ceam hat geschrieben:CoolLesterSmooth hat geschrieben:
Nur weil ich nicht grundsätzlich gegen das Schlachten und den Verzehr von Tieren bin, heißt das nicht, dass ich die von dir beschriebene Form der Tierhaltung gutheiße.
Also wäre es für dich ok, wenn ich dich morgen töte um dich zu essen?
Nein, das wäre es nicht. Unsere Gesellschaft beruht auf einer Reihe von Übereinkünften und dazu gehört eben auch, dass wir uns nicht gegenseitig töten (und essen). Wenn ich den Rahmen unserer Gesellschaft verlasse, sieht das jedoch anders aus. Anfang des Jahres gab es wieder den Fall, dass ein Mensch in einem Safaripark von einem Löwen getötet wurde und ich gebe ganz offen zu, dass sich mein Mitleid für die betroffene Person in Grenzen hält. Das sind nun einmal Raubtiere und wer den eigenen Schutzraum verlässt und das Revier solcher Tiere betritt, läuft nun einmal Gefahr Beute zu werden. Es würde mir auch nicht einfallen, den Löwen hier moralisch zu verurteilen.
Das heißt jedoch nicht, dass ich mich in einer ähnlichen Situation einfach meinem Schicksal ergeben würde. Genauso wie der Löwe mein Überleben seinem eigenen unterordnet, würde ich auch den Tod des Löwen in Kauf nehmen, um mein Überleben zu sichern, sei es nun durch aktives Wehren meinerseits, falls ich die Mittel habe oder eben durch meine Flucht, weil das vielleicht der letzte Versuch des Löwen war, an Nahrung zu kommen, bevor er verhungert.
Ein wichtiger Punkt, der dein Alienszenario von der aktuellen Situation abgrenzt, ist noch folgender:
Wir Menschen sind weit genug entwickelt, um in so einem Fall verstehen zu können, was passiert. Wir wären uns unserer Gefangenschaft und unseres Schicksals bewusst, das bedeutet unser Leben wäre wohl, im Vergleich zu jetzt, durch ein überdurchschnittlich hohes Level existentiellen Terrors gekennzeichnet. Ich habe ja bereits geschrieben, dass ich zwar für die Haltung von Tieren, aber gegen das Quälen bin und in dem von dir beschriebenen Fall würde ich argumentieren, dass die Fähigkeit des Menschen, sich seiner Situation bewusst zu sein, unweigerlich mit Qualen verbunden wäre.
Aber gilt dies auch für die Tiere, die wir aktuell halten? Weiß die Kuh auf der Weide, dass sie Gefangene ist und was sie erwartet? Ich gebe zu, ausschließen kann ich es nicht, aber wenn es so wäre, stellt sich doch die Frage, warum es auf Bauernhöfen etc nicht permanent zu Ausbruchsversuchen und Rebellionen kommt. Ich würde sogar vermuten, dass durch den Schutz, den ein eingezäuntes Gelände, ein Stall etc bieten, sowie durch die gesicherte Nahrungsversorung durch den Bauern die Anspannung dieser Tiere niedriger ist, als bei ihren in der Wildnis lebenden Artgenossen.