Aberglaube im 21. Jahrhundert

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sven23
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#11 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von sven23 » Di 17. Mär 2015, 11:10

closs hat geschrieben: Und es ist eben eine weltanschauliche Interpretation, wenn man aus Beobachtungen, die NICHTS darüber aussagen, ob Geist primär in MAterie geschaffen wird oder über Materie vermittelt wird, interpretiert, Geist sei primär in Materie geschaffen.

Es ist keine Ideologie, sondern das, was wir beobachten, also was der Fall ist.
Alles andere wäre Interpretation, für die es keine Beobachtung oder Belege gibt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#12 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Di 17. Mär 2015, 11:29

sven23 hat geschrieben:Es ist keine Ideologie, sondern das, was wir beobachten, also was der Fall ist.
Das ist ein intellektuell-logischer Fehler, der genau auf die Falle des Materialismus hinweist, die er sich immer wieder selbst stellt (und dabei sogar noch profitiert :lol: ).

Der Wissenschaftler sieht, wie etwas neuronal abläuft - und stellt am Ende fest (überm Daumen): Wachsende Hirnmasse und ansteigende neuronale Vernetzung ist nachweisbar verbunden mit dementsprechend wachsenden kognitiven Leistungen. - Da würde Dir KEIN geistiger Mensch widersprechen.

Jetzt kommt aber die nicht-beobachtbare Interpretation: "Aha - da man nichts anderes beobachten kann außer der naturalistischen Welt, ist es keine Ideologie, wenn ich jetzt daraus schlussfolgere, dass diese Korrelation von Hirn- und kognitiver Entwicklung gleichzusetzen ist mit der Aussage: Der Geist entsteht im Gehirn/der Materie". - Wer so argumentiert, verkennt, dass die Naturwissenschaft weltanschaulich neutral zu sein hat. - Als neutrale Disziplin aber müsste sie ihre Beobachtungen jedoch unkommentiert weitergeben ODER zumindest sagen: "Folgende Interpretation von Bobachtetem lehnt sich an einer materialistischen Weltanschauung an: ...". - Das geht auch.

Dieses Forum hat meinen Verdacht bestärkt, dass dem Wissenschaftler offensichtlich nicht immer der Unterschied zwischen Wissenschaft und Weltanschauung klar ist. - Diese kategoriale Verschränkung führt dann dazu, dass materialistische Weltanschauungen ernsthaft meinen, ihr Weltbild habe (im Gegensatz zu geistigen Weltbildern) keine Voraus-Setzung(en). - Man setzt also folglich, dass man keine Setzung habe - was man natürlich entschieden zurückweist. :lol:

Aus diesem Ragout entstand in denh letzten Jahrzehnten das, was man heute "Wissenschafts-Gläubigkeit" nennt - ein Begriff, den man durchaus wörtlich verstehen darf. - Allerdings auch ein Begriff, der der Wissenschaft Unrecht tut, wenn man Wissenschaft innerhalb ihrer eigenen Regeln versteht. - Aber genau das scheint außer Mode gekommen zu sein, indem man genau das tut, was Du tust:
sven23 hat geschrieben:Es ist keine Ideologie, sondern das, was wir beobachten, also was der Fall ist. - Alles andere wäre Interpretation
"Was WIR interpretieren, ist keine Interpretation, sondern Fakt - alles andere ist Interpretation". - Ein intellektueller Stockfehler - leider mit fatalen Folgen. - Ein Aberglaube im 21. Jahrhundert.

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sven23
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#13 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von sven23 » Di 17. Mär 2015, 11:46

closs hat geschrieben: Aus diesem Ragout entstand in denh letzten Jahrzehnten das, was man heute "Wissenschafts-Gläubigkeit" nennt - ein Begriff, den man durchaus wörtlich verstehen darf.
Unter Wissenschaftsgläubigkeit verstehe ich den Glauben, daß alle Probleme der Welt allein durch Wissenschaft gelöst werden können. Da ist natürlich ein fataler Irrtum, denn es kommt ganz entscheidend darauf an, wie man mit den neuen Erkenntnssen umgeht.
In der Kommerzialisierung aller Lebensbereiche sehe ich die größere Gefahr.


closs hat geschrieben: "Was WIR interpretieren, ist keine Interpretation, sondern Fakt - alles andere ist Interpretation". - Ein intellektueller Stockfehler - leider mit fatalen Folgen. - Ein Aberglaube im 21. Jahrhundert.
Nein, die Beobachtung, daß aus Materie Geist entsteht, ist ein Phänomen, das für sich steht. Ohne Interpretation, reine Beobachtung.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#14 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von sven23 » Di 17. Mär 2015, 17:35

In Afrika gibt es immer noch Hexenverfolgung wie im europäischen Mittelalter.
Dabei berufen sich die christichen Gemeinschaften auf den Aberglauben aus dem alten Testament (die Zauberin sollst du nicht am Leben lassen).
Selbst vor Kindern macht der Abglaube keinen Halt.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 56308.html
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#15 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Di 17. Mär 2015, 19:04

sven23 hat geschrieben:die Beobachtung, daß aus Materie Geist entsteht, ist ein Phänomen, das für sich steht. Ohne Interpretation, reine Beobachtung.
Man muss es sehr differenziert sehen - dann kann man zustimmen.

Wenn Du sagen würdest, es gebe den Nachweis, dass und wie Geist über Materie ins Dasein kommt, wären wir uns einig. - Wir sind uns NICHT einig, wenn Du diesbezügliche Beobachtungen dahingehend interpretierst (!!!), dass dies gleichbedeutend wäre mit dem primären Ursprung von Geist. - Solche Fragen haben in der Naturwissenschaft überhaupt nichts zu suchen, weil es nicht beobachtbar ist.

sven23 hat geschrieben:In Afrika gibt es immer noch Hexenverfolgung wie im europäischen Mittelalter.
Da sind wir uns einig - es gibt sicherlich auch im 21. Jh. noch nicht ausgerotteter Aberglaube der alten Art. - Aber dem würde ich den Aberglauben neuer Art (s.o.s) hinzufügen.

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Scrypt0n
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#16 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Scrypt0n » Di 17. Mär 2015, 19:38

closs hat geschrieben:Trotzdem darf man fragen: Wo und wie kommt der Geist ins biologische Leben hinein?
Falsche Frage - eine Frage, die auf Behauptungen aufbaut, kann als irrelevant verworfen werden.
1. Es ist eine Glaubensbehauptung, dass es Geist gibt.
2. Es ist eine Glaubensbehauptung, dass das, was du behauptest - nämlich Geist - irgendwo (ins Leben) hinein geht... :)

closs hat geschrieben:Der Wissenschaftler sieht, wie etwas neuronal abläuft - und stellt am Ende fest (überm Daumen): Wachsende Hirnmasse und ansteigende neuronale Vernetzung ist nachweisbar verbunden mit dementsprechend wachsenden kognitiven Leistungen.
Eben.
Im umgekehrten Fall käme erneut dein Problem zu Tage:
Wenn das Gehirn - was ja rein organisch (also materiell) ist eine Verbindung mit dem "Geist" einer postulierten Seins-Ebene hat und es irgendeine Art von Wechselwirkung/Einwirkung gibt, ist es damit ebenfalls Teil der Naturwissenschaft - da deine imaginäre Traum-Grenze dann schlicht nicht gegeben sein kann.

closs hat geschrieben:Dieses Forum hat meinen Verdacht bestärkt, dass dem Wissenschaftler offensichtlich nicht immer der Unterschied zwischen Wissenschaft und Weltanschauung klar ist.
Im Gegenteil; esoterischen, meta-Gläubigen ist der Unterschied zwischen Aberglaube/Hirngespinst und Realität nicht klar; und machen ihre unbegründete Weltanschauung in ihren Postulaten zur Realität.

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#17 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Di 17. Mär 2015, 19:46

Scrypt0n hat geschrieben: eine Frage, die auf Behauptungen aufbaut, kann als irrelevant verworfen werden.
Meinetwegen innerhalb der Wissenschaft - sie muss sich ja auch nicht um solche Fragen kümmern. - Um so wichtiger ist, dass sie keine Interpretationen von sich gibt, die mit solchen Fragen interferieren.

Scrypt0n hat geschrieben: was ja rein organisch (also materiell) ist eine Verbindung mit dem "Geist" einer postulierten Seins-Ebene hat und es irgendeine Art von Wechselwirkung/Einwirkung gibt, ist es damit ebenfalls Teil der Naturwissenschaft
Das wäre so etwas wie das Interface - richtig. - WO dieses Interface ist, weiss ich nicht - für erfolgversprechend hielte ich Untersuchungen im Planckraum oder im epigenetischen Kontext. - Aber auch wenn man gar nichts Diesbezügliches weiss, verwirft man die Möglichkeit nicht - dann schweigt man einfach stille und sagt: "Ich weiss es nicht".

Man kann einen wissenschaftlichen Status Quo nicht zum Maßstab dafür machen, ob geistige Fragestellungen erlaubt sind oder nicht.

Scrypt0n hat geschrieben:Im Gegenteil; esoterischen, meta-Gläubigen ist der Unterschied zwischen Aberglaube/Hirngespinst und Realität nicht klar
Beides wird es geben - warum auch nicht?

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#18 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Scrypt0n » Di 17. Mär 2015, 19:50

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: eine Frage, die auf Behauptungen aufbaut, kann als irrelevant verworfen werden.
Meinetwegen innerhalb der Wissenschaft - sie muss sich ja auch nicht um solche Fragen kümmern.
Stimmt; deshalb kann die Wissenschaft auch zu dem Ergebnis kommen, dass das, was du als Geist bezeichnest, im Gehirn entsteht.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: was ja rein organisch (also materiell) ist eine Verbindung mit dem "Geist" einer postulierten Seins-Ebene hat und es irgendeine Art von Wechselwirkung/Einwirkung gibt, ist es damit ebenfalls Teil der Naturwissenschaft
Das wäre so etwas wie das Interface
Nein, eine Schnittstelle - womit deine immer implizierte Unmöglichkeit, die "Seins"-Welt wissenschaftlich zu erforschen nichtig wird, da diese organische Schnittstelle ebenfalls eine Verbindung dahingehend hat.

closs hat geschrieben:Aber auch wenn man gar nichts Diesbezügliches weiss, verwirft man die Möglichkeit nicht
Deine Fantasie entspricht keiner Möglichkeit, sondern einem Aberglaube - und diesen kann man natürlich verwerfen.

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#19 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von closs » Di 17. Mär 2015, 19:55

Scrypt0n hat geschrieben:deshalb kann die Wissenschaft auch zu dem Ergebnis kommen, dass das, was du als Geist bezeichnest, im Gehirn entsteht.
Nein - "das, was die Wissenschaft als Geist bezeichnet". - Dann haben wir halt zwei grundlegend andere Bedeutungen von "Geist".

Scrypt0n hat geschrieben:womit deine immer implizierte Unmöglichkeit, die "Seins"-Welt wissenschaftlich zu erforschen nichtig wird
Halte es für einen Moment für möglich, dass unsere Physik aus höherer Warte ein Lego-Spielchen ist. - Wir sollten uns bei der Physik aufs Dasein beschränken und keine Fragen angehen, die unsere Art von Physik vermutlich überfordert. - Und vor allem keine übergeordneten Schlussfolgerungen aus UNSERER Physik ziehen.

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#20 Re: Aberglaube im 21. Jahrhundert

Beitrag von Scrypt0n » Di 17. Mär 2015, 19:56

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:deshalb kann die Wissenschaft auch zu dem Ergebnis kommen, dass das, was du als Geist bezeichnest, im Gehirn entsteht.
Nein
Doch, natürlich.

closs hat geschrieben:Dann haben wir halt zwei grundlegend andere Bedeutungen von "Geist".
Nicht relevant; deine Fantasie sollte groß genug sein um ein dutzend Bedeutungen von "Geist" herbei zu zaubern... :)

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