Aufklärung über den Koran

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Novas
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#11 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von Novas » Mi 18. Apr 2018, 14:50

Frieden. Falls Du den Koran studieren möchtest, so empfehle ich Dir das Buch Schlüssel zum Verständnis des Koran von Kerem Adigüzel. Gerade habe ich gesehen, dass er es sogar kostenlos auf seiner Webseite anbietet, hier als pdf: Schlüssel zum Verständnis des Koran :thumbup: Er ist Mathematiker und Software-Entwickler, der entsprechend genau den Koran analysiert und erklärt. Dabei vergleicht er auch verschiedene Übersetzungen und erklärt die arabische Sprache, was ich für die richtige Vorgehensweise halte. Er ist der Betreiber des islamischen Wissensportal Alrahman. Hier die Vereinsgrundsätze ...


Wir glauben an einen einzigen Gott (Monotheismus). Diesen Glauben haben wir mit vielen Menschen in der Schweiz gemeinsam. Dies zeigt sich in der Präambel der Bundesverfassung, die mit den Worten «Im Namen Gottes des Allmächtigen!» beginnt. Auch die Nationalhymne spricht davon, Gott in der Natur und im Vaterland zu finden. Neben der Offenbarung Gottes in seiner Schöpfung sind wir überzeugt, dass er sich der Menschheit auch in Textform offenbart hat. Wir erkennen die Lesung («Koran») auch als Offenbarung Gottes an. Diese ist für die Vereinsmitglieder der gemeinsame theologische Massstab. Wir begrüssen innere Meinungsvielfalt und verschiedene Interpretationen, die wir immer gemeinsam am Text der Lesung («Koran») messen und prüfen wollen.

In unserem Glaubensverständnis ist uns die Menschenwürde ein Anliegen, da laut der Lesung («Koran») Gott den Menschen Würde gegeben hat (17:70). Die Menschenwürde konkretisiert sich in den Menschenrechten, auf die sich die Menschheit (in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO von 1948) und die Schweiz (Art. 7-36 BV) geeinigt haben. Die Lesung («Koran») verbietet Zwang in der Religion oder der Lebensordnung (2:256). Darum bekennen wir uns zur Selbstbestimmung des Individuums in Glaubensfragen. Niemand darf zu religiösen Handlungen oder Zugehörigkeiten gezwungen werden. Wir erkennen ausdrücklich auch das Recht an, Religionsgemeinschaften zu verlassen und keiner anzugehören. Wir enthalten uns des Urteils über betroffene Menschen, denn dieses steht nur Gott zu (6:114).

Zur Förderung des Zusammenlebens von Menschen verschiedener Weltanschauung sind wir zum interreligiösen (3:64) und interkulturellen (49:13) Dialog bereit. Vielfalt ist von Gott gewünscht (5:48).
Die Lesung («Koran») bezeichnet es als Eigenschaft der Gottergebenen, sich zu beraten (42:38). Darum bekennen wir uns zu demokratischen Prinzipien. Laut der Lesung («Koran») hat Gott den Menschen die Gerechtigkeit vorgeschrieben. Wir bekennen uns also zum Rechtsstaatsprinzip (Art. 5 BV).
alrahman.de: Die Vereinsgrundsätze

... damit dürfte dann auch klar sein, dass das nichts mit islamischen Fanatismus zu tun hat. Mein Interesse ist es, eine gottergebene Lebensweise zu praktizieren, weil ich darin den tieferen Sinn und die Erfüllung des menschlichen Lebens erkenne.

Und ich hoffe inständig das du nicht einmal auf islamische Fanatiker reinfällst. Denn bei aller Religiösität sollte man zwei Dinge nicht verlieren: Den eigenen Menschenverstand und die Empathie anderen Wesen gegenüber.

Selbstverständlich. In einem bekannten Prophetenwort heißt es: „Der im Glauben vollkommenste unter den Gläubigen ist der mit dem besten Charakter.“ mangelnde Empathie ist also das Gegenteil des Islam, wenn das der Maßstab wahren Glaubens ist. Ein Muslim ist sicher kein perfekter Mensch, aber der ganze spirituelle Weg dient der seelischen Vervollkommnung.

Spirituell kann ich dem Islam aber nichts abgewinnen. Habe tiefe spirituelle Erfahrungen mit und duch die Muttergottes machen dürfen. Daher bin ich Katholik und kein Moslem.

Gerade Maria hat eine außergewöhnliche Sonderstellung im Islam. Ist Dir das bewusst? „Und als die Engel sagten: O Maria, Gott hat dich auserwählt und dich rein gemacht und dich auserwählt vor den Frauen der Weltenbewohner! O Maria, sei deinem Herrn demütig ergeben, wirf Dich nieder und verbeuge dich zusammen mit den sich Verbeugenden.“ (Koran 2:42-43) sie ist das Idealbild eines gottergebenen Menschen mit einem reinen Herzen, um genau zu sein. Manche sehen in ihr sogar eine Prophetin. Nur die „Mutter Gottes“ ist sie für einen Muslim nicht, weil sie Jesus nicht für Gott halten.
Zuletzt geändert von Novas am Mi 18. Apr 2018, 15:43, insgesamt 1-mal geändert.

thomas4
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#12 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von thomas4 » Mi 18. Apr 2018, 15:41

So weit ich bis jetzt in Deine Beiträge gesehen habe, scheinst Du vom Islam und dem Koran restlos überzeugt, ja, fast begeistert zu sein. Das sei Dir gegönnt.

Aber ebenso, wie viele sich vom Glauben an Jesus Christus abhalten lassen durch das schlechte Beispiel - die "Früchte" - vieler Christen in Vergangenheit und Gegenwart, kann ich dem Islam nichts abgewinnen. Die Früchte seiner Anhänger sehe ich u.a. in der eigenen Familie und unserer nächsten Umgebung - auch nichts, woran man sich ein Beispiel nehmen mag.

Aber vielleicht bist Du ja ein besonderer Mensch dieser Religion, besonnen und friedfertig, das ist zu wünschen.

Novas
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#13 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von Novas » Mi 18. Apr 2018, 18:50

thomas4 hat geschrieben:So weit ich bis jetzt in Deine Beiträge gesehen habe, scheinst Du vom Islam und dem Koran restlos überzeugt, ja, fast begeistert zu sein. Das sei Dir gegönnt.

Frieden, Thomas. Mir geht es um Aufklärung. Das gelingt nur, wenn man die Informationen teilt und Wissen zur Verfügung stellt. Wusstest Du, dass „Islām“ wörtlich Ergebung und „Muslim“ Ergebener bedeutet, im Sinne einer Ergebung Gott allein gegenüber? Wenn heute die Menschen das Wort „Muslim“ hören, dann erweckt das alle möglichen Assoziationen, aber nur wenige denken dabei an einen „Gottergebenen“, dabei ist das die korrekte Übersetzung in die deutsche Sprache. Oder nehmen wir das Wort Koran. Übersetzt bedeutet es einfach „die Lesung“ (arabisch: al-qur’ān) Dschihad wiederum ist „die aufrichtige Anstrengung auf dem Weg Gottes“. Das ist primär eine spirituelle Anstrengung.

Auf islamiq.de heißt es: „Dschihad bedeutet Leben – und zwar ein Leben als friedliebender Muslim“(Quelle) dabei geht es vorallem um dem Kampf mit dem eigenen Ego (arabisch Nafs نفس) um die niederen Triebe und animalischen Aspekte der Seele umzuwandeln in höhere Eigenschaften.
Zuletzt geändert von Novas am Mi 18. Apr 2018, 19:34, insgesamt 1-mal geändert.

Mirjam
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#14 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von Mirjam » Mi 18. Apr 2018, 19:34

janosch hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
janosch hat geschrieben:Beide ruft eindeutig auf Ungläubigen zu Töten! :o

Das geht an dem wahren Sinngehalts des Korans vollkommen vorbei. Gott will von uns ein friedliches Zusammenleben. Das beinhaltet immer Anders- oder Ungläubige.
Was allerdings weder den Koran noch das AT davon abhält in gefühlt jedem zweiten Satz darauf hinzuweisen, wie die Ungläubigen und Gottlosen verworfen und in der Hölle schmoren werden. (demnach muss man als Christ oder Muslim gar keine Ungläubigen töten... das übernimmt Gott) Nehmt nur mal die ersten 30 Psalmen oder die Sure "al Baqara" (die Kuh)

janosch hat geschrieben:Aber Götter können nicht gegenseitig Tolerieren!
Ich bitte zu unterscheiden:
Mag sein, dass absolute Götter monotheistischer Religionen keine Toleranz üben können.
Wenn man sich dagegen bei den antiken Religionen Europas und Vorderasiens umsieht, dann können sich Götter problemlos tolerieren. Sie heiraten sogar hin und wieder in ein anderes Pantheon ein, nehmen verschiedene Namen an, verschmelzen miteinander oder spalten sich in verschiedene lokale Sonderformen auf.

liebe Grüße

Mirjam

Novas
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#15 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von Novas » Mi 18. Apr 2018, 19:48

Mirjam hat geschrieben: Was allerdings weder den Koran noch das AT davon abhält in gefühlt jedem zweiten Satz darauf hinzuweisen, wie die Ungläubigen und Gottlosen verworfen und in der Hölle schmoren werden. (demnach muss man als Christ oder Muslim gar keine Ungläubigen töten... das übernimmt Gott) Nehmt nur mal die ersten 30 Psalmen oder die Sure "al Baqara" (die Kuh)

Hallo, Mirjam. Dein Argument scheitert schon daran, dass es in der arabischen Sprache den Begriff „Ungläubiger“ nicht gibt. Das ist bereits eine Übersetzung und keine besonders gute, weil sie alle möglichen falschen Assoziationen weckt (Kerem spricht von „Ableugnern“, was schon sehr viel passender ist). Als der Koran vor 1400 Jahren „herabgesandt“ wurde, haben die Menschen nicht unsre heutigen Begriffe verwendet.

Ich bitte zu unterscheiden:
Mag sein, dass absolute Götter monotheistischer Religionen keine Toleranz üben können.

Der Schöpfer des Universums ist offenbar sehr tolerant, denn er zwingt keinem Menschen eine bestimmte Religion auf, wie Du sicher schon bemerkt hast. :) Im Koran betet Moses:

„Herr mache mir Raum in meiner engen Brust!“

Der Mensch ist also das Problem, weil er zu einem engherzigen Egoismus neigt. „Allah“ hingegen ist unendlich, grenzenlos und allumfassend. Ziel des spirituellen Lebens ist es das enge Herz zu öffnen für die göttliche Barmherzigkeit und Unendlichkeit, sodass der Mensch zu einem Gefäß oder Kanal für sie wird.

Novas
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#16 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von Novas » Mi 18. Apr 2018, 20:56

Im Koran gibt es das Wort Ungläubige nicht. Das verwendete Wort ist Kāfir (كافر) da rund um dieses Thema viel Verwirrung existiert, ist eine Aufklärung notwendig.

Der Begriff Kāfir (كافر) wird in den gängigen Übersetzungen oft mit „Ungläubiger“ übersetzt. Leider wird in anderen, durchaus bekannten, sich als muslimisch ausgebenden Plattformen dieser Begriff offen und in voll abwertender Bedeutung auf alles „nichtmuslimische“ angewandt. Dieser Zustand ist höchst bedauerlich [...] Deshalb ist bei der Beschreibung der KāfirÅ«n geboten, sich Folgendes zu merken: Ein Ablehner oder Ableugner zu sein, hat nicht zwingend allein mit einem Glaubensbekenntnis zu tun, sondern mit bestimmten Wesenszügen. Hierbei stehen immer die inneren Werte im Vordergrund und nicht, wie viele glauben, das Aussprechen eines Bekenntnisses. Denn laut der Lesung ist das bloße Aussprechen eines Bekenntnisses kein Zeichen wahren Glaubens (2:8–10).

Die nachfolgende Liste soll deutlich machen, dass ein Ableugner nicht lediglich jemand ist, der sich nicht zum gottergebenen (muslimischen) Glauben bekennt, sondern auch ein offizieller Gottergebener sein kann, der beispielsweise gewisse Regeln der Gottergebenheit zu seinem eigenen Vorteil auszulegen versucht. Einem Menschen steht es nicht wirklich zu, andere Menschen als Ableugner im von Gott verurteilten Sinne zu betiteln; dieser Urteilsspruch steht am Jüngsten Tag allein Gott dem Allweisen und Allwissenden zu. Deshalb sollte folgende Liste nicht dazu dienen, die Fehler bei anderen zu suchen, sondern wohl eher dazu, dass wir uns selbst an der eigenen Nase fassen und an uns arbeiten, damit unsere Seele im Positiven gedeihen kann!
alrahman.de: Die Eigenschaften der Ungläubigen

Die Lesung mahnt die Gottergebenen ihren Mitmenschen zu vergeben und ihre Glaubensfreiheit zu respektieren, denn ...

45:14–15 Wer Gutes tut, tut es zu seinem eigenen Vorteil. Und wer Böses tut, tut es zu seinem eigenen Schaden. Zu eurem Herrn werdet ihr dann zurückgebracht.

Die Mindestkriterien zum Erlangen des Seelenheils sind, dass ein Mensch, ob er sich „Muslim“ nennt oder nicht, an Gott und an das Konzept der Verantwortlichkeit für die eigenen Taten (also an das Jüngste Gericht) glaubt und gute Werke vollbringt (2:62, 5:69). Wer ungläubig scheint, kann in Wahrheit gläubig sein
und umgekehrt: manche Menschen wirken gläubig, sind aber im Herzen ungläubig und folgen nur ihrem Ego. Es ist darum äußerste Vorsicht geboten, wenn wir von „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ sprechen.
Zuletzt geändert von Novas am Mi 18. Apr 2018, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.

PeB
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#17 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von PeB » Mi 18. Apr 2018, 21:22

Hallo,

ich will es mal so ausdrücken:
der Schöpfer des Himmels und der Erde hat keine Religionen, Kirchen und Moscheen gegründet. Das ist Menschenwerk - mal zum Guten, mal zum Bösen.
Es ging und geht niemals um die Anbetung einer Religion, sondern um unser Verhältnis zu Gott und zueinander.

Entschuldige, Novalis, wenn ich mit der Bibel argumentiere, aber die kenne ich besser als den Koran.

Jesus wurde gefragt, welches das wichtigste Gebot sei:
Matthäus 22, 37-39 hat geschrieben:Jesus antwortete: »`Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken!´ Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ein weiteres ist genauso wichtig: `Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.´
Das ist religionsübergreifend, wenn du den Schöpfer des Himmels und der Erde als deinen Gott betrachtest.

Niemand wird errettet, weil er römisch-katholisch getauft ist, zu den Zeugen Jehovas gehört oder die muslimischen Regeln befolgt, sondern dann, wenn er gemäß Gottes Vorgaben angenommen wird.

So segnet Gott auch nicht die, die einer bestimmten Glaubensgemeinschaft angehören, sondern die nach seiner Ordnung Würdigen:
Matthäus 22, 37-39 hat geschrieben:»Gott segnet die, die erkennen, dass sie ihn brauchen, denn ihnen wird das Himmelreich geschenkt. Gott segnet die, die traurig sind, denn sie werden getröstet werden. Gott segnet die Freundlichen und Bescheidenen, denn ihnen wird die ganze Erde gehören. Gott segnet die, die nach Gerechtigkeit hungern, denn sie werden sie im Überfluss erhalten. Gott segnet die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren. Gott segnet die, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen. Gott segnet die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Gott segnet die, die ihr Leben Gott ganz zur Verfügung stellen, denn das Himmelreich wird ihnen gehören. Gott segnet euch, wenn ihr verspottet und verfolgt werdet und wenn Lügen über euch verbreitet werden, weil ihr mir nachfolgt. Freut euch darüber! Jubelt! Denn im Himmel erwartet euch eine große Belohnung. Und denkt daran, auch die Propheten sind einst verfolgt worden.
Ich bin überzeugt davon, dass alle drei abrahamitische Religionen zum Heilsplan Gottes beitragen - wie auch immer - sonst hätte er sie nicht zugelassen. Vielleicht müssen alle drei ihren eigenen Beitrag dazu leisten.

Eine Eigenschaft, die ich aufrichtig bei Muslimen bewundere, ist die Glaubensdisziplin, die so weder Christen noch Juden aufbringen.

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#18 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von Novas » Do 19. Apr 2018, 05:48

Bild

Und haltet alle an der Schnur Gottes fest, teilt euch nicht auf und gedenkt der Gunst Gottes über euch, als ihr Feinde wart und Er eure Herzen vereinigte. So wurdet ihr durch seine Gunst zu Geschwistern. Und ihr wart am Rand eines Grabens aus dem Feuer und Er errettete euch von ihm. Auf diese Weise macht Gott euch seine Zeichen klar, auf dass ihr rechtgeleitet seid. (Koran, 3:103)

Koranfakten

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#19 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von piscator » Do 19. Apr 2018, 10:19

Dass das Leben unter dem Islam eine immerwährende Wonne ist, dürfte inzwischen aufgrund der Schilderungen des geschätzten Novalis bekannt sein. Vorausgesetzt natürlich, man gehört zu den Privilegierten, ist reich und vor allem: Man darf keine Frau sein, denn dann hat man nichts zu lachen. Man darf nicht mal träumen

Eine Schilderung einer Betroffenen:

https://hpd.de/artikel/es-noch-viel-schlimmer-15489

Rana Ahmad floh unter Einsatz ihres Lebens nach Europa, weil sie es in Saudi-Arabien nicht mehr aushielt. In einer beklemmenden, äußerst lesenswerten Biographie erzählt sie ihre Geschichte. Es offenbart sich ein bisher kaum bekannter Blick auf Alltag und Gefühlswelt einer mutigen Frau im fundamentalistischsten Staat der Welt.

Es ist schon viel geschrieben worden über Saudi-Arabien. Die meisten wissen inzwischen, dass Frauen dort bis jetzt nicht Auto fahren durften und Menschen zu Körperstrafen verurteilt werden, die zum Teil öffentlich vollstreckt werden. Es ist ein Blick von außen, den man so meistens erhält, ein unpersönlicher, sachlicher. Aus den Medien erfährt man selten etwas über die Menschen und ihren Alltag. Deshalb ist das Buch "Frauen dürfen hier nicht träumen – Mein Ausbruch aus Saudi-Arabien, mein Weg in die Freiheit", das Rana Ahmad mit Unterstützung der Journalistin Sarah Borufka geschrieben hat, etwas Besonderes. Ahmad, die 2015 während der großen Flüchtlingswelle nach Deutschland kam, kann beide Perspektiven vergleichen. Sie kennt sowohl unsere Lebensweise – und schätzt sie wahrscheinlich mehr, als jeder, für den sie seit seiner Geburt selbstverständlich ist – als auch den Lebensalltag in Saudi-Arabien. Sie schafft es so, in ihren detailreichen Schilderungen genau die Aspekte herauszustellen, bei denen die kulturelle Diskrepanz am deutlichsten zu Tage tritt. Und man stellt fest: Das Leben dort – vor allem als Frau – ist noch viel schlimmer, als man angenommen hatte.
Die Biographie ist chronologisch erzählt, beginnt mit Rana Ahmads Kindheit, als für sie die Welt noch in Ordnung ist. Als die strengen religiösen Vorschriften für sie noch nicht gelten, sie unverschleiert in die Öffentlichkeit gehen und – wenigstens im Sommerurlaub in Syrien – Fahrrad fahren darf. Man stellt als Leser fest, dass es in Saudi-Arabien genau umgekehrt zu sein scheint als in Europa: Kinder haben größere Freiheiten als Erwachsene. Zumindest für Mädchen gilt das. Je älter sie werden, desto weniger dürfen sie, desto enger schnürt sich das gesellschaftliche Korsett um sie. Ab dem Alter von zehn Jahren muss die Protagonistin ihr Haar bedecken, die Vollverschleierung ordnet die Schule ab 14 an. "Alles in diesem Land ist darauf ausgerichtet, dass Frauen sich nie unverhüllt in der Öffentlichkeit zeigen." In Restaurants gibt es beispielsweise getrennte Eingänge und spezielle Séparées. Nur in diesen und nur in Begleitung ihrer Familie dürfen Frauen dort essen. Denn dafür müssen sie den Gesichtsschleier abnehmen. Essen gehen und Einkaufen sind laut Buch die einzig möglichen Freizeitbeschäftigungen in Saudi-Arabien. Rana Ahmad ist ein Genussmensch, das merkt man, überall berichtet sie sehr detailliert über das Essen, oft ein Lichtblick im dunklen Alltag. Vielleicht der einzige Genuss, den man ungestraft in diesem Land ausleben kann.
Im Alter von 17 Jahren, erzählt die Protagonistin, habe sie noch nie mit einem Mann gesprochen, mit dem sie nicht verwandt ist. Aber gerade die sind es, die den saudischen Frauen das Leben zur Hölle machen. Gerade die, die sie als einzige unverschleiert sehen dürfen, scheinen das häufig als Freibrief zu verstehen: Ahmads beklemmenden Schilderungen nach sind sexuelle und gewalttätige Übergriffe an der Tagesordnung. Es ist für Mädchen ein Glücksspiel, ob sie vom Regen in die Traufe verheiratet werden, vom prügelnden Vater zum tyrannischen Ehemann, oder ob sie an einen milden Vertreter des männlichen Geschlechts geraten. Frauen können es eigentlich nur falsch machen. Wenn ein Mann sie bedrängt, dürfen sie nicht weggehen, weil sie sich ihm nicht widersetzen dürfen. Die Schuld liegt aber natürlich auch bei ihnen. Ein perfides System: "Alles Schöne an uns Frauen wird ins Sündhafte und Hässliche verkehrt, und die Konsequenz dieses Denkens ist, dass wir uns selbst hassen, uns für das schämen, was wir sind, und niemals auf die Idee kämen, in den Männern, die uns missbrauchen, das zu sehen, was sie sind: Täter." Dazu kommt noch, dass Aufklärung nicht stattfindet. Als Rana Ahmad zum ersten Mal ihre Periode bekommt, ist sie überzeugt, sie müsse sterben. Erklärt wird ihr dieser natürliche Vorgang nicht, das einzig wichtige ist, in dieser Zeit nicht zu beten, da sie "unrein" sei.
Frauen leben in einem Gefängnis unter ständiger Kontrolle. Freundinnen dürfen sich nicht einfach so verabreden, das Leben spielt sich in den Familien ab. Alle, die sich etwas Freiheit herausnehmen, müssen dafür bezahlen. Eine unverheiratete Frau, die keine Jungfrau mehr ist, wird mit Peitschenhieben bestraft. Was für Europäerinnen alltäglich ist, wird Frauen in Saudi-Arabien zum Verhängnis. Es herrschen buchstäblich mittelalterliche Verhältnisse. Darauf weist schon ein Zitat von Richard Dawkins auf dem Buchcover hin: "Saudi-Arabien ist eine Schande für die Menschheit, und, vor allem für Frauen, die Hölle auf Erden."
Rana Ahmads Leben in ihrem Heimatland ist eine Spirale niederschmetternder Ereignisse, die sie immer weiter nach unten zieht. Nach einer gescheiterten Ehe und zunehmenden Problemen mit ihrer Familie verkriecht sie sich zunehmend, entdeckt die sozialen Netzwerke für sich. Als sie zum ersten Mal das englische Wort "Atheist" liest, weiß sie nichts damit anzufangen. Auch die arabische Übersetzung muss sie im Internet nachschlagen und ist anschließend völlig schockiert darüber, dass es Menschen gibt, die nicht an Gott glauben. Nach und nach setzt sich ein Puzzlestück nach dem anderen (Darwin, Nietzsche, Dawkins) zusammen zu einer Weltsicht, die keinen Gott braucht. Ihr von Religion bestimmtes altes Weltbild stürzt immer weiter ein. Das, was sie sich im Internet aneignet, ist hochgefährlich für sie. "Wer in Saudi-Arabien anders ist, (…) der muss sich entscheiden: zwischen dem sicheren Tod und der Bereitschaft, eine Lüge zu leben." Auch auf Apostasie steht die Todesstrafe. In Ahmad reift der Gedanke zur Flucht. Ein Freund, den sie im Internet kennenlernt und dem sie sich anvertraut, besorgt ihr ein Flugticket nach Istanbul.
Es gibt tief erschütternde Momente in "Frauen dürfen hier nicht träumen". Einer, der wirklich unter die Haut geht, ist, wie Rana Ahmad beschreibt, wie ihre beste Freundin "systematisch gebrochen" wird und sich schließlich von ihr abwendet. Noch schlimmer wird es, als die Protagonistin versucht, sich das Leben zu nehmen, nachdem ihr Bruder sie beinahe totgeprügelt hat. Ihre Mutter will sie sterben lassen, es sei ja keine Sünde, sollte der Bruder mit seinem Verdacht, sie treffe sich heimlich mit Männern, recht haben. Mehr Sorgen bereitet der Mutter, dass ihr Sohn verhaftet werden könnte. Die Erkenntnis, dass es Menschen gibt, für die menschenverachtende kultische Vorstellungen wichtiger sind als das Leben der eigenen Tochter, ist unerträglich. Liebe? Fehlanzeige. Der einzige Mensch, der Rana Ahmad bedingungslos und immer liebt, ist ihr Vater. Diese Beziehung beschreibt sie rührend. Umso schmerzhafter der Moment, als sie an dem Tag ihrer Flucht aus dem Auto steigt. Er bringt sie zur Arbeit, die sie nach langem Kampf (wieder) ausüben darf. Sie darf sich nichts anmerken lassen, weiß aber, dass sie ihn wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Als die junge Frau ihr Buch in Berlin vorstellte, musste sie an dieser Stelle weinen, auch heute noch.
Amir, der ihr die Flucht ermöglichte, trifft sie in der Türkei, gemeinsam ziehen sie weiter, es beginnt eine innige Beziehung. Atheisten weltweit unterstützen die beiden durch eine Crowdfunding-Kampagne. Über die Balkan-Route geht es weiter. Auch dieser Teil der Geschichte ist hochspannend: Die Perspektive des Flüchtlings einzunehmen, eine persönliche Schilderung, die der anonymen Zahl ein Gesicht gibt. Es erinnert daran, dass jeder, der diese lebensgefährliche Reise auf sich nimmt, dafür wichtige Gründe hat, alles auf eine Karte setzt. Dass jeder persönliche Hoffnungen und Träume mitbringt, sich aber auch verloren fühlt.
Rana Ahmad landet schließlich in einem Flüchtlingsheim in Köln, knüpft Kontakte, auch zum Zentralrat der Ex-Muslime und der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs). Sie beschreibt nun von der anderen Seite her, was alles neu für sie ist, wie oft sie sich wundert, was sie als Frau alles tun darf. Sie macht ihre Religionskritik öffentlich und erntet dafür Todesdrohungen im Internet. Diese erreichen sie auch noch in der Freiheit. Oft ringt sie mit sich selbst, ob es das wert war, alles hinter sich gelassen zu haben, ist aber schlussendlich glücklich darüber. Nun will sie das verwirklichen, was sie immer wollte, aber nie durfte: Studieren.
"Frauen dürfen hier nicht träumen" ist sehr anschaulich und kurzweilig geschrieben. Hin und wieder gibt es Logik- (gibt es nun Biologieunterricht in Saudi-Arabien oder nicht?) oder Schreibfehler (Aus Amir wird Armin), das tut der äußerst spannenden und wichtigen Lektüre aber keinen Abbruch.

Rana Ahmad, Frauen dürfen hier nicht träumen, btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House, München 2018, ISBN 978-3-442-75748-02, 317 Seiten, 16,00 Euro
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#20 Re: Aufklärung über den Koran

Beitrag von piscator » Do 19. Apr 2018, 10:20

Natürlich wird hier sofort der Einwand kommen, das sind Wahhabiten, das hat alles mit dem wahren Islam nichts zu tun, usw. Aber Hand aufs Herz, ist die Situation von Frauen im Jemen, in Afghanistan, im Iran, im Irak etc. unbedingt besser? Ich denke nicht.

All die Männer dort scheinen die wunderbaren Schriften der arabischen und persischen Dichter und Philosophen, aus denen Novalis so gerne zitiert, nicht zu kennen. Oder liegt das vielleicht daran, dass manche Menschen sich hier im geschützten Mitteleuropa ihr eigenes religiöses Taschenuniversum schaffen, in dem alles so schön rosarot, pardon, grün ist?

Um das klar zu stellen. Ich gehe davon aus, dass der normale Moslem, seine Frau und seine Kinder liebt, sie beschützt und versucht, ihnen eine gutes Leben zu bieten. Er hat mit Sicherheit auch kein Problem mit Christen, Juden oder Atheisten. Es ist ein ganz normaler Mensch.
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