Pflanzenfreak hat geschrieben: Irgendwie verstehe ich sie nur der Spur nach.
Spur - gut gesagt.
Hab ich das richtig verstanden, für Dich ist Christus kein reales Gegenüber so wie ich es beschrieben habe, sondern etwas rein geistiges, das aber nicht im Kopf sondern in der Seele wahrgenommen wird und von dort in den Menschen einfliesst.
Im Christusbild ist die Vorstellung enthalten, dass Gott wahrhaft Mensch wurde und wird. Das ist für mich nicht nur etwas, was allein mit Jesus geschah, sondern das ist die schlafende Möglichkeit im Leben eines jeden Menschen. Gott ist für mich die geistige Wirklichkeit selbst, der Urgrund, aus dem das Lebendige hervorströmt und sich verkörpert. So verkörpert es sich in jeder Pflanze, jedem Tier, jedem Stern, Element und jeder Landschaft. Die Psyche - der Weltinnenraum, wie Rilke mal in einem Gedicht schrieb - ist für mich eben der zentrale Ort dieses Geschehens. Die Menschen haben sich verschiedene spirituelle Herangehensweisen ausgedacht, um mit Gott in Berührung zu kommen. So drückt sich der GEIST für den Buddhisten in schweigender Meditation und Handlungen der Liebe aus. Im Christentum gibt es in Form der Kontemplation ganz ähnliche Erfahrungsweisen. Im Zentrum des christlichen Gottesbildes, steht aber die persönliche Beziehung des Einzelnen zu diesem Urgrund. Darum würde ich nicht sagen - da bin ich ganz Christ - dass diese Beziehung irreal ist. Sie findet wirklich statt. Nämlich in der Seele. Ob das nur eine psychologische Spiegelung der Seele mit sich selbst ist, spielt erst mal keine Rolle. Denn wenn einer Christus persönlich erlebt, dann erlebt er nun mal wirklich etwas sehr persönliches, was ihn mit dem Leben, der Erde, schlussendlich mit dem großen Ganzen - dem All - verbindet.
Ich denke, dass Sokrates ganz ähnliche Erfahrungen meinte, wenn er von Gott sprach:
Das Daimonion wurde von Sokrates als eine innere Stimme von göttlichem Ursprung erklärt. Diese innere Stimme warnte ihn in entscheidenden Augenblicken und hielt ihn von der Ausführung einer unrechten (vgl.: "adikia") Absicht ab. (Nach Platon Apol. 31 D und 41 D, Xen. Mem. I, 1, 6 warnte das Daimonion peri - tôn adêlôn, hopôs an apobêsoito.). Er verstand es als eine Gegeninstanz zum Logos, die das erkennt, was der Vernunft verborgen bleibt, und vom Falschen abrät, jedoch zu nichts zurät. Sein Daimonion schätzte Sokrates so hoch ein, dass er ihm auch gegen seine rationale Einsicht gehorchte. Da er es auch über die Götter stellte, wurde ihm vorgeworfen, es als einen neuen Gott einführen zu wollen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Daimonion
Wenn ich in den Wald gehe, höre ich in den rauschenden Blättern die Stimme des Waldes erklingen ... am Meeresstrand sprechen die Wellen im Orgelspiel ihrer Wassersprache zu mir. Im Winter kann man am Lagerfeuer die wärmende Funkensprache der züngelnden Flammen leibhaftig spüren. Das alles kann man als sprechend wahrnehmen, wenn man hört ... „Hört, und ihr werdet leben . . .“ (Deuteronomium 4, 1) ... und warum sollte man weniger nach Innen lauschen, wo doch dort das eigentliche Leben anwesend ist und vernommen wird? Dieses INNERE SPRECHEN ist eben nicht nur ein Monolog, sondern ein universales Gespräch des Menschen mit sich selbst und dem gesamten Leben. Das alles wird für mich in dem einen Wort ausgedrückt: Christus.