre Natur der Wirklichkeit ist göttlich. Das ist der Kern der mystischen Erfahrung und somit auch die Quelle der Religion. Bezeugen kann ich das nur, wenn ich selbst eine solche Einheitserfahrung hatte. Dann relativieren sich auch alle Glaubensbekenntnisse. Denn der Ursprung der Glaubensbekenntnisse ist diese tiefere Erfahrung.

"Wir alle sind Natur als Körper, sind Klarheit als Geist und sind Liebe als Seele.
Davon bin ich zutiefst überzeugt.

Liebe bewegt das Universum.
Liebe durchdringt alle Dinge.
Liebe wohnt in unserem Herz.
Liebe nährt uns.
Liebe zeigt sich groß und zeigt sich klein.
Liebe strahlt in jeder ihrer Ausdrucksformen mit gleichem Wert.
Liebe zu unserem Partner, unseren Kindern, die Liebe zu Freunden und weit Entfernten, die Liebe zu den kleinen Dingen des Alltags und die Liebe zur Natur, die Liebe zu Gott und die Liebe der Erde zu uns - all das und noch viel mehr sind die Strahlen der großen Liebe.
Liebe ermöglicht unserem Herz sich zu weiten und alles was uns begegnet, sei es freudig oder schmerzlich mit unserem Herzen zu umschließen.
Doch im Schreiben merke ich, wie Recht Rumi hat, wenn er sagt:
„Sei still! Sei still! Denn bei der Liebe verhält es sich anders als bei anderen Dingen: hier versteckt sich die Bedeutung, wenn du zu viel redest."

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Demian
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#6 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von Demian » Di 18. Mär 2014, 22:51

kamille hat geschrieben:Dann verstehe ich nicht, warum es im Buddhismus keinen Gott gibt, denn der ist im Herzen zu finden.
Vielleicht muß man noch tiefer gehen als Buddha, um Gott tatsächlich zu finden, denn das ist dem Menschen möglich.
Ich habe IHN da gefunden und wer bin ich schon.

Gruß von kamille

Das ist eher ein sprachliches Problem, in meinen Augen. Buddha hat alle fest definierten Konzepte und Vorstellungen über die letzte Wirklichkeit abgelehnt, denn er wollte die damaligen kulturellen, sozialen, religiösen und geschlechtlichen Grenzen des Kastensystems aufbrechen. Es gibt für ihn zwei grundlegende Arten der Erkenntnis: Das diskursive und das intuitive Denken. Etwas allgemeiner gesprochen, können wir das intuitive Denken mit Weisheit übersetzen. Beim diskursiven baut sich jeder Schritt auf dem vorhergehenden auf. Das zweite Schuljahr auf dem ersten, das dritte auf dem zweiten usw. Intuitive Erkenntnis geht den umgekehrten Weg: dem geht keine vorhergehende Überlegung voraus, sondern die Erkenntnis verläuft unmittelbar. Durch Anschauung. Aufbauend auf diesen zwei grundlegenden Denkweisen gibt es auch verschiedene Arten der Meditation. Auch Thomas von Aquin hat darüber geschrieben.

Aquin sagte, dass das Objekt des diskursiven Denkens das „Seiende“ sei, die Einzeldinge, während der Gegenstand des intuitiven Denkens das ungeteilte Sein sei. Das Ganze oder Absolute. Die diskursive Meditation richtet sich auf das Körperliche und Materielle, während sich die intuitive Meditation auf das Geistige und auf Gott richtet. Für Aquin und auch für Buddha haben alle Menschen die natürliche Veranlagung diskursiv und intuitiv Erkenntnis zu erlangen. Aber das unmittelbare, also intuitive Denken sei die ursprüngliche Form. Im Alltag benötigen wir häufig das diskursive Denken, aber das intuitive richtet sich auf die „ersten Prinzipien“. Beispielsweise, dass etwas nicht zum gleichen Zeitpunkt da und zugleich nicht da sein kann. Es gibt natürlich einzelne Menschen oder Berufsgruppen in denen eine der beiden Denkweisen besonders stark vorhanden ist. Künstler und Priester sind vermutlich eher intuitiv veranlagt. Oder kulturelle gesehen: Asiaten sind vermutlich intuitiver veranlagt, während wir Europäer das diskursive Denken kultiviert haben und auf diesem Wege schneller Technik und Wissenschaft entwickelten. Es gibt hingegen auch bei uns im europäischen Denken eine lange Tradition, die besagt, dass spirituelle Wahrheiten mit diskursivem Denken nur sehr unzureichend erlangt werden können. Das ist nicht nur in der buddhistischen Meditation so, sondern auch in der christlichen Kontemplation: das begriffliche Denken soll während der Meditation mehr und mehr zurücktreten oder sich sogar ganz auflösen.

Das nennt man dann übergegenständliche Meditation. Für Buddha steht diese übergegenständliche Meditation im Zentrum, weshalb er der Definition oder sogar Anbetung eines bestimmten Gottesbildes – für ihn war das Bild, nicht Gott sekundär – keine besondere Wichtigkeit beimisst. Buddha ging es immer um „die letztendliche Wahrheit“. Die nennen wir Christen üblicher Weise „Gott“. Aber der Name ist eigentlich nicht so wichtig. Denn solange Gott nur ein Begriff ist, handelt es sich nur um ein Bild von Gott und nicht um Gott selbst. So gesehen können wir ganz darauf verzichten von Gott zu sprechen. Nicht weil der Begriff unwichtig ist, sondern weil die letzte Wirklichkeit mehr als alle Begriffe ist. Das ist aber auch eine Frage der Tradition. Im christlichen Wortschatz wird man kaum auf den Gottesbegriff verzichten wollen, aber die christliche Mystik ist zu ganz ähnlichen Sprechweisen gekommen. Zum Beispiel können sich viele Buddhisten mit Meister Eckhart oder Johannes Tauler identifizieren.

Tauler sprach vom „inwendigen Grund“ oder „Seelengrund“. Tauler:“Wäre solches Wasser je eurem dürren Grunde entquollen, man fände bei euch keine Unterscheidung der Person, sondern stets wahre Liebe, herausquellend aus dem Grunde; da gäbe es kein Verkleinern, kein böses Richten, keinen Hartsinn.“ Dieses „Eingehen in den Grund“, nannte er die „Kehre“. Ganz ähnliche Wortschöpfungen gibt es im Zen, der inzwischen auch in die christliche Spiritualität Eingang gefunden hat. „Schneeflocken fallen in die Sonne: Christuserfahrungen auf dem Zen-Weg“ von Johannes Kopp kann ich empfehlen. Wenn man das gelesen hat versteht man die Gedankenwelt des Buddha wohl sehr viel besser - und ebenso die christliche.

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Demian
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#7 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von Demian » Mi 19. Mär 2014, 08:03

JackSparrow hat geschrieben:Wenn man sich als erleuchteter Guru vermarkten will, muss man solche Sachen sagen. Göttliche Dinge verkaufen sich besser als gewöhnliche Dinge.

Abgesehen von der Tatsache, dass auch ein spiritueller Mensch von seiner Arbeit leben muss, sehe ich nicht, weshalb es bei der Spiritualität nur um Vermarktung gehen sollte. Am Glaubwürdigsten sind auf die Dauer nur die Menschen, die ihre Worte auch tatsächlich leben. Pyar ist außerdem Ärztin, sagen wir es mal so: sie hätte es - materiell gesehen - nicht nötig Satsangs zu geben. :)
Zuletzt geändert von Demian am Mi 19. Mär 2014, 08:10, insgesamt 1-mal geändert.

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#8 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von kamille » Mi 19. Mär 2014, 08:08

Demian hat geschrieben: Buddha hat alle fest definierten Konzepte und Vorstellungen über die letzte Wirklichkeit abgelehnt,
Ja, im Hinduismus gibt es auch diese Richtung.
Aber ebenso ist die Erfahrung eines personalen Gottes vorhanden.
Ramakrishna und Aurobinde sind nur zwei bekannte Beispiele dafür.

Ich meine auch, das der große Unterschied zwischen Christusglaube und anderen Glaubensrichtungen darin besteht, dass Jesus sagt, dass Gott auch eine Person ist.

Nun kann sich der Mensch dem gestaltlosen Gott zuwenden oder dem gestaltlichen.

Frage, was ist besser, oder dem wahren Ziel, dass ja Gott dem Menschen gesteckt hat näher ??

Ich persönlich meine, Gott in Gestalt zu lieben und zu ihm zu kommen ist allemal richtig.

Wer sich dem Gestaltlosen hingibt, erfährt Gott auch, aber ob er das Gestaltlose auch so lieben kann wie Gott als Person bezweifle ich einfach. Sicher, die Erfahrung von Liebe und der universalen Einheit alles Geschaffenen mag gewaltig sein, aber, den Schöpfer all dessen zu sehen, zu sprechen , ihn zu allein zu lieben und dereinst bei ihm zu sein muß alles andere übertreffen. Und, wer bei Gott ist, der wird ja auch bei seiner Schöpfung sein, ihm wird nichts abgehen.

Gruß von kamille
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Vitella
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#9 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von Vitella » Mi 19. Mär 2014, 08:52

kamille hat geschrieben: aber ob er das Gestaltlose auch so lieben kann wie Gott als Person bezweifle ich einfach. Sicher, die Erfahrung von Liebe und der universalen Einheit alles Geschaffenen mag gewaltig sein,
Gruß von kamille

und wenn es schlussendlich nur darum geht die Liebe in sich auszulösen.?..und nicht darum einen Gott, von dem man eh keine richtigen Vorstellungen haben kann, zu lieben.

Ich seh das ähnlich mit der Liebe zum Partner, es geht da weniger darum den Partner zu lieben, als diese Liebe in sich durch den Partner ausgelöst zu haben, es geht um die Liebe, nicht um den anderen und doch braucht es bei den meisten den anderen (Gott,Partner,Kind usw) um diese Liebe zu erwecken.
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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#10 Re: Pyar: Das göttliche Ich und Du in Meditation und Gebet

Beitrag von Vitella » Mi 19. Mär 2014, 08:56

kamille hat geschrieben: dass Jesus sagt, dass Gott auch eine Person ist.
Gruß von kamille

Dieses "Person" bedeutet aber nicht Person wie wir es verstehen.

"per-sonare", = "durch-tönen", also das, durch das eine Botschaft "tönt"....da ist nicht die Person wie ein Mensch als Person gemeint ist.
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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