Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

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west-östliche Weisheitslehre
PeB
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#21 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von PeB » Do 3. Mai 2018, 12:14

Hallo Novalis,

Novalis hat geschrieben:...schließlich haben sich die Christen von ihrer eigenen Kirche abgewandt und wissen nichts mehr von ihrer Großen Tradition (kein persönlicher Angriff gegen Dich, sondern eine allgemeine Beobachtung). Das ist einer der Gründe, weshalb ich nun gläubiger Muslim bin.
Ich empfinde das nicht als persönlichen Angriff, weil ich nicht der Auffassung bin, dass ich mich von etwas abwenden würde, was für den christlichen Glauben wesentlich wäre.
Wenn du von den 'Großen Traditionen' der Kirchen redest, muss ich vielmehr die Frage stellen, ob nicht diese sich durch die Schaffung einer Traditionskultur vom Glaubenskern entfernt haben.
In einem evangelischen Umfeld religiös sozialisiert halte ich es lieber mit der protestantischen 'Tradition' sola scriptura. Ich glaube, es geht genau darum, religiöse Zeremonien und Lithurgien mit der Schrift auf ihre Zulässigkeit hin abzugleichen. Da hat jeder verantwortungsbwusste Christ auch eine persönliche Verantwortung, anders als in religiösen Massenbewegungen mit statischen, standardisierten Religionspraktiken.
Das ist einer der Gründe, weshalb ich kein Muslim bin. ;)

Aber versöhnlich möchte ich unbedingt hinzufügen: ich bewundere an Muslimen die Religionsdisziplin, die Christen in aller Regel heute nicht mehr aufbringen. Insofern bieten Muslime für mich den Anreiz für größeren Glaubenseifer. :)

Novas
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#22 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Novas » Do 3. Mai 2018, 12:18

Rembremerding hat geschrieben:Das Mantra fernöstlicher Religionen hat mit dem Jesusgebet in der christlichen Tradition auch im Kern nichts gemeinsam. Der bedeutendste Unterschied: Im Jesusgebet wird der Name einer göttlichen Person aus- und angesprochen

Ähnlich habe ich das schon mal von einem orthodoxen Christen gehört :) doch ich kann keinen wirklich essenziellen Unterschied feststellen, um ehrlich zu sein. Das Jesusgebet ist ein Ausdruck der „sophia perennis“, ewigen Weisheit (siehe ebenso „Ewige Weisheit: Das Geheimnis hinter allen spirituellen Wegen“ (Willigis Jäger)). Als ehemaliger Rosenkreuzer weißt Du, wovon ich spreche, denn Du hast die gleichen Bücher gelesen (deswegen verstehen wir uns auch problemlos, selbst angesichts dogmatischer Differenzen). In der alten vedischen Religion gibt es die Japamala, eine Gebetskette, die dem katholischen Rosenkranz ähnelt. Eine Japamala wird zum Zählen während des Singens eines Mantras im Namen einer Gottheit benutzt. Das reicht also sehr weit zurück in der Geschichte. Der Unterschied ist natürlich, dass das Jesusgebet direkt und persönlich Jesus Christus anruft. Ein Vaishnava würde vermutlich eher Krishna anrufen.

Das Hare Kṛṣṇa-Mantra, welches auch ehrfurchtsvoll „Maha-Mantra“ (Großes Mantra) genannt wird, ist ein Gebet in Form einer persönlichen Anrufung Gottes. Es ist ein Beweis der Authentizität des orthodoxen Christentums und ihrer Kirche, dass sie diese Gebetspraxis bewahrt haben. Durch das Chanten der heiligen Namen verbindet sich der Mensch mit der transzendentalen Schwingung des höchsten Herrn, sodass das Herz von allen Verunreinigungen rein gewaschen wird. Dhikr Allāh (die Erinnerung Gottes) spielt ebenso im Islam eine wichtige Rolle.

Oh ihr, die ihr glaubt! Gedenkt Allahs in häufigem Gedenken und lobpreist Ihn morgens und abends.
(Al-Ahzab, 41-42)

Wenn man wirklich ein Gottergebener ist, dann ist es selbstverständlich den Namen des Herrn anzurufen, denn ich liebe und diene ihm. Mein Leben gehört Ihm. Morgens, abends und auch zu jeder anderen Zeit. „Wahrlich, im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe!“, so heißt es im Qur'an. Das Jesusgebet war einer der Gründe, weshalb das orthodoxe Christentum mein Interesse wecken konnte, weil das einer der letzten wirklich authentischen spirituellen Wege ist inmitten einer Welt, die Gott vergessen und eine Wüste des Materialismus geworden ist. Die Menschen haben Gott - den Geliebten, den Barmherzigen, dem sie ALLES zu verdanken haben! - so sehr vergessen, dass sie selbst sein Vergessen vergessen haben.
Zuletzt geändert von Novas am Do 3. Mai 2018, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.

Rembremerding
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#23 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Rembremerding » Do 3. Mai 2018, 12:54

Novalis hat geschrieben:Durch das Chanten der heiligen Namen verbindet sich der Mensch mit der transzendentalen Schwingung des höchsten Herrn, sodass das Herz von allen Verunreinigungen rein gewaschen wird.
Hier kann man ansetzen, indem man klar herausstellt, dass durch die Anrufung des Namens Jesu und/oder seines Wesens nicht der Mensch sich mit Gott verbindet, sondern, wenn es Gottes Wille ist, Gott mit dem Menschen. Der Beginn der Anrufung bezeugt lediglich den Willen des Menschen nach Gemeinschaft mit Gott. Diese Differenz ist sehr wichtig und darf nicht relativiert werden.
Das hat auch eine "geistige" Auswirkung: Indem der Mensch Verbindung mit geistigen Welten aufnehmen will, kann er, der auch Leib und dessen Begrenzung hat, nicht sicher sein, wer ihm antwortet.
Das Jesusgebet setzt den Menschen von Anbeginn an in den Raum der Göttlichkeit, in dem nur der ist, dessen Türschild am Raum steht. Der Name selbst durch den, den er wesenhaft benennt, schafft diesen Raum. Dieser Raum ist einerseits das "Sprechzimmer" mit Gott, aber mehr noch: das "Hörzimmer". Es bleibt ganz Gott überlassen, wann und welche Gnaden er gibt. Allein schon die Tatsache als Mensch mit Leib und Seele diesen Raum betreten zu dürfen, der den Namen Gottes trägt, ist Gnade und Kennzeichen der Liebe Gottes. Das Jesusgebet ist keine Erwartungshaltung, sondern eine Empfangshaltung. Gott wird immer das mit seiner Göttlichkeit auffüllen, was der Mensch ihm hergeben kann.

Ich konnte bei den im Westen ausgeübten Techniken des Chanten oder Meditation stets diese Erwartungshaltung bei den Ausführenden erkennen. Stets das Bedürfnis etwas (oder jemanden) erreichen zu wollen und die Enttäuschung, wenn es nicht gelang, mit dem anschließenden Selbstvorwurf "doch nicht so weit zu sein". Alles selbst machen zu wollen, ohne selbst jemals alles sein zu können, kann niemals dieses Selbst finden.

@Verlorener Sohn wird auch seine Erfahrungen in diesem Bereich gemacht haben.

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Novas
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#24 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Novas » Do 3. Mai 2018, 13:24

Rembremerding hat geschrieben:Das hat auch eine "geistige" Auswirkung: Indem der Mensch Verbindung mit geistigen Welten aufnehmen will, kann er, der auch Leib und dessen Begrenzung hat, nicht sicher sein, wer ihm antwortet. Das Jesusgebet setzt den Menschen von Anbeginn an in den Raum der Göttlichkeit, in dem nur der ist, dessen Türschild am Raum steht

Richtig. Die Praxis des Jesusgebets sollte auch nicht mit einem leeren Ritual verwechselt werden, obwohl es ein „mantrisches Gebet“ ist. Es geht darum, dass das Gebet zur Seinsweise wird, eins mit dem Leben, jedem Atemzug und Herzschlag. Im übrigen ist es ein trinitarisches Gebet: Jesus wird als „Sohn Gottes“ angeredet, wodurch gleichzeitig auf den Vater hingewiesen wird und der Heilige Geist ist in dem Gebet ebenfalls gegenwärtig, da nach 1 Kor 12,3 niemand „Jesus ist Herr“ sagen könne, außer durch den Heiligen Geist. Wenn jemand also betet „Herr Jesus Christus, ...“ so sagt er das, gemäß der christlichen Lehre, im heiligen Geist. Trotzdem wird dann wieder solch ein Quark gesagt ...

Helmuth hat geschrieben:Weißt, wenn jemand den Namen des Herrn Jesus derart entstellt und ihn noch dazu mit Dämonen in Verbindung bringt wie du fortwährend, der muss froh sein, nur so eine Antwort zu erhalten.

... das sagt einiges aus. Denn nicht ich, sondern alleine Du hast den Namen des Herrn Jesus, Friede sei mit Ihm, hier mit Dämonen in Verbindung gebracht. Wer die Freunde Gottes (auliyā Allāh) angreift (und zu denen gehöre ich ;) ), der greift damit Gott an und hat das ganze Universum gegen sich. Was meinst Du, gewinnst Du damit? Ich sage es Dir, damit Du abkehrst von deinem Irrweg: sein Zorn und sein Gericht. Du wirst gewiss ernten, was Du säst.

Irrt euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. (Gal 6,7)

Meine kleine Prophetie für Dich ganz persönlich. Freue Dich auf die Erntezeit, denn sie kommt so sicher, wie der Aufgang und Untergang der Sonne.

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#25 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Novas » Do 3. Mai 2018, 15:26

Rembremerding hat geschrieben:Ich konnte bei den im Westen ausgeübten Techniken des Chanten oder Meditation stets diese Erwartungshaltung bei den Ausführenden erkennen. Stets das Bedürfnis etwas (oder jemanden) erreichen zu wollen und die Enttäuschung, wenn es nicht gelang, mit dem anschließenden Selbstvorwurf "doch nicht so weit zu sein". Alles selbst machen zu wollen, ohne selbst jemals alles sein zu können, kann niemals dieses Selbst finden.

Das stimmt wohl. Doch orthodoxe Christen verstehen es sicher nicht so. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich erzählen: ich hatte mal eine Phase wiederkehrender Panik-Attacken. Dann habe ich das Jesus-Gebet gesprochen, was mein einziger Halt und Rettungsanker war. Was ist dann passiert? Nunja, ich wurde innerlich ruhig und fand meine innere Mitte wieder. Es hat immer und ausnahmslos gewirkt, nie war ich alleine. Eine Gegenwart war da und führte mich.

@Verlorener Sohn wird auch seine Erfahrungen in diesem Bereich gemacht haben

Er kann gerne etwas dazu schreiben :thumbup:

Rembremerding
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#26 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Rembremerding » Do 3. Mai 2018, 16:22

Novalis hat geschrieben: Das stimmt wohl. Doch orthodoxe Christen verstehen es sicher nicht so.
:thumbup:
Natürlich nicht, denn sie gehören ja zur Kirche des Herrn. Das Jesusgebet wird dort, wie bei den Lateinern, völlig richtig gelehrt und ausgeübt, in einer Empfangshaltung.
Gerade wenn eine innere Unruhe plagt, dann wirkt Jesus in seinem heilenden Namen besonders.
Man kann das Jesusgebet auch so sehen:
Ein kleines Kind geht gerne in jenes Zimmer und spielt, wo gerade ihre Mama beschäftigt ist. Das Kind will nichts von ihrer Mama, es will nur bei ihr sein, ihre Nähe wahrnehmen, ihre Stimme hören, ihr Lächeln sehen.
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Helmuth
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#27 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Helmuth » Do 3. Mai 2018, 18:50

Novalis hat geschrieben: Meine kleine Prophetie für Dich ganz persönlich. Freue Dich auf die Erntezeit, denn sie kommt so sicher, wie der Aufgang und Untergang der Sonne.
Danke für das Gespräch, es war mal wieder ein Griff ins Klo (so würde es wohl Travis sagen :lol: ).
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Novas
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#28 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Novas » Do 3. Mai 2018, 19:15

Helmuth hat geschrieben:Danke für das Gespräch, es war mal wieder ein Griff ins Klo (so würde es wohl Travis sagen :lol: ).

Ich mache mir schon lange keine Illusionen mehr: mit Dir kann man kein wirkliches Gespräch führen, weil Du ausnahmslos um dein Ego kreist. Wer nicht deiner Meinung ist, wird sofort attackiert. So kann es keine wirklich sinnvolle Kommunikation geben. Doch warum bist Du dann hier und beteiligst Dich?
Zuletzt geändert von Novas am Do 3. Mai 2018, 19:20, insgesamt 2-mal geändert.

Verlorener_Sohn
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#29 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Verlorener_Sohn » Do 3. Mai 2018, 19:15

Rembremerding hat geschrieben: Das Mantra fernöstlicher Religionen hat mit dem Jesusgebet in der christlichen Tradition auch im Kern nichts gemeinsam. Der bedeutendste Unterschied: Im Jesusgebet wird der Name einer göttlichen Person aus- und angesprochen. Darum ist es das Ziel des Jesus- oder Herzensgebet eine offene Haltung gegenüber der Gnade Gottes zu erhalten.
Es gibt eine indische Kopie davon.
Und zwar Iskcon, oder Hare Krsna-Bewegung.
Interessant ist ihr Monotheismus,
im Gegensatz zum Hinduismus.
Sie legen die Veden monotheistisch aus.
Ihr Mantra sind die verschiedenen Namen ihres Gottes.
Hare Kṛṣṇa Hare Kṛṣṇa Kṛṣṇa Kṛṣṇa Hare Hare
Hare Rāma, Hare Rāma Rāma Rāma Hare Hare

Verlorener_Sohn
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#30 Re: Die spirituelle Kraft der Namen Gottes

Beitrag von Verlorener_Sohn » Do 3. Mai 2018, 19:24

@Novalis
Ich war praktizierender Buddhist.
Genauer der Theravada-Zweig.
Nachdem man Zuflucht zu Buddham, Dhamman
und Sangham genommen hat, folgen ein paar Mantren.
Dies ist je nach Schule unterschiedlich.
Die "Hauptarbeit" ist jedoch die Meditation.
Hier versucht man, an gar nichts zu denken.
Oder man macht Kontemplation.
D.h. man versucht den Schleier der Illusion (maya)
zu lüften.

Dazu im Gegensatz die christlichen Meditationen.
Hier meditiert man über Gott.
Und man versucht auch nicht irgendeinen Schleier
zu lüften.

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