Glaube und Wissen

Säkularismus
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Demian
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#41 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Demian » Do 12. Dez 2013, 02:36

closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben: Das bedeutet für mich vorallem die Entgrenzung des personalen Ichs.
Meint das der Buddhimus mit "Auslöschen des Egos"? Wenn ja, wäre das mißverständlich.

"Aufhebung" ist eher Veredlung des Ichs in seiner Synthese mit Gott (der ja JHWH - ICH_BIN - ist).


Nunja, ich selbst bin buddhistisch inspiriert, aber kein „Buddhist“ … das müsstest du also einen Buddhisten fragen – und bei den verschiedenen Ausprägungen des Buddhismus und den persönlichen Vorlieben dürfte es da unterschiedlichste Antworten geben. Buddha hat jedenfalls die Frage nach Gott offen gelassen … meine Sichtweise ist eher diese: „Auferstehung, Himmel, ewiges Leben sind Bilder, die uns vermitteln wollen, dass wir beim Sterben in eine neue Seinsweise eingehen werden. Eigentlich ist das Wort „eingehen“ falsch, denn wir sind immer dort. Wir sind nie außerhalb des göttlichen Stromes. Wir sind göttliches Leben, das diese menschliche Erfahrung macht[...]Dieses Leben wird weitergehen. “ ( Willigis Jäger … Quelle )

barbara
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#42 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von barbara » Do 12. Dez 2013, 06:32

Geht es wirklich um das Auslöschen des Egos?

Ich verstehe es eher so, dass es darum geht zu erkennen, dass das Ego (bzw "fleischlicher Mensch" bei Paulus) nur ein winziger Teil von dem ist, was den Menschen ausmacht - und dass es darum geht, zu erkennen, dass ein Mensch viel mehr ist.

Sobald diese Erkenntnis vorhanden ist, verschwindet das Ego nicht, wird aber in den richtigen Kontext gesetzt und übernimmt seine Aufgaben: das ist, die Navigation in der materiellen Welt, von "gucken ob kein Auto kommt bevor ich über die Strasse gehe" zu "Rechnungen zahlen". Während der "Geistige Mensch" jener ist, der die wichtigen grossen Dinge bestimmt: die Ethik, die Aufrichtigkeit, der Sinn des eigenen Lebens, die Liebe.

Aber sollte ein Mensch auf sein Ego zu Lebzeiten vollständig verzichten, wäre die Folge davon eine Einlieferung in die nächste psychiatrische Anstalt mit dem Bedarf, ständig überwacht zu werden - eine Regression zum Kleinkind.

gruss, barbara

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Demian
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#43 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Demian » Do 12. Dez 2013, 11:53

barbara hat geschrieben: Aber sollte ein Mensch auf sein Ego zu Lebzeiten vollständig verzichten, wäre die Folge davon eine Einlieferung in die nächste psychiatrische Anstalt mit dem Bedarf, ständig überwacht zu werden - eine Regression zum Kleinkind.

gruss, barbara

Das ist schon wieder eine Horrorvorstellung, die der Verstand erzeugt :)
Unser Ego ist und bleibt natürlich da ... insofern es ein Programm ist, das der Verstand immer wieder abspult - jeder unsrer Gedanken ist eine Projektion ... jede Vorstellung, die ich mir mache ... von einer absoluten Wirklichkeit, von Gott ... undsofort ... ist meine (!) Vorstellung. Die Gefahr ist nun, dass ich mehr in diesen Vorstellungen lebe ... an diesen Vorstellungen hänge und sie anbete ... sie zum Gott mache ... und nicht Gott selbst. Nirwana heißt wörtlich übersetzt Ausblasen – und was ausgeblasen wird ist die Unklarheit ... und alle damit verbundenen unheilvollen Gedanken, um in die Wesensmitte zu kommen, in ein Bewusstsein das jenseits von Trennung und Unterscheidung geschieht. Bildhaft gesagt: von einem Zustand des Schlafens - Unklarheit - in einen Zustand des Erwachens - Klarheit.

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Magdalena61
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#44 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Magdalena61 » Do 12. Dez 2013, 12:14

Darkside hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Wissen kann man nur die Realität, alles andere ist Glaube.
Wie erwirbt man Wissen?
Durch Informationen und Erfahrungen, die über den Verstand verarbeitet und genützt werden.

Beim "Glauben" ist es ebenso.
Nein, beim Glaube wird ein Gott (oder andere Dinge) erst in gegebene Informationen/Erfahrungen hinein interpretiert - das heißt nicht, dass er darin auch tatsächlich vorkommt.
Das ist der Unterschied.
"Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Menschen alles glauben, wenn man behauptet, Wissenschaftler hätten es herausgefunden" Quelle
... so arg viel Unterschied ist da nicht :) .

Obwohl man immer noch nicht glaubhaft erklären und beweisen kann, wie bzw. dass aus unbelebter Materie Leben entstanden sein soll, glaubt man an diese Theorie= eine moderne Schöpfungsgeschichte... auf atheistisch.
LG
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Pluto
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#45 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Pluto » Do 12. Dez 2013, 12:25

Magdalena61 hat geschrieben:"Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Menschen alles glauben, wenn man behauptet, Wissenschaftler hätten es herausgefunden" Quelle
Der Grund warum man der Wissenschaft glauben kann, liegt darin, dass alles prinzipiell überprüfbar ist (und auch überprüft wird), was veröffentlicht wird.

Obwohl man immer noch nicht glaubhaft erklären und beweisen kann, wie bzw. dass aus unbelebter Materie Leben entstanden sein soll, glaubt man an diese Theorie= eine moderne Schöpfungsgeschichte... auf atheistisch.
Man stellt Hypothesen auf, und schaut welche objektiv gesehen, die Wahrscheinlichste ist. Dieser Teil der Wissenschaft ist (wenn du willst) ein "Ratespiel".
Dann guckt man was man in der Natur findet, um das eine oder andere zu bestätigen oder zu widerlegen.
Dann wirds ernst, denn wenn etwas widerlegt wird, muss es umgehend verworfen werden.

Das ganze nennt sich "ergebnisoffene Forschung".

An der Abiogenese, arbeiten wetlweit zurzeit mehr als 40 unterschiedliche Forscher-Teams. Die bisherigen Ergebnisse sind zwar vielversprechend, aber noch nicht gesichert genug, als dass man sagen kann "Das ist es!".

Rom wurde auch nicht in einem Tag erbaut.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#46 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von closs » Do 12. Dez 2013, 15:14

Pluto hat geschrieben:Der Grund warum man der Wissenschaft glauben kann, liegt darin, dass alles prinzipiell überprüfbar ist (und auch überprüft wird), was veröffentlicht wird.
Es wäre die falsche Richtung, wenn sich die Wissenschaft rechtfertigen müsste für das, was sie richtig macht. Das ist nicht das Problem.

Das Problem ist, ob man Wissenschaft als DAS verbindliche System versteht oder als EIN System neben/unter/über anderen.

Trotzdem EIN Kritikpunkt an der Wissenschaft: Sie kann nur das objektivieren, was ihr jeweiliger Stand ist. Damit ist sie zwar sich selber gegenüber wasserdicht, aber nicht immer gegenüber der umfassenden Realität - dazu ein ganz einfaches, un-transzendentes Beispiel:

In Bezug auf die Behandlung von Brandverletzungen gab es innerhalb von einigen Jahrzehnten in der 2. Hälfte des 20.Jh. folgende jeweils wissenschaftlich abgesicherte und objektivierte "Wahrheiten":
* Brandwunde mit Milche benetzen
* mit Öl benetzen
* mit kaltem Wasser benetzen
* mit warmem Wasser benetzen
* gar nicht benetzen.

"Wahr" in Bezug auf die Realität kann aber nur eine Variante sein.

Ähnliches gilt für Fragen in Bezug auf Adipositas:
* Formel Körpergröße minus 100 = ideales Gewicht in kg
* Bodymass-Index
* Momentan scheint was anderes aktuell zu sein.

Sicherlich gibt es Gründe für alle diese Ansätze - es zeigt aber auch, dass Überprüfbarkeit von Ergebnissen zwar eine Adelung der Methode ist, aber nicht unbedingt etwas über die Substanz der Ergebnisse in Bezug auf die Realität aussagt.

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Vitella
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#47 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Vitella » Do 12. Dez 2013, 15:22

Pluto hat geschrieben:Der Grund warum man der Wissenschaft glauben kann, liegt darin, dass alles prinzipiell überprüfbar ist (und auch überprüft wird), was veröffentlicht wird.

das würde aber bedeuten, dass es für immer stimmt.
Was ist mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen die später revidiert wurden.?
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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#48 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Pluto » Do 12. Dez 2013, 18:31

Vitella hat geschrieben:Was ist mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen die später revidiert wurden.?
Na gut... nehmen wir mal ein berühmtes Beispiel: Das der Gravitationsgesetze von Newton.

1916 stellte Einstein, nachüber 200-jähriger Vorherrschaft der newton'schen Gravitation, fest dass dass bei sehr hohen (relativistisch genannten) Geschwindigkeiten oder sehr großen Gravitationsfeldern Newtons einfache Formeln nicht mehr stimmten. Sie mussten für gewisse Systeme revidiert werden. Eine der ersten Anwendungen von Einsteins revidierten Formeln betraf winzige Abweichungen in der Umlaufbahn des Merkur (der Sonne am nächsten liegende Planet). Das galt damals als "Triumph der Wissenschaft" schlechthin. Wenn es aber um alltägliche Dinge geht, und dazu zählen selbst der Mondflug (1969) oder die Roboter auf dem Mars, rechnet man heute noch mit den altbewährten newton'schen Formeln. Ja, sie stimmen immer noch!

Das bedeutet, dass die alten Gesetze immer noch ihrer Gültigkeit haben, aber eben nur innerhalb der Grenzen für die sie entwickelt wurden. Die neuen Erkenntnisse (Einstein) gelten dann außerhalb dieser Grenzen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#49 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Demian » Do 12. Dez 2013, 18:50

Pluto hat geschrieben:
Vitella hat geschrieben:Was ist mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen die später revidiert wurden.?
Na gut... nehmen wir mal ein berühmtes Beispiel: Das der Gravitationsgesetze von Newton.

1916 stellte Einstein, nach über 200-jähriger Vorherrschaft der newton'schen Gravitation, fest dass bei sehr hohen (relativistisch genannten) Geschwindigkeiten oder sehr großen Gravitationsfeldern Newtons einfache Formeln nicht mehr stimmten. Sie mussten für gewisse Systeme revidiert werden. Eine der ersten Anwendungen von Einsteins revidierten Formeln betraf winzige Abweichungen in der Umlaufbahn des Merkur (der Sonne am nächsten liegende Planet). Das galt damals als "Triumph der Wissenschaft" schlechthin. Wenn es aber um alltägliche Dinge geht, und dazu zählen selbst der Mondflug (1969) oder die Roboter auf dem Mars, rechnet man heute noch mit den altbewährten newton'schen Formeln. Ja, sie stimmen immer noch!

Das bedeutet, dass die alten Gesetze immer noch ihrer Gültigkeit haben, aber eben nur innerhalb der Grenzen für die sie entwickelt wurden. Die neuen Erkenntnisse (Einstein) gelten dann außerhalb dieser Grenzen.

Sehr gut - du könntest ohne weiteres als Lehrer arbeiten. :thumbup:

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sven23
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#50 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von sven23 » Sa 14. Dez 2013, 11:44

Magdalena61 hat geschrieben:
Nun... dem Xaver kamen die Fürbitter in die Quere.
LG

Oder die statistische Unsicherheit, die allen Wetterprognosen naturgemäß innewohnt.
Auf den Philippinen haben die Fürbitter kläglich versagt. Sagt das etwas aus über die Qualität der Fürbitten oder über die Existenz Gottes?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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