Lieber Flavius
Flavius hat geschrieben:Gandhi las sehr viel in den Evangelien und holte daraus Inspiration für seinen Weg (z.B. zur gewaltlosen Befreiung Indiens). (Halte die andere Wange hin..) Er verband (beide) Religionen und das Ergebnis war eine ziemlich überzeugende Persönlichkeit !!!
Zweifellos. Da ich persönlich beiden Wegen - dem buddhistischen und dem christlichen - sehr viel zu verdanken habe, ist es auch mir ein tiefes Anliegen, die beiden Wege nicht als sich konkurrenzierend zu verstehen.
Bisher hat eher "Aktives-Anpacken"! , die Aufklärung u. poltische Veränderungen Indien geholfen.
"Das Leiden beenden" bedeutet hier konkret das eigene, individuelle (psychische) Leiden am Leben (an der persönlich erlebten "Welt") zu überwinden.
da ist die Chance des Selbst-Erfahrens
Genau: Die Erfahrung zu machen, dass das psychische Leiden, welches in der Gier nach (Er-)Leben oder in der Ablehnung von (Er-)Leben wurzelt versiegen kann, wenn das (Er-)Leben, so wie es sich ganz konkret gerade zeigt, angenommen werden kann.
ein gut Teil der Religionsaussagen sind erstmal "nur" subjektiv (oder nur/ aber doch - teils zumindest - selbst nachvollziehbar/ erlebbar)
Ja. Mehr noch: Alles Erleben ist subjektiv.
Auch Indien (als Beispil) wurde jahrhunderte lang von einem religiös. unterstützter Schicksal-Ergebenheit geplagt ! Also Millionen litten unter oder aufgrund von "tut- nichts -" Religion!
Karma ist nicht Schicksalsergebenheit. Das ist ein altes Missverständnis. Karma heisst wörtlich "Wirken" und bedeutet keineswegs, sich dem Handeln zu entziehen. Es geht darum, zu erkennen, dass Gier-, Hass- und Selbstsucht-motiviertes Handeln unheilsam ist - für einen selber und für die Mitmenschen. Ein Handeln aber, das frei ist von Gier, Aversion und Ichbezogenheit ist (und das damit nicht psychischem Leid entspringt), ist realitätsbezogener, wirkungsvoller und für einen selber und für die Mitwelt heilsam.
Also ehrlich: Falsch gelehrte "Religion"(en) können großen Schaden anrichten.
Klar. Aber nichts kann uns davon entbinden, selber bei aller Ideologie ein rechtes Verständnis anzustreben. Für das, was ich praktisch aus einer Lehre mache, bin ich selber verantwortlich. Ich kann die Verantwortung dafür nicht dem Lehrer oder irgend einer anderen äusseren Instanz in die Schuhe schieben (siehe Plutos Hitler-Äusserung - die übrigens ebenso von Luther stammen könnte).
(Budd. Frieden funktioniert(e) schon öfers - aber auch nicht immer.
Ja.
Wo wäre denn Tibet heute hätten die Leute sich mehr gewehrt oder gekämpft?
Der Dalai Lama war in seinem ständigen Aufruf zu Gewaltfreiheit gegenüber den Chinesen sehr weise. Da hat er sicher auch bei Gandhi abgeschaut. Ich denke, hätten die Tibeter massiv Gewalt angewendet, sie wären praktisch vernichtet worden. was hätten sie denn gegen China ausrichten können? Aber wie auch immer: Gewaltfreiheit gehört zum spirituellen Weg unabdingbar dazu. Kann sein, dass es Situationen gibt, die ohne Gewalt nicht zu lösen sind. Das rechtfertigt sie aber nicht. Es ist ein schwieriges und grosses Lerngebiet für den Menschen, gewaltfreie Kommunikation - sprachlich und körperlich - zu lernen.
"Es gibt eine Zeit zum Kämpfen und eine Zeit Frieden zu schliessen".
Der wirkliche Kampfort ist stets das eigene Herz. Dort können wir uns unserer Gier, unserem Hass und unserer Selbstsucht stellen und sie (immer wieder) überwinden und besiegen. Dann finden wir Frieden - im eigenen Herzen zuerst, dann, manchmal schwerfällig und zeitraubend, auch aussen.