Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#1 Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von Demian » Fr 21. Mär 2014, 06:31

Adolf Frahling

Kosmischer Christus III
(Gottes- und Christusbilder aus der Sicht der Analytischen Psychologie C.G. Jungs)


Was frühchristliche Kirchenväter in ihrem Symbol-Denken und in der Moderne auch der Künstler Marc Chagall zu einer Einheit zusammenführten: Lebensbaum und Kreuz Christi, Schöpfung und Erlösung, Natur und Religion, das wurde durch den Psychologen C.G.Jung noch einsichtiger erhellt. Er geht aus von einer archetypischen Bilderwelt in dem persönlichen und kollektiven Unbewussten des Menschen. Ihren sichtbaren Ausdruck finden diese archetypischen Bilder häufig in Träumen, Kunstwerken und Mythen (Lebensbaum, Geburt eines Göttlichen Kindes, Himmels- und Höllenreisen, Übergänge und Überfahrten, Gottes- und Engelerscheinungen u.v.a.m.) Der Archetyp selbst kann nicht direkt vorgestellt oder gezeigt werden, sondern nur in Bildern ungenügend ausgedrückt werden.

Ein zentraler Archetypus ist das Selbst, die ursprünglich und unbewusst vorhandene und lebenslang anzustrebende Person-Mitte und Ganzheit des Menschen. Mein Selbst: mein ursprüngliches wahres Gesicht, das mich anschaut, Ursprung und Ziel meiner Individuation, meiner Mensch-Werdung.
Diese ordnende, integrative Mitte zeigt sich oft in Ganzheitssymbolen wie Kreis, Quadrat, Kreuz, Mandala, Quaternität (vier polare Richtungen und Kräfte, die vereint werden). Nach Jung (Erinnerungen 337f) bezeichnen diese figürlichen Symbole die „Ganzheit des Selbst oder veranschaulichen die Ganzheit des Seelengrundes - mythisch ausgedrückt: die Erscheinung der im Menschen inkarnierten Gottheit."

Der Archetypus des Selbst ist also ein psychologischer Ausdruck für das, was der Mensch jeweils als höchste Wirklichkeit in sich empfindet. Diese Erfahrung zum Beispiel in einem Großen Traum (vgl. Jakobs Traum von der Himmelsleiter) vollzieht sich für den Träumenden derart überraschend und überwältigend, dass er sie dem Einwirken einer numinosen Macht von außen zuschreibt, obgleich diese Ur-Bilder oder auch Ur-Worte aus seinem eigenen Innen, aus seinem tiefsten ihm bisher unbekannten Seelengrund aufgestiegen sind.
C.G. Jung verstand sich als Empiriker, nicht als Philosoph oder Theologe. Ihm ging es primär um die psychischen Bilder des Unbewussten, die das Bewusstsein transzendieren, um Bilder von Transzendenz, um Gottes-Bilder, nicht um die Real-Existenz Gottes. Er analysierte nicht den Wahrheitsgehalt von Glaubens- und Offenbarungsinhalten, sondern die Bedingungen ihres Empfangs, wie der Mensch dabei entsprechende Bilder aus seinem Unbewussten aufsteigen sieht, die er selbst nicht erdacht haben kann.

***

Bild

Aber wie steht Jung zu einer objektiven Transzendenz als Grundlage der psychischen Transzendenz??

Wenn ich nun der Ansicht bin, dass alle Aussagen über Gott in erster Linie aus der Seele hervorgehen und daher vom metaphysischen Wesen unterschieden werden müssen, so ist damit weder Gott geleugnet noch der Mensch an die Stelle Gottes gesetzt.“ (Erinnerungen 343)
„Wenn wir daher Gott als Archetypus bezeichnen, so ist über sein eigentliches Wesen nichts ausgesagt. Wir sprechen damit aber die Anerkennung aus, daß Â´Gott` in unserer dem Bewußtsein präexistenten Seele vorgemerkt (vorgeprägt) ist und daher keineswegs als Erfindung des Bewußtseins gelten kann. Er wird damit nicht nur nicht entfernt oder aufgehoben, sondern sogar in die Nähe der Erfahrbarkeit gerückt." (350)
„Wenn man annimmt, dass Gott den Seelengrund berühre und bewirke oder gar dieser sei, so sind die Archetypen sozusagen Organe (Werkzeuge) Gottes. Das Selbst ´funktioniert` wie das Christusbild. Das ist der theologische ´Christus in nobis`
“. ( Erinnerungen 350)

Tiefe Erfahrungen des Selbst in archetypischen Formen und mystische Erfahrungen des göttlichen Seelengrundes sind also - empirisch oder phänomenologisch gesehen - identisch.

Quelle

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#2 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von Demian » Fr 21. Mär 2014, 06:38

Bild ... CHRISTUS mein SELBST...Bild

Nach Ansicht der transpersonalen Psychologie C.G.Jungs wird der Archetypus des Selbst par excellence durch Christus veranschaulicht. Er verkörpert den Prototyp des Menschen, die Ganzheit göttlicher und menschlicher Art, einen Menschensohn und zugleich einen Sohn Gottes. Die Christus-Wirklichkeit übersteigt, transzendiert die historische Gestalt Jesu. Die Epiphanie, die Erscheinung Christi - und sie ist allein im Glauben zu erfassen - ist qualitativ mehr als das dokumentatorisch bezeugte Auftreten des historischen Jesus von Nazareth. In Christus scheint unser wahres ursprüngliches Gesicht auf, die Ganzheit unseres Selbst. Und auch der Prozess unserer Mensch-Werdung ähnelt der archetypischen Struktur seines Lebensweges: über Inkarnation, Passion hin zur Auferstehung und Erhöhung. Christus: mein Selbst, mein ursprüngliches wahres Gesicht, das mich anschaut, in dem ich mich erkenne, Ursprung und Ziel meiner Individuation, meiner Mensch-Werdung.Und so wird Christus von C.G.Jung, I.Riedel, G.Wehr u.a. als das große Symbol der menschlichen Wandlung und Individuation verstanden.

Für den psychologischen Betrachter wird Christus zu einer innerlich erfahrbaren Wirklichkeit, die freilich das individuelle Ich bei weitem übersteigt. Christus-Begegnungen ereignen sich zu allen Zeiten und nicht nur im christlich-kulturellen Kontext; und die SELBST-Erfahrung ist der Ort, wo sie stattfinden. Dennoch sind Selbst- und Christus-Erfahrungen nicht völlig gleichzusetzen, weil für den Glaubenden Christus die Fülle des Kosmos (Pleroma) in sich birgt und die Totalität des Universums umfasst. Der Archetypus des Alles transzendierenden Christus-Selbst gewinnt im Johannes-Evangelium in mannigfachen Bildern Gestalt: Ich Bin der Weinstock, die Tür, das Licht, das Brot, der Hirte. In der Mystik des Paulus erscheint dann Christus als Licht und Leben, als göttliches Mysterium in unserem tiefsten Innen („Christus in uns“) und als liebende Kraft, die das Universum durchströmt („Wir im Pleroma Christi“). Beide Formen dieser essentiellen Präsenz machen den „Universalen Christus“ aus.

(vgl. Gerhard Wehr, Stichwort: Damaskus-Erlebnis, Kreuz-Verlag Stuttgart 1982, S.105ff)

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#3 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von Demian » Fr 21. Mär 2014, 06:43

Folgerungen für die christliche Mystagogie (Einführung ins Göttliche Mysterium)

Bild

- Erkenntnis, dass das „Reden Gottes“ in der Hebräischen Bibel und auch weitgehend die „Worte Jesu“ in den Evangelien einer inneren Achtsamkeit der „Autoren“ auf seelische Ur-Bilder entstammen. Mose, die Propheten, die Evangelisten haben vermutlich tief in ihrem Innern die fremde, sie überwältigende STIMME wahrgenommen und in Worte gefasst, die auch in uns heutigen Lesern und Hörern dieses UR-WORT zum Klingen bringen können. Dennoch ist alles, was diese charismatischen Verkündiger über Gott ausgesagt haben, menschliche Vorstellung, Imagination, Zuschreibung, An-Dichtung (im wahren poetischen Sinn) in einem konkreten kulturell-geschichtlichen Kontext. Gott hat weder als objektiv reales Gegenüber zu ihnen gesprochen noch hat der Heilige Geist ihnen die Worte der Bibel ins Ohr gefüstert.

- Paradigmenwechsel von der Akzeptanz eines theologisch-rationalen Lehrsystems hin zur
originären Glaubenserfahrung, zur religiösen Innen- oder Tiefenerfahrung

- Deutung der Christus-Erfahrung als Erfahrung des Wahren Selbst

- Stärkere Betonung des „Christus in mir“

- Kursänderung von theologischen „Begriffen zum Ergriffensein“

- Einübung in Bewusstmachung und Imaginierung religiöser Ur-Bilder

***

Herzlichen Dank Adolf Frahling für diese wunderbar Zusammenfassung psychologisch und mystisch vertieften Christseins!Per aspera ad astra!

Benutzeravatar
kamille
Beiträge: 943
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:15

#4 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von kamille » Fr 21. Mär 2014, 07:40

Demian hat geschrieben:Dennoch ist alles, was diese charismatischen Verkündiger über Gott ausgesagt haben, menschliche Vorstellung, Imagination, Zuschreibung, An-Dichtung (im wahren poetischen Sinn) in einem konkreten kulturell-geschichtlichen Kontext. Gott hat weder als objektiv reales Gegenüber zu ihnen gesprochen noch hat der Heilige Geist ihnen die Worte der Bibel ins Ohr gefüstert.
Das glaub ich nicht !
Ohne mich jetzt in den Vordergrund zu schieben kann ich sagen, dass eine ganz reale Stimme zu hören ist und der Hörer weiß, dass es Gott/Jesus ist, der da sprach.

Ich kenne wohl auch einen Unterschied an von einer inneren Wortbedeutung und der Wiedergabe des Wahrgenommenen, aber das lief nonverbal ab, war nur eine Urgedankenwahrnehmung, die dann, durch den Filter des Egos verändert wurde, was auch verständlich ist.

Bei der Inspiration der Apostel und anderer AT-Propheten allerdings wird es nicht so gewesen sein, sondern indem sie die reale Stimme Gottes hörten.
Warum sollte Gott auch nicht zu seinen Geschöpfen sprechen können, bei Gott ist doch alles möglich.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#5 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von Demian » Fr 21. Mär 2014, 08:09

kamille hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Dennoch ist alles, was diese charismatischen Verkündiger über Gott ausgesagt haben, menschliche Vorstellung, Imagination, Zuschreibung, An-Dichtung (im wahren poetischen Sinn) in einem konkreten kulturell-geschichtlichen Kontext. Gott hat weder als objektiv reales Gegenüber zu ihnen gesprochen noch hat der Heilige Geist ihnen die Worte der Bibel ins Ohr gefüstert.
Das glaub ich nicht ! Warum sollte Gott auch nicht zu seinen Geschöpfen sprechen können, bei Gott ist doch alles möglich.

Sobald der Mensch eine spirituelle Erfahrung beschreibt ist das schon eine Verdichtung. Das mindert nicht die Wahrheit und Weisheit der Inspiration, sondern das macht sie (aus heutiger Sicht) sehr viel verständlicher. Denn so kann man auch die sprachliche Urfassung des Textes besser in die Jetztzeit übersetzen und reformulieren. Objektiv ist die Bibel insofern nicht, als sie ausschließlich subjektiv - in der individuellen Glaubenserfahrung - so bezeugt werden kann. Schon der Begriff "Gottes Wort" ist nicht objektiv, sondern eine Glaubensaussage: der Christ GLAUBT an die (göttliche) Wahrheit, auf welche die Worte gleichnishaft verweisen. Du sagst es ja selbst: Das glaub ich nicht!

Was meine persönliche Sichtweise angeht: die christliche Mystik ist der Ankerpunkt meines eigenen Lebensweges. Das heißt für mich ganz vereinfacht gesagt, dass es absolut nichts gibt, was nicht (im Wesen) göttlich ist. In jeder wahren Musik, in jedem schönen Gedicht und jeder aufrichtigen Liebe scheint dieses göttliche Sein auf (was natürlich auch eine subjektive Perspektive ist, die sich wiederum aus meiner eigenen Erfahrung ergibt). Spiritualität ist höchst subjektiv und darum kann man sie auch nur unzureichend in Worte fassen. Sie ähnelt mehr dem Tanz und dem Gesang - "im wahren poetischen Sinn".

Das heißt nicht Phantasie (im Sinne von beliebiger Erfindung ohne Wahrheit), sondern Phantasie im Sinne von Warheitsvermittlung. „Wenn man annimmt, dass Gott den Seelengrund berühre und bewirke oder gar dieser sei, so sind die Archetypen sozusagen Organe (Werkzeuge) Gottes. Das Selbst ´funktioniert` wie das Christusbild. Das ist der theologische ´Christus in nobis`“. ( Erinnerungen 350) Natürlich - das ist die christliche Metaphysik - aber das ergibt sich nicht objektiv, sondern aus dem Glauben. Das ist also ein Geheimnis, was ich als solches - mit der Intimität die einem Geheimnis gebührt - vertrete. So sind diese Worte (hoffe ich) verständlicher?

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#6 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von 2Lena » Fr 21. Mär 2014, 21:14

Erkenntnis, dass das „Reden Gottes“ in der Hebräischen Bibel und auch weitgehend die „Worte Jesu“ in den Evangelien einer inneren Achtsamkeit der „Autoren“ auf seelische Ur-Bilder entstammen. Mose, die Propheten, die Evangelisten haben vermutlich tief in ihrem Innern die fremde, sie überwältigende STIMME wahrgenommen und in Worte gefasst, die auch in uns heutigen Lesern und Hörern dieses UR-WORT zum Klingen bringen können.
(Demian: Herzlichen Dank Adolf Frahling für diese wunderbar Zusammenfassung psychologisch und mystisch vertieften Christseins)
Meine Begeisterung hält sich in Grenzen aus folgendem Grund:
Abraham ist ein Gesetz das lehrt, wie der Mensch mit seinen Wünschen umgehen kann.
Da sind einfache Regeln der vernünftigen Überlegung, wie sich Neues auf die Gesellschaft auswirkt, wie es durchsetzbar ist, wo es wichtig ist, wie es Erfolg bringt und wo das Konservative bewahrt gehört. Es wird auch gezeigt, wo die Zurückhaltung sinnvoll ist und dergleichen mehr. Das Gesetz Mose erweitert diese Kenntnisse. Der Mensch lernt zu unterscheiden, er lernt Durchblick zu bekommen. Diese Regeln der Logik werden in hervorragender Weise bei Daniel gezeigt und ein Teil davon kommt auch in den Erlösungslehren bei "Jesus" vor.


Glaube (anderes definiert in Hebräisch, weil von Ausbildung herrührend) heißt nicht irgendwelchen lächerlichen Gefühlen sich hingeben, sondern sich Wissen aneignen und Festigkeit bekommen. Damit sich dieses Wissen immer mehr festigt, wurden den Regeln Rituale beigegeben. Wenn zum Beispiel beim Abendmahl die gleichen Worte in der Messzeremonie gezeigt werden, ereignet sich eine Auffrischung des Wissens der Friedensregeln. Diese stimmigen Regeln vertiefen sich mitsamt den guten Ergebnissen, die sich bei der Anwendung zeigen.

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#7 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von Demian » Sa 22. Mär 2014, 04:19

2Lena hat geschrieben:Glaube (anderes definiert in Hebräisch, weil von Ausbildung herrührend) heißt nicht irgendwelchen lächerlichen Gefühlen sich hingeben, sondern sich Wissen aneignen und Festigkeit bekommen.

Von irgendwelchen Gefühlen hat niemand gesprochen - und der Verstand hat zwar seine Berechtigung, aber er ist nicht das Wesen des Menschen. Da würde ich (wie so oft) zwischen „Weltich“ und „Wesen“ unterscheiden. Dürckheim in Zen und wir ... „Das innere Auge blickt nach zwei Seiten. Es hält das Welt-Ich und das Wesens-Ich zugleich im Blick, und der Mensch, dem das innere Auge aufging, sieht sein Welt-Ich nicht nur als die dauernde Gefahr für die Präsenz aus dem Wesen, sondern zugleich als Instrument der Offenbarung des Seins.

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#8 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von 2Lena » Sa 22. Mär 2014, 10:21

Diese verschiedenen Ansichten machen den den Psychologiewissenschaftlern sehr schwer wirklich "Wissen um den Menschen" herbeizuschaffen. In einem "Krisenfall" wie er so oft bei Kindern eintritt, die sich in der Welt zurechtfinden wollen, ist mit solchen Erläuterungen nichts. Entschuldige, wenn ich so primitiv sage für was es gut ist: Nabelschau und im Kreis drehen. Demian, es klingt wunderbar - aber ist das anwendbar?

Benutzeravatar
Demian
Beiträge: 3533
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:09

#9 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von Demian » Sa 22. Mär 2014, 19:19

2Lena hat geschrieben:Demian, es klingt wunderbar - aber ist das anwendbar?

Für mich ist das eine wichtige Einsicht: es gibt diese zwei Pole des Weltichs mit seinen weltlichen Ansprüchen und Erwartungen und des Wesens mit seinem Drang, sich zu offenbaren inmitten dieser Welt. Der Mensch will einerseits Offenbarwerden als Wesen - was oft mit einer Art Auftrag, Berufung oder Botschaft einhergeht - und andererseits gibt es den Wunsch des Ichs die bisherige Position in der Welt zu verteidigen. Zweifellos ist das nicht nur angenehm, sondern kann auch als schmerzvolle Gegensätzlichkeit, Zerrissenheit oder Verzweiflung erlebt werden.

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#10 Re: Adolf Frahling: Christus und das Selbst

Beitrag von 2Lena » Sa 22. Mär 2014, 20:57

Der Mensch will einerseits Offenbarwerden als Wesen - was oft mit einer Art Auftrag, Berufung oder Botschaft einhergeht - und andererseits gibt es den Wunsch des Ichs die bisherige Position in der Welt zu verteidigen.

In Ordnung. Doch in dem gezeigten Text steht das nicht :-(
Ich erzählte dir schon zuvor, dass die grundsätzlichen Erkenntnisse über Wunschregelungen im Buddhismus und im Christentum den gleichen Stamm haben. Im Buddhismus weiß man von den alten Überlieferungen nichts bis wenig. Im Christentum ist durch den Glauben der Bibel der Weg zu diesen Regeln weg.

Nun hoffe ich, dass du verstehst, dass ein Zugang auf andere Weise gemacht werden soll. Nicht von außen, wie im gezeigten Beispiel, sondern von den alten Zeiten an. Vom Christentum aus ist der Buddhismus "verkehrt". Er hat Moral, aber keinen Gott. Es gibt Konflikte im Glauben. Sie werden nie aufgearbeitet. Es besteht ein "Treuebruch" zur eigenen Weltanschauung. Mit den Texten ist ohne Sanskrit wenig anzufangen. Werden sie so gezeigt wie bisher, tritt das Unverständnis ein. Ähnlich ist die Bibel in Hebräisch. Diese erschließt anders - öffnet die nie geöffnete Tür.

Ich weiß nicht, ob ich dir darlegen soll, wie sich die von dir gezeigten Texte bei "Gläubigen" anfühlen. Neben Fremdheit kommt es über die eigene Weltanschauung zu recht viel "Flüsterpost". Das sind Ergebnisse, die wenig mit dem System im Kern gemeinsam haben. Das führt zu Schnittmengen, die nicht mehr auf den Boden passen.

Antworten