Was ist das Böse?

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Pluto
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#81 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Pluto » Mo 28. Apr 2014, 13:46

Demian hat geschrieben:Inmitten dieser vergänglichen Welt mit ihren polaren Gegensätzen, von Geburt und Tod, Werden und Vergehen, können wir innerlich diese Liebe erfahren. Können wir das wirkliche Sein erfahren. Solange wir aber im Außen suchen - wo alles vergänglich ist - suchen wir nicht in uns Selbst und erkennen uns nicht Selbst als DAS. Wir erkennen ES erst, wenn wir IN uns suchen.
Wolhklingend und poetisch ausgedrückt, aber wie bringt uns das näher an die Antwort auf die Thread Frage: Was ist das Böse, und woher kommt es?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#82 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Demian » Mo 28. Apr 2014, 13:55

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Inmitten dieser vergänglichen Welt mit ihren polaren Gegensätzen, von Geburt und Tod, Werden und Vergehen, können wir innerlich diese Liebe erfahren. Können wir das wirkliche Sein erfahren. Solange wir aber im Außen suchen - wo alles vergänglich ist - suchen wir nicht in uns Selbst und erkennen uns nicht Selbst als DAS. Wir erkennen ES erst, wenn wir IN uns suchen.
Wolhklingend und poetisch ausgedrückt, aber wie bringt uns das näher an die Antwort auf die Thread Frage: Was ist das Böse, und woher kommt es?

Das Böse ist das, was uns von unsrem wirklichen Sein entfernt. Es ist die Welt der Illusionen und der Vergänglichkeit. Die Welt des Leidens. Buddhistisch "Samsara". Böse wird diese Welt deswegen empfunden - und deswegen bringt sie auch immer wieder das Böse hervor - weil sie leidvoll ist. Weil sie im Spannungsbogen von Gut und Böse existiert und niemals nur isoliert eines von beidem bestehen kann. Weil sie niemals nur Liebe, Frieden und Einssein ist. Wir suchen aber ständig danach, wir sehnen uns nach einem Ort wirklicher Heimkehr. Diese Welt ist aber die Welt der Polarität, der steten Wanderschaft. Panta rhei, alles fließt, sagte Heraklit - und deswegen zerfließen auch alle vergänglichen Freuden. Das gesamte Universum ist polar. Es gibt nichts in diesem Universum, was nicht polar und dementsprechend nicht vergänglich ist. Wir können nun einfach resignieren und dieses Leid hinnehmen - oder wir können versuchen das Leid ganz direkt und praktisch zu überwinden. Die verschiedenen Weisheitslehren sind sich ausnahmlos alle darin einig, dass wir das nicht im Äußeren tun, sondern in dem wir innerlich Heimkehren. In dem wir in unser Herz einkehren.

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#83 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Pluto » Mo 28. Apr 2014, 14:15

Demian hat geschrieben:Das Böse ist das, was uns von unsrem wirklichen Sein entfernt.
Der Begriff des wirklich Seins erscheint mir viel zu schammig und undefinert, als das man es zum Maß nehmen könnte. Und wenn du dich an eine Definition wagen solltest, dann wäre die Frage, woher du denn so genau wissen willst, was das wirkliche Sein überhaupt ist, und ob es denn existiert?

Demian hat geschrieben:Es ist die Welt der Illusionen und der Vergänglichkeit. Die Welt des Leidens. Buddhistisch "Samsara". Böse wird diese Welt deswegen empfunden - und deswegen bringt sie auch immer wieder das Böse hervor - weil sie leidvoll ist.
Reine Behauptungen, die mit nichts überprüfbar sind. Vielleicht trifft es hier ein Romantiker aus der Renaissance am besten:
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn' und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ists, erzählt
Von einem Blödling, voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet.
[William Shakespeare — Macbeth Akt V, Szene 5]
Shakespeare hatte zwar nicht den Buddhismus vor Augen, als er diese Zeilen schrieb, aber passen täts schon. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#84 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Samantha » Mo 28. Apr 2014, 14:34

Pluto hat geschrieben:Aber ich denke schon, dass die Veranlagung (der Charakter) zum Teil (50%?) bereits bei der Geburt feststeht. Später werdn natürlich die Grundzüge durch das Umfeld weiter hervorgehoben bzw. unterdrückt. Bei den meisten Menschen in unseren Breiten schlummert das Böse auch nur in uns drin. Aber wenn es nur auf das Umfeld ankäme, wie sollte man dann Psychopathen oder Massenmörder oder triebhafte Sadisten wie bspw. Josef Mengele erklären?
Grundlagen sind aufgrund unserer Gene natürlich vorhanden, und wenn bestimmte Gene (http://en.wikipedia.org/wiki/DRD4) mutiert sind oder falsch funktionieren, so dass z. Bsp. der Dopaminhaushalt durcheinander gerät, kann man sich auch vorstellen, dass es sich auf das Verhalten auswirkt, ohne dass man etwas dafür kann. Solche Menschen können sich schlechter kontrollieren und neigen zu Überreaktionen.
Ich glaube aber, das perfekte Gene und perfekte Erziehung sich grundsätzlich positiv auswirken. Wenn Menschen zu Mördern werden, haben sie entweder Schlimmes erlebt oder schlechte Gene oder beides.

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#85 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von closs » Mo 28. Apr 2014, 15:00

kamille hat geschrieben: Ist das nicht das Gleiche ??
"Verdammnis" klingt sehr entgültig, während "Fluch" nach Auflösbarem klingt - müsste man einvernehmlich definieren.

kamille hat geschrieben:Ich bin auch ein Allversöhnungs-Glaubender, aber ich würde nicht sagen, dass Gott jemanden für den Fluch geschaffen hat.
Machen wir es mal praktisch: Wie will man es sonst erklären, dass der eine als 90Jähriger nach einem erfüllten Leben schmerzfrei stirbt, während ein anderer in irgendeiner Folterkammer oder im Krieg stirbt?

kamille hat geschrieben:Vielleicht hast du dich aber nur mißverständlich ausgedrückt, passiert mir manchmal auch.
Ich trinke übrigens gerade Kamille-Fenchel-Tee - das hilft dagegen. :idea:

kamille hat geschrieben: aber wie kann sie es sein, wenn er Verfluchte im Gottvakuum stirbt ?
Das tut er ja nicht (deshalb mein Vorbehalt gegen das Wort "Verdammnis"). - Oder (Korrektur!): Gottvakuum gibt es nur im Dasein - der Fluch hört also nach dem Daseins-Tod auf - der Fluch ist "aufgehoben".

kamille hat geschrieben:Das sehe ich nur so ungefähr, denn wie kann es etwas außerhalb Gottes geben, was er nicht aus sich gestellt hat ????
Das hat Augustinus auch so gesehen - weshalb er "das Böse" als Mangel "des Guten" verstanden hat. - Mal konkret:

Wenn Du eine "gute" Komposition von Bach "schlecht" gespielt wird - ist das Schlecht-Spielen des Guten eine eigene Schöpfung oder ein Mangel des Guten? - Augustinus würde sagen: Ein Mangel des Guten (ich sehe es genauso).

Und dafür gibt es ja Gründe: Der Mensch soll das vollkommene Gute als solches erkennen, was nur dann geht, wenn er nicht mehr darin lebt. - Man kann das vom Gefühl damit vergleichen, dass Kinder aus einem wohlbehüteten Haus erst dann merken, was sie hatten, wenn sie es verlassen haben - vorher war es ja "normal". - Erst durch den Mangel erkennt man die Fülle - übrigens ein ständiges Motiv im AT.

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#86 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von closs » Mo 28. Apr 2014, 15:08

Samantha hat geschrieben: Ich habe aber noch nie unsympathische oder rachsüchtige Babies gesehen.
Sehe ich genauso.

Samantha hat geschrieben: Daher denke ich, dass die negativen Eigenschaften erst durch Eltern und Umwelt enstehen - also durch Druck, Desinteresse, Ungerechtigkeit, Unverständnis und Lieblosigkeit.
Äußere Umstände spielen ganz sicher eine große Rolle - aber nicht nur. - Es gibt auch Umstände innerhalb der eigenen Veranlagung.

Im Grunde reden wir hier über den Konflikt, den Freudianer und Jungianer lange Zeit hatten. - Die Freudianer gingen in die Richtung: "Der Mensch ist der, zu dem er über äußere Einflüsse wurde". - Die Jungianer hielten eher am Begriff des Archetypen fest, der aufs Individuelle heruntergebrochen sehr schön bei Goethe formuliert ist:
"Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen, ...
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen"
(Urworte. Orphisch)

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#87 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Demian » Mo 28. Apr 2014, 15:10

Pluto hat geschrieben:Der Begriff des wirklich Seins erscheint mir viel zu schammig und undefinert, als das man es zum Maß nehmen könnte.

Direkt und unmittelbar meine ich damit die Erfahrung des eigenen Selbst, als das eine, zeitlose und formlose Bewusstsein. Das ist unsre wahre Natur. Pures Einssein.

Und wenn du dich an eine Definition wagen solltest, dann wäre die Frage, woher du denn so genau wissen willst, was das wirkliche Sein überhaupt ist, und ob es denn existiert?

Weil ich Selbstverwirklichung erlangt habe - das bringt dir aber zweifellos nicht viel. Ich kann Dich nur nach Innen verweisen. Es ist deine eigene Aufgabe das herauszufinden. Ich bin nur eine Verkörperung von dem, was ich lebe. Ein Zeuge, wenn man so will. ;)
Zuletzt geändert von Demian am Mo 28. Apr 2014, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.

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#88 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Demian » Mo 28. Apr 2014, 15:15

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Es ist die Welt der Illusionen und der Vergänglichkeit. Die Welt des Leidens. Buddhistisch "Samsara". Böse wird diese Welt deswegen empfunden - und deswegen bringt sie auch immer wieder das Böse hervor - weil sie leidvoll ist.
Reine Behauptungen, die mit nichts überprüfbar sind. Vielleicht trifft es hier ein Romantiker aus der Renaissance am besten:
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn' und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ists, erzählt
Von einem Blödling, voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet.
[William Shakespeare — Macbeth Akt V, Szene 5]
Shakespeare hatte zwar nicht den Buddhismus vor Augen, als er diese Zeilen schrieb, aber passen täts schon. ;)

Willst Du mir erklären, was das mit meinen Worten zu tun hat?
Zuletzt geändert von Demian am Mo 28. Apr 2014, 16:18, insgesamt 1-mal geändert.

Hemul
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#89 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Hemul » Mo 28. Apr 2014, 15:30

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Inmitten dieser vergänglichen Welt mit ihren polaren Gegensätzen, von Geburt und Tod, Werden und Vergehen, können wir innerlich diese Liebe erfahren. Können wir das wirkliche Sein erfahren. Solange wir aber im Außen suchen - wo alles vergänglich ist - suchen wir nicht in uns Selbst und erkennen uns nicht Selbst als DAS. Wir erkennen ES erst, wenn wir IN uns suchen.
Wolhklingend und poetisch ausgedrückt, aber wie bringt uns das näher an die Antwort auf die Thread Frage:
Was ist das Böse, und woher kommt es?
Meine Güte Pluto, das haben wir doch schon durchgekaut? :roll: Zu 1: Was das Böse ist noch einmal folgendes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_B%C3%B6se
Das Böse (althochdeutsch bôsi, von germanisch *bausja- ‚gering‘, ‚schlecht‘, genaue Etymologie unklar)[1] ist der Gegenbegriff zum Guten
zu 2:
Woher es kommt steht in Hesekiel 28:13-17:
13 du warst in Eden, dem Garten Gottes; aus Edelsteinen jeder Art war deine Decke: Karneol, Topas und Jaspis, Türkis, Onyx und Nephrit, Saphir, Rubin und Smaragd; und Arbeit in Gold waren deine Ohrringe8 und deine Perlen an dir; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. 14 Du warst ein mit ausgebreiteten Flügeln schirmender Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. 15 Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand. 16 Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Und ich verstieß dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub, aus der Mitte der feurigen Steine. 17 Dein Herz wollte hoch hinaus wegen deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht um deines Glanzes willen.
Dieser böse gefallene Engel beeinflusst gem. 1.Johannes 5:19 uns Menschen, angefangen mit A&E in Eden bis zu dem heutigen Tag ebenfalls böses zu tun:
19 Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.
Dieser böse Engel hat sich gem. 2.Korinther 4:3+4 auch selbst zu einem Gott gemacht und es gut verstanden die Grenzen zwischen
"GUT" und "BÖSE" so zu verwischen, dass die Menschen deshalb auch nicht mehr zwischen Recht und Unrecht unterscheiden können.
Die sogenannte "NOT-LÜGE" ist hier nur ein Beispiel. Andere lügen, man selbst lässt sich aber immer ein Hintertürchen offen.
3 Wenn aber unser Evangelium doch verdeckt ist, so ist es nur bei denen verdeckt, die verloren gehen, 4 den Ungläubigen, bei denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht sehen.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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kamille
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#90 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von kamille » Mo 28. Apr 2014, 18:49

closs hat geschrieben:"Verdammnis" klingt sehr entgültig, während "Fluch" nach Auflösbarem klingt
Vielleicht ist das Böse mit Verdammnis gemeint, denn das wird ja endgültig verdammt sein und bleiben und der Verdammte nur so lange, wie er sich mit dem Bösen verbunden hat.
Ein Fluch ist ein Urteil, das der Verfluchte so lange zu ertragen hat, wie Gott es meint, denn wenn der Verfluchte sein Unrecht einsieht, dann wird er ja befreit werden. Tja, ist eigentlich das Selbe wie verdammt sein, meine ich. :roll:
Aber Verdammnis wird vielleicht in der Hölle verkocht, und der Fluch irgendwo zwischen Himmel und Hölle.
closs hat geschrieben:Machen wir es mal praktisch: Wie will man es sonst erklären, dass der eine als 90Jähriger nach einem erfüllten Leben schmerzfrei stirbt, während ein anderer in irgendeiner Folterkammer oder im Krieg stirbt?
Oh, das ist ein heißes Eisen, weil jeder sich ja anders sieht als wie Gott ihn sieht.
Es gibt das Gesetz von Saat Ernte und ich würde sagen, da könnte man die unterschiedlichen Schicksale ansiedeln.
Sicher ist es nicht jedem bewußt, muß es aber auch nicht, Hauptsache die Seele wird unter den gegebenen Umständen gereinigt. Gott wird es schon wissen.
closs hat geschrieben:Ich trinke übrigens gerade Kamille-Fenchel-Tee - das hilft dagegen
:lol: :lol: Du Schelm, das ist doch für den Bauch und nicht für den Kopf!!!!
closs hat geschrieben: Gottvakuum gibt es nur im Dasein - der Fluch hört also nach dem Daseins-Tod auf - der Fluch ist "aufgehoben".
Wie bist du denn darauf gekommen, woher weiß du das so bestimmt ???
closs hat geschrieben:- Erst durch den Mangel erkennt man die Fülle - übrigens ein ständiges Motiv im AT.
Ja leider :(
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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