closs hat geschrieben:aber Sven versucht "Religiosität als solche" mit "Wahn" in Verbindung zu bringen.
Es gibt auch einen
Atheismus-Wahn: Eine Antwort auf Richard Dawkins und den atheistischen Fundamentalismus. (Alister McGrath) der Wahn oder die Verrücktheit kann viele Masken annehmen, doch
„an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ ( Mt 7,16) dem Gesetz von Saat und Ernte kann niemand ausweichen. Die Lehren der Propheten sind ein Arzneimittel gegen alle Formen von Verrücktheit. Es gibt eine Göttliche Ordnung der Dinge: verrückt ist der Mensch, wenn er aus ihr herausgefallen ist und gegen sie lebt und nicht mit ihr. Mirjam hat hier schon mal die ägyptische Göttin Ma'at erwähnt: sie ist die personifizierte Weltordnung.
Ma'at bedeutet Leben: Die Form, die das Leben gewinnen muss, um nicht zu vergehen.Sie ist die Tochter des Sonnengott Re. Als seine ihm Nächste leitet sie ihn - über den Himmel - Tag für Tag. Ma'at ist es, die der Sonne ihre Richtung weist. Ma'at ist nicht nur die höchste und mächtigste Gottheit des alten Ägypten. Die Ma'at leben - heißt "leben", Freude, Wonne, ewiges Leben. Die Ma'at nicht zu leben bedeutet Isolation und Tod.
die-goetter.de: die ägyptische Göttin Maat
Ma'at is the Egyptian goddess of balance and truth
Daran können wir sehen: so verschieden sind die religiösen Konzepte gar nicht. Verrückt ist der Mensch, wenn er gegen die
Ma'at, die Weltordnung lebt, denn sie ist die Schöpferin und Erhalterin allen Lebens. Die alten Ägypter waren der Ansicht, dass der Kosmos das gemeinsame Werk der Götter und der Menschen ist. Der Mensch besitzt demnach die Macht, sich gegen die göttliche Ordnung zu wenden und sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, sie zu deformieren und verzerren. Der Begriff „religiöser Wahn“ ist jedenfalls verfehlt, denn Religion ist, richtig verstanden, der Inbegriff aller geistig-seelischen Gesundheit, Glückseligkeit und Harmonie. Es ist der Mangel an wahrer, authentischer Religion, der den modernen Menschen verrückt macht, denn der wahre Mensch in seiner Ganzheit ist immer auch „homo religiosus“, erlebt sich als sinnvoll eingebettet in die Göttliche Ordnung, ist als spiritueller Mensch Mit-Schöpfer mit „den Göttern“, wie der Religionswissenschaftler Mircea Eliade sagte (
Mircea Eliade: Das Heilige und das Profane, Vom Wesen des Religiösen)
A non-religious man today ignores what he considers sacred but, in the structure of his consciousness, could not be without the ideas of being and the meaningful. He may consider these purely human aspects of the structure of consciousness. What we see today is that man considers himself to have nothing sacred, no god; but still his life has a meaning, because without it he could not live; he would be in chaos. He looks for being and does not immediately call it being, but meaning or goals; he behaves in his existence as if he had a kind of center. He is going somewhere, he is doing something. We do not see anything religious here; we just see man behaving as a human being. But as a historian of religion, I am not certain that there is nothing religious here…
I cannot consider exclusively what that man tells me when he consciously says, ‘I don’t believe in God; I believe in history,’ and so on. For example, I do not think that Jean-Paul Sartre gives all of himself in his philosophy, because I know that Sartre sleeps and dreams and likes music and goes to the theater. And in the theater he gets into a temporal dimension in which he no longer lives his ‘moment historique.’ There he lives in quite another dimension. We live in another dimension when we listen to Bach. Another experience of time is given in drama. We spend two hours at a play, and yet the time represented in the play occupies years and years. We also dream. This is the complete man. I cannot cut this complete man off and believe someone immediately when he consciously says that he is not a religious man. I think that unconsciously, this man still behaves as the ‘homo religiosus,’ has some source of value and meaning, some images, is nourished by his unconscious, by the imaginary universe of the poems he reads, of the plays he sees; he still lives in different universes. I cannot limit his universe to that purely self-conscious, rationalistic universe which he pretends to inhabit, since that universe is not human.
~ Mircea Eliade