was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert)?

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
michaelit
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#1 was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert)?

Beitrag von michaelit » Mo 10. Nov 2014, 20:25

Hallo,

welche Religion ist denn eigentlich noch besonders schön wenn man ihre Geschichte, Praxis und Kunde beurteilt? Ich frage speziell als Christ, mit welcher Religion lohnt denn eine tiefere Beschäftigung als Christ?

LG

Daniel

JackSparrow
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#2 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von JackSparrow » Mo 10. Nov 2014, 22:48

Hedonismus.

In jeder anderen Religion wird man früher oder später irgendwas machen müssen, worauf man im Moment vielleicht gar keine Lust hat. Was man getrost als Heuchelei betrachten darf.

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Bastler
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#3 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von Bastler » Do 20. Nov 2014, 23:36

Da muss man aber gewaltig aufpassen, welche Form des Hedonismus man vor Augen hat.

Es gibt zum Beispiel sehr selbstsüchtige (und zwar negativ-selbstsüchtige) Formen des Hedonismus.
Wenn jemand zum Beispiel keine Freude daran hat, dass es (auch) anderen Menschen gut geht, dann ist Hedonismus für diesen Menschen eine Gefahr für den Rest der Welt.

Aber ich nehme an, dass Du einen völlig anderen Hedonismus vor Augen hast.

Catholic
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#4 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von Catholic » Do 20. Nov 2014, 23:38

Hedonismus betrachte ich als Philosophie und nicht als Religion.

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Bastler
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#5 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von Bastler » Do 20. Nov 2014, 23:53

Man kann Hedonismus sowohl als Weltanschauung, wie auch als Religion leben.
Man kann ja auch Fußball sowohl als Spiel, als Weltanschauung oder als Religion leben.

JackSparrow
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#6 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von JackSparrow » Fr 21. Nov 2014, 12:16

Bastler hat geschrieben:Wenn jemand zum Beispiel keine Freude daran hat, dass es (auch) anderen Menschen gut geht, dann ist Hedonismus für diesen Menschen eine Gefahr für den Rest der Welt.
Das ist richtig. Wenn Hedonismus allgemeingültig wäre, hätten andere Menschen vielleicht Freude dran, mich von meiner eigenen Freude abzuhalten, während ich Freude dran hätte, sie davon abzuhalten, mich abzuhalten, und sie wieder Freude, mich davon abzuhalten, sie davon abzuhalten, mich abzuhalten.

Andererseits kann man Freude auch als vorübergehende Erscheinung und alle Gefühlsschwankungen als prinzipiell leidvoll betrachten, wodurch man dann eine Art Buddhismus draus gemacht hätte.

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Halman
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#7 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von Halman » Fr 21. Nov 2014, 13:51

michaelit hat geschrieben:welche Religion ist denn eigentlich noch besonders schön wenn man ihre Geschichte, Praxis und Kunde beurteilt? Ich frage speziell als Christ, mit welcher Religion lohnt denn eine tiefere Beschäftigung als Christ?
Wie wäre es mit dem Buddhismus? Um Buddhist zu sein, muss man noch nicht mal irgendwas glauben - dies bleibt freigestellt. Das einzige Erfordernis ist das Zazen (座禅), die Meditation zu praktizieren. Im Grunde handelt es sich im Kern eher um eine spirituelle Lebensphilosophie.
Demnach ist das Ich nur eine Illusion ist und in Wahrheit gar nicht existent. Daher ist es sinnlos, das Ego festhalten zu wollen; das Nicht-Ich ist nach meinem sehr bescheidenen Wissen eine zentrale buddhistische Lehre. Der Buddhist versteht sich nicht als konstante Seelen-Einheit, sondern als Prozess ständiger Veränderung. Es geht nicht darum, sich auf das Ich zu fokussieren, sondern darum, diese Illusion zu überwinden, d.h. geht es darum, die Vorstellung zu überwinden, dass man losgelöst vom Ozean des Seins wäre. Der Buddhist versteht sich als Teil des Ganzen. Erst die Illusion der Trennung vom Sein führt zur Gier, Furcht und so zu Leid.
Von großer Bedeutung sind die Vier Großen Gelübde:
  • - Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen
    - Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden
    - Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten
    - Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen

Der Buddhist ist bestrebt, kein Leid zu verursachen, sondern es zu vermindern, und zwar sowohl für sich selbst, wie auch für sein Umfeld - denn aus seiner Sicht ist er Teil des Ganzen.

Ein zentraler Text des Buddhismus ist das Herzsutra:
Form ist nichts anderes als Leere, und Leere ist nichts anderes als Form.
Form ist identisch mit Leere und Leere ist identisch mit Form.
Und so ist es auch mit Empfindung,
Wahrnehmung, geistiger Formkraft und Bewußtsein.


Alle Dinge sind in Wahrheit leer.
Nichts entsteht und nichts vergeht.
Nichts ist unrein, nichts ist rein.
Nichts vermehrt sich und nichts verringert sich.
Es gibt in der Leere keine Form, keine Empfindung, Wahrnehmung, geistige Formkraft und kein Bewußtsein, keine Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper oder Geist; es gibt nichts zu sehen, hören, riechen,
schmecken, fühlen oder denken, keine Unwissenheit und auch kein Ende der Unwissenheit,
kein Altern und keinen Tod, noch deren Aufhebung, kein Leiden und keine Ursache des
Leidens, kein Auslöschen und keinen Weg der Erlösung, keine Erkenntnis und auch kein Erreichen.

Es gibt sogar Benediktiner, Franziskaner und Jesuiten, die sich neben christlicher Kontemplation, im Za-Zen üben. Ziel ist es, durch Za-Zen still zu werden, um so hören zu können.
http://www.kloster-auf-zeit.de/innere-r ... m-kloster/

Abschließend möchte ich noch einen Beitrag einer Zen-Buddhistin anfügen, mit der ich das Vergnügen hatte zu diskutieren.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

erbreich
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#8 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von erbreich » Mi 3. Dez 2014, 18:07

Halman hat geschrieben:
michaelit hat geschrieben:welche Religion ist denn eigentlich noch besonders schön wenn man ihre Geschichte, Praxis und Kunde beurteilt? Ich frage speziell als Christ, mit welcher Religion lohnt denn eine tiefere Beschäftigung als Christ?
Wie wäre es mit dem Buddhismus?
Mein Weg führte mich (ab 1979) 21 Jahre durch Studium und Praxis des (Theravada-) Buddhismus. Dann 7 Jahre über christliche Wege (zuerst evangelikal-charismatisch, dann orthodoxes Herzensgebet) und schliesslich (2007) zurück zu meiner ursprünglichen Praxis der (buddhistischen) Achtsamkeitsmeditation. Anfang 2008 habe ich für unsere Meditationsgruppe einen Text verfasst, indem ich versuchte, die Gemeinsamkeiten des christlichen und des buddhistischen Weges aufzuzeigen, hier.

"Gelohnt" hat sich bisher meines Erachtens dies alles (und noch einiges mehr), was ich auf meiner spirituellen Lebenswanderung erleben durfte und als Lebenserfahrung und Einsicht heute in mir trage. Ich kann dich nur ermutigen, als Christ auch andere Religionen und Lebensentwürfe kennenzulernen! Hierzu ein Link zu einem Vortrag meines langjährigen (verstorbenen) burmesischen Medditationslehrers Dr. Rewata Dhamma an der Universität Hamburg, 9.-11. Februar 1996 zum Thema "Christliche Buddhismusstudien".

Alles Gute!

JackSparrow
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#9 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von JackSparrow » Mi 3. Dez 2014, 22:27

erbreich hat geschrieben:indem ich versuchte, die Gemeinsamkeiten des christlichen und des buddhistischen Weges aufzuzeigen
Leider führt dies zu einem gewissen Dilemma: Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Mt6:24

Sollte Jesus recht haben, kann man nur einen der beiden Wege gehen. Und sollte Jesus nicht recht haben, ist der christliche Weg sowieso keine Option.

erbreich
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#10 Re: was ist die schönste religion (christentum ausgeklammert

Beitrag von erbreich » Mi 3. Dez 2014, 23:12

JackSparrow hat geschrieben:
erbreich hat geschrieben:indem ich versuchte, die Gemeinsamkeiten des christlichen und des buddhistischen Weges aufzuzeigen
Leider führt dies zu einem gewissen Dilemma: Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Mt6:24
Das Dilemma ist keines: Die von Jesus erwähnten zwei Herren sind Gott und das Geld. Materialismus vs. Spiritualität. Sowohl Jesus als auch Buddha geben dem Geist den Vorrang. Übereinstimmung also (diesbezüglich jedenfalls) zwischen den beiden Wegen...

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