Was bedeutet Treue?

[Pluto]

Reden wir doch mal über die Treue.

Was ist das überhaupt? Treue? Was versteht ihr darunter?

Hat sie etwas mit der Gradlinigkeit unserer Gedanken zu tun?
Ist sie eine Funktion unserer Integrität und unseren Prinzipien, unseres Charakters?
Es gibt so viele Aspekte, dass mir dabei fast schwindlig wird!

Treue zu wem? Zu Gott, zu uns selbst, zu den Menschen in unserer Umgebung?
Ist das alles dasselbe, oder gibt es unterschiedliche Formen der Treue?
Kann man bspw. Frömmigkeit eine Maß für Treue zu Gott sehen?
Wie äußert sich Treue in unserem Alltag?

Wer macht hier mal den Anfang?

[Abischai]

Treue und Trauen, sich~, jemandem~, trauen, treu sein.
Das sind eigentlich Axiome, schwer zu erklären.
Das englische "true" hängt auch damit zusammen.
Somit ist Treue also wahr (true) und immer in Beziehung zu etwas oder jemandem zu verstehen, man ist einer Sache oder jemandem treu.

Das biblische Wort "Glaube" setzt sich aus der Bedeutung "Treue", "Trauen", "folgen" zusammen.
Die Trauung ist die Verbindung zweier Menschen, unlösbar.

Wenn ich traue (ver~), dann verlasse ich mich, setze alles auf eine Karte, verlasse die Sicherheit des Rückweges und geben die Kontrolle aus der Hand.

Vertrauen sagt also weniger über mich aus, als über den, dem ich vertraue, weil er zuvor vertrauenswürdig sein muß.
Bin ich aber treu,so sagt das nichts über den aus, dem ich treu bin, sondern über mich, egal wie der andere ist.

Stehen Treusein und Vertrauen aber zusammen sodaß eine (sogar blinde) Gefolgschaft daraus erwächst, dann ist das die Beschreibung dessen, was mit "Glaube" (von altdt. "geloben"= Gelöbnis= Treueeid) gemeint ist.

Wer an sich selbst glaubt, geht das Risiko ein, recht weit unterversichert zu sein. Wer an jemanden glaubt ("treut"), der höher und mächtiger ist (und der einem natürlich wohlgesonnen ist), hat die berechtigte Hoffnung absoluter Überlegenheit, was sein eigenes kleines Leben anbelangt.

Treue und Glaube lassen sich nicht trennen, auch wenn in der Formel "...auf Treu und Glauben" hier anscheinend unterschieden wird, es ist doppelt gemoppelt.

[Pluto]

Vertrauen sagt also weniger über mich aus, als über den, dem ich vertraue, weil er zuvor vertrauenswürdig sein muß.

Sehr schön gesagt, Abischai!
Aber wenn der Andere dir für dein Vertrauen, die Treue schenkt, ist doch erst der "Deal" zwischen zwei Menschen perfekt?
Wenn ich Jemadem mein Vertraeuen schenke aber er/sie mir nicht Treue schenkt, hätte ich dann nicht das Recht mich verar****t zu fühlen?

Bin ich aber treu,so sagt das nichts über den aus, dem ich treu bin, sondern über mich, egal wie der andere ist.

Volle Zustimmung!

Stehen Treusein und Vertrauen aber zusammen sodaß eine (sogar blinde) Gefolgschaft daraus erwächst, dann ist das die Beschreibung dessen, was mit "Glaube" (von altdt. "geloben"= Gelöbnis= Treueeid) gemeint ist.

Zwischen zwei Menschen kann das durchaus sein, aber wie steht es denn gegenüber Gott?
Muss ich in diesem Fall anders denken? Muss ich Gott vertrauen und Ihm treu sein? — Es muss also Beides von mir kommen?

Treue und Glaube lassen sich nicht trennen, auch wenn in der Formel "...auf Treu und Glauben" hier anscheinend unterschieden wird, es ist doppelt gemoppelt.

Hmm.... Ich hätte das etwas anders vermutet.
Was Gott betrifft, sehe ich eher eine Verbindung zwischen Vertrauen und Glaube.

[Pluto]

Treue, zwischen zwei Menschen....

...bedeutet für mich gegenseitiges Vertrauen.
Es ist das höchse Gut, dass ich einem Menschen schenken kann, besonders dann wenn sie mir von anderen erwidert wird.

[closs]

Das hebräischen Wort „jadah“ bedeutet (nach meinen bescheidenen Informationen) sowohl „erkennen“ (im heutigen Sinne) als auch „beischlafen“ - allerdings in den Nebenbedeutungen auch „an die Hand nehmen“ und „vertraut sein“, was zumindest per analogiam in Begriffsgebiete wie „trauen“ und „treu“ führt.

[Abischai]

Lieber Pluto!

Treue und Trauen, oder in einer speziellen Wortneuschöpfung als "Treun" bezeichnet sind (im Computerdeutsch) Schlüsselwörter, während "Glaube" ein Makro bzw. ein Funktionsaufruf ist.

Herzliche Grüße, Tobias

[Magdalena61]

Was ist das überhaupt? Treue? Was versteht ihr darunter?

Eine Charaktereigenschaft, eine Haltung, ein Lebensstil, ein Ideal.
Treue hat für mich auch mit Solidarität zu tun.

Wenn ich jemandem treu bin, dann verhalte ich mich solidarisch mit ihm...ob ich nun derselben Meinung bin wie der/ die andere oder nicht. [d]Streiten[/d] diskutieren und die Grenzen abstecken kann man unter vier Augen, nicht in der Öffentlichkeit.

Ich falle der Person nicht in den Rücken, ich mißbrauche nicht ihr Vertrauen, indem ich mit anderen "hintenrum", also ohne das Wissen der Person, über den Freund/ die Freundin ratsche und dabei genüßlich seine/ ihre Fehler seziere.

Treue heißt für mich: Wenn ich mich für einen Menschen entschieden habe-- zu ihm zu stehen, auch in "schlechten Zeiten"... wenn die Freundschaft vielleicht anstrengend wird und ich dauerhaft mehr gebe als ich zurückbekomme.

"Treu sein" von Grund auf, beinhaltet, gegebene Versprechen zu halten.
LG

[Pluto]

Lieber Pluto!

Treue und Trauen, oder in einer speziellen Wortneuschöpfung als "Treun" bezeichnet sind (im Computerdeutsch) Schlüsselwörter, während "Glaube" ein Makro bzw. ein Funktionsaufruf ist.

Ich kann zwar ein wenig "Computer-Chinesisch", aber warum du Treue als Schlüsselwort bzeichnest, und Glaube als was anderes, entgeht ehrlich gesagt, meiner Logik.

[Pflanzenfreak]

Treue und Vertrauen, ja das gehört zusammen.
Ich vertraue dem Anderen, auch dann, wenn er mal nicht so reagiert wie ich mir das wünsche. Ich vertraue, dass er es gut mit mir meint.
Auch er darf mir vetrauen, dass er - und was ihn betrifft - bei mir in guten Händen ist.

Ich bin ein treuer Mensch, wer es geschafft hat mein Vertrauen zu gewinnen, bekommt mich so schnell nicht wieder los.

[Abischai]

Lieber Pluto!

Ich wollte das nun nicht zerreden, dachte nur, daß Dir die Termini geläufig seien. Treue ist ein Grundbegriff, Glaube setzt sich aber aus mehreren Elementen zusammen, kann nicht mit einem Wort wiedergegeben werden.
Glaube beinhaltet Treue, beinhaltet Vertrauen, beinhaltet Nachfolge, sich fest verlassen, danach ausrichten, unter allen Varianten diese eine verbindlich wählen. Das bedeutet: "Ich glaube an..."

Glaube hat nichts mit dem reinen Für-möglich-halten zu tun, wie es heute umgangssprachlich billig kursiert.
Wenn ich glaube, daß ich im Restaurant mit Karte bezahlen kann, mir vorsichtshalber aber doch Cash einstecke, ist das kein Glaube, sondern lediglich ein gehobenes "für möglich halten". Glaube hingegen bedeutet, daß ich ohne Regenschirm aus dem Haus gehe und mir die Karte genügt, weil ich überzeugt bin, daß es nicht regnen wird, und ich auch wirklich mit Karte bezahlen kann.

So gesehen treffen die Beschreibungen sämtlichst auf die Treue zu. Glaube besteht also hauptsächlich aus Treue, man kann es fast(!) gleichsetzen.

Sichere ich aber jemandem zu, daß ich ihm glaube (ihm, nicht an ihn!), ist das ein Wagnis, was mehr in Richtung Vertrauen geht, welches ich riskiere, um dem anderen damit eine gewisse Freiheit zu gewähren,die er vielleicht nicht verdient hat. Hier bin ich dann der alleinige Akteur.

Der Glaube ist also weniger durch dieses Vertrauen gegen jemand anders gekennzeichnet.
Gott gegenüber ist es allerdings gar kein Risiko zu vertrauen, ihm zu glauben, weil Gott kein leichtlebiger, oberflächlicher Landstreicher ist, sondern der Urgrund der Zuverlässigkeit.

Liebe Grüße, Tobias