Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

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Pluto
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#31 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pluto » Do 27. Nov 2014, 17:54

Pflanzenfreak hat geschrieben:Ist es denn so wichtig, was dazu in der Bibel steht? Sollte nicht unser gesunder Menschenverstand präzise genug funktionieren?
Für mich gibt es nur zwei Gründe einer Abtreibung zuzustimmen. Wenn das Leben der Mutter dadurch in Gefahr ist und nach einer Vergewaltigung. Für alles Andere gibt es Lösungen ohne "Mord".
Selbst nach einer Vergewaltigung gibt es Lösungen. Darum geht es aber nicht.

Darf die Frau über ihren Körper selbst entscheiden, oder sollen/dürfen Andere ihr gebieten?
Da hat die Gesetzgebung klare Grenzen gesetzt. Über diese (IMO willkürlichen) Grenzen soll und darf diskutiert werden.

Frage: Ist die Pille danach nicht schon eine "Abtreibung" im christlichen Sinn?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#32 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von closs » Do 27. Nov 2014, 18:05

Pluto hat geschrieben: Ist die Pille danach nicht schon eine "Abtreibung" im christlichen Sinn?
So viel ich weiß NEIN, weil zu diesem Zeitpunkt noch keine Einnistung stattgefunden hat.

Pluto hat geschrieben:Darf die Frau über ihren Körper selbst entscheiden, oder sollen/dürfen Andere ihr gebieten?
Niemand darf über die schwangere Frau gebieten - das ist (christlich gesprochen) ausschließlich eine Sache zwischen ihr und Gott. - Dass der Gesetzgeber den SChwangerschaftsabbruch ab einer gewissen Zeit verbietet, ist eine Grenze, die halt gezogen wurde.

Im Grunde ist das gesamte Thema behaftet mit dem Begriff "Rumdoktern an Symptomen" - denn das eigentliche Problem liegt beim Menschenbild unserer Zeit. - Wenn eine junge, so formatierte und somit unvorbereitete Frau schwanger wird, ist der Käse bereits gegessen. - Insofern finde ich die gesetzliche Regelung (säkular gesehen) richtig, selbst wenn sie geistig vollkommen daneben ist. - Man kann transzendenz-orientierten Geist genauso wenig in den heute "normalen" Menschen pusten wie man Luft in einen löchrigen Fahrrad-Schlauch pusten kann. - Da müssen erstmal die Löcher gestopft werden.

Pflanzenfreak
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#33 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 27. Nov 2014, 18:39

Pluto hat geschrieben:Selbst nach einer Vergewaltigung gibt es Lösungen. Darum geht es aber nicht.
...das finde ich schon, 9 Monate ständiges erinnert werden an die Vergewaltigung welch diffizile Folter...

Darf die Frau über ihren Körper selbst entscheiden, oder sollen/dürfen Andere ihr gebieten?
...kein Mensch darf über den Körper eines anderen Menschen entscheiden.
Das Problem ist doch, dass die schwangere Frau im Falle einer Abtreibung über den Körper eines anderen Menschen entscheidet. Sie entscheidet nicht nur für sich. Und sie wird es verantworten müssen.
Zu glauben nach der Abtreibung ist es vorbei ist naiv. Es wird sie immer wieder einholen.

Pluto
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#34 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pluto » Do 27. Nov 2014, 19:47

Pflanzenfreak hat geschrieben:...kein Mensch darf über den Körper eines anderen Menschen entscheiden.
Ganz meine Meinung!

Pflanzenfreak hat geschrieben:Das Problem ist doch, dass die schwangere Frau im Falle einer Abtreibung über den Körper eines anderen Menschen entscheidet. Sie entscheidet nicht nur für sich.
Die Frage ist, ab wann gesteht man einem Embryo zu, eine Persönlichkeit und ein Bewusstsein zu haben? Welche Erlebnisse und Erfahrungen hat ein Embryo, im Vergleich zur Mutter?

Pflanzenfreak hat geschrieben:Und sie wird es verantworten müssen.
Das ist schon eine Verurteilung.
Damit nimmst du Vieles vorweg, z Bsp. den Willen Gottes zu kennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#35 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von closs » Do 27. Nov 2014, 20:02

Pluto hat geschrieben:Das ist schon eine Verurteilung.
"Verantwortung" und "Verurteilung" sind aus meiner Sicht sehr menschen-maßliche Begriffe. - Man kann sich beide Begriffe sparen:

Die junge Frau wird eine Abtreibung nie los werden - ob man das "Verantwortung" oder "Verurteilung" nennt, ist egal. - Es ist ein inneres Kainsmal, ob sie es merkt oder nicht. - Genau aus diesem Grunde bin ich dafür, solche Frauen besonders zu schützen. - Menschen, die ein Kreuz tragen, schützt man.

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#36 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Catholic » Do 27. Nov 2014, 20:14

Pluto hat geschrieben:Die Frage ist, ab wann gesteht man einem Embryo zu, eine Persönlichkeit und ein Bewusstsein zu haben?

Ich sehe- zumindest auf die BRD bezogen - erstmal den Artikel 1,Absatz 1,des Grundgesetzes:
"Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Da steht nicht
"Nur die Würde des geborenen Menschen ist unantastbar."
Und was die Frage nach dem Bewusstsein betrifft.
Über genau diese Thematik habe ich recht lange in einem anderen Forum debattiert,wo Teilnehmer die Meinung vertraten,dass ein ungeborenes Kind noch kein Bewusstsein seiner Selbst besässe,daher kein Mensch sondern ein Zellhaufen sei und folglich abgetrieben werden dürfte.
Auf die Frage ob diese Haltung auch die Tötung eines bewusstlosen Menschen - z.B. auf Grund eines Unfalles - erlaube,erhielt ich sehhrr ausweichende "Antworten".

Pflanzenfreak
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#37 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 27. Nov 2014, 20:15

Pluto hat geschrieben:
Pflanzenfreak hat geschrieben:Und sie wird es verantworten müssen.
Das ist schon eine Verurteilung. Damit nimmst du Vieles vorweg, z Bsp. den Willen Gottes zu kennen.
...nö, denn sie wird es zuallererst sich selber gegenüber verantworten müssen. Ich denke es ist kein Einzelfall, dass eine Frau der viele Jahre nach der Abtreibung Schlimmes widerfährt, dies als Bestrafung für das von ihr begangene Unrecht einstuft und die Schuld von damals plötzlich einen sehr hohen Stellenwert in ihrem Leben bekommt. Ich kannte eine Frau die daran fast zugrunde gegangen wäre.

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#38 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Abischai » Do 27. Nov 2014, 20:46

Gott vergibt uns alle unsere Vergehen, wenn wir ihn darum bitten. Daß das natürlich nicht für die gilt, die Gott nicht darum bitten, sollte bekannt sein.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#39 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Halman » Do 27. Nov 2014, 20:47

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Bei dieser Abwägung vermisse ich das Rechtsschutzintesesse des Kindes. Das Grundrecht auf Leben (als höchstrangiges Rechtsgut) kommt auch dem ungeborenen menschlichem Leben zu.
Die ethische Frage ist eine andere.

Das Kind ist ohne jeden Zweifel eine Person. Die Mutter ist eine Person mit Freundschaften und einer Familie. Sie ist mehr als eine Person, sie ist in ihrem meist kurzen Leben zu einer Persönlichkeit herangewachsen, weil sie ein Leben voller Freud und Leid er-lebt hat und weiterin erleben will. Wenn erst das Kind da ist, wird alles anders. Vielleicht ist der Vater nicht einmal mehr auffindbar. Vielleicht war es nur Verliebtheit und nicht Liebe? Wie soll sie das Stigma der Gesellschaft (alleinerziehende Mutter) ertragen?
Wiegen diese Argumente schwer genug, um eine Tötung eines ungeborenen Menschen zu rechtfertigen?

Pluto hat geschrieben:Dieser Persönlichkeit der (oft noch heranwachsenden) Frau, sowie dem Recht auf Selbstbestimmung über ihren Körper sind die Faktoren die IMO in heutigen Rechstssprechung (juristischen Fristenlösung) Rechnung getragen. Dafür habe ich Verständnis.
Wofür ich kein Verständnis aufbringe, sind reifen Frauen die spätestens nach der dritten Abtreibung meinen, es sei eine Alternative zur Pille.
Der Gesetzgeber musste zwischen zwei Grundrechten abwägen, die miteinander kollidieren: Recht auf Leben und Recht auf Selbstbestimmung. Ich denke, dass das hochrangige Rechtsgut Leben mindestens so schwer wiegt wie die Selbstbestimmung, wenn nicht schwerer.
Ein Mensch darf doch nicht mit Berufung auf seine Selbstbestimmung ein menschliches Leben töten.

Pluto hat geschrieben:Aber am Ende ist es die Mutter, die die Entscheidungshoheit über ihren Körper behält, und das finde ich gut. Wer sind wir denn, dass wir uns anmaßen, das Urteil "Mord" auszusprechen, wenn es um das Leben geht?
Dann schlage ich vor, dass wir neutraler von Tötung reden, einverstanden?

Zudem es hier nicht nur um den Körper der Frau geht, es geht auch um den Körper des Kindes, welches zwar über die Nabelschnurr mit dem der Mutter verbunden ist, aber biologisch zweifelsfrei ein eigenständiger Körper ist. Darf sie mit Verweis auf die Selbstbestimmung über ihren Körper das des Kindes einfach töten? Ist es untergeordnet? Oder ist es nicht vielmehr besonders schutzbedürftig und trägt die Mutter nicht Verantwortung für ihr Kind?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#40 Re: Ist Schwangerschaftsabbruch für Christen erlaubt?

Beitrag von Pluto » Do 27. Nov 2014, 21:01

Catholic hat geschrieben:Ich sehe- zumindest auf die BRD bezogen - erstmal den Artikel 1,Absatz 1,des Grundgesetzes:
"Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Da steht nicht
"Nur die Würde des geborenen Menschen ist unantastbar."
Offenbar ist der §218 dennoch mit dem Grundgesetz vereinbar, sonst hätten die Richter in Karslruhe das beanstandet.

Aber mir geht es nur am Rand um das Gesetz (über die Länge der Frist kann man reden), sondern um die ethische Auseinandersetzung um die Interessen der Mutter und ihrem ungeborenen Kind. Wer oder was ist vorrangig, wenn dabei Konflikte entstehen? Der Gesetzgeber hat hier den Vorschlag neu aufgelegt der Jahrhunderte kang (auch in der Kirche) galt.

Catholic hat geschrieben:Auf die Frage ob diese Haltung auch die Tötung eines bewusstlosen Menschen - z.B. auf Grund eines Unfalles - erlaube,erhielt ich sehhrr ausweichende "Antworten".
Das glaube ich dir aufs Wort. In unserer Zeit der Lebenserhaltungsmaschinen, sind Koma-Patienten eine ewige Debatte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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