Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
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closs
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#31 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von closs » Fr 26. Apr 2013, 20:14

barbara hat geschrieben: Und wir dazu aufgerufen sind, im Menschen das Bild Gottes zu sehen, und nicht mit dem Finger auf die Sünden der andern zu zeigen.
So ist es - das wäre der klassische Kains-Fehler: Sein Verhältnis zu Gott komparativ über den Nächsten zu definieren.

barbara hat geschrieben: gibt es tatsächlich keinen Grund, eien Rangliste von Sünden aufzustellen.
Nein - das kann nur Gott (wenn er überhaupt daran interssiert ist).

barbara hat geschrieben:worin der Fehler genau besteht, bitte?
Im Einzelfall kann und will ich nicht sagen, was der Fehler ist, weil das genau der Kains-Fehler (siehe oben) wäre. - Würde mich die betroffene Person persönlich bitten, ihr geistig beizustehen, würde ich sie bitten zu ergründen, wie es sein kann, dass man mit (fast) 50 Jahren als geistiger Mensch bei intakter männlicher Geschlechtsausstattung (so habe ich den Fall verstanden) so sehr ich-zentriert sein kann, dass man einen solchen Weg auf sich nimmt. - Das wäre die pastorale Seite.

Fundamental-theologisch (und somit UNABHÄNGIG vom gegeben Fall) würde ich eine betroffene Person bitten, ihre Entscheidung ausschließlich als persönliche Menschlein-Entscheidung zu vermitteln, also sie nicht theologisch zu rechtfertigen - also: "Ich kann nicht anders - ob es sündig ist oder nicht". - Das geht.

barbara
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#32 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von barbara » Fr 26. Apr 2013, 20:48

closs hat geschrieben: Im Einzelfall kann und will ich nicht sagen, was der Fehler ist, weil das genau der Kains-Fehler (siehe oben) wäre. - Würde mich die betroffene Person persönlich bitten, ihr geistig beizustehen, würde ich sie bitten zu ergründen, wie es sein kann, dass man mit (fast) 50 Jahren als geistiger Mensch bei intakter männlicher Geschlechtsausstattung (so habe ich den Fall verstanden) so sehr ich-zentriert sein kann, dass man einen solchen Weg auf sich nimmt. - Das wäre die pastorale Seite.

Woher nimmst du die Sicherheit, dass es so sehr ich-zentriert ist?

Da wäre ich deutlich vorsichtiger und langsamer im Urteilen als du. Du steckst nicht in der Haut dieser Person. Du kannst nicht an ihrer Stelle definieren, was sie fühlt oder gefälligst deiner Meinung nach zu fühlen habe. Als Seelsorger kann man Entscheidungsprozesse begleiten; die wichtigen Fragen stellen; dafür sorgen, dass alle wichtigen Aspekte im Voraus bedacht und in die Entscheidung einbezogen werden (zB Körperliche Aspekte, Schmerzen, die Familie, das Geld, die Ausübung des Berufs...etc) - aber man kann nie, nie nie nie nie die Entscheidung für jemand anders treffen. Ganz sicher nicht, wenn es sich um eine erwachsene, mündige Person handelt; und auch bei Kindern und Unmündigen nur mit grössten Skrupeln und Befragungen des eigenen Gewissens.


closs hat geschrieben: Fundamental-theologisch (und somit UNABHÄNGIG vom gegeben Fall) würde ich eine betroffene Person bitten, ihre Entscheidung ausschließlich als persönliche Menschlein-Entscheidung zu vermitteln, also sie nicht theologisch zu rechtfertigen - also: "Ich kann nicht anders - ob es sündig ist oder nicht". - Das geht.

ganz offensichtlich kann sie nicht anders; wenn Menschen anders könnten, als sie sich tatsächlich verhalten, verhielten sie sich anders, als sie sich tatsächlich verhalten.

grüsse, barbara

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#33 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von closs » Fr 26. Apr 2013, 21:03

barbara hat geschrieben:Woher nimmst du die Sicherheit, dass es so sehr ich-zentriert ist?
Da war ich einen Schritt zu weit - stimmt. - Ich würde vorher die betreffende Person fragen, ob sie sich in puncto Ich-Bezogenheit überprüft hat. - So ist's richtig.

barbara hat geschrieben:aber man kann nie, nie nie nie nie die Entscheidung für jemand anders treffen.
Stimmt - Was hat das mit meinen Aussagen zu tun?

barbara hat geschrieben:wenn Menschen anders könnten, als sie sich tatsächlich verhalten, verhielten sie sich anders
Da sind wir uns einiger, als Du vielleicht ahnst. - Aber man muss seine Zwänge geistig richtig einordnen.

barbara
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#34 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von barbara » Fr 26. Apr 2013, 21:17

closs hat geschrieben: Da war ich einen Schritt zu weit - stimmt. - Ich würde vorher die betreffende Person fragen, ob sie sich in puncto Ich-Bezogenheit überprüft hat. - So ist's richtig.

... und das nicht nur einmal, sondern diverse Fragen stellen, die um das Thema des Motivs kreisen. Bei mehreren Gelegenheiten.

Stimmt - Was hat das mit meinen Aussagen zu tun?

Sobald jemand in Anspruch nimmt - bewusst oder unbewusst - zu wissen, was das Beste für eine andere Person ist, ist damit natürlich auch immer eine Handlungsempfehlung verbunden. Ganz besonderes Gewicht hat dies natürlich dann, wenn die empfehlende Person eine Autorität ist für die Fragestellerin.

Da können oft schon kleine Unachtsamkeiten grosse Auswirkungen haben.


Aber man muss seine Zwänge geistig richtig einordnen.

zumindest sich strebend bemühen - alle unsere Zwänge und Ängste nehmen wir ja nie wahr.

grüsse, barbara

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#35 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von closs » Fr 26. Apr 2013, 21:33

barbara hat geschrieben:zumindest sich strebend bemühen
Welch schöner Satz - immer wieder neu - und oft macht man's halt doch nicht.

Eigentlich ist das Pastorale nicht das geistige Problem, dass hier durchblinkt, sondern der gesellschaftliche Hintergrund, der die Ich-Erfüllung zum Maßstab des Christseins macht - das ist ausdrücklich KEIN Wink an die hier betroffene Person, sondern eine allgemeine Feststellung.

Unsere Zeit neigt sehr dazu, die Selbstverwirklichung über die Ich-Verwirklichung in Gott zu stellen und somit alles von vorneherein zu relativieren. - In den Sog dieses Trends kommt natürlich auch der vorliegende Fall, selbst wenn es sich konkret als vollkommen falsch herausstellen sollte - deshalb meine strikte Unterscheidung zwischen "fundamental-theologisch" und "pastoral".

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#36 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von barbara » Sa 27. Apr 2013, 07:09

closs hat geschrieben: Eigentlich ist das Pastorale nicht das geistige Problem, dass hier durchblinkt, sondern der gesellschaftliche Hintergrund, der die Ich-Erfüllung zum Maßstab des Christseins macht - das ist ausdrücklich KEIN Wink an die hier betroffene Person, sondern eine allgemeine Feststellung.

Das Problem scheint mir nach wie vor eher in einer konventionellen Moral zu liegen, die den Schutz der Konventionen über die Nächstenliebe stellt. Bloss nichts machen, worüber die Nachbarn tuscheln könnten! - wie traurig.


Unsere Zeit neigt sehr dazu, die Selbstverwirklichung über die Ich-Verwirklichung in Gott zu stellen und somit alles von vorneherein zu relativieren. -

im ursprünglichen Sinn nach C. G. Jung ist die Selbstverwirklichung identisch mit Ich-Verwirklichung in Gott.

und nein, das relativiert nichts, sondern im Gegenteil, es sortiert - die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen - und gibt genaue Informationen darüber, was wohin muss.


In den Sog dieses Trends kommt natürlich auch der vorliegende Fall, selbst wenn es sich konkret als vollkommen falsch herausstellen sollte - deshalb meine strikte Unterscheidung zwischen "fundamental-theologisch" und "pastoral".

Ich halte es für einen Fehler, den allgemeinen Trend Einzelfällen überzustülpen. So viel Leid und so viel Lieblosigkeit entsteht da daraus...

von den Buddhisten können wir Christen die Achtsamkeit als Tugend sehr wohl abschauen und kopieren. und nicht immer gleich andern mit dem Katechismus auf den Kopf hauen, wenn uns irgendwas nicht passt.

grüsse, barbara

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#37 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von kandyra » Sa 27. Apr 2013, 07:24

barbara hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Unsere Zeit neigt sehr dazu, die Selbstverwirklichung über die Ich-Verwirklichung in Gott zu stellen und somit alles von vorneherein zu relativieren. -

im ursprünglichen Sinn nach C. G. Jung ist die Selbstverwirklichung identisch mit Ich-Verwirklichung in Gott.
grüsse, barbara

nach C.G.Jung vielleicht, aber ich denke,Selbstverwirklichung kann in mindestens zwei Richtungen gehen, einerseits der Egoaufbau und andererseits die Erkenntnis in Gott.
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#38 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von Andy » Sa 27. Apr 2013, 08:28

Magdalena hat geschrieben:Wenn jemand die "Rolle", die Gott ihm zugedacht hat, nicht annehmen kann oder will, wie will er dann den Willen Gottes tun und die Gemeinde lehren?
Genauso sehe ich das auch. Wenn ein Pastor noch nicht mal in der Lage ist das von Gott zugedachte Geschlecht annehmen zu können kann dieser wohl kaum die richtige Person zur Leitung und Führung einer Gemeinde sein.
Barbara hat geschrieben:ich hoffe sehr, dass es Präzedenzfälle in der Hinsicht gibt, dass die Kirche tolerant ist gegenüber ALLEN Lebensentwürfen, auch den sonderbaren.
Das hoffe ich nicht. Es ist sicher kein Fehler diesen Menschen Liebe und Hilfestellung zu geben, aber Toleranz im Sinne von „ist schon alles O.K. wie es ist“ ist in jedem Fall falsch. „Wer überwindet“ wird die königliche Krone erben. Dazu gehört sich dem Willen Gottes zu beugen, Demut zu zeigen und der Sünde den Kampf anzusagen.
Sobald wir den rechten Blick für die Liebe Gottes besitzen, werden wir keine Neigung mehr verspüren, sie zu missbrauchen. Ellen W. Fg1

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#39 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von closs » Sa 27. Apr 2013, 10:48

barbara hat geschrieben:Das Problem scheint mir nach wie vor eher in einer konventionellen Moral zu liegen, die den Schutz der Konventionen über die Nächstenliebe stellt.
Da könnte es ein Missverständnis geben: Nächstenliebe sollte ohnehin über Konventionen stehen, da sie unabhängig davon ist, ob Konventionen eingehalten werden oder nicht.

barbara hat geschrieben:Bloss nichts machen, worüber die Nachbarn tuscheln könnten! - wie traurig.
Auch richtig. - Die geistige Beurteilung des gegebenen Falls darf nichts damit zu tun haben, wie der allgemeine Wahrnehmungs-Trend in der Gesellschaft ist.

barbara hat geschrieben:im ursprünglichen Sinn nach C. G. Jung ist die Selbstverwirklichung identisch mit Ich-Verwirklichung in Gott.
Kenne ich nicht gut genug - klingt aber spirituell schlüssig. - Aber hat Jung den Begriff "Selbstverwirklichung" im HEUTIGEN Sinn schon gekannt? - Vielleicht meint Jung eher, dass es keine Selbstverwirklichung gibt, die nicht in Gott mündet.

barbara hat geschrieben:Ich halte es für einen Fehler, den allgemeinen Trend Einzelfällen überzustülpen.
Das ist in der Tat problematisch - deshalb meine Unterscheidung zwischen pastoral und fundamental. - Man dürfte der betroffenen Person zum Beispiel NICHT sagen, sie solle anders entscheiden, weil es im Angesicht des allgemeinen Trends Missverständnisse geben könnte. - Aber die betroffene Person sollte bei ihrer Entscheidung um diese Trends wissen und sich damit auseinandersetzen.

barbara hat geschrieben:und nicht immer gleich andern mit dem Katechismus auf den Kopf hauen
Auch da könnte das Missverständnis bestehen, dass hier Individual-Entscheidung contra Autoritäts-Regeln stehen - wäre das so, wäre der Fall so persönlich, dass er gar nicht von Interesse sein dürfte. - Nein: Es geht um spirituelle Konstanten (aus christlicher Sicht), die sehr tief vernetzt sind. - Damit ist nicht gesagt, dass dieser Fall verwerflich wäre, sehr wohl aber, dass mit diesem Fall diese spirituellen Konstanten berührt sind - wobei NOCH EINMAL zu betonen ist, dass die Nächstenliebe darüber steht.

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#40 Re: Evangelischer Pfarrer outet sich als transsexuell

Beitrag von barbara » Sa 27. Apr 2013, 16:08

kandyra hat geschrieben: nach C.G.Jung vielleicht, aber ich denke,Selbstverwirklichung kann in mindestens zwei Richtungen gehen, einerseits der Egoaufbau und andererseits die Erkenntnis in Gott.

Egoaufbau ist nicht Selbstverwirklichung.

ein häufiger Irrtum, aber eben doch ein Irrtum.

grüsse, barbara

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